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V.
Andreas Hofer, der Statthalter des Kaisers.

Hastig schritt Andreas die Treppe hinauf und ging nach dem Balconzimmer.

Der Kapuziner hatte sich jetzt von dem Teppich erhoben, Joseph Speckbacher war bei ihm, und Beide eilten Andreas Hofer entgegen, ihn zu begrüßen.

Hast grausam lang' auf Dich warten lassen, Bruder, sagte der Kapuziner unwirsch, hätt'st bedenken sollen, daß wir nichts im Leib' haben, und also hungrig sind.

Ja, Vater Anderl, rief Speckbacher lächelnd, hast uns den Brodkorb gar gewaltig hoch gehängt, und ganz schwach sind wir vom Hungern und Warten!

Jetzt zanken sie mich aus, sagte Andreas milde, ich hab' sie jetzt warten lassen! Und ich mein' doch, ich, hab' auf sie gewartet und bin vor Hunger in die Kirch' gangen. Na, laßt's gut sein, lieben Waffenbrüder und Freund', wir sind nun beisammen und deß wollen wir froh sein. Und schaut nur da auf den Niederkircher mit seiner großen Schüssel! Ei, wie das prächtig dampft und duftet, und wie herrlich das munden wird. Nun setz' die Schüssel auf den Tisch hieher, Adlerwirth, und setz' Dich selber zu uns und iß mit uns.

Nein, nein, Herr Ober-Commandant von Tyrol, Heut' ist's meine Pflicht, Euch zu bedienen, denn Ihr seid ein gar mächtig großer Herr, und die beiden Andern da sind auch große Herren, und also würd's sich nit für mich schicken, wenn ich mich neben Euch setzen thät.

Wenn Du's nit thust, so eß ich gar nit, rief Andreas Hofer.

Und ich lauf' fort, sagte Speckbacher, von seinem Stuhl aufspringend.

Ich bleib' sitzen, brummte der Kapuziner, aber ich kündige dem Adlerwirth meine Freundschaft auf, wenn er uns die Supp' kalt werden läßt, statt sich gleich jetzt daher zu setzen und mit uns zu essen.

Ich sitz' schon, rief Niederkircher, sich hastig einen Stuhl an den Tisch rückend und auf demselben Platz nehmend. Nun aber, meine Herren und guten Freund', nun erlaubt, daß ich Euch wenigstens die die Supp' auffüllen darf!

Das erlauben wir, riefen die drei Freunde lachend, und recht volle Teller, Adlerwirth!

Nun trat eine Zeit lang tiefe Stille ein, und nur das Klirren der Löffel hörte man, die eifrig über die Teller dahin fuhren, und die lang ersehnte Reise zum Munde machten!

Auf einmal indessen ward diese behagliche, genußvolle Stille durch lautes Vivatrufen und Schreien, das von der Straße ertönte, unterbrochen.

Andreas Hofer ließ seinen Löffel fallen und horchte trostlos hinaus.

Ich glaub' gar, sie rufen mich schon wieder, seufzte er ganz zerknirscht.

Wirklich hörte man jetzt von hunderten jugendlicher Stimmen, laut und jubelnd, Andreas Hofer's Namen schreien, und dem Vivatrufen folgte ein langer, schmetternder Tusch von Geigen und Pfeifen, Trompeten und Hörnern.

Jetzt haben's gar noch Musik dazu, rief Andreas Hofer ängstlich. Heilige Mutter Gottes, hört nur, wie sie jetzt wieder brüllen, als wollten's das Haus umstürzen.

Sie rufen nach Dir, sie wollen Dich sehen, sagte der Adlerwirth, der an's Fenster getreten war. Es sind die Studenten von der hiesigen Hochschule, sie sind in ihren Festtagskleidern gekommen und wollen Dir ein Ständchen bringen.

Und warum denn mir? fragte Andreas Hofer ganz desperat. Warum nit dem Speckbacher, oder dem Kapuziner, oder dem Peter Mayer, oder dem Anton Wallner? Sie haben Alle gerad' eben so viel gethan, als ich, und vielleicht noch mehr.

Bist aber der Liebling des Volks, Bruder, sagte der Kapuziner lächelnd, das Volk glaubt an Dich, und es wär' grausam und unvernünftig, wenn wir ihm seinen Glauben nit lassen wollten. Von Dir muß Alles ausgehen, Du mußt Alles gethan und zu Stande gebracht haben.

Und was wir Andern gethan, das haben wir ja doch nur in Deinem Namen gethan, Vater Anderl, rief Speckbacher, und das Volk und die Schützen würden uns nit so parirt haben, wenn sie nit gemeint hätten, alle Befehle, die wir ihnen gegeben, und alle Anordnungen kämen von Dir. Bei Deinem Namen haben sie gehorcht, gekämpft und auf Sieg gehofft. Und jetzt feiern sie den Sieg auch mit Deinem Namen, wie's recht und billig ist. Horch nur, horch, da brüllen sie schon wieder Deinen Namen. Es ist wahr, grauslich gesunde Kehlen haben die lieben Buben, und ich fürcht' immer, wenn Du nit bald ihnen die Lieb' thust und auf den Balcon 'nausmarschirst, so werden's uns ganz taub und sich ganz heiser schreien.

Nun denn in Gottes Namen, seufzte Andreas, mach' nur wieder auf, Niederkircher, ich muß wirklich wieder auf den Balcon hinaus.

Und wieder so 'ne schöne Rede mußt halten, wie vorher, jubelte der Adlerwirth, indem er die Balconthüren weit aufriß.

Andreas antwortete nicht, sondern schritt mit ernstem, fast verdrießlichem Gesicht hinaus auf den Balcon. Unermeßlicher Jubel empfing ihn, und weit hinunter die dichtgedrängten Straßen hallte es wieder: Vivat Andreas Hofer, der Ober-Commandant! Vivat Andreas Hofer, der Befreier!

Mein tapferer Sohn Seppel Speckbacher, sagte der Kapuziner schmunzelnd, indem er sich ein Glas Wein einschenkte, siehst Du, es kommt doch ein Jeder zu seinem Recht. Vorgestern, derweil wir kämpften und im Schweiß unseres Angesichts dreinhauten am Berg' Isel, da saß mein guter Bruder Andre Hofer droben im Schupfenwirths Haus, bei seinem Freund Etschmann, und vor ihm stand die Flasch' mit Wein und daneben lag der Rosenkranz, und während wir kämpften, da aß und trank er, betete dazu, und schickt' uns von Zeit zu Zeit seine Angriffsbefehle, die just wie Orakelsprüche klangen, die Niemand verstand und wobei sich ein Jeder sein eigen Theil denken konnt'. Der Mann von Rinn, Joseph Speckbacher, S. 194, und Hormayr: Andreas Hofer II, S. 179. Dafür muß er heut' sich rühren und mit der Zung' kämpfen, während wir behaglich da sitzen und das Weinflaschel leeren! Horch, da blasen sie schon wieder einen mächtigen Tusch! Trara! Trara!

Und der Kapuziner schwenkte lachend sein Glas empor, und leerte es dann auf einen Zug.

Jetzt auf einmal ward drunten Alles still; aus der vordersten Reihe der Studenten trat Einer hervor und näherte sich einige Schritte dem Balcon.

Andreas Hofer, geliebter Ober-Commandant von Tyrol, rief er feierlich hinauf, die Herzen sind der Liebe und Eures Lobes voll, und auch die Lippen möchten davon überfließen. Erlaubt uns also, edler Held, geliebter Befreier, erlaubt uns, daß wir Euch ein Lied singen von Euren Heldenthaten, ein Lied, das Eure Kämpfe und Eure Siege preist, und das von heut' an jeder Mann und jedes Kind, jede Frau und jedes Mädchen in Tyrol singen wird, Euch zu Lob und Preis. Wir Studenten haben's gedichtet, denn Eure Heldenthaten begeisterten uns, und die Liebe zu Euch gab uns die schönste Musik dazu. Erlaubt also, daß wir Euch singen das schöne Lied vom Siegeshelden Andreas Hofer.

Nein, nein, Ihr Lieben, singt nit, rief Andreas Hofer ernst und fast zürnend. Singt nit, und laßt Eure Pfeifen und Geigen verstummen. Nit zu Spiel und Tanz sind wir ausgezogen und nit mit lustigem Herzen, sondern mit Sorg' und mit Thränen hab' ich mein Weib und meine Kinder daheim verlassen, und bin hinaus gegangen zum Kampf und Streit. Aber ich hab's gethan, weil's der liebe Herrgott so gewollt hat, und weil Er mit mir auszog in den Kampf, so ist's uns auch gelungen, daß wir den Feind besiegt haben. Aber es war gar harte und traurige Arbeit, und viel tapfere und brave Leute haben sie mit ihrem Blut und mit ihrem Leben bezahlen müssen, und viele Verwundete schreien jetzt noch in ihren Schmerzen zu Gott empor, um den Tod, der sie erlösen soll von ihrer Qual. Und während deß die jammern, da wollt Ihr hier singen, und während deß viel Väter und Mütter weinen um ihre gebliebenen Söhne, da wollt Ihr hier jubeln und Lieder singen und die Geigen und Pfeifen dudeln lassen? Nein, Ihr Lieben, das wär' unchristlich und lieblos! Legt Eure Geigen lieber beiseit und nehmt Eure Rosenkränze! Singt nit, sondern betet! Betet recht laut und recht inbrünstig für unsern lieben Kaiser, und wenn Ihr wollt, so könnt Ihr dann ganz leis auch ein Gebet für den armen Andre Hofer hinzufügen. Aber Lieder sollt' Ihr nit singen zu seiner Ehr', denn Gottes allein ist die Ehr' und er hat Alles zu Stand gebracht. Singt also nit, sondern betet! Betet auch in meinem Namen, denn ich hab' jetzt nit viel Zeit und kann nit so viel beten, als ich wohl möcht. Sagt's also dem lieben Herrgott, daß wir brav gearbeitet haben, sagt's ihm, daß wir gehungert und gewacht, gekämpft und gesiegt haben für's Vaterland, und betet zu ihm für die Tapfern, die mit uns ausgezogen sind zum heiligen Kampf, und die nit mehr heimkommen, sondern todt da liegen mit ihren klaffenden Wunden. Für die armen Seelen betet und singt nit! Laßt Eure lustigen Weisen verstummen, und gehet ganz still heim und bittet, daß Gott uns Alle auch ferner beschütze. Das wollt' ich Euch nur sagen, Ihr Lieben, und somit Gott befohlen und schönen Dank für Eure Liebe. Gallerie der Helden. Andreas Hofer. S. 130.

Und von Rührung und heiliger Wehmuth ergriffen, durchdrungen von den schlichten, einfachen Worten Hofer's thaten die Studenten still und willig, was er von ihnen gefordert hatte. Ihre Pfeifen und Geigen und Trompeten verstummten, und geräuschlos, ohne Jubel und Vivatgeschrei zogen sie von dannen.

Sind gar liebe, herrliche Bursche, sagte Andreas Hofer, ihnen mit glänzenden Augen nachschauend, rechte Kernbuben voll Uebermuth und Lust, aber auch wieder so sanft und gehorsam, daß es eine Freud' ist, Na jetzt, rief er freudig, in das Zimmer zurücktretend, jetzt denk' ich, werden wir ein bissel Ruh' haben und können unser Mittagessen in Frieden verzehren! –

Indeß diese frohen Hoffnungen Andreas Hofer's sollten sich nicht verwirklichen. Das Mahl war noch nicht zur Hälfte beendet, als abermals von der Straße her Geräusch und Lärmen erschallte und ein feierlicher Zug von Männern daher kam. Aber diesmal blieben sie nicht auf der Straße stehen, sondern sie traten in das Haus ein, und der Adlerwirth, der eben hinunter gegangen war, um einige neue Flaschen aus dem Keller zu holen, kam hereingestürzt und meldete, daß sämmtliche Commandanten des Landsturms, und die Behörden der Stadt daher gekommen seien, um dem Ober-Commandanten von Tyrol ihre Aufwartung zu machen, und ihm eine Bitte vorzutragen.

Gut denn, seufzte Andreas Hofer aufstehend, so laß sie nur hier hereinkommen, aber mit dem Essen wird's heut' nimmer Etwas. Laß sie nur eintreten, Niederkircher.

Behüt' der Himmel, es sind ihrer so Viele, daß sie gar nit hier Platz hätten; auch wär's nit feierlich, wenn wir die Herren hier einließen, wo der Eßtisch steht. Ich hab' sie Alle in den großen Tanzsaal eintreten lassen und da erwarten sie Euch, Andreas Hofer.

Wenn ich nur wüßt', was sie von mir wollten, seufzte Andreas Hofer, sich seinen langen Bart streichend.

Ich weiß, was sie wollen, Vater Anderl, sagte Speckbacher lächelnd. Ich selbst hab' den Landsturm-Commandanten den Plan angegeben, das zu fordern, was sie von Dir fordern wollen. Und Du darfst Dich nit sträuben, ihnen den Willen zu thun, Vater Anderl, denn was sie wollen, ist zum Besten des Landes, und der Kaiser selber wird's Dir danken.

Ich weiß auch, was die Herren vom Magistrat und den andern Aemtern von Dir wollen, Bruder Andert, rief der Kapuziner, sich ein Glas füllend.

Ich bin ja schon gestern, als wir Ruhetag hatten, in Innsbruck gewesen und hab' mit dem Herrn Bürgermeister und den Rathsherren Conferenz gehalten, und was wir da beschlossen, das werden sie Dir heute sagen. Widerstreben darfst Du nit, Bruder, mußt ihnen vielmehr ihre Bitte erfüllen, denn es ist der Wille Gottes, daß Du's thust, und also muß es geschehen. Jetzt auf, lieber Anderl, und geh' in den Saal.

Dies Mal geh' ich nit, wenn Ihr Zwei nit mit kommt, sagte Andreas Hofer bestimmt. Zuletzt glauben's noch, ich wollt' alle Ehr' für mich allein verschlucken, und hätt's vergessen, daß der Haspinger und der Speckbacher vorgestern am Berg' Isel die Hauptsach' gethan haben und daß wir ohne sie nimmer die Schlacht würden gewonnen haben. So kommt denn beid' an meine Seite, der Eine rechts, der Andere links, und so zusammen aufgestellt, wie wir's in der Schlacht waren, so wollen wir jetzt in den Saal gehen! –

Als die drei Helden in den Saal traten, an dessen Wänden die Landwehr-Commandanten in ihren Uniformen, die Behörden in ihren Amtstrachten sich aufgestellt hatten, empfing sie ein lautschallendes, dreimaliges Vivatrufen, und dies Mat hatte Andreas Hofer nicht den Muth, die Jubelnden zur Ruhe zu verweisen, sondern schaute ganz ehrfürchtiglich auf den Herrn Bürgermeister in dem langen schwarzen Talar, der eben in der Mitte zweier Rathsherren mit gravitätischen Schritten ihm entgegen kam.

Wir kommen, sagte er feierlich, wir kommen nicht blos, um Euch zu danken für die Heldenthaten, die Ihr vollbracht habt, sondern Euch zu bitten, daß Ihr noch Mehreres für uns und das Land thun sollt. Ihr habt das Land vom Feind befreit, aber es fehlt ihm jetzt die Spitze, es fehlt ihm die Krone. Die bairische Hofcommission, und der Stellvertreter des Königs, der Graf Rechenberg, sind bei Nacht und Nebel aus Innsbruck geflohen. Wir sind nun frei von Baiern, wir haben keinen Stellvertreter des Königs, aber dafür wollen wir jetzt einen Stellvertreter des Kaisers. Es muß Einer da sein, in dessen Hand alle Macht zusammenfließt, der der Ausfluß ist aller Gewalt, und der an Kaisers Statt das Land regiert, den Behörden befiehlt. Dieser Eine sollt Ihr sein, Andreas Hofer. Euch wählen die Behörden, wählt das Volk von Innsbruck zum Statthalter des Kaisers. Ihr sollt in seinem Namen das Land verwalten, und Euch wollen wir Alle Gehorsam, Treue und Liebe schwören.

Und nachdem er geendet, trat aus der Reihe der Landsturm-Commandanten Anton Wallner hervor. Ja, rief er, Ihr sollt der Statthalter des Kaisers sein! Euch wollen wir Alle Gehorsam, Treue und Liebe schwören. Das wollen wir unserm Ober-Commandanten sagen und dazu sind wir Commandanten Alle hiehergekommen. Bitten wir ihn, daß er uns Allen zur Freud' an Kaisers Statt die Regierung von Tyrol übernehmen sollte.

Bitten wollten wir ihn, sagte einer der Rathsherren, aus der Reihe der Uebrigen hervortretend, bitten wollten wir ihn, daß er, zum Zeichen seiner neuen Würde, in das Kaiserschloß am Rennplatz zöge und dort als Staathalter des Kaisers seine Wohnung nähm'.

Das geht nimmermehr an, rief Andreas erschrocken, wie könnt ich wohl mich erdreisten, im Schloß unsers Herrn Kaisers zu wohnen. Nein, nein, das geht nimmermehr an, und ich kann's nit thun!

Es geht sehr wohl an und Du mußt es thun, sagte Joachim Haspinger feierlich. Nicht um Deinem eigenen Hochmuth zu fröhnen, sollst Du im Kaiserschloß wohnen, sondern dem Volk zur Beruhigung und zum Bewußtsein, daß es nicht herrenlos und verlassen ist. Für Gott und den Kaiser sollst Du das Land verwalten, so lange bis alle unsere Feinde besiegt sind und der Krieg zu Ende ist. Der Kaiser hat jetzt nicht Zeit, sich sonderlich um uns zu kümmern, denn er muß daran denken, seine Armee wieder auf die Beine zu bringen und sich wieder schlachtbereit zu machen. Am Ende dieses Monats ist der Waffenstillstand zu End', und dann wird natürlich der Krieg auf's Neue beginnen, denn der Franzos giebt doch nicht eher Ruhe, als bis er ganz und gar zertreten und aufgerieben ist, und wir Alle haben noch viel zu thun und zu kämpfen, und es wird noch viel Blut kosten, ehe wir auch ganz Süd-Tyrol und Kärnthen und Krain erlöst und vom Joch des Tyrannen befreit haben. Dazu werden der Speckbacher, ich und der Wallner mit all' den braven Tyrolern ausziehen und kämpfen. Soll aber das Land, während wir kämpfen, auch ordentlich regiert werden, so muß Einer an der Spitze der Regierung stehen, zu dem Alle Vertrauen haben, das Volk sowohl, als die Behörden. Dieser Eine sollst Du sein, Andreas Hofer, das Volk, die Behörden und die Landesschützen bitten Dich darum, Gott aber befiehlt es Dir durch meinen Mund!

Nun denn, rief Andreas begeistert, die frommen Blicke zum Himmel emporhebend, so will ich denn freudig thun, was Gott befiehlt und was Ihr wünschet! Will mich der schweren Pflicht unterwerfen und Euch Allen den Willen thun! Ihr sagt, daß es zum Besten des Landes und des Kaisers nothwendig sei, daß Einer da ist an Kaisers Statt, und wenn denn kein Anderer da ist und kein Besserer, als ich, und wenn Ihr's Vertrauen zu mir habt, wohlan, so nehmt mich zum Statthalter des Kaisers. Ich bin nur ein Werkzeug in der Hand Gottes, meines Herrn, und was er will, daß ich thun soll, das thu' ich, und frag' nit, ob ich selbst dabei zu Grund' gehen soll, und ob es mir das Leben kosten kann! Mein Leben steht in Gottes Hand, und was ich bin und hab' und vermag, das gehört dem Kaiser und dem Landl. So will ich denn Statthalter von Tyrol sein, so lang', bis der Kaiser anders befiehlt, so lang' bis Frieden im Land ist und der Kaiser selber wieder die Regierung in die Hand nehmen kann. Möge Gott und die heilige Jungfrau geben, daß dieser Tag recht bald komme.

Vivat hoch! es lebe der Statthalter von Tyrol! jubelte die Menge.

Auf jetzt, rief der Bürgermeister, reicht mir Eure Hand, Andreas Hofer, Statthalter und Ober-Commandant von Tyrol. In feierlichem Zuge wollen wir Euch zur Kaiserburg geleiten, denn dort muß der Statthalter des Kaisers wohnen, dort muß er seine Regierung und sein Hoflager aufschlagen.

Auf, auf zur Kaiserburg! riefen Alle, in froher Bewegung durcheinander wogend.

Wie's Gott gefällt, zur Kaiserburg hin, rief Andreas Hofer feierlich, indem er dem Bürgermeister die Hand reichte und mit ihm dem Ausgang des Saals zuschritt.

Hinter ihm her schritten der Kapuziner, Joseph Speckbacher und Anton Wallner, dann kamen in buntem Gemisch die Commandanten und die Behörden. Wie sie hinaus traten auf die Straße, empfing sie der laute Jubel des Volks, daß zu Tausenden die Straße und den nahen Platz erfüllte, und mit Jubeln und Singen, unter dem Geläute aller Glocken ward der neue Statthalter des Kaisers, der Ober-Commandant von Tyrol, Andreas Hofer, nach dem prächtigen Kaiserpalast, der jetzt des Sandwirths Residenz werden sollte, dahin geleitet.


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