Alfons Petzold
Der stählerne Schrei
Alfons Petzold

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Doch du, Herz, bleibe leben!

        Stirb mein Hirn, doch du, Herz, bleibe leben!
Du, mit jeder Fiber bleibe da.
Sei der wunden Erde treu ergeben,
Die noch nie so tiefes Elend sah.
Wende dich nicht ab und laß die Faust
Kalter Ruhe sich nicht um dich klammern,
Weil zu arg und lang die Kriegsnot haust,
Und ein Greuel dir der Menschen Jammern.

Stirb mein Hirn, doch du, Herz, bleibe leben!
Bete und zittere in deinem Haus.
Wie ein Metall im Sturme mußt du beben,
Schrei deine Ängste in die Welt hinaus.
O, sei nicht feige, wenn es um dich klagt,
Knete dein Leid mit fremden Leid zusammen,
Wenn es der Nächste nicht zu sagen wagt,
Predige du das glühendste Verdammen!

Stirb mein Hirn, doch du, Herz, bleibe leben,
Dränge dich zu allen andern hin
Und in ihrem Sinken, ihrem Heben
Verspüre dieser Zeit geheimen Sinn:
Wo ist ein Schützengraben, der es trennt,
Das Leid vom Leide, Herz, kannst du es fassen?
Die Erde ist der Liebe Element,
Und flucht zutiefst dem Würgen und dem Hassen.


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