Alfons Petzold
Der stählerne Schrei
Alfons Petzold

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Die Harrenden.

      Wann kommt der Friede? Wir haben die Gesichte
Ekstatisch inbrunstheißer Mönche angenommen
Und sind in einer reinen Glut entglommen,
Als müsse Gott noch einmal zu uns kommen,
Auf daß er einen neuen Mythos dichte.

Ist das die Welt, nach der es uns verlangte,
Aus eines Menschen Schmerz hervorzutreten?
Auf der uns einer Fliege Schicksal bangte,
Oder ein Bettler, der öffentlich erkrankte,
Ein Trunkner, der durch seine Heimat wankte,
Uns zittern für sie ließ und vielleicht beten?

Ist das die Welt, die wir gestalten wollten
Zu einem paradiesischen Gefilde,
Daß sie den Armen und den Haßvergrollten
Zu einem frohen guten Menschen bilde?
Ist das die Welt, durch die wir schreiten sollten,
Erfüllungsfromm und nicht wie giere Wilde?
Ist . . . das . . . die . . . Welt?

Die Augen sehen nichts wie Blut aufschäumen
Um Pyramiden kriegszermalmter Knochen;
Das Kreuz des Nazareners ist zerbrochen
Und Liebe lebt nur mehr in unseren Träumen.
An jeder Türe tönt des Todes Pochen.
O Friede, komm! Aus deinem langen Säumen
Kommt immer mehr des Unheils angekrochen.

O Friede, komm! Wir halten, halb verblutet,
Unsere Herzen flammend dir entgegen.
Eile heran, damit dein kühler Segen
Auf unsere fieberschweren Nächte flutet.
Wir spähen nach dir aus auf allen Wegen,
Ob du nicht kommst, geheim und unvermutet.

Wir sind ganz Inbrunst, glühendes Verlangen
Dich als den neuen Christus zu empfangen!

O Friede komm!


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