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Dritter Band.

Fünfzehntes Kapitel.

Ein heißer Sommerabend lag schwül über der Ebene, welche das stille Dorf Blechow umgab, trübe und schwer hing die glühende Luft vom Himmel herab, welcher, ohne mit Wolken bedeckt zu sein, doch fast grau aussah, und obgleich die Sonne noch ziemlich hoch über dem Horizont stand, malten ihre Strahlen doch einen scharfen, blutrothen Schein auf die trübe Himmelsfarbe. Still war es überall umher. Im Dorfe fehlten die meisten jungen Bursche, welche alle auf die Nachricht, daß die Armee in Göttingen konzentrirt werde, hinausgezogen waren, um die Truppen, sei es dort, sei es auf dem Marsche, zu erreichen, – still war es vor Allem im alten Amtshause, wo der Oberamtmann mit finster gefalteter Stirn im großen Saale auf und nieder ging und von Zeit zu Zeit mit düsterem Blick hinausschaute über den Garten hin in die weite Ebene. Er hatte den Befehl des Königs erhalten, nach welchem die Beamten ruhig auf ihrem Posten bleiben sollten, er hatte durch die Landdrostei ein Schreiben des Ministeriums erhalten, nach welchem die Verwaltung des Landes von dem preußischen Civilkommissär von Hardenburg übernommen worden – und er hatte dann alle Geschäfte dem Auditor von Bergfeld übergeben und ihm gesagt: »Sie haben Geschäftskenntniß genug, um das Alles zu erledigen, und die Befehle, die von Oben kommen werden, auszuführen, – machen Sie Alles ab und wo Sie meine Unterschrift brauchen, bringen Sie mir die Sachen, – ich will auf dem Posten bleiben und unterzeichnen, weil es der König so befohlen, – aber tragen Sie mir nichts vor, – denn ich will von all' dem Elend nichts hören und mein altes Herz, das schon traurig genug ist, nicht noch mit stündlichen Nadelstichen verwunden. – Nur wenn es darauf ankommt, irgend welche Belastung von den Amtseingesessenen abzuwenden, – dann sagen Sie mir, um was es sich handelt, und der preußische Civilkommissär soll die Stimme des alten Wendenstein eben so deutlich hören, wie sie die hannöverischen Herren Referenten zu hören gewohnt waren!« Damit hatte er die Bureauzimmer verlassen, – seinen Namen geschrieben, wo es nöthig war – und wenig Worte waren über seine Lippen gekommen, seit die Okkupationsregierung das Land beherrschte.

Still und lautlos waltete Frau von Wendenstein im Hause, – sie wartete der Wirtschaft und pünktlich und ordentlich war Alles wie sonst, – zuweilen nur stand die alte Dame in plötzlicher Erstarrung still, den träumenden Blick wie in weite Fernen gerichtet, als folgte sie ihren Gedanken, die da weit hinauszogen über den waldumkränzten Horizont hin, – dann aber nahm sie mit eifriger Hast ihre Thätigkeit wieder auf, ruhelos durch die wohlbekannten Räume eilend, und je rastloser sie schaffte und ordnete, um so mehr schien sie der innern Bekümmerniß Herrin zu werden.

Still war es auch im Pfarrhause. Niemand fehlte dort, ruhig ging Alles seinen gewohnten Gang, – aber es lag doch die Schwüle der Zeit über dem friedlichen Dach und selbst die Rosen im Garten senkten die Häupter ermattet vom brennenden Strahl der Sonne.

Der Pastor war ausgegangen, um einige seiner Pfarrkinder zu besuchen, wie er es stets that, denn er meinte, mit der sonntäglichen Predigt sei es nicht gethan, und der Geistliche, der ein wirklicher guter Hirte und Seelsorger sein wolle, müsse das Wort Gottes auch hie und da im freundlichen Gespräch hineintragen in des täglichen Lebens Freuden und Sorgen.

Helene saß am Fenster und bewegte gleichmäßig die Nadel ihrer Arbeit, – ihr Blick aber richtete sich oft gedankenvoll hinaus in die Ferne und die Hände sanken müde in den Schooß.

Vor ihr saß der Kandidat Behrmann, schwarz und sauber gekleidet und glatt gescheitelt wie immer, und sein gleichmäßig wie immer zurechtgelegtes Gesicht war heute freundlicher und zufriedener als sonst.

Sein scharfes, beobachtendes Auge folgte dem Blick, den das junge Mädchen nach dem fernen Horizont warf, und um die stockende Unterhaltung nicht ganz fallen zu lassen, sagte er:

»Es ist merkwürdig, welche erdrückende Schwüle heute in der ganzen Natur liegt, man fühlt fast mechanisch den Druck dieser dichten, schweren Atmosphäre!«

»Unsere armen Truppen, – was werden sie leiden müssen bei den Märschen in dieser Hitze!« rief Helene seufzend.

»Ich bin in diesen Tagen doppelt glücklich und zufrieden,« sagte der Kandidat, »in dem Gedanken an meinen friedlichen und geistlichen Beruf, der mich so unnützen und im Grunde verwerflichen Anstrengungen und Leiden fern hält, wie sie die Soldaten jetzt ertragen müssen.«

»Unnütz und verwerflich!« rief Helene, ihn mit großen Augen ansehend, – »unnütz nennst Du es, Vetter, für seinen König und für sein Vaterland in's Feld zu ziehen?«

»Nicht im Sinne der Welt,« sagte er ruhig und salbungsvoll, »alle diese Leute thun gewiß ihre Pflicht nach ihrem besten Ermessen, – aber der Krieg selbst ist verwerflich, und die Opfer, die man ihm bringt, unnütz, denn was wird dadurch gewonnen? – O es ist gewiß ein besserer und Gott wohlgefälligerer Kampf, mit geistigen Waffen für die Veredlung der Menschen zu streiten, gegen Sünde und Unglauben, – wie Dein Vater es thut, Helene,« fügte er hinzu, – »und wie ich es ihm so gern nachthun möchte!«

»Gewiß ist das ein edler Beruf, schön und heilig, – aber darum ist doch der Soldat auch im Dienste Gottes, wenn er für eine gerechte Sache kämpft,« – sagte das junge Mädchen eifrig.

»Welche Sache ist die gerechte?« fragte der Kandidat, – »jede Partei ruft im Kriege Gott an – und oft siegt die offenbar ungerechte Sache.«

»Für den Soldaten,« rief Helene, »ist die Sache die gerechte, welche ihm seine beschworene Pflicht zu vertheidigen gebietet –«

»Gewiß, gewiß,« sagte der Kandidat wie beschwichtigend, – »aber,« fuhr er fort, – »die Frauen sollten doch mehr Freude an einem friedlichen Beruf, an einer stillen, segensreichen Wirksamkeit finden, – welche Stütze kann z. B. ein Soldat seinem Weibe und seinen Kindern bieten – jeden Augenblick kann er hinausgerissen werden in die Kämpfe der Großen und Mächtigen der Erde, – er läßt sein Leben für eine Sache, die ihn nicht berührt, und die Seinigen bleiben allein in Noth und Elend.«

»Und tragen das stolze Bewußtsein im Herzen, Den, welchen sie beweinen, einen Helden nennen zu dürfen!« rief Helene lebhaft und mit strahlenden Augen.

Der Kandidat warf einen lauernden Blick auf seine Cousine und sprach mit etwas gedämpfter Stimme:

»Ich glaube, der Kampf im Dienste Gottes hat auch sein Heldenthum!«

»Gewiß,« antwortete Helene unbefangen, »darum soll jeder Beruf seinen Kreis erfüllen, – und wir,« sagte sie lächelnd, »sind da, um zu trösten und zu helfen, wo die Kämpfe des Lebens ihre Wunden schlagen.«

Und wieder richtete sich ihr Auge träumerisch in die Ferne.

Nach einigen Augenblicken stand sie schnell auf.

»Ich glaube,« sagte sie, »draußen wird die Hitze weniger erdrückend sein, – ich will dem Vater entgegen gehen, er muß bald zurückkommen.« Und ihren Strohhut aufsetzend fragte sie: »Gehst Du mit mir, Vetter?«

»Mit großem Vergnügen,« antwortete er eifrig – und Beide gingen vom Pfarrhause hinab nach der Straße, dem Dorfe zu.

»Ich habe mich in der kurzen Zeit hier schon so eingelebt,« sagte der Kandidat, nachdem sie einige Augenblicke schweigend neben einander gegangen waren, »daß ich es mir ganz gut vorstellen kann, welchen Reiz diese friedliche, stille Abgeschlossenheit auszuüben vermag und wie man hier allmälig die Genüsse der weiteren Kreise entbehren lernt.«

»Siehst Du wohl?« sprach sie fast heiter, – »vor Kurzem noch schaudertest Du vor dieser Einsamkeit zurück, – wie ich vor der Unruhe der Stadt. – In Zeiten wie die jetzigen freilich,« fügte sie seufzend hinzu, – »ist es hart, hier so abgeschieden von der Welt zu sein, man hört so gar nichts, – wo mag die Armee stehen – und der König,« sagte sie lebhaft, – »der arme Herr!«

Der Kandidat schwieg.

»Freilich,« sagte er nach einer kurzen Pause, seinen Gedanken fortsetzend und ohne auf ihre Bemerkung einzugehen, – »freilich ist ja hier auch von Einsamkeit nicht die Rede. Die Unterhaltung Deines Vaters in ihrer Einfachheit und doch so reichen Mannigfaltigkeit bietet ja mehr als so viele Kreise der großen Welt – und Deine Gesellschaft, liebe Helene –« setzte er mit Wärme hinzu. –

Sie sah ihn groß und erstaunt an. »Nun, meine Gesellschaft,« sagte sie lächelnd, »kann wohl keinen Ersatz für die Kreise in der Stadt bieten, – meine Gelehrsamkeit –«

»Gelehrsamkeit!« unterbrach er sie lebhaft, – »ist es denn die Gelehrsamkeit, welche die Gesellschaft der Frauen anziehend macht?«

»Bei so gelehrten Herren,« sagte sie halb scherzend, »gehört doch etwas davon dazu!«

»Für mich gewiß nicht,« rief er, – »gerade die natürliche Einfachheit des Verstandes und des Herzens ist für uns ein Reiz, – der Mann muß die Frau bilden, – erziehen, – nicht sie fertig vorfinden!« rief er, unwillkürlich Ton und Ausdruck belebend.

Ihr Blick hob sich schnell zu ihm empor und senkte sich wieder.

Schweigend gingen sie eine Strecke nebeneinander.

»Helene,« sagte er dann, »es ist die Wahrheit, daß ich mich mit dem Gedanken einer stillen und einfachen Wirksamkeit auf dem Lande mehr und mehr befreundet habe, und es ist auch die Wahrheit, daß Deine Gesellschaft viel dazu beigetragen hat.«

Sie ging schweigend weiter.

»Wenn man den geistigen Anregungen der größeren Welt entsagen soll,« fuhr er fort, – »so muß ein Ersatz dafür da sein, und diesen Ersatz kann mir die Familie, – die Häuslichkeit bieten. Wenn ich hier bleibe, Deinem Vater eine Stütze zu sein in seinem geistlichen Amt, dann würde ich mit doppelter Freudigkeit wirken und arbeiten, wenn auch das eigene Herz die beglückende Blume findet, welche die stille Thätigkeit verschönt.«

»Helene,« fuhr er lebhaft fort, »würdest Du keine Befriedigung darin finden, mit mir gemeinschaftlich den Lebensabend Deines Vaters zu stützen und zu erheitern und mir in meinem Beruf helfend – beglückend zur Seite zu stehen, – wie Deine Mutter es einst Deinem Vater gethan?« – fügte er hinzu.

Das junge Mädchen blickte fortwährend schweigend zu Boden. Tiefe Athemzüge hoben ihre Brust.

»Vetter –« sagte sie.

»Es ziemt sich nicht für mich, einem Diener der Kirche,« fuhr er fort, »zu Dir zu sprechen in jener Weise und in jenem Ton, in welchem man in der Welt die Liebe behandelt und kund gibt, rein und klar muß die Flamme sein, die in dem Herzen eines Geistlichen Platz findet, – aber eine solche Flamme bietet Dir mein Herz, Helene, – und aufrichtig und offen frage ich Dich, – willst Du annehmen, was mein Herz Dir bietet und glaubst Du darin das ruhige Glück Deines Lebens finden zu können?«

Sie blieb stehen und sah ihm groß und frei in die Augen.

»Deine Worte überraschen mich, Vetter, – ich hätte nicht vermuthet, sie zu hören – und so plötzlich –«

»Das Verhältniß zwischen uns muß klar werden,« sagte er, »deßhalb habe ich Dir gesagt, was in meinem Herzen für Dich lebt, – ein Geistlicher muß anders werben, als ein Kind der Welt, – kannst Du darüber erstaunen, – die Tochter eines geistlichen Hauses?«

»Aber Vetter,« sagte sie zögernd, – »wir kennen uns ja kaum!«

»Hast Du kein Vertrauen zu mir?« fragte er, »daß ich Dir eine Stütze für's Leben sein könnte?«

Sie blickte zu Boden. Ein tiefes Roth überzog ihr Gesicht.

»Aber – dazu gehört doch auch –«

»Was denn?« fragte er und sein stechender Blick ruhte gespannt auf ihr.

»Die Liebe,« flüsterte sie.

»Und die glaubst Du nicht für mich empfinden zu können?« fragte er.

Sie sah ihn wieder groß an. Ein tiefer Seufzer hob ihre Brust und ihr Auge richtete sich einen Augenblick träumerisch in die Ferne. Dann umzog ein leichtes, fast schalkhaftes Lächeln ihre Lippen und leise sagte sie:

»Aber mein Gott, das läßt sich doch nicht so ohne Weiteres vorher wissen!«

»Vorher?« sagte er – und ein finsterer Ausdruck flog über seine Züge.

»Vetter,« sprach sie mit treuherzigem Ton und reichte ihm die Hand, »Du meinst es gut mit Deinen Worten – und für mich ist es ja nur schmeichelhaft, wenn Du glaubst, daß ich Deinem Leben Etwas sein könnte, – laß mich Dir also einfach und aufrichtig sagen, – ich glaube, Du täuschest Dich – vielleicht –« setzte sie freundlich hinzu, – »und es ist ja nicht nöthig, dieß Gespräch heute fortzusetzen, das mich so sehr überrascht hat. Laß mir Zeit, ich verspreche Dir, darüber nachzudenken – und wenn wir uns mehr kennen – Dir zu sagen –«

Er blickte stumm vor sich nieder. –

»O,« sagte er bitter, – »Dein Herz antwortet schon, – es versteht die einfache Sprache meines Gefühles nicht, – ich verstehe freilich nicht,« fuhr er fort, »es in Aufregung und Unruhe zu versetzen, ein Geistlicher ist nicht im Stande, so feurige Gefühle zu erregen, – wie – ein junger Offizier –«

Sie stand still, tiefe Blässe überzog ihr Gesicht und ein stolzer Blick ihres Auges traf ihn.

Er hielt inne, wie unzufrieden mit sich selbst, und seine erregten Züge nahmen wieder ihren gewöhnlichen glatten und ruhigen Ausdruck an.

»Vetter,« sagte sie kalt und gelassen, – »ich bitte Dich, dieß Gespräch jetzt nicht fortzusetzen, – prüfe Dich selbst und laß mir Zeit, auch mich zu prüfen. Mein Vater –«

»Meine Wünsche sind die Deines Vaters,« sagte er. Sie senkte den Kopf – tiefe Traurigkeit zog über ihr Gesicht.

»Mein Vater,« sagte sie dann, »kann nicht wünschen, daß ich einen Entschluß fassen soll, ohne mein Herz zu prüfen.« –

»Und Du wirst es mir sagen, wenn diese Prüfung geschehen ist?« –

»Ja,« sagte sie. – »Doch nun laß mich, – ich bitte Dich darum!«

Ein tiefer Athemzug fuhr durch seine geschlossenen dünnen Lippen, er senkte das Auge zu Boden, schweigend und ernst gingen sie neben einander weiter.

»Da kommt der Vater!« rief Helene und eilte dem Pastor entgegen, welcher auf einem Seitenwege von einigen abgebauten Häusern des Dorfes zurückkehrte.

Der Kandidat folgte langsam.

»Das ist schön, Kinder,« sagte der alte Herr, »daß ihr mir entgegen kommt, – es ist besser, in dieser trüben Zeit, nicht allein zu sein, – im ganzen Dorf herrscht Sorge und Bekümmerniß um die Abwesenden, – um so mehr, als eine Nachricht durch das Land zieht, die Alle in die höchste Spannung versetzt –«

»Was für eine Nachricht denn, Papa?« rief Helene, – »doch keine traurige –«

»Fröhlich und traurig zugleich,« sagte der Pastor, – »es sei eine große Schlacht gewesen, sagt man sich von Dorf zu Dorf, von Haus zu Haus, – unsere Armee habe glänzend gesiegt, – aber es sei viel, viel Blut vergossen!«

»O, das ist entsetzlich!« rief Helene mit dem Ausdruck lebhaftester Bewegung und faltete die Hände. Das scharfe Auge des Kandidaten ruhte forschend auf ihr, aber sie bemerkte es nicht, ihr Blick sah starr in's Leere.

»Nun wissen die Leute nicht,« sagte der Pastor ruhig fortsprechend, »welchem Gefühl sie sich hingeben sollen, der Freude über den Sieg oder der Angst um ihre Söhne und Brüder.«

»Wie gut ist es,« sagte der Kandidat, »wenn man kein Familienglied bei der Armee hat, – man bleibt frei von der Angst und Sorge –«

»Du bist nicht, wie ich, seit Jahren mit einer Gemeinde verwachsen,« antwortete der Pastor ernst, »die in allen ihren Gliedern meiner Seele so nah steht wie leibliche Verwandte, – ich fühle das Leid meiner geistlichen Familie so tief mit, als hätte es mich selbst getroffen.«

Helene ergriff in unwillkürlich rascher Bewegung die Hand ihres Vaters und drückte einen Kuß darauf. Der alte Herr fühlte eine Thräne auf seine Hand fallen. Sanft lächelnd sagte er:

»Du, mein liebes Kind, fühlst auch diese Leiden unserer Gemeinde mit, – ich weiß es, – Du bist ja unter ihnen Allen aufgewachsen!«

Helene bedeckte die Augen einen Augenblick mit ihrem Taschentuch und schluchzte leise.

Ein böser, feindlicher Seitenblick blitzte aus dem Auge des Kandidaten zu ihr hinüber, während ein kaltes, höhnisches Lächeln um seine Lippen spielte.

»Ich wollte zum Oberamtmann gehen,« sagte der Pastor, »dort müssen sie wohl am ersten bestimmte Nachrichten haben, – und sie werden auch recht in Sorge um den Lieutenant sein, – die arme Frau von Wendenstein! – Begleitet mich zum Amtshause, Kinder!«

Und sie schlugen den Weg zu der Anhöhe ein, auf welcher das alte Haus zwischen den hohen, dunkeln Bäumen lag.

Helene hatte den Arm ihres Vaters ergriffen und in unwillkürlicher Eile beschleunigte sie ihre Schritte.

Sie stiegen die Anhöhe hinauf und traten in die offene Vorhalle, wo die alten mächtigen Eichenschränke so still und würdig dastanden wie immer, und die alten Gemälde so ernst und feierlich aus ihren Rahmen blickten, als gäbe es gar keinen Wechsel und keine Sorgen und Leiden in der Welt der lebenden Menschen.

In dem großen Gartensaal schritt der Oberamtmann in gleichmäßigem Schritt auf und nieder, Frau von Wendenstein saß auf ihrem Platz vor dem großen Tische und ihre Tochter neben ihr, – es war Alles wie sonst, und doch lag die Zeit schwer und angstvoll auf allen Mienen, in allen Herzen.

Stumm reichte der Oberamtmann dem Pfarrherrn die Hand, still begrüßte Frau von Wendenstein die Eintretenden und schweigend umarmten sich die jungen Mädchen.

»Es gehen Gerüchte durch das Land von einer großen Schlacht und einem großen Siege,« sagte der Pastor, – »ich hoffte, vielleicht hier etwas Bestimmtes erfahren zu können?« –

»Ich habe keine Nachricht,« sagte der Oberamtmann finster, – »auch ich weiß nur, was die Tradition von Mund zu Mund hieher getragen, – Etwas wird gewiß daran wahr sein, – hoffen wir, daß die Siegesnachricht sich bestätigt!«

Von seiner Sorge sprach er nicht und von der Angst seines Herzens, das an den Sohn dachte, der im fernen Felde stand, – aber ein inniger Blick voll Teilnahme flog unter seinen zusammengezogenen Augenbrauen hervor zu seiner Gattin hinüber.

»Was ist doch die Welt für ein sonderbares Ding,« sagte diese, indem sie leise das Haupt schüttelte, – »sonst in ruhigen Zeiten hebt der Dampf und der Telegraph alle Entfernungen auf und die Nachrichten über die unbedeutendsten Dinge fliegen von einem Ende der Erde zum andern, – und jetzt, wo so viele Herzen in banger Sorge und Unruhe sich quälen, verpflanzen sich die Nachrichten unsicher und langsam von Mund zu Mund, wie in den alten, längst vergangenen Zeiten!«

»Das sind die stolzen Gebäude des Menschengeistes!« sagte der Pastor, – »wo Gottes Hand in die Geschicke der Völker greift, da steht der Mensch schwach und einsam da, und aller Fortschritt der Welt versinkt. Aber daß es Gottes Hand ist, welche hier waltet, muß uns trösten, der Herr hat die Macht, zu schützen und zu erhalten, – er hat auch die Macht, die Wunden zu heilen, welche seine Hand schlägt!«

Mit frommem, ergebenen Ausdruck und gefalteten Händen hörte Frau von Wendenstein die Worte des Geistlichen, – aber eine Thräne perlte in ihrem Auge und bewies, wie tief die bange Ungewißheit auf ihrem Herzen lastete.

»Von der Armee habe ich keine Nachrichten,« rief der Oberamtmann, – »aber von Hannover habe ich einen Brief meines Sohnes erhalten. – Er erzählt von der preußischen Verwaltung – und lobt sehr die Ordnung und Pünktlichkeit derselben,« fügte der alte Herr mit einer gewissen Bitterkeit hinzu.

»Die Herren in Hannover mögen in großer und peinlicher Verlegenheit sein,« sagte der Pastor, – »dort treten die politischen Rücksichten weit mehr in den Vordergrund, als hier auf dem Lande, – und es mag gewiß schwer sein, dort die Pflicht des hannöverischen Dienstes mit den Notwendigkeiten der Lage zu vereinigen.«

»Es scheint, daß die Herren Referenten das sehr leicht zu vereinigen wissen,« sagte der Oberamtmann finster, – »es ist gewiß richtig, daß die preußische Verwaltung vortrefflich, prompt und pünktlich ist, – aber es will mir doch nicht in den Kopf, daß man in diesen Tagen für diese Vorzüge so besondere Bewunderung empfindet. – Nun, die Jugend ist eben anders, als wir es waren zu meiner Zeit!« –

Eilig und mit aufgeregtem Ausdruck trat der Auditor von Bergfeld in den Salon.

»Nun, was bringen Sie Neues aus Lüchow?« rief ihm der Oberamtmann entgegen, und in stummer Frage ruhten alle Blicke auf dem bewegten Gesicht des jungen Mannes.

»Es ist wahr!« rief er, – »eine Schlacht hat stattgefunden – bei Langensalza – und unsere Armee hat gesiegt!«

»Gott sei Dank,« rief der Oberamtmann, – »und ist sie glücklich nach Süden vorgedrungen?«

»Leider nein!« sagte der Auditor trübe, – »am Tage nach der Schlacht waren unsere tapfern Truppen von einer überwältigenden Uebermacht umzingelt, – man hat kapituliren müssen!«

Finster blickte der Oberamtmann vor sich hin. – »Der König ist gefangen?« fragte er.

»Nein,« sagte der Auditor, – »der König ist frei, die Kapitulation ist sehr ehrenvoll, die Offiziere kehren mit Waffen und Pferden zurück! – Aber,« fuhr er fort, – »es sind viele Verwundete da, in Hannover haben sich Komites gebildet, – die Lebensmittel sind selten, man bittet um Leinenzeug, Brod und Fleisch aller Art –«

»Sofort soll Alles verpackt werden, was sich im Hause vorfindet!« rief der Oberamtmann lebhaft, – »die Verwundeten müssen das Beste haben, mein Keller soll geleert werden.« –

Frau von Wendenstein war aufgestanden und näherte sich ihrem Gatten.

»Laß mich die Sachen hinbringen!« sagte sie bittend.

»Wozu das?« rief der Oberamtmann, »Du kannst dort nichts nützen – und wenn Karl wiederkommt, so –«

»Wenn er wiederkommt!« rief die alte Dame, in lautes Schluchzen ausbrechend.

»Wir werden ja bald Nachrichten erhalten,« sagte der Oberamtmann, »und bis dahin –«

Ein Geräusch von Stimmen auf dem Vorflur ließ sich hören.

Johann trat ein und sagte: »Der alte Deyke ist da, – er wünscht den Herrn Oberamtmann zu sprechen.«

»Herein, herein!« rief der alte Herr– und unter die aufgeregte Gruppe trat der alte Bauer Deyke, feierlich und würdig wie immer, – aber ein tieferer, finsterer Ernst lag auf seinen scharfen Zügen.

»Nun, lieber Deyke,« rief der Oberamtmann, – »habt Ihr die Nachrichten gehört, kommt Ihr zu besprechen, was wir thun sollen, um am schnellsten unsern braven Soldaten zu senden, was ihnen noth thut?«

»Ich habe einen Brief von meinem Fritz erhalten,« sagte der Bauer ernst, indem er ehrerbietig die Hand ergriff, welche der Oberamtmann ihm bot.

»Nun, wie geht es ihm, dem braven Jungen?« rief der alte Herr.

»Hat er meinen Sohn gesehen?« fragte Frau von Wendenstein, mit ängstlicher Spannung in das Gesicht des Bauern blickend.

»Er hat den Herrn Lieutenant gefunden!« sagte dieser lakonisch.

»Und mein Sohn – lebt!« rief Frau von Wendenstein zögernd, als fürchte sie die Frage auszusprechen, deren Beantwortung die innersten Saiten ihres Herzens berühren mußte.

»Er lebt!« sagte der alte Deyke. – »Ich möchte den Herrn Oberamtmann um ein paar Worte unter vier Augen bitten,« – fügte er dann zögernd hinzu.

»Nein!« rief Frau von Wendenstein heftig, auf den Bauern zutretend, – »nein, nicht unter vier Augen, – Deyke, Ihr habt noch Schlimmes zu sagen, – aber ich will es hören, ich bin stark, jede Nachricht zu hören, – nur die Ungewißheit kann ich nicht ertragen, ich bitte Dich,« – sagte sie, innig zu ihrem Mann aufblickend, – »laß mich hören, was er zu sagen hat.«

Der Oberamtmann stand unschlüssig.

Langsam trat der Pastor heran.

»Lassen Sie Ihre Frau hören, was es auch sei, mein alter Freund,« sagte er ernst und ruhig, – »Ihr Sohn lebt, das ist das Erste und Wichtigste, – was noch kommen mag, kann so schlimm nicht sein, daß ein so frommes und treues Herz, wie das unserer Freundin, es nicht hören könnte.«

Dankbar sah Frau von Wendenstein zu dem Geistlichen empor.

Der alte Deyke zog langsam ein Papier hervor.

»Wenn der Herr Oberamtmann vielleicht den Brief meines Sohnes –«

»Gebt!« sagte der Pastor, – »es ziemt dem Diener des Herrn und dem alten Freunde des Hauses, diese Botschaft mitzutheilen.«

Und er nahm den Brief und trat an das Fenster, durch welches das letzte Licht des sinkenden Tages in den Saal fiel.

Frau von Wendenstein hing mit weit geöffneten Augen an seinen Lippen, – Helene saß, den Kopf in die Hand gestützt, ruhig und scheinbar theilnahmlos am Tische, ihr Auge erhob sich nicht und blickte starr vor sich hin, man hätte zweifeln können, ob sie von alledem etwas sah und hörte, was um sie her vorging.

Langsam las der Pastor:

»Lieber Vater!

Ich gebe Euch gleich Nachricht, wie es mir geht, und Gott sei Dank bin ich gesund und munter; ich habe die Armee in Langensalza getroffen und bin bei den Gardekürassieren eingestellt und habe die große Schlacht mitgemacht und bin im Feuer tüchtig gewesen, aber ich bin ganz gesund und wohl. Gesiegt haben wir und zwei Kanonen genommen und viele Gefangene, – aber heute sind wir umzingelt von großer Uebermacht und die Generale haben gesagt, wir könnten nicht marschiren. Da hat der König kapitulirt und Alle kehren in die Heimat zurück. Mir bricht fast das Herz, wenn ich alle die braven Soldaten mit dem weißen Stab in der Hand nach Hause gehen sehe, – und sie sehen gar nicht so elend und marode aus.

Nun, lieber Vater, muß ich Euch sagen von dem Herrn Lieutenant von Wendenstein, bei dem ich noch hier bleiben muß, denn er ist schwer verwundet und ich kann ihn nicht allein lassen. Ich habe ihn auf dem Schlachtfelde gefunden und dachte, er wäre todt, aber Gott sei Dank ist es nicht so schlimm, und der Doktor hat die Kugel herausgezogen und sagt, er würde leben bleiben, wenn er nur die Kraft hätte, das Fieber auszuhalten. Ich bin mit ihm bei dem Bierbrauer Lohmeier, einem braven Mann, obgleich es ein Preuße ist, und der Lieutenant wird gut gepflegt. Mein Wirth besorgt mir auch diesen Brief durch einen Bekannten bei der Feldpost. Geht nur gleich zum Herrn Oberamtmann und sagt es ihm und um mich sorgt Euch nicht, denn mir geht es ganz gut.

Euer Sohn

Fritz.

Geschrieben am 28. Juli 1866.«

Der Pastor schwieg.

Langsam trat der Oberamtmann zu seiner Frau, legte den Arm um ihre Schultern, küßte sie auf die grauen Locken und sagte:

»Er lebt! – mein Gott, ich danke Dir!«

»Doch nun darf ich hin zu ihm?« fragte Frau von Wendenstein.

»Und ich?« rief ihre Tochter.

»Ja!« sagte der alte Herr, – »und ich wollte, ich könnte euch begleiten, – aber ich wäre da doch nichts nütze!«

Helene war aufgestanden. Mit langsamem, festem Schritt trat sie zu Frau von Wendenstein und sprach, indem ihre Augen in wunderbarem Glanz leuchteten:

»Darf ich Sie begleiten? – wenn mein Vater es erlaubt?«

»Du, Helene?!« rief der Pastor.

»Unsere braven Soldaten bedürfen der Pflege,« – sagte das junge Mädchen, den Blick fest auf ihren Vater richtend, – »und Du hast mich gelehrt, den Leidenden zu helfen. Wolltest Du mir nicht erlauben, in dieser großen Zeit auch meine Pflicht zu thun?«

Der Pastor sah seine Tochter freundlich an. »So geh' mit Gott, mein Kind,« sagte er, und zu Frau von Wendenstein gewendet fügte er hinzu: »Sie werden meine Tochter unter Ihren Schutz nehmen?«

»Von ganzem Herzen!« rief die alte Dame und schloß die Tochter des Pfarrers in ihre Arme.

Schweigend hatte der Kandidat Behrmann die ganze Szene mit angesehen.

Er biß sich auf die Lippen, als Helene ihren Entschluß aussprach, Frau von Wendenstein zu begleiten, ein bleicher Blitz zuckte aus seinem Blick, – dann aber nahm sein Gesicht gehorsam wieder die glatten, lächelnden Züge an, – er trat vor und sprach mit sanfter Stimme:

»Ich bitte die gnädige Frau um Erlaubniß, sie auf ihrer Reise begleiten zu dürfen, – es wird immerhin gut sein, einen männlichen Schutz zu haben und dann glaube ich, daß dort an der Stätte des blutigen Kampfes auch der geistliche Zuspruch erwünscht und willkommen sein wird. – Ich glaube, daß ich dort nützlicher sein kann, als hier, – wo so lange, bis ich wiederkehre, mein Oheim wie bisher die Geschäfte seines Amtes allein wird versehen können.«

Er blickte demüthig und bescheiden auf den Oberamtmann und seinen Oheim, eine Antwort auf seinen Vorschlag erwartend.

»Das ist ein guter und richtiger Gedanke, mein lieber Neffe,« sagte der Pastor, ihm die Hand reichend, – »dort ist ein Feld ernster und segensvoller Tätigkeit für Dich und ich will hier schon inzwischen allein fertig werden.« Der Oberamtmann war erfreut, für seine Damen eine schützende Begleitung gefunden zu haben, und Frau von Wendenstein dankte dem Kandidaten herzlich dafür, daß er ihr die Reise zu ihrem leidenden Sohne erleichtern wollte.

Helene hatte, als ihr Vetter seinen Wunsch aussprach, die Damen zu begleiten, wie erschrocken aufgeblickt, dann aber schweigend und mit niedergeschlagenen Augen das fernere Gespräch angehört, ohne mit einem Worte oder Blick die geringste Theilnahme daran zu verrathen.

Emsiges und bewegtes Leben kam nun plötzlich in das alte Amtshaus.

Frau von Wendenstein eilte ordnend und leitend durch die wohlbekannten Räume, hier ihrer Tochter die Sachen bezeichnend, welche in den Reisekoffer verpackt werden sollten, – dort Lebensmittel, Wein, Zucker und Erfrischungen aller Art auswählend, dann wieder den Dienstboten Anweisungen ertheilend, wie es während ihrer Abwesenheit gehalten werden sollte, – alle jene dumpfe Erstarrung, welche die letzten Tage über auf der alten Dame gelegen hatte, war verschwunden, rüstig und mit leuchtenden Augen eilte sie umher, und wer sie so gesehen hätte, der hätte glauben müssen, daß ein großes Fest sich im Hause vorbereite.

Helene war mit ihrem Vater und dem Kandidaten in das Pfarrhaus zurückgekehrt, um die kurzen Vorbereitungen zur Reise zu treffen, und noch nicht zwei Stunden nachdem die Abreise beschlossen war, stand der bequeme Wagen des Oberamtmanns mit den wohlgenährten, kräftigen Pferden vor dem großen Eingange des Amtshauses.

Frau von Wendenstein umarmte ihren Gatten lange und innig, – es war seit Jahren das erste Mal, daß Beide sich auf längere Zeit trennten. Er legte die Hand auf ihr Haupt und sprach: »Gott segne Dich und führe Dich mit unserem Sohne zurück.«

Der alte Deyke war da und eine Menge Bauern des Dorfes waren auch da mit ihren Frauen und Töchtern, denn blitzschnell hatte sich die Nachricht verbreitet, daß die Frau des Oberamtmanns mit ihrer Tochter hinreise, um den verwundeten Sohn zu pflegen, und daß die Pfarrerstochter und der neue Kandidat sie begleiten. Sie waren Alle gekommen, um Abschied zu nehmen, und Jedem reichte Frau von Wendenstein die Hand, Jedem versprach sie freundlich Nachricht einzuziehen über diesen oder jenen Angehörigen, der bei der Armee stand. Was der Wagen fassen konnte, wurde noch eingepackt von den Gaben der Liebe, welche Jeder nach seinem Vermögen herbeibrachte, und alle Häupter entblößten sich, als endlich der Wagen davon fuhr, kein Ruf aber erscholl, kein lautes Wort wurde hörbar und still gingen Alle zurück in ihre Häuser, in banger Sorge den Nachrichten entgegensetzend, welche die nächsten Tage über Tod oder Leben der Ihrigen bringen mußten.

Still kehrte der Oberamtmann mit dem Pfarrer in das Amtshaus zurück, und die beiden alten Herren

saßen noch lange einsam bei einander. Sie sprachen wenig und doch war ihre Gesellschaft ein gegenseitiger Trost für sie in der schweren Zeit. Der Oberamtmann ließ einen Blick durch den Saal schweifen, der ruhig und freundlich dalag wie immer, – als er aber auf den Platz sah, auf welchem seine Frau zu sitzen pflegte, als er der muntern Stimmen gedachte, die sonst hier erklungen waren, und dann hinausdachte in die Ferne, wo sein Sohn vom Tode bedroht lag, da legte sich ein feuchter Nebel vor sein Auge, er drückte die Lider zusammen und ein heißer Tropfen fiel auf seine Hand nieder.

Rasch stand er auf und ging einige Male im Zimmer auf und ab.

Der Pfarrer erhob sich.

»Mein verehrter alter Freund,« sagte er, »in einem Augenblick, wie der jetzige, darf auch ein Mann wie Sie sich einer Thräne nicht schämen! – Es ist spät, suchen wir die Ruhe, – auch diese Tage werden vorübergehen!«

Der Oberamtmann blieb stehen, reichte dem geistlichen Herrn die Hand und blickte ihn an, indem ein blinkender Tropfen über seine Wange herabrann.

»Beten Sie zu Gott,« sagte er leise, »daß er mir den Sohn erhalte!«

Der Pastor war fortgegangen, still war es im Amtshause geworden und dunkel lag die Nacht darüber, aber noch lange schien das Licht aus dem Fenster des Oberamtmannes und die Domestiken hörten bis zum Morgengrauen den festen, gleichmäßigen Schritt des alten Herrn durch das stille Haus hallen.


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