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Sechstes Kapitel.

Am nächstes Mittag um zwei Uhr fuhr der Gutsbesitzer Bruhn in seinem kleinen Korbwagen in die Stadt und ließ diesen bei seinem Kaufmann ausspannen.

Darauf begab er sich auf das Amtsgericht.

Es war ein altes Gebäude, das nach dem Markte hinauslag. Im Hintergrunde erhob sich ein roter, zackiger Turm, der beinahe einem Kirchturme glich und auf dem der Schutzheilige der Stadt auf einem Stuhle sitzend angebracht war. Er war in Sandstein gemeißelt und hing wie eine wunderliche kleine Puppe auf der einen Seite der Turmluke, aus der allabendlich der Sonnenuntergang eingeläutet wurde.

Vor dem alten Turm war ein häßliches, graues Gebäude aufgeführt, in dessen oberem Stockwerk sich eine Reihe kleiner, viereckiger Fenster mit eisernen Stangen befand. Es waren die Gefängniszellen, und die Knaben, die am Morgen in die hinter dem Amtsgericht liegende Schule gingen, schauten immer mit einem Gemisch von Neugierde und Schreck zu den Fenstern hinauf, und durch die schmutzigen, vergitterten Scheiben erblickten sie hin und wieder die Umrisse eines bleichen Gesichts. In ihrer lebhaften Phantasie wollte es ihnen dann scheinen, als wenn dieses sie verspotte, und sie sahen es dann nicht selten auch nachts in ihren Träumen wieder.

Wurde aber einmal eine bekannte Persönlichkeit verhaftet, so glaubten die Knaben immer, daß dieses Gesicht demjenigen gehöre, der augenblicklich im Munde aller war, und trafen sie sich dann auf dem Spielplätze, so berichtete der eine mit geheimnisvoller Miene dem andern: ›Ich habe ihn gesehen‹. Alle wußten sofort, wer gemeint war, und sie beneideten denjenigen, der das Glück gehabt hatte, diesen interessanten Anblick zu genießen.

Links daneben im Rathauskeller befand sich der gemütliche Ort, bei dessen Nennung die Jugend nie den wirklichen Ernst des Gesetzes und der Gerechtigkeit empfand. Hier war der Polizeigewahrsam für die Betrunkenen, und hier wurde an den Jahrmärkten oft ein heftiger Kampf zwischen den übermütigen Knechten vom Lande und dem dicken Polizeidiener ausgefochten, der für gewöhnlich keine andere Beschäftigung hatte, als die Marktpreise zu notieren und, wenn Auktion war, mit der großen Trommel umherzulaufen.

Auf das Amtsgericht führte eine große, breite Treppe mit eisernem Geländer. Wenn der Gutsbesitzer Bruhn früher auf ihr hinaufstieg, hatte er das alte Gebäude mit demselben halbhumoristischen Blicke betrachtet, mit dem alle gehorsamen Bürger mit gutem Gewissen das mittelalterliche Inventarstück ansehen.

Erst heute fiel es ihm auf, wie abgetreten die Steine waren, und es kam ihm plötzlich in den Sinn, wie schwer wohl oft die Schritte gewesen sein mochten, die im Laufe der Jahre den harten Granit der Stufen spiegelblank geschliffen hatten.

Zögernd schritt er die Stufen zu der großen Vorhalle hinauf, unter deren gemauerten Wölbungen die Luft ihm heute kälter und feuchter als sonst erschien.

Der dicke, gemütliche Amtsgerichtsdiener, der ihn so gut kannte, grüßte ehrerbietig, mit der Höflichkeit eines wohlgesinnten Gönners. Er empfand ein gewisses heimatliches Wohlwollen für alle diejenigen, die vor den fremden Kriminalrichter geladen waren. Denn selbstredend betrachtete er das Eingreifen der von auswärts kommenden Untersuchungskommission als eine Kränkung der einheimischen Behörde, bei der er von jeher eine hervorragende Rolle gespielt hatte.

Der Rittmeister wurde sofort in ein ziemlich großes Zimmer geführt, in welches das Licht vom Marktplatze aus hell hereinflutete.

Der Kriminalrichter ging hinter der Schranke auf und nieder und schlug hier ein Protokoll, dort ein Aktenstück auf. Im Vorbeigehen ersuchte er den Geladenen durch eine Handbewegung, Platz zu nehmen.

Bruhn setzte sich schräge auf eine neben der Tür stehende, mit Wachstuch überzogene Bank.

Der Richter suchte in seinen Protokollen und Aktenstücken umher, als habe er die Anwesenheit des Gutsbesitzers ganz vergessen.

So verging ungefähr eine halbe Stunde, und die große Uhr in der Vorhalle schlug dreimal, daß es im ganzen Rathause dröhnte.

Der Kriminalrichter blickte auf, und seine Auge traf den Blick des Gutsbesitzers. Bruhn erhob sich unwillkürlich und trat an die Schranken.

Im Auftreten des Richters war nichts Steifes, Beamtenmäßiges. Er war im Gegenteil geradeaus und natürlich und erweckte unwillkürlich Vertrauen.

Wir kennen uns ja schon, sagte er in gleichgültigem Tone, aber so, als wenn er es für selbstredend betrachtete, daß der Geladene nicht weiter darauf einging. Dann fuhr er fort: Heute habe ich amtlich mit Ihnen zu sprechen.

Nachdem die Personalien des Gutsbesitzers aufgenommen waren, begann der Kriminalrichter: Kommen wir jetzt zur Sache. Aus den Protokollen ersehe ich, daß Ihr Gutshof am 23. Mai 1866 niedergebrannt ist. Stimmt das?

Jawohl! entgegnete der Gutsbesitzer freimütig. Er sah ja aus der ganzen Art und Weise, wie der Richter auftrat, daß dieser nur volle Klarheit über alle Einzelheiten haben wollte, und er hatte sich vorgenommen, die reine Wahrheit zu sagen.

Ja, ja, das Leben war nicht immer so leicht für Sie wie jetzt, sagte der Richter in liebenswürdigem Tone.

Ach nein, antwortete der Gutsbesitzer.

Ich weiß, daß Sie Ihre Familie in ziemlich hohem Maße unterstützt haben. Namentlich Ihre Fräulein Schwestern.

Der Gutsbesitzer wurde über diesen Ausspruch beinahe gerührt. Selbst wenn der Mensch in aller Stille Gutes stiftet und die Rechte nicht wissen läßt, was die Linke tut, so hat er doch nichts dagegen, wenn halb gegen seinen Willen festgestellt wird, daß bei ihm das Herz auf der rechten Stelle sitzt.

Es ist richtig. Ich habe meinen Schwestern eine jährliche Unterstützung zukommen lassen, bin aber erstaunt, daß Sie, Herr Kriminalrichter, es wissen.

Dergleichen interessiert mich, sagte dieser lachend, und ich muß gestehen, daß dies Ihrerseits außerordentlich hübsch und edel war, es hat aber doch wohl Zeiten gegeben, wo Sie die Unterstützung nicht leisten konnten. Daß so etwas vorkommt, weiß ich aus eigener persönlicher Erfahrung. Das Leben ist nicht so leicht, und das Los des Landmannes ist nicht immer das beste.

Gewiß nicht, meinte der Gutsbesitzer, dem die Art und Weise, wie der Kriminalrichter die ganze Angelegenheit behandelte, außerordentlich zusagte. Einige Jahre habe ich die Unterstützung allerdings nicht zahlen können.

War dies in letzterer Zeit?

Nein, in der Mitte der Sechziger.

Der Protokollführer blickte unwillkürlich auf, als wolle er seinen Blick fangen. Bruhn hatte es aber schon vergessen, daß er sich im Gerichtssaal befand. Er hatte den Ellbogen leicht auf die Schranke gestützt und betrachtete das Verhör als eine Art Privatunterhaltung zwischen Leuten, die sich schon einige Zeit kennen und gemeinsame Beziehungen haben.

Der Kriminalrichter hatte sich mit übereinander geschlagenen Knien ihm gegenüber gesetzt. Er spielte ununterbrochen mit einem kurzen Lineal.

Ich kann es mir schon denken, daß Sie damals Ihre Sorgen hatten. Sie waren große Verpflichtungen eingegangen. Hatten Sie nicht auch für einen Ihrer Freunde gutgesagt?

Der Gutsbesitzer erhob sich ein wenig. Sein biederes Gesicht nahm plötzlich einen mißtrauischen Ausdruck an. Er hatte das Gefühl, als sei er zu weit gegangen, als hätte er sein Herz diesem Manne nicht ausschütten dürfen, der ihm keineswegs wohlwollend gesinnt war.

Diese Kenntnis seiner persönlichen Verhältnisse, die im ersten Augenblick sein Interesse und seine Offenherzigkeit erregt hatte, weil er glaubte, daß seine Gutherzigkeit doch nur zu seinen Gunsten sprechen würde, versetzte ihn jetzt in die ärgste Besorgnis und erschien ihm als Beweis dafür, daß man ihm nachspioniert habe.

Ja, antwortete er zögernd, ich hatte für einen alten Schulfreund gutgesagt. Die Sache drehte sich um 5000 Kronen. Hätte ich ihm nicht geholfen, so wäre der Mann verloren gewesen.

Ich kenne die Sache. Es handelt sich um den Intendanten Oluf Grove.

Der Gutsbesitzer sprang auf. Sein Antlitz nahm eine blasse, matte Farbe an.

Woher wissen Sie dies?

Darüber schulde ich Ihnen keine Erklärung.

Bruhn hatte das Gefühl, als ob unsichtbare Arme ihn mit festem Griffe packten, daß an ein Entrinnen nicht zu denken war.

Im Dezembertermin erklärten Sie einer Anzahl Gläubiger, daß Sie nicht imstande seien, Ihre Schuld zu begleichen, und baten um Stundung bis zum Junitermin des folgenden Jahres. Gleichzeitig fügten Sie hinzu, daß Sie zu dieser Zeit bestimmt in der Lage sein würden, Ihren Verpflichtungen nachzukommen.

Dieses Mal antwortete der Gutsbesitzer nicht. Der Umstand, daß der Richter seine persönlichen Verhältnisse, deren Einzelheiten ihm selbst beinahe schon aus dem Sinn gekommen waren, so genau kannte, erweckte in seiner Seele Besorgnis und Unruhe. Es war, als läsen diese blauen, kalten Augen die im tiefsten Herzen verborgenen Gedanken und als vermöchten sie alles das an die Oberfläche zu ziehen, was er in seinem Innern wohl und sicher verwahrt glaubte.

Und jetzt bemächtigte sich des Gutsbesitzers ein Gefühl, als müsse man diesem Manne gegenüber so viel wie möglich verbergen. Er beschränkte sich deshalb auf ein beständiges Kopfnicken und nahm sich vor, nur das Allernotwendigste zu sagen.

Weshalb glaubten Sie, daß Sie zum Junitermin 1866 zahlen könnten? fuhr der Richter fort. Hatten Sie irgend einen Grund zu der Annahme, daß sich die Zeiten bessern würden und daß sich Ihre Lage in dem halben Jahre vom Dezember bis Juni günstiger gestalten könnte?

In schwierigen Lagen sieht man der Zukunft ja immer mit einem leichteren Blick entgegen und hofft das Beste, entgegnete der Gutsbesitzer, und in seiner Stimme zitterte ein zurückgehaltener Aerger.

Natürlich soll man den Mut nicht verlieren, und es ist ja gut, wenn man für sich selbst Trost findet. Er darf aber doch nicht in der Luft schweben, sondern muß eine solide Grundlage haben. Sonst erreicht man nichts weiter, als ein zweckloses Hinhalten der Gläubiger und damit gewöhnlich auch eine Verschlimmerung der eigenen Lage.

Ich kann dazu nur bemerken, daß ich in früheren Jahren Schwierigkeiten überwunden habe, die aussichtsloser schienen als die soeben erwähnten, und daß ich deshalb auch hoffte, mit Gottes Hilfe über diese wegzukommen.

Wollen wir nicht lieber den lieben Gott hier aus dem Spiele lassen, bemerkte der Kriminalrichter trocken.

Sehr wohl – dies war eigentlich nur eine Redensart, entschuldigte sich der Gutsbesitzer.

Gerade deshalb. Vor Gericht gelten keine Redensarten, sondern nur Tatsachen, sagte der Richter, und seine Stimme, die vorher liebenswürdig und gemütlich gewesen war, nahm einen so befehlenden und verletzenden Ton an, daß der Gutsbesitzer sich unwillkürlich aufrichtete.

Sie hatten ebensowenig Aussicht, im Juni zu zahlen, als Sie im Dezember zahlen konnten. Trotzdem hat man Ihnen Ihre Schulden gestundet.

Und ich zahlte zur rechten Zeit, erklärte der Gutsbesitzer mit einem gewissen Stolze.

Ja, Sie zahlten. Das ist eben die Sache. Sie zahlten. Obgleich Sie keinerlei Aussicht hatten, im Sommer mehr Geld zu besitzen, als Sie im Dezember besaßen, versprachen Sie, am Junitermin pünktlich zahlen zu wollen, und Sie hielten Ihr Versprechen. Aber womit taten Sie es?

Ich zahlte mit dem Gelde, das inzwischen eingegangen war.

Das inzwischen eingegangen war. Da haben wir es ja. Was war eingegangen? Die Versicherungssumme, die Ihnen für Ihren abgebrannten Hof gezahlt war. Mit ihr lösten Sie die für den Intendanten Grove geleistete Garantie ein, mit ihr unterstützten Sie Ihre Schwestern, und mit ihr brachten Sie Ihren Hof in die Höhe, sodaß Sie heute ein gutgestellter Mann sind, während Sie vor dem Brande unmittelbar vor dem Konkurs standen und selbst nicht wußten, wie Sie Ihren Vermögensverfall vermeiden sollten.

Diesmal waren die Ausdrücke zu hitzig und der Ton zu brutal, als daß die Worte denselben Eindruck wie vorher machen konnten, als sie Fühlhörnern gleich ausgestreckt wurden.

Der Gutsbesitzer Bruhn richtete sich auf, seine Augen leuchteten, und er sagte:

Wollen Sie damit sagen, daß ich meinen Hof angezündet habe?

Der Richter blickte sein Opfer fest an, und es war, als wenn seine blauen Augen verborgene Gedanken an sich saugen und ihren Sinn durchdringen möchten. Dann sagte er kurz:

Noch nicht.

Darauf wandte er sich um und trat an das Fenster. Er blickte auf den Marktplatz hinab, während er gegen das Fenster trommelte.

Der erste Angriff war abgeschlagen. Die Taktik mußte geändert werden.

Auch der Gutsbesitzer rüstete sich mit Ruhe, um den Feind abzuwehren, denn als solchen betrachtete er den Kriminalrichter. Dies gab ihm sein Selbstbewußtsein wieder.

Jetzt folgten einige Minuten Pause.

Dann drehte der Richter sich um und näherte sich wieder langsam der Schranke.

Sie empfingen gestern die Ladung zum heutigen Termin.

Jawohl.

Die Ladung machte Sie sichtlich nervös. Sie verließen sofort ohne besonderen Grund das Haus. Sie streiften überall umher, waren bald hier, bald dort, wie ein Mann, der von einem bösen Gewissen geplagt wird.

Oder von einer bangen Ahnung.

Nun ja, vielleicht. Woher, glauben Sie, daß diese Ahnung kam?

Das ist eine Frage, die vielleicht geistreichere Leute als ich beantworten können, Herr Kriminalrichter. Ich bin ein alter Soldat, habe zwei Feldzüge mitgemacht und bin Ritter des Danebrogordens.

Da flog ein fast ungeduldiger Zug über das Gesicht des Richters.

Vor einem offenen Kampfe habe ich mich nie gefürchtet. Dagegen kann ein versteckter Verdacht mich leicht verwirren. Als alter Soldat halte ich meine Ehre hoch und dulde nicht, daß sie von irgend jemand angetastet wird. Ruhiger fuhr Bruhn dann fort: Was ich von Ihnen bis heute gehört habe, eignet sich nicht, um mich sicher zu machen. In Ihrem dienstlichen Eifer, sich Klarheit zu verschaffen, ist es Ihnen gleichgültig, ob Sie einen Unschuldigen dem Gerede und der Verleumdung preisgeben. Und wenn ein solcher Verdacht auch nur Wochen, tage- oder stundenlang auf dem Betreffenden ruht und er auch schließlich gereinigt herausgeht, so kostet die Aufregung ihm doch einen Teil seines Lebens. Weil ich so denke, Herr Kriminalrichter, befiel mich eine bange Ahnung, als ich die Vorladung zu dem heutigen Termin erhielt.

Der Kriminalrichter sah den alten Soldaten, der seinen Blick freimütig aushielt, fest an, das Inquisitorische in seinen Augen verschleierte sich aber nach und nach. Es arbeitete ein neuer Gedanke hinter ihnen, der ihnen ihre intensive Kraft raubte.

Sie sprechen nicht gerade schlecht, Herr Bruhn, man sollte glauben, daß Sie sich auf Ihrem gestrigen langen Spaziergange alles sorgfältig zurecht gelegt hätten!

Und wenn auch, jeder Mensch ist sein eigener, natürlicher Verteidiger!

Sie bedienen sich aber eines Wortschwalles, der so reißend ist, daß er unbedingt Mißtrauen erregen muß, und daher mehr belastend, als entlastend wirkt.

Das kann ich nicht beurteilen. Jedenfalls weiß ich aber, daß mein und meiner Familie ehrenhafter Name in Gefahr schwebt, und daß ich jedes mir zu Gebote stehende rechtmäßige Mittel ergreifen werde, um ihn zu schützen und zu verteidigen.

Der Richter blickte den Gutsbesitzer unsicher an und sah, wie Bruhns Antlitz sich mit einer tiefen Röte bedeckte, während seine Augen in ihrem Ausdruck eine bis dahin ungeahnte Kraft erhielten. Er wußte nicht recht, was er davon halten sollte. War es Ehrlichkeit oder Komödie?

Sie bewegen sich ja förmlich in poetischen Wendungen, sagte er, um etwas zu sagen, während er in Gedanken langsam die allgemeineren Angriffe aufgab, um mit den vorliegenden Tatsachen zu beginnen. Bis jetzt hatte der Gutsbesitzer noch nicht gelogen, und diesen Umstand mußte er ihm zugute rechnen. Er zweifelte aber keineswegs daran, daß er in die Falle gehen würde, die er ihm stellen wollte.

Der Kriminalrichter gab dem Gutsbesitzer mit einer Handbewegung zu verstehen, daß er wieder Platz nehmen könne.

Darauf blätterte er in einigen alten Aktenstücken. Dies nahm ein paar Minuten in Anspruch.

Ich sehe aus dem ersten Protokoll, daß Sie, als das Feuer ausbrach, nicht zu Hause waren?

Ich war etwa drei Stunden vorher in die Stadt geritten.

Um einen Brief zu besorgen?

Jawohl! Er hatte Eile. Auf dem Lande pflegt man ja oft die Gelegenheit zum Reiten zu benutzen. Ich befand mich außerdem nicht ganz wohl, und da der Brief fort sollte, riet meine Frau mir, ihn selbst zur Bahn zu bringen. Sie meinte, daß die frische Luft mir gut tun würde.

An wen war der Brief?

An den Agenten der Woodschen Maschinenfabrik.

Um was drehte er sich?

Um den Kauf einer Mähmaschine.

Um nichts weiteres?

Nein.

Gut, sagte der Kriminalrichter. Sie müssen entschuldigen, Herr Rittmeister, zu meinem Bedauern muß ich Sie aber einige Stunden hier behalten. Ich werde Ihnen eins der Nebenzimmer anweisen lassen. Haben Sie irgendwelche Wünsche, so bitte ich Sie, diese zu äußern.

Als der Gutsbesitzer den Sitzungssaal verließ, hielt er einen Augenblick an, als wolle er etwas sagen.

Hm? versetzte der Kriminalrichter barsch.

Der Gutsbesitzer drehte sich aber wieder um und setzte seinen Weg fort.

Der Kriminalrichter nahm ein Depeschenformular zur Hand und füllte es aus.

Darauf sagte er zu dem Diener:

Führen Sie den Hofbesitzer Hansen aus Bröndkilde vor. Wir wollen einmal sehen, ob der Mann schon mürbe geworden ist.


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