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Wörterbuch.[II]

 

A.

 

Abgleichen, einen oder etwas abgleichen, referre.
Sinng. 13.

                   

Kinder — — —
Die des Vaters tapfern Sinn
Und der Mutter schönes Kinn
Lieblich werden abegleichen.

Ablangsrund, wofür wir itzt länglichrund, oval, sagen. Sinng. 2410. wo der Dichter von der Figur der Erde redet, wie sie damals geglaubt wurde:

                   

Jst der Erdkreis, wie man meynt, ablangsrund als wie ein Ey etc.

Allengefallenheit ein ziemlich unbehülfliches und von dem Dichter ohne Zweifel gemachtes Wort, für: das Bestreben allen zu gefallen. Vielleicht könnten es noch die Gottesgelehrten brauchen, die ρεσχεια des H. Paulus auszudrücken.

Alter Zeit anstatt in alten Zeiten, vor Alters. (V. 102.)

                   

Jakobs Stamm klagt alter Zeit
ueber schwere Dienstbarkeit.

Flemming sagt:

                   

»Die Freude mitte nehmen
»So sich giebet dieser Zeit etc.

Nach eben der Art sagen wir noch: stehendes Fußes, gerades Weges etc.

Angeben, einen; in dem eigentlichsten Verstande, für anfallen. Sinnged. 725.

                   

Er steht viel fester noch als feste Zedern stehn,
Die Regen, Thau, Reif, Schnee, Frost, Hitze wird angehn.

Angesichts braucht Logau als ein Nebenwort nicht unglücklich, vielleicht weil ihn augenblicklich, in einem Augenblick, welches er dafür hätte setzen müssen, zu prosaisch dünkte. Sinng. 176.

                   

Wer Erde liebt, liebt das, was endlich angesichts,
wann Gott gebeut, zerstäubt — —

Angler für Engländer. Sinng. 2512. Man hat geglaubt, das Wort Englisch sey das einzige Adjectivum patronymicum, welches wider die Sprachähnlichkeit eingeführt worden wäre, und hat es daher allemal in Engländisch verwandeln wollen: Anglisch aber, oder wie wir es nunmehr aussprechen, Englisch, kömmt von unserm alten Worte Angler ebenso natürlich her, als Französisch von Franzose, Holländisch von Holländer, Jtalienisch von Jtaliener u.s.w. Jm Fall der Zweydeutigkeit könnte man es freylich wohl in Engländisch verwandeln, wie man die Franzosen aus eben der Ursache zuweilen in die Französische Nation zu verwandeln pflegt.

Ansprengen einen, für anfallen; eine Redensart, die von den Ritterübungen hergenommen ist. Sinng. 2790.

                   

Eisen schützet zwar den Mann,
Wenn Gewalt ihn sprenget an etc.

Anstand, Waffenanstand; beides ist unserm Dichter so viel als das jetzt gebräuchlichere, aber gewiß nicht bessere Waffenstillestand (XIII. 4.). Jn der Metapher wenigstens wird Anstand sich weit schicklicher sagen lassen, als Waffenstillestand. Z. E.

                   

Anstand kann zwar manchmal auch mit der Krankheit seyn ,
Aber Friede will sie nie mit ihm
gehen ein.

Für Aufschub ist es noch überall in den Redensarten ohne Anstand, Anstand nehmen, im Gebrauche.

Arzung. Wir haben dieses Wort mit Unrecht untergehen lassen, denn wir haben kein anderes an seiner Stelle. Heilung kann nur von äußerlichen Schäden gesagt werden; und die Curirung, die Gesundmachung — welche Wörter! Die Hebung, die Vertreibung einer Krankheit also, in so ferne sie das Werk des Arztes ist, wie soll man sie besser nennen, als Arzung? Erste Zugabe 24.

Aufgehebe, das; ein Kunstwort der Klopffechter, worunter sie alle die Ceremonien und Fechterstreiche verstehen, mit welchen sie ihren Kampf beginnen. Diese Bedeutung muß man wissen, um das 2624te Sinngedicht unsers Logaus über die Gicht zu verstehen:

                   

Was man auch der Gicht immer Schuld gleich gebe,
Jst sie fechtrisch doch, macht manch Aufgehebe.

Und eben daher kömmt auch der sprichwörtliche Ausdruck: viel Aufhebens machen; den man eigentlich nur von unnöthigen, pralerhaften Vorbereitungen brauchen sollte. Weil man aber nach und nach diese wahre Ableitung vergessen, und vielleicht geglaubt, das Wort aufheben sey nach dem lateinischen extollere ( laudibus) gemacht worden, (gleichwie man erheben für loben, wirklich darnach gemacht hat) so hat man hernach den Begriff eines übermäßigen Lobes, eine Pralerey überhaupt damit verbunden.

Augst für August. Zweyte Zugabe 216, wo der Dichter von einem Fuchsschwänzer sagt:

                   

— — — Spricht wo sein großer Mann:
Mir ist gewaltig warm: so trocknet er die Stirne,
Er öffnet sein Gewand, entdecket sein Gehirne;
Obschon für grimmen Frost des Daches Nagel springt.
Spricht jener: Mir ist kalt; obgleich die Tropfen zwingt
Die Hitz aus seiner Haut, so wird er dennoch zittern,
Und ließ ihm auch im Augst sein Kleid mit Füchsen füttern.

Ausgleicher. So nennt Logau den Tod; weil er allen Unterschied unter den Menschen aufhebt. Sinnged. 1806.

 

B.

 

Baar, 1. für bloß, leer. Sinng. 1721.

                   

— — ist an Ehr und Namen baar.

2.für barfuß, unbeschlagen. Sinng. 1513.

                   

Polsche Pferde gehen baar, pohlsche Leute gehn beschlagen etc.

Bach, eine. Logau macht dieses Wort durchgängig weiblichen Geschlechts. Sinng. 1267.

                   

Der Zorn ist eine volle Bach.

Auch Opitz, Tscherning, Flemming sagen die Bach.

Bankart, Bankind; ein außer der Ehe erzeugtes Kind. Man sehe, wie Logau Sinng. 975. die verschiedenen Benennungen solcher unehelichen Kinder ordnet:

                   

Ein wohlbenamtes Volk sind gleichwohl Hurenkinder!
Bey Bauern heißt man sie zwar so nichts desto minder;
Bey Bürgern besser noch, Bankart; und im Geschlechte
Der Edeln, Bastarte; und Beyschlag auch Unächte
Bey Fürst und Königen.

Allein es ist falsch, daß sonst kein Unterschied unter diesen Wörtern seyn sollte. Bankart heißt jedes Kind, das außer dem Ehebette, welchem hier die Bank entgegen gesetzt wird, erzeugt worden. Bastart aber hat den Nebenbegriff, daß die Mutter von weit geringerm Stande, als der Vater, gewesen sey; ja dieser Nebenbegriff ist bey den mittlern Schriftstellern oft der Hauptbegriff, ohne daß dabey zugleich auf eine unehliche Geburt sollte gesehen werden. Beyschlag klingt ziemlich nach der Stutterey. Unächte Kinder glaubt man itzt weit feiner natürliche Kinder nennen zu können; welche Benennung, nach Logaus Zeiten, aus der französischen in die deutsche Sprache gekommen ist. Jn dem so genannten Heldenbuche kommt ein altes Wort vor, welches hieher gehört, und der Wiedereinführung vollkommen würdig ist: Kebskind. (Auf dem 49ten Blatte der Ausgabe von 1560.)

                   

»Sie sagten seltzam Märe
»Wol auf den werden Mann,
»Wie er ein Kebskind were
»Und möcht kein Erbe han.

Barmherzigkeit und Erbarmung unterscheidet Logau in der Aufschrift des 23ten Sinngedichts im V Buche. Erbarmung ist ihm das bloße unangenehme Gefühl, welches wir bey der Pein eines andern empfinden: Barmherzigkeit aber ist ihm weit mehr, nehmlich die thätige Bemühung, eines andern Pein zu wenden.

Bedurft, Lebensbedurft, Sinng. 507. wofür wir jetzt Lebensnothdurft sagen.

Befahren, sich: für befürchten. Sinng. 38. ist noch an vielen Orten im Gebrauche. Herr Bodmer hat das Hauptwort hievon:

                   

»Jch entdeckte ihm meiner Seele Befahren;

anstatt, die Besorgnisse meiner Seele. Ueberhaupt findet man in den Schriften dieses Dichters und seiner übrigen Landesleute viele dergleichen nachdrückliche Wörter, von gutem altem Schrot und Korne, die den meisten Provinzen Deutschlands fremde geworden sind und sich in der Schweiz am längsten erhalten haben.

Begünsten. Sinnged. 2477. wofür wir itzt, etwas wohlklingender, begünstigen sagen.

Belieb, das. Sinng. 545.

                   

Die Bibel, Gottes Wort, ist mein Belieb im Leben etc.

Belieben (I. 71.) scheint unserm Dichter die Bedeutung des Worts lieben zu verstärken. Eben so sagt er (IX. 104) beherzen und beküssen. Auch finden wir dieses Wort mit belachen verbunden: beleben und belachen.

Be moll übersetzt Logau: Das gelinde Be. Sinng. 1366. Ein Kunstwort, welches eingeführt zu werden verdienet, weil wir uns sonst mit dem fremden behelfen müßten

Bequemen, das; für die Bequemlichkeit. (XI. 25.) An einem andern Orte finden wir das Lustbequemen.

Bescheinen etwas, ihm einen Schein, einen Anstrich geben. Zweyte Zugabe 72.

                   

Wenn böse Weiber ihre Tücke wollen bescheinen,
So wissen sie kein bessers Mittel, als das Weinen.

Besinnen, dieses Zeitwort, welches sonst nur ein Reciprocum ist, braucht Logau als ein bloßes Activum; da ihm denn etwas besinnen so viel ist, als seinen Scharfsinn an etwas zeigen, worauf sinnen und es durch das Sinnen herausbringen. excogitare. Anhang 254.

                   

O Lieber, wie viel ists, das ich pflag zu besinnen?
Geh, zähle mir die Stern, und menschliches Beginnen!

An diesem Orte heißt es ihm so viel als Sinngedichte machen. Wir finden dieses Wort in eben dieser thätigen Bedeutung auch beym Flemming:

                   

»Die Gesellschaft sprach ihm zu:
»Damon, was besinnest du?

Besitzen, sich worauf setzen. (VII. 74.)

                   

Redlich will ich lieber schwitzen
Als die Heuchlerbank besitzen.

Besonnenheit; das Gegentheil von dem gebräuchlichern Unbesonnenheit. Anh. 174.

Bestand, der; für Beständigkeit (III. 88.) und Sinng. 211.

                   

— Hoffnung kriegt die Kron,
Und Bestand den rechten Lohn.

Bestehen; 1. Als ein Neutrum, für stehen bleiben, stecken bleiben. Sinng. 946.

                   

— — — im Rücken
Bestund der heiße Pfeil etc.

2. Als ein Adjectivum. Etwas bestehen heißt alsdann so viel als einem Dinge Stand halten, es ausstehen. Jm Heldenbuche lesen wir es sehr oft; und auch in der Geschichte des Ritters Don Quixotte von Mancha kömmt der Ausdruck ein Abentheuer bestehen, häufig vor. Logau sagt (XIII. 11.)

                   

Nähmen wir wohl eine Welt und bestünden noch einmal
Was bisher uns dreyßig Jahr zugezählt an Noth und Quaal?

Und Opitz:

                   

»Sie wissen allen Fall des Lebens zu bestehen.

Bestillen, für stillen; das Be verstärkt die Bedeutung, wie wir unter Belieben angemerket haben. Sinng. 2135.

                   

Durst und Hunger sind die Mahner, die man nimmer kann bestillen:
Morgen kommen sie doch wieder, kann man sie gleich heute füllen.

Beyschub, Hülfe, Vorschub (XI. 112.)

                   

Ptochus rufet seinen Freund in der Noth um Beyschub an etc.

Bieder, rechtschaffen, nützlich, tapfer. Wir lassen dieses alte, der deutschen Redlichkeit so angemessene Wort muthwillig untergehen. Frisch führt den Passionsgesang: O Mensch, bewein dein Sünde groß etc. an, worinn es noch vorkomme. Wir wollen nachfolgendes Sinngedicht unsers Logaus in dieser Absicht anführen (III. 37.)

                   

Wer gar zu bieder ist, bleibt zwar ein redlich Mann,
Bleibt aber, wo er ist, kommt selten höher an.

Biedermann ist zum Theil noch üblich. Bey ihm aber findet man noch andere dergleichen nachdrückliche Composita: als Biederweib (V. 6.)

                   

Ein Biederweib im Angesicht, ein Schandsack in der Haut
Jst manche —

desgleichen Biederherz, (V. 20) Biederwesen, Sinng. 761. Biedersinnen, Sinng. 2110.

                   

Werther Freund, du lieber Alter, alt von alten Biedersinnen,
Alt von Jahren, Witz und Ehre —

Und welch ein vortreffliches Wort ist nicht das, welches in dem alten Lobliede auf den wendischen König Anthyrus vorkömmt:

                   

»Sein Sinn war abgericht auf Biederlob und Ehre.

Biederlob ist hier das Lob, welches man als ein Biedermann von einem Biedermanne erhält. Jn den Fabeln des von Riedenburg finden wir auch das Hauptwort hievon, Biederkeit.

                   

An Eren und an Biderkeit.

Bilderbogen. So nennt Logau den Thierkeis. Erste Zugabe 201.

Bindlich. 1. Als ein Beywort, so viel als verbindlich, verbunden: Sinng. 2448. einer Frau bindlich werden. 2. Als ein Nebenwort, so viel als stricte: (III. 9) sich bindlich wozu erklären.

Blassen; pallere, pallescere als ein Activum (XIII. 10.)

                   

— — — röthen
Was Todtenasche blasset.

2. als ein Neutrum (IX. 76.)

                   

Der ist nicht alleine bleich,
Wer nicht satt ist und nicht reich;
Großes Gut und stetes Prassen
Macht vielmehr die Leute blassen.

Blick, für Augenblick. Sinng. 365.

                   

— — — Du achtest Gott so klein,
Und kannst doch ohne Gott nicht einen Blick nur seyn.

Blicklich, als ein Nebenwort; für, alle Augenblicke. Anh. 138.

                   

— — — blicklich Kleider wandeln.

Und Flemming:

                   

»Wer bezahlt euch Leib und Leben,
»Die ihr blicklich hin müßt geben?

Blitzlich, geschwinde wie der Blitz. Sinnged. 1131.

                   

Mensch, vertraue keinen Stunden, weil sie nimmer stille stunden;
Du läufst mit, und hast dich blitzlich deinem End entgegen funden.

Blößlich für bloß Sinng. 1498.

                   

Wer auf Tugend nichts nicht wagt, will auf Glücke blößlich harren etc.

Bruch, braccæ, Hosen (Plattd. Brooke) Sinng. 1573.

                   

Trotzt mancher noch so hoch
So trifft er endlich doch
Für seine Füße Schuch,
Für seinen Sitzer Bruch.

Brunft Sinng. 2164.

                   

— — Denn wilder Thiere Zunft
Hegt nur zu mancher Zeit der süßen Liebe Brunft.

Und dieses ist auch das wahre eigentliche Wort, den Trieb gewisser wilden Thiere zur Vermischung anzuzeigen; derjenigen nehmlich, welche dabey brüllen oder brummen. Unwissenheit und Nachläßigkeit haben dieses Wort in Brunst verwandelt, welches von brennen gemacht ist; und haben dadurch Anlaß gegeben, mit diesem letztern schönen und edeln Worte einen unzüchtigen und eckeln Begriff zu verbinden. Noch ist es Zeit, diese nachtheilige Vermischung wieder abzuschaffen. Brunst heißt fervor, ardor, und bedeutet so wenig etwas übels, daß es die üble Bedeutung nicht anders als durch ein Beywort erhalten kann. So sagt z. E. unser Logau: arge Brunst, geile Brunst etc. Brünstig aber, entbrünsten und andere dergleichen abgeleitete Wörter brauchen Opitz, Morhof etc. in der besten Bedeutung von der Welt. Frisch in seinem Wörterbuche schreibt zwar: »Brunft sagt man nicht »wohl von Wölfen, Luchsen und dergleichen, wie ei- »nige Jäger thun, sondern besser Brunst.« Allein man lasse sich nicht irre machen; denn Frisch hat hier offenbar unrecht; weil die Jäger von Wölfen und Luchsen weder Brunft noch Brunst sagen, sondern beyde rollen oder ranzen lassen. S. Döbels erfahrnen Jäger.

Brunst; anstatt Brand, Verbrennung, Feuersbrunst, Sinng. 91. hat zur Ueberschrift; die letzte Brunst der Welt, und heißt:

                   

Unsre Welt ist schlägefaul,
Setzt sich wie ein stätig Gaul.
Will sie Gott zu Stande bringen,
Muß er sie mit Feuer zwingen.
Jene Welt ertrank durch Flut,
Diese Welt erfodert Glut.

Und Opitz sagt:

                   

» — — so viel Schriften — —
»Die keine Macht der Zeit, kein Wetter, keine Brunst
»Zu dämpfen hat vermocht. — —

Bübeln, 1. betriegen, Unterschleif machen.(X. 34.)

                   

Wer im Geringen bübelt etc.

2. wollüstig scherzen; wovon sich die gröbere Bedeutung noch in dem Ausdrucke huren und buben findet. (VI. 36.)

                   

Wenn im Schatten kühler Myrthen
Sie sich kamen zu bewirthen,
Folgte nichts als lieblich Liebeln,
Folgte nichts als tückisch Bübeln.

Buhlen. Von diesem Zeitworte macht Logau die leidende Weise: gebuhlt werden. Sinnged. 1136.

                   

Denn der Buhler buhlt dem Buhler, buhlt und wird gebuhlt nicht minder.

Büttner oder Bütner für Böttcher. Sinng. 1530. das alte Wort heißt Buittin, ein hölzern Gefäß; Plattdeutsch: eine Bütte.

 

C.

 

Cärl; so schreibt Logau wofür wir itzt Kerl schreiben. Sinng. 672. Das ä hätten wir billig beybehalten sollen, weil das alte gothische Wort Karle heißt.

 

D.

 

Dannen braucht Logau öfters für, von dannen. Z. E. Sinng. 895.

                   

Alle Flüsse gehn ins Meer
Alle kommen dannen her.

So wie in den alten Fabeln:

                   

Dannan schied er mit Bitterkeit. —
Der Tiep sich balde dannan stal.

Degen. Logau braucht dieses Wort in der alten Bedeutung, für einen tapfern Kriegsmann, für einen Helden; (XIII. 10.)

                   

— — — Jhr Poeten,
Der Tod kann keinen nöthen,
Den ihr und eure Sinnen
Nicht lassen wollt von hinnen.
Die alten, kühnen Degen
Gehn noch auf unsern Wegen,
Die ihrer Druden Lieder
Nicht ließen sinken nieder.

Diese Bedeutung war also zu seiner Zeit noch bekannt. Bey viel spätern Schriftstellern wird man sie schwerlich finden. Denn ohngefähr dreyßig Jahr darauf mußte sie Sandrart bereits seinen Lesern in einer Anmerkung erklären. (S. der deutschen Akademie zweyten Hauptheils, erste Abth. S. 42.)

Demmen. Dieses Zeitwort braucht Logau, dem ersten Ansehen nach, in zwey ganz verschiedenen Bedeutungen. Einmal heißt es ihm so viel als verdunkeln, demmericht machen. Sinng. 1667.

                   

Gottes Wort leucht helle,
Gottes Wort lauft schnelle:
Wer denn will es demmen:
Wer denn will es hemmen:

Ein andermal bedeutet es schlemmen, prassen. Anh. 228.

                   

Jn vollem Sause leben, nur schlemmen, demmen, zehren,
Jst hofemäßig. Sorgen, woher es zu gewehren,
Damit sind ihre Köpfe mit nichten zu beschweren.

Frisch hat die erstere Bedeutung gar nicht, und aus der zweyten macht er ein besonderes Wort, das er vor sich, und nicht unter Demmerung anführet. Es sind aber beide Bedeutungen so verwandt, daß auch mit der zweyten eigentlich der Begriff in der Demmerung zu verbinden. Der Spate in seinem Sprachschatze sagt sehr wohl: Demmen propie est, noctes conviviis vigilatas ducere, in tenebris perpotare. Statim autem ad quamcunque intemperantiam & helluationem transferri coepit.

Denken. Logau macht hievon ein unpersönliches Zeitwort: es denkt mich, memini. Sinng. 84.

                   

Es denkt mich noch ein Spiel bey meinen jungen Jahren.

Wir erinnern, im Vorbeygehen, daß man einen Unterschied machen könnte unter denken, cogitare, und unter gedenken, recordari. Doch der Unterschied ist schon gemacht, wird nur nicht allemal beobachtet.

Deube, die; für Diebstahl. Sinng. 2808.

                   

— — Keine Deube bleibt verhohlen.

Drang, der; für Drangsal. Sinng. 2835.

                   

Der Drang, den Krieg uns that etc.

Einem allen Drang anthun sagt man noch hin und wieder in der gemeinen Rede.

Druden, die; wofür wir itzt Druiden sagen. Man sehe die oben unter Degen angezogene Stelle.

Dupelmann; ein von unserm Dichter ohne Zweifel gemachtes Wort, durch welches man das Englische double-dealer sehr eigentlich ausdrücken könnte, wenn man es nach unserm jetzigen Dialekte, in Doppelmann verwandelte. Sinng. 1103.

                   

Die sich ließen schreiben ein
Jn den Biedermannesbund,
Da kein Dupelmann nie stund.

Er scheint es in dem 1226ten Sinngedichte ausdrücklich erklären zu wollen:

                   

Duplus hat nicht duple Stärke, da er doch hat duples Herze:
Denn er führet duple Sinnen; sagt im Ernste, meynt im Scherze.

Jetzt sagen wir dafür Zweyzüngler, Doppelzüngler.

Durchschnitt. Mit diesem Worte hat schon unser Logau das undeutsche Profil übersetzt; und zwar eben da, wo wir es selten oder gar nicht brauchen. Denn wir sagen es zwar von Gebäuden ohne Bedenken, aber nicht von einem Gesichte, welches der Maler bloß von der Seite genommen hat. Erste Zugabe 183.

                   

Große Herren, wenn sie blind, daß sie Maler gerne zahlen,
Pflegen nach dem Durchschnitt sie, oder schlafend sie zu malen.

 

E.

 

Eifere, der, die, das; soviel als scharf, beißend. Unser Dichter sagt Sinng.1534. eifere Lauge. Der häufige Gebrauch der uneigentlichen Bedeutung des Hauptwortes hievon, nehmlich des Wortes Eifer, zelus, ist ohne Zweifel an dem Untergange dieses Beywortes Schuld.

Eignen, für geziemen Sinng. 777.

                   

Mit Verlust des guten Namen einen guten Freund erkaufen,
Eignet nicht den weisen Leuten.

Er sagt auch auf die unpersönliche Weise: es eignet sich, für es geziemt sich. Sinnged. 1771. So sagt man auch noch im gerichtlichen Styl: wie es einem treuen Anwalde etc. eignet und gebühret.

Eitel, als ein Nebenwort für nichts, als (I. 3).

Emse schreibt Logau anstatt Ameise. Sinng. 761.

                   

Wohl indessen dem, der dort lacht, und schaut die Emsenhaufen,
Drinnen um das eitle Nichts kriegen, steigen, dringen, laufen;
Unbedachte Menschenschwärme!

Wie von dem alten Worte Erbeis, Erbse; so ist von dem ältern Emeis, Emse entstanden. Man hat auch vor Zeiten Ambeiz geschrieben, und daher ist Ameise gekommen. Emse wäre noch immer ein sehr bequemes Wort für die deutsche Prosodie.

Ent; mit dieser Sylbe fängt Logau verschiedene Wörter an, die sich sonst mit em anfangen. Er sagt z. E. entpor anstatt empor. Sinng. 1257. Desgleichen entfinden anstatt empfinden. Sinnged. 1390.

                   

Als bald ein neues Kind
Die erste Luft entfindt,
So hebt es an zu weinen.

Enthalten, sich anstatt sich aufhalten: (XII. 102.)

                   

Jmmer fragten wir nach Neuem, weil sich Krieg bey uns enthalten etc.

Entjungferung, die. Sinnged. 1672. und entjungfern. 2586.

                   

Blumona ward entjungfert: da solches war geschehen,
Verschwur sie Haut und Haare, sie hätt es nicht gesehen.

Entschließen, für ausschließen Sinng. 610.

                   

Wer vom Herzen Gott entschleußt etc.

Entwerden, für Entkommen, davon fliehen. Sinng. 1209.

                   

— — Wer entwerden kann ist froh.

Er, das; und das Sie. Man sehe in welchem sensu nupto Logau beides braucht. Sinng. 2776. Auf den Mollis:

                   

Dein Weib ist dir kein Weib, und du bist ihr kein Mann:
Wie daß Er nicht ihr, Sie dir gewachsen an:

Erarnen; so viel als erwerben. Sinng. 966.

                   

So wirst du dorten Glanz, und Segen hier erarnen.

Das Heldenbuch hat an einem andern Orte von Christo:

                   

»— — der mich hat
»Hoch an dem Kreuz erarnet.

Erdegeist, ein poetisches Wort, für einen Geist der am Jrdischen klebt. Sinng. 3.

                   

Billig! denn so hohe Sinnen
Müssen andern Dank gewinnen,
Als ein kriechend Erdegeist.

Erdisch, wofür wir itzt irdisch sagen. Sinng. 2212.

Erkunden. (XI. 121.)

                   

Wer will der Weiber Tück erkunden und entdecken? etc.

Erlusten. Anhang 76.

                   

Jn der Jugend zum erlusten, in dem Alter zum erlaben
Sind die Weiber —

Ernüchtern; nüchtern werden. (XII. 60.)

                   

Gottes Werk hat immer Tadel. Wem der Tag zu kurz zum Trinken,
Diesem will auch zum Ernüchtern gar zu kurz die Nacht bedünken.

Erstecken braucht Logau für: machen daß etwas erstickt. Sinng. 1275. Liebe erstecken; und (X. 90.) Krieg erstecken.

Erstrecken; als ein Activum für erweitern, ausdehnen, machen daß sich ein Ding weiter erstreckt. Bey Gerichten kömmt es in dieser thätigen Bedeutung noch überall vor. Man sagt z. E. Man will zwar dieß Gesetz auch dahin erstrecken; allein etc. Und unser Logau sagt: (XI. 47.)

                   

Liebe kaufte neulich Tuch, ihren Mantel zu erstrecken,
Weil sie, was durch dreyßig Jahr Krieg verübt, soll alles decken.

Einer unsrer lyrischen Dichter hat diese veraltete Bedeutung sehr schön wieder erneuert, wenn er in seiner Ode an das Glück sagt;

                   

»Wenn kein Ruhm, — —
»Wenn kein Gold mein Lebensziel erstrecket,
»Wenn ich nicht vergnügter küsse:
»Was vermiß ich, wenn ich dich vermisse?

Siehe auch Strecken.

Erwarmen, auf etwas; auf etwas hitzig werden. Sinng. 803.

                   

— — die manchmal so erwarmen
Auf unser Gut und Blut. —

Erwinden, sich; so viel als sich unterstehen, sich unterwinden. Anh. 62.

                   

— — wenn wir Diener uns erwinden.

 

F.

 

Feber schreibt Logau anstatt Fieber. Sinng. 2589. und anderwerts, doch nicht überall.

Feuerspiegel nennt Logau, was wir itzt Brennspiegel nennen. Anh. 159.

Feulen oder faulen; für müßig sitzen, faullenzen. Sinng. 1933.

Feyern von etwas; so viel als, (wie er sich Sinng. 1120. ausdrückt) von etwas müßig werden, damit aufhören Sinng. 114.

                   

Allein es kömmt dazu, daß endlich selbst sein Fuß,
Hoch in der Luft, vom Treten feyern muß.

Sie sind feyrig, sagt man noch an einigen Orten von den Handwerksgesellen, die keine Arbeit bey Meistern haben. Luther gebraucht einmal den Ausdruck: ich will ihn nicht viel darum feyern; welches vollkommen das sagt, was der Franzose durch faiter quelqu'un ausdrückt.

Filzigkeit, die; schändliche, schmutzige Kargheit. Sinng. 2127.

Findlich, was zu finden ist. (V. 39)

                   

Ob nur einer findlich wäre etc.

Flammenschütze; so nennt unser Dichter den Amor. Sinng. 2448.

                   

Freund, der kleine Flammenschütze hat das dritte Freudenfeuer
Angeflammt in deinem Herzen.

Flitte, die. Sinng. 644.

                   

Des Nero Meistern nahm die Flitte
Sein Leben hin, wie sein Geblüte etc.

Flitte bedeutet ein Jnstrument, womit die Ader gelassen wird. Einige wollen, daß es aus dem Griechischen Phlebotomum zusammen gezogen seyn soll. Uns deucht es das Urwort von Flitze zu seyn, welches einen Pfeil bedeutet, und wovon das Wort Flitzbogen noch in vielen Provinzen im Gebrauche ist. Uebrigens ist dieses weder die Lanzette, noch der Schnäpper; sondern es ist das alte deutsche Laßeisen, ehe es durch Anbringung einer Schnellfeder verbessert und dadurch zu dem so genannten Schnäpper gemacht wurde. S. Heisters Chirurgie, S. 380.

Flucht. Sinng. 2162. hat Logau den Pluralis von diesem Worte, der sonst selten oder gar nicht, vorkommt; die Flüchte.

                   

— — treibt die Tochter in die Flüchte.

Freunden, sich zu einem; so viel als sich mit einem befreunden. Sinng. 74.

Frevelich. So macht Logau dieses Wort; so muß es gemacht werden: und das itzt gebräuchliche freventlich taugt eigentlich gar nichts. Frevel und frevelich aber heißt bey unsern alten Schriftstellern alles, was in der Hitze einer gewaltsamen Leidenschaft gesagt oder gethan wird. Sinng. 1715.

                   

Gewalt ist wie ein Kind: wo nicht Verstand sie leitet,
So stürzet sie sich selbst, weil sie zu frevlich schreitet.

Frevlerplan, der; ein altes poetisches Wort für, die Bahn der Frevler. Sinng. 761.

                   

Will nicht wider Recht und Zucht, treten auf den Frevlerplan.

Frommen, einem; einem nützen. Anh. 52. und öfter.

Frosch, der; heißt bey den deutschen Wundärzten die mit Materie angefüllte Geschwulst, die, öfter bey Kindern, als bey Erwachsenen, unter dem vordersten Theile der Zunge, bey den Froschadern entstehet. Lateinisch ranula. Logau nennt sie daher in der Ueberschrift des 74sten Sinngedichts unsers eilften Buches, eine Kinderkrankheit.

                   

Udus wird gewiß den Frosch unter seiner Zunge haben,
Den er immer fort und fort muß mit etwas nassem laben.

Führen, eine Person; eine Person spielen. (IX. 75),

                   

Die Person die ich itzt führe auf dem Schauplatz dieser Welt etc.

Fürlieb. (VIII. 17.) So sagt Logau allezeit, wofür wir itzt fast durchgehends vorlieb sagen, wider unsere eigene angenommene Regel: daß nehmlich für allemal pro bedeuten solle.

Fußgicht, die; das Podagra. Anh. 90.

                   

Wer zum Tischtrunk Fischtrunk nimmt,
Selten dem die Fußgicht kömmt.

So auch Darmgicht, ileus. (I. 9.)

 

G.

 

Gach; præceps, properus. Auch dieses den alten schwäbischen Dichtern sehr übliche, und uns nur noch in dem zusammengesetzten Jachzorn überbliebene Wort, kömmt zweymal bey unserm Logau vor 2 Zugabe 90.

                   

Die Magd, die stieg aufs Heu, der Knecht, der stieg ihr nach;
Sie ward gar sehr erhitzt, zur Rache ward ihr gach.

Doch nicht allein das Wort, die ganze Redensart ist hier alt, und eben dieselbe, wie sie bey dem von Riedenburg (Fab. 69.) vorkömmt, wo es von dem tückischen Hunde heißt:

                   

Wenne er gebeis, so wart im gach
Ze flucht
.

Preceps se in fugam dabas.

Jn der zweyten Stelle des Logau bekömmt gach noch die Nebenbedeutung der Unbedachtsamkeit, als welche mit der Eilfertigkeit und Hitze verbunden ist. 1. Zugabe 165.

                   

Die Deutschen sind nicht männisch mehr, thun Kindern alles nach,
Die, wenn sie etwas neues sehn, thun töblich, dumm und gach.

Gaden, der, heißt bey unserm Dichter so viel als der Laden, das Gewölbe des Kaufmanns. 1. Zugabe 168.

                   

Diese Waar ist nicht die beste die im Gaden vornen leit etc.

Aeltere und andere doch in der Hauptsache übereinkommende Bedeutungen findet man bey dem Schilter, Wachter etc.

Gebette, das; Brautgebette Sinng. 1943. Ein Bette kann ein bloßes einzelnes Stück, ein Oberbette, oder Unterbette seyn; ein Gebette aber bedeutet alle diese einzelnen Stücke, die ein vollständiges Bette ausmachen, zusammengenommen.

Gebruch; Mangel, von dem Zeitworte gebrechen, mangeln. Sinng. 2141.

                   

Cominäus ist, ihr Fürsten, euer Katechismusbuch:
An dem Grunde wohl zu herrschen, ist bey ihm fast kein Gebruch.

Gedenkkunst, die; so nennt Logau die Kunst das Gedächtniß zu stärken, und ihm, durch natürliche oder künstliche Mittel zu Hülfe zu kommen; dergleichen Lullus, Kircherus und andere geschrieben. Sinng. 2717.

Gedieg, ein Hauptwort, wovon wir noch das Beywort gediegen behalten haben. Sinng. 1678.

                   

Geld- Lust- und Ehrengeiz macht daß die ganze Welt
So arm ist am Gedieg, und nichts von Heil behält.

Geding, das. Daß dieses Wort auch so viel heiße als Hoffnung, Vertrauen, zeigt Wachter, und führt unter andern einen alten Kirchengesang an, wo es in dieser Bedeutung vorkomme. Jn den oben angeführten Fabeln des von Riedenburg heißt est (Fab. 32)

                   

Guot gedinge sullen haben
Jung, alt — — —
Guot gedinge machet das,
Das der geniset der siech was.

Jn folgender Stelle unsers Dichters scheint diese Bedeutung gleichfalls Statt finden zu können. Sinnged. 1103.

                   

Ach es wolle diesem Ringe
Seyn verpflichtet das Gedinge,
Daß er steh zu sicherm Pfanden
Eurem Glück und Segensstande.

Doch wollen wir nicht leugnen, daß der weitläuftige sensus forensis dieses Worts nicht auch noch eine andere Erklärung darbieten könnte, es kann hier nehmlich so viel heißen als: das Gelübde.

Gebone, das; so viel als Gespötte. 1. Zugabe 51.

                   

An der hohen Häupter Seite stehen graue Häupter schön:
Dennoch sind itzt hohen Häuptern graue Häupter ein Gehön.

Gelosen; so viel als los werden. Sinng. 1237. und anderwerts.

                   

Man fleißt sich itzt den Bart vom Maule zu gelosen etc.

Gemahlinn, die. Dieses Wort war schon zu unsers Dichters Zeiten im Gebrauch; und auch damals schon maaßten es sich geringere Leute an. Sinng. 2442.

                   

Vitus nennt sein Weib Gemahlinn. Billig! weil sie sich so malt,
Daß um Weißes und um Rothes jährlich sie viel Thaler zahlt.

Gemein und gemeinlich als ein Nebenwort, für meistentheils, insgemein; kömmt sehr oft vor; als Sinnged. 1154.

                   

Was Pelops, Attalus und Krösus schwangre Kasten
Von Golde, Geld und Gut vor Zeiten in sich faßten
Nützt nur so viel, daß der, der gar zu viel drauf denkt,
Den Leib gemein an Baum, die Seel an Nagel henkt.

und Sinng. 1136.

                   

Buhler sind gemeinlich Blinde etc.

Gemerke, für Merkmaal, Merkzeichen. (X. 25.)

                   

Daß der Sinn es redlich meyne, haben wir nur Ein Gemerke etc.

Genoß, der; socius. (I. 32.)

                   

Krieg und Hunger, Kriegs Genoß etc.

Gerne. Durch Vorsetzung dieses Nebenworts macht Logau ein zusammengesetztes Hauptwort, welches alsdann eben das eitle und fruchtlose Bestreben ausdrückt, das die Engländer durch das angehängte would-be ausdrücken: z. E. a Merchand-would-be, a Politik-would-be. Auf diese Weise sagt er nicht allein ein Gernegroß, welches noch üblich ist: Anhang 212.

                   

Bardus strebt nach großem Namen, ist von allen Gaben bloß:
Dieses kann man ihm wohl gönnen, daß er heiße Gernegroß.

Sondern er sagt auch ein Gerneklug: Sinng. 257. wo von der thörigten Pralerey, fremde Wörter in die deutsche Sprache zu mengen, die Rede ist,

                   

— — — das andre wird genommen
So gut es wird gezeugt und auf die Welt ist kommen
Durch einen Gerneklug, der, wenn der Geist ihn rührt,
Jtzt dieses Pralewort, itzt jenes raus gebiert.

Gieben; soviel als das gemeine giebsen, oder das plattdeutsche gappen. 1. Zugabe 201.

                   

Die für Drang, Zwang, Pein und Schmach
Endlich mehr kaum konnten gieben.

Tscherning sagt dafür geufzen. Siehe dessen Frühling deutscher Gedichte S. 8.

                   

— — das herzenswehe Seufzen
»Macht mich so laß und matt, daß ich auch kaum kann geufzen.

Gnadselig; ein gnadseliger Diener ist unserm Dichter der, den der Herr mit seinem ganzen Vertrauen begnadiget hat. (II. 11.)

Graskrone. Dieses Wort ist die Ueberschrift des 80ten Sinngedichts im IX. Buche und fängt an:

                   

Der sein Vaterland errettet, diesen krönte Rom mit Gras.

Allein der Dichter muß sich hier geirrt haben. Wir wenigstens können uns keines Scribenten erinnern, der uns berichtete, daß man jemals in Rom diese oder eine andere große That mit einer dergleichen Krone belohnt habe. Vielleicht hat er die coronam civicam in Gedanken gehabt, die aber nicht dem Erretter des Vaterlandes, sondern dem Bürger, der einen Nebenbürger errettet hatte, von diesem erretteten Bürger geschenkt wurde. Sie war auch nicht von Gras, sondern von Eichenlaube. Morhof übersetzt (Gedichte S. 399.) diese coronam civicam nicht übel durch Bürgerkranz.

Grau, der; der Eckel. (II. 84.)

Greiner. Greinen heißt so viel als winseln, klagen, weinen, jammern; und einer, der dieses oft und ohne Ursache thut, ein Greiner. Sinnged. 1622.

                   

Vor Zeiten stunden Junge den Alten höflich auf;
Jtze heißt es: Junger sitze, und alter Greiner lauf!

Greis; als ein Beywort, für grau. Sinng. 785.

                   

Ein Künstler, glaub ich, ist, der Schwarzes färbe weiß:
Das Alter kann die Kunst, färbt schwarze Haare greis.

Großmuth, der; sagt Logau nach der Analogie der Wörter Muth, Hochmuth. Sinng. 1171.

Grün; für frisch, gesund. Sinng. 2784.

                   

Ein grüner Mann, ein rothes Weib, die farben wohl zusammen,
Sie sind geschickt im Wasserbau zu ziehen wohl die Rammen.

Gumpen; muthwillig springen, hüpfen, tanzen. Sinng. 453.

                   

Ein Kalb scherzt, gumpt und springt etc.

Wachter führt bey diesem Worte weiter nichts an, als das griechische χομπειν, strepitum edere jactu pedum , (von welcher Bedeutung, nehmlich in Ansehung des jactu pedum, er uns noch dazu den Währmann schuldig geblieben ist,) und setzt hinzu: forte aliqua affinitate. Es ist zu verwundern, daß ihm nicht vielmehr das italiänische gamba und gambata, welche man von dem lateinischen gamba, und dieses von dem griechischen χαμπη herleitet, beygefallen. Auch die Franzosen haben daher ihre gambade und und ihr regimber gemacht, welches mit diesem gumpen sehr viele Aehnlichkeit hat.

Gunst; den ungewöhnlichen Pluralis von diesem Hauptworte hat Logau in der Ueberschrift: der Weg zu Gunsten. (III. 55.)

Güteln; dieses Zeitwort kommt im VIII Buche, im 66ten Sinngedichte vor:

                   

Kann die deutsche Sprache schnauben, schnarchen, poltern, donnern, krachen ?
Kann sie doch auch spielen, scherzen, liebeln, güteln, kürmeln, lachen.

Wie betteln von Bitte gemacht worden, so scheint güteln von gut, oder vielmehr von Güte entstanden zu seyn. Frisch hat das ähnliche Zeitwort gutzeln, welches er aber von gucken herleitet, und durch aspicere aliquem more mendicorum eleemosynam expectantium, erkläret.

 

H.

 

Hahnen, einen; einen zu Hahnrey machen. Sinnged. 179.

                   

Die neue Welt ist fromm, und frömmer als die alte.
Sie darf nur acht Gebot, die sie im Leben halte;
Denn Ehbruch, Diebstahl bleibt; man hahnet nur die Leute
und macht, was uns gefällt, nach Krieges Art, zur Beute.

Dieses Zeitwort würde man mit gutem Grunde Frischen entgegen stellen können, welcher Hahnrey für kein Compositum will gelten lassen, sondern es von dem italienischen Cornaro herleitet.

Halt, für Hinterhalt. Sinnged. 1257. wo der Dichter von den Wangen schöner Mädchen ungemein anakreontisch sagt:

                   

— — — hier ist das flache Rund
Drum Zephyrus spielt her, darauf Cupido stund,
Und sich um einen Weg für seinen Pfeil umsahe,
Und dachte, wie ein Wild für seine Küch er sahe
Mit seinem Purpurzeug. Hier lag er oft im Halt,
Mit Rosen wohl verhägt, wenn er die Jagd bestallt.

Hauptgut, sagt unser Dichter sehr oft, und sehr wohl anstatt des undeutschen Capital, als Sinng. 1326.

                   

Noch Hauptgut, noch die Zinsen darf itzt ein Schuldner gelten.

Tscherning (Frühl. S. 69.) sagt Hauptgeld:

                   

»Das Hauptgeld bleibet stehen, ihr streicht die Zinsen ein.

Hausinnen, die; so nennet man in Schlesien Miethsleute von der niedrigern Gattung. Sinng. 952.

                   

Wenn, Jungfern, eure Flöh, die ihr habt zu Hausinnen,
Was sie gehört, gesehn, vermelden sollten können,
Wie mancher fragte sie, der Lust zu freyen hat,
Eh als den besten Freund, um einen treuen Rath.

Und Sinng. 2050.

                   

Jedermann hat zu Hausinnen etc.

Hebelbaum sagt Logau, wofür wir itzt Hebebaum sagen. Sinng. 2795.

                   

Runcus ist gewaltig stark, gäbe Bauern großen Nutz,
Könnten ihn zum Hebelbaum brauchen für das größte Klutz.

Hergesippt; für entsprossen, erzeugt. Sinng. 2379.

                   

Fürstinn von den Obotriten, einer deutschen Heldenart
Hergesippt etc.

Desgleichen hat er auch zugesippt, für verwandt. (IX. 10.)

Herzlich, welches itzt nur so viel als sehr bedeutet, nimmt Logau in seiner ursprünglichen Bedeutung für von Herzen, mit dem Herzen; nach der Analogie des Wortes mündlich:

                   

Herzlich hassen, mündlich lieben.

Hinsichern, sich. (XIII. 11.)

                   

Wenn ein redlich frommer Christ hin sich sichert in das Grab.

Ein Wort welches Logau ohne Zweifel gemacht hat, und welches an diesem Orte ungemein nachdrücklich ist, indem es soviel sagen will, als; der Christ, der itzt in der Welt nirgends sicher ist, begiebt sich in sein Grab hin, um daselbst gewiß sicher zu seyn. Einige Neuere haben dergleichen Wörter ohne Unterschied getadelt, andere haben dergleichen bis zum Ekel gemacht. Dichter von gutem Geschmacke halten das Mittel, und gebrauchen solche Ausdrücke desto seltener, je glänzender sie sind. Ein Poet muß sehr arm seyn, der seine Sprache nur durch ein einziges Mittel aufzustützen weiß.

Hochträchtig braucht Logau für hoffärtig; so wie man das Gegentheil niederträchtig nennt. Sinnged 117.

                   

Wer will Pertunda stolz, hochträchtig auch wohl nennen?

Beym ersten Anblicke könnte man es für hochschwanger nehmen; und es kann leicht seyn, daß unser Dichter, der gar kein Feind von Wortspielen ist, auf diesen Nebenbegriff mit gezielet hat; denn das angeführte Gedicht heißt weiter:

                   

Er giebt genug an Tag, er müß sie recht nicht kennen
Heißt dieses denn wohl stolz? Sie bleibet unten an.
Und duldet über ihr so leichtlich jedermann.

Uebrigens kann dieses hochträchtig, in so fern es der Gegensatz von niederträchtig ist, einen analogischen Grund für die Ableitung von Hoffart mit abgeben, daß solches nehmlich nicht von Hof Art, sondern von hoch Fahrt gemacht und zusammengezogen sey. Auch scheint Logau an einem andern Orte, wo er ausdrücklich Hochfahrt schreibt, Sinng. 1354. auf diese Etymologie zu zielen; welche dadurch außer allen Zweifel gesetzt ist, daß wir in unsern ältesten Dichtern überall Hochfahrt lesen.

Höchlich, für hoch. Sinng. 2269.

                   

Wer höchlich fallen soll, den muß man hoch erheben.

Sich höchlich verwundern ist noch im Gebrauche.

Honigthum; der Liebe Honigthum ist die Ueberschrift des 1174 Sinngedichts, welches wir unter Kosen anführen werden; und ein Wort, welches unser Dichter zum Scherze gemacht hat, nach der Aehnlichkeit des Wortes Märtyrerthum u. a. m.

Husche, die. Auch die Nachrichter haben ihre Kunstwörter und dieses ist eines davon. Sinng. 2269.

                   

Calvus, der ganz kahl am Kopfe, meynt man werd ans Holz noch kleben;
Sorgt drum selbsten, wie der Henker ihm wird doch die Husche geben.

Unsere Wörterbücher erklären Husche durch Ohrfeige. Daß es aber hier etwas anders, und zwar so etwas bedeute, was an den Haaren oder mit den Haaren geschieht, giebt der Augenschein. Denn warum durfte Calvus sonst besorgt seyn, wie ihm, als einem Kahlkopfe, der Henker die Husche geben werde?

Man sagt noch in der Sprache des Volks: sich huschen, einander bey den Köpfen kriegen. Auch braucht man in eben dieser Sprache das Wort husch als eine Jnterjection der Geschwindigkeit: husch! da war er weg. An dieser Stelle bedeutet Husche also den letzten Stoß, den der Uebelthäter bekömmt, und wobey ihn der Henker vielleicht beym Schopfe ergreift. Der Begriff der Geschwindigkeit, welchen das Zwischenwort husch hat, macht, daß eine Husche auch in verschiedenen Provinzen einen überhingehenden Platzregen bedeutet. Man erlaube uns aus dieser letzten Bedeutung beyläufig eine Stelle aus dem Rabelais zu erklären. Dieser possierliche Schriftsteller braucht in seinem Gargantua zu verschiedenen Malen das Wort Housêe. Er sagt z. E. tumbant par une housêe de pluie. Seine Ausleger wollen, housêe sey so viel als horêe, und dieses so viel als pluviosa tempestas ad horam durans vel circiter. Diese Erklärung ist offenbar gezwungen, und sie würden sie schwerlich gewagt haben, wenn ihnen unser deutsches Husche bekannt gewesen ware. Daß aber Rabelais etwas deutsch verstanden habe, und in seinen Schriften hin und wieder deutsche Wörter affektire, ist eine bekannte Sache.

 

J.

 

Jhrzen; mit einem in der zweyten Person des Pluralis reden. Es ist dieses die Ueberschrift des 196 Sinngedichts im Anhange, worinn unser Dichter diese unnatürliche Art zu reden verwirft. Was würde er von uns, seinen Nachkommen sagen, die wir aus dem Jhr gar Sie gemacht haben?

                   

Jsts deutscher Art gemäß mit Worten so zu spielen?
Wir heißen Einen Jhr, und reden wie mit vielen.

Ein Glück für unsere Poesie, daß sie das natürliche Du überall behalten hat! So wie man ihrzen sagt, sagt man auch duzen, erzen, siezen etc.

Jnner sagt Logau ofters für in, innerhalb. (VIII. 98.) Er hat sein Grab inner einem frommen Raben. (VI. 6.) Sie geht inner Gold und Seide her. Desgleichen (V. 11.) inner dem Magen.

Jnselt schreibt Logau, der Aussprache seines Landes gemäß, wofür wir itzt Jnschlitt und Unschlitt schreiben Sinng. 1338.

 

K.

 

Kat für Koth. Sinng. 2723.

                   

Die Lieb ist wie der Schwalbenkat,
Verblendet wen sie troffen hat.

Kerb, der; für das Kerbholz. (XIII. 11.) der drüber seinen Kerb wohl halten wird.

Kiefeln, so viel als zanken, keifen. Sinng. 1534.

                   

Mit der ich Schätzchen und Herzchen mich heiße;
Kieffel und beiße.

Von dem alten Kieb, ira, jurgium.

Kieslingstein für Kieselstein. Sinng. 1003.

Kindeln, sich wie ein Kind aufführen. Sinng. 1082.

                   

— — Verdruß zu mindern
Kindeln Männer oft mit Kindern.

Auch das Hauptwort Kindeley für Kinderey, Tändeley, kommt bey unserm Dichter vor. Sinnged. 1150.

                   

Was in meiner Jugend Mayen
Von der Venus Kindeleyen
Jch gezeichnet auf Papier.

Kindern, heißt nicht: sich kindisch aufführen, sondern Kinder zur Welt bringen. (IX. 102.)

                   

An manchen Orten ists so Brauch, die Weiber müssen jährlich kindern.

So sagt auch Tscherning entkindert, für der Kinder beraubt: (Frühl. S. 54.)

                   

»Steigt dieses, Herr, zu Herzen
»Daß ihr entkindert seyd?
»Jhr seid auch frey von Schmerzen:
»Wo Kinder sind, ist Leid

Klapf, der: von klopfen; so viel als Schlag; wie denn auch die Alten Donnerklapf für Donnerschlag sagten. Sinng. 808.

                   

— — so wird ein jeder Stein,
Womit man nach uns wirft, ein Klapf am Himmel seyn.

Knebelhaut. Logau sagt; Sinng. 2024.

                   

Veit trägt eine Flegelkapp über einer Knebelhaut etc.

um zu sagen, daß Veit der unhöflichste und ungeschliffenste Mensch von der Welt sey. Knebel und Flegel ist hier eines; beides bedeutet einen bäurischen Menschen: appellamus, sagt der Spate, hominem agrestem einen Knebel. Knebel aber ist so viel als Knüppel: auch ein Klotz bedeutet in der gemeinen Sprache nichts bessers. Mit dieser Bedeutung stimmen die übrigen Wörter dieser Art sehr natürlich zusammen: als, die Knebel der Finger, Einen knebeln, ein Knebelbart, ein Knebelspieß; daß man also Unrecht thun würde, wann man solche von Knabe herleiten und mit einem ä schreiben wollte, wie wir irgendwo gefunden haben.

Knechterey, sagt Logau und will damit nicht so wohl die Knechtschaft ausdrücken, als vielmehr etwas, das sich für keinen freyen Mann, sondern für einen Sklaven schickt. Sinng. 883.

                   

Diener tragen ingemein ihrer Herren Liverey:
Solls denn seyn, daß Frankreich Herr, Deutschland aber Diener sey?
Freyes Deutschland, schäm dich doch dieser schnöden Knechterey.

Kosen. Sinng. 1174.

                   

Die Buhler sind Bienen, die Jungfern sind Rosen,
Gedanken sind Honig, zum Schmeicheln und Kosen.

Dieses Zeitwort, welches so viel als reden, schwatzen, bedeutet, ist ziemlich rar geworden. Der Uebersetzer des Don-Quixotte hat es sehr wohl gekannt, und ihm im zweyten Theile der Geschichte dieses Ritters S.459. eine sehr glückliche Stelle gegeben. Der lächerliche Sancho sagt daselbst von den so genannten sieben Ziegen am Himmel: Jch kosete mit diesen Ziegen drey bis vier Stunden. Das zusammengesetzte Zeitwort liebkosen wird noch überall gebraucht. Bey diesem letztern merken wir an, daß Logau dafür liebekosen schreibt. Sinng. 726.

Kuchel für Küche, hin und wieder, als Sg 403.

                   

Die edle Poesie ermuntert Sinn und Geist,
Daß er greift an mit Lust was schwer und wichtig heißt.
Ob nöthig ist das Brodt, so laßt man gleichwohl gelten
Die weitgereiste Würz, und sonsten was da selten
Jn unsre Kuchel kömmt; man gönnet auch der Lust,
Bedarf es nicht Natur zu Zeiten eine Kost.

Kuchel ist eigentlich Oesterreichisch und nicht Schlesisch; man sagte es aber zu Logaus Zeiten in Schlesien, um mit der Hofsprache zu reden.

Kürmeln, kömmt bey unserm Dichter so wohl, als bey andern vor, und bedeutet so viel als: lallen, schmeichelnd stammeln. Unsere Wörterbücher haben dieses Wort gar nicht, und von seiner Ableitung ist nichts zuverläßiges zu sagen. Sinng. 798.

                   

— — Wir zeugen Kind auf Kind,
Ein Denkmaal hinter uns daß wir gewesen sind.
Gut! Gut! Was kann uns sonst aus Wermut Zucker machen,
Als wenn das liebe Kind mit Kürmeln und mit Lachen
An unser Haupt sich drückt, uns lieber Vater nennt,
Und macht daß man in ihm sich wie im Spiegel kennt.

Jmgleichen: Sinng. 908.

                   

— — vom süßen Namen Sohne
Ein kürmelnd Exemplar —

Ebenso spricht Opitz von einem neugebornen Kinde:

                   

»Was es kürmeln wird und lachen
»Werden lauter Verse seyn.

Lohenstein braucht es so gar von dem freundlichen, verliebten Murren der Löwen. (Arminius 1 Theiles zweytes Buch S. 84.)

 

L.

 

Längen, für in die Länge dauern. Sinnged. 2756.

                   

Erdenbau kann übel längen,
Drein sich Wind und Wasser mengen.

Hievon kömmt das alte Beywort gelängt her, welches wir in des Adam Olearius persianischem Baumgarten finden: »Die ausgelängte Nacht »laufen sie, und sprechen früh Morgens etc.

Lappe, ein; heißt ein feiger, weibischer, nichtswürdiger Mensch, wie das Beywort läppisch, welches von diesem Hauptworte abstammt, zu erkennen giebt. Und wer wird für feiger, weibischer und nichtswürdiger gehalten, als ein Verschnittener? Für diesen braucht es Logau Sinng. 2499.

                   

Sonst möcht es seyn vergönnte Sache,
Daß man den Hahn zum Lappen mache.

Das Wort Laffe, welches noch gebräuchlich ist bedeutet gleichfalls einen läppischen, einen kindischen Kerl. Da ferner Lappen und Lumpen einerley sind, so heißen, im verblümten Verstande, nichtswürdige Leute auch Lumpen, Lumpengesinde, Lumpenhunde.

Latz, schwäbisch Latz, der. Man wird das 227te Sinngedicht des Anhangs nicht verstehen, wenn man sich nicht erinnert, daß ein schwäbischer Latz so viel ist, als ein Hosenlatz.

Lauer, der; kömmt von dem lateinischen lora her, welches den sauern Nachwein bedeutet, der aus den Hülsen und Kernen der bereits gepreßten Trauben durch zugegossenes Wasser gemacht wird.(X. 9.)

                   

Welt giebt ihren Hochzeitgästen erstlich gerne guten Wein;
Und schenkt ihnen sauern Lauer, wenn sie schon bethört sind, ein.

Jn einem andern Verstande bedeutet ein Lauer einen Schelm. Sinng. 497.

                   

Schlaf und Tod der macht Vergleich
Zwischen Arm und zwischen Reich,
Zwischen Fürst und zwischen Bauer,
Zwischen Biedermann und Lauer.

Die Lateiner nennen diesen Lauer, mit einem ähnlichen Worte, vappam, und wir könnten ihn also auch zur Noth von dem schlechten Weine, Lauer herleiten. Wir glauben ihm aber einen weit natürlichern Ursprung zu geben, wenn wir ihn von dem einheimischen Worte lauern ableiten, da denn ein Lauer so viel bedeuten wird, als: ein Schleicher, ein tückischer Dieb. Man sehe auch das 114te Sinngedicht des Xten Buchs.

Lebensfadenreißerinnen, ein poetisches, von unserm Logau zum Scherz gemachtes Wort, ohngefähr wie des La-Fontaine soeurs filandieres. Sinng. 2448.

                   

Waren alle drey nicht Gräen, waren sie nicht Gorgoninnen,
Waren sie nicht alle dreye Lebensfadenreisserinnen,
War es doch zum mindsten Eine.

Lieb, das; für die Geliebte. Ein Schmeichelwort der Liebhaber, wofür einige itzt Liebchen sagen; ist bey allen Zeitverwandten unsers Dichters im Gebrauch. Sinng. 2637.

                   

Paulus ist ein Freund der Welt, aber nur der kleinen Welt,
Wenn er sein geliebtes Lieb fest umarmt beschlossen hält.

So sagt auch Flemming:

                   

»Mein Lieb gedenket weg; was wünsch ich ihr für Glücke?

Eben so sagten auch unsere Alten vor vierhundert Jahren:

                   

Minne, Got musse mich an dir rechen.
d. i. Mein Lieb, oder mein Liebchen, Gott müsse mich an dir rächen.

Liebeln; ein nicht unebenes Verbum diminutivum von lieben. Unser Dichter sagt von der Zeit des Frühlings: (VI. 19.)

                   

Da vor Freuden alles wiebelt,
Da mit Gleichem Gleiches liebelt etc.

Lieben, einem. Es liebt mir, sagt Logau, anstatt, es gefällt mir. (XIII. 12.) Das ganze Wort heißt: es geliebt mir; allein die Sylbe ge wird, wie bekannt, oft weggeworfen. Opitz sagt:

                   

»— — sehr schöne Schrift auf Steinen
»Die so mir sehr geliebt.

Und an einem andern Orte:

                   

»Geliebet dir ein Berg?

Luntenrecht, ist eine scherzhafte Benennung unsers Dichters, worunter er eben das versteht, was unser heutiger witziger Pöbel, mit einem weithergesuchten Wortspiele, das Jus canonicum nennt. Sinnged. 2515.

                   

Luntenrecht hält rechtes Recht nur für Lumpenrecht.
Wo Gewalt zum Herren wird ist Gerechtigkeit ein Knecht.

 

M.

 

Männisch für männlich. Anh. 166.

                   

Die Deutschen sind nicht männisch mehr etc.

Magd und Knabe in der edeln Bedeutung des puella und puer der Lateiner. Sinng. 568. Ueber ein Brautbette.

                   

Jn die Lust liegt hier begraben
Eine Magd mit ihrem Knaben;
Die einander ganz ergeben,
Dieser Welt wie nicht mehr leben,
Die mit Armen umgewunden,
Wie in einen Sarg gebunden etc.

Auch das Diminutivum davon, Mägdchen, oder Mädchen, kommt bey unserm Logau in der edeln, anakreontischen Bedeutung vor, welche uns vornehmlich ein neuerer Dichter so angenehm und geläufig gemacht hat. (VI. 22. 24.)

Manne, die; als der Pluralis von Mann, für Männer. Anh. 96.

                   

Weibern sind Gebrechen
Sonsten nicht zu rechen,
Außer wenn sie fehlen,
Und die Manne zählen.

Wenn wir also itzt sagen z. E. zehntausend Mann: so ist vielleicht dieses Mann nicht so wohl der Singularis, als vielmehr dieser alte Pluralis, und es sollte eigentlich zehntausend Manne heißen. Zwar wird das Zeitwort in der einfachen Zahl dazu gesetzet, z. E. (I. 5.)

                   

Es bleibt in keiner Schlacht itzt vierzig tausend Mann.

Doch auf diese Einwendung würde sich auch antworten lassen.

Maultasche. Sinng. 1097.

                   

Eine Maultasch ist ein Ding, zwar nicht schädlich an dem Leben,
Außer, daß sie dem Gehör Abbruch will und Nachtheil geben.

Maultasche ist das, was man sonst Maulschelle, Ohrfeige nennt. Jn einigen Provinzen spricht man Maultatsche; aus diesem Tatsche hat man, vielleicht durch den Gleichlaut verführt, Tasche gemacht, da es doch, allem Ansehen nach, soviel als Tatze bedeutet. Soll das Wort aber von Tasche, Beutel, herkommen: so müßte man sagen, eine Maultasche sey ein Schlag, der mache, daß das Maul wie eine Tasche herunterhienge. Frisch führt bey diesem Worte eine Princessinn aus Tyrol an, die wegen ihrer herunterhangenden Lippen, die Maultasche genannt worden ist.

Marzipan. Logau leitet dieses fremde Wort von Mars, tis, und panis her; ohne Zweifel, weil ihm diese Ableitung zu einem epigrammatischen Spiele den Stoff geben zu können schien. Sinnged. 1645.

                   

Heißt Marzipan Soldaten Brodt? So essens nur die Großen;
Der arme Knecht der mag sich nur am Pompernickel stoßen.

Die wahre Ableitung aber ist von massa oder maza und panis, und wenn ja einige Gelehrten Martios panes daraus gemacht haben, so haben sie doch nur geglaubt, daß sie von ihrem ersten Erfinder, nicht aber von dem Gotte Mars so genennet worden.

Meinen; lieben, wohlwollen. Z. E. (I. 35.)

                   

Die nicht die sind, die sie scheinen,
Sondern unser Gut gut meinen.

Jmgleichen (XIII. 4)

                   

— — Wo man die Kriegeskinder
Gar gut und glimpflich meint etc.

Dieses meinen kömmt von dem alten Worte minnen, lieben, her; man sollte es also mit einem i schreiben, wenn man ja das andere meynen ( putare) zum Unterschiede mit einem y schreiben wollte.

Mensch. Wenn man dieses Wort in ein Neutrum verwandelt, so bedeutet es eine Weibsperson, itzt zwar eine von der niedrigsten und schlechtesten Gattung, bey unsern alten und guten Schriftstellern aber ganz und gar nicht. Unser Logau sagt: (XIII. 11)

                   

Dennoch hat das liebe Mensch ein vertrautes Freundschaftsband
Auf die Meinen unverfälscht immer fort und fort erstrecket.

So sagt auch Flemming an einem Orte:

                   

»Sie, das geliebte Mensch, wird selbst aus ihr entrückt.

Eben so haben die Engelländer das Wort Wench itzt in Verachtung gerathen lassen, da es vor Zeiten gleichfalls in dem besten Verstande gebraucht ward. Shakespear z. E. läßt den Othello seine Desdemona in dem zärtlichsten Affekte excellent Wench nennen. Eine Anmerkung in der Ausgabe, die wir vor uns haben, erinnert dabey: The word Wench heretofore signified a young Woman, often an amiable Woman, so that some have thought it a corruption only from the word Venus. Allein Wench und Mensch sind ihrem Klange und ihrer Bedeutung nach viel zu genau verwandt, als daß sie nicht einerley Ursprung haben sollten. Das Diminutivum Menschlein braucht unser Dichter in eben der Bedeutung für Mädchen (IX. 85.)

                   

Canus hat ein junges Menschlein voller Glut und Geist genommen etc.

Menschenthum, das; für das menschliche Geschlecht. (XIII. 8.)

                   

Würdig bist du, daß dein Ruhm
Bleibt, weil bleibt das Menschenthum.

Milz. Logau sagt der Milz. (VIII. 8.)

Mißbehagen, ist der Gegensatz von wohlbehagen.

Mißschwören, für falsch schwören, ist die Ueberschrift des 803 Sinngedichts.

Mördlich, so wie von Wort, wörtlich. Sinng. 852.

                   

Es trachten ihrer viel uns mördlich umzuzubringen.

Jtzt sagen wir mörderisch, nicht von Mord, sondern von Mörder; so wie wir kriegerisch, verrätherisch, räuberisch, ehebrecherisch etc. nicht von Krieg, Verrath, Raub, Ehebruch, sondern von den Hauptwörtern der zweyten Generation, von Krieger, Verräther, Räuber, Ehebrecher ableiten.

Mondensohn, so nennt Logau einen wandelbaren, veränderlichen Menschen. (XIII. 12.)

Mußtheil, das; von Muhs, Gemüse. Es heißt im juristischen Verstande die Hälfte des Vorraths an Speisen, ( cibariis domesticis) der bey Lebzeiten des Mannes vorhanden gewesen, und am dreyßigstenTage, zu welcher Zeit man itzt gewöhnlich zu inventiren pflegt, noch vorhanden ist. Die eine Hälfte davon gehört der Wittwe, und die andere den Erben. Logau spielt mit diesem Worte, indem er es gleichsam von müssen herleitet, und Sinng. 416 sagt:

                   

Das Mußtheil heißt man dieß,was nach des Mannes Sterben
Die Frau von Rittersart muß theilen mit den Erben.
Ein Mußtheil machet draus, aus allem was man hat,
Wo er es nicht nimmt gar, ein räuberischer Soldat

 

N.

 

Nackt und nackend. Logau sagt beides. Sinng. 609.

                   

Der nackt kam in die Welt, der nackend ist getauft.

Nächst. Logau macht aus diesem Vorworte ein Nebenwort, und braucht es anstatt jüngst, vor einiger Zeit. Sinng. 1038.

                   

Nächst sagt ein alter Greis etc.

Jmgleichen: (X. 53.)

                   

Mein Gut besucht ich nächst etc.

Narren, für sich närrisch betragen. Sinng. 2562.

                   

Denn das Gold der neuen Welt macht, daß alte Welt sehr narrt.

Den Narren stechen heißt Sinng. 1498. verspotten, mit spöttischer Mine verlachen, naso suspendere adunco.

Noch, noch; sagt unser Dichter (I. 1. II. 12.) für weder, noch. Die Fälle sind unzählig, wo das Sylbenmaaß dem gewöhnlichen weder durchaus zuwider ist; und warum sollten wir es nicht auch noch heute in jenes bequemere noch verändern dürfen? Wenigstens klingt es nicht übel: (II. 18.)

                   

Noch frech wagen,
Noch weich zagen etc.

(I. 33.)

                   

Gleichwohl aber hat er sich noch mit Wort noch That gerochen.

Sinnged. 1404.

                   

Alte Jungfern sind ein Stock da noch Wachs noch Honig innen.

Nöthen von Noth, wie von Tod tödten; so viel als quälen, plagen (V. 76.)

                   

Der ärgste Tod ist der, der gar zu langsam tödtet;
Die ärgste Noth ist die, die gar zu langsam nöthet.

An einem andern Orte Sinng. 2513. scheinet dieses nöthen so viel als nöthigen, hinwegnöthigen zu bedeuten.

                   

Nicht anders. Jhr Poeten,
Der Tod kann keinen nöthen,
Den ihr und eure Sinnen
Nicht lassen wollt von hinnen.

Nuseln oder nuscheln, ein niedriges Wort, welches eigentlich durch die Nase reden bedeutet. Logau sagt Sinnged. 1170. von dem kindischen Alter der Welt:

                   

— — weil nun die Welt,wie ein kindisch alter Greis,
Beißig, garstig, satsam wird, bloß auch nur zu nuseln weiß.

omnia trepide gelideque ministrat.

 

O.

 

Oder. Die Schwierigkeit, dieses Bindewort in das gemeine jambische Sylbenmaaß zu bringen, hat die Dichter oft genöthiget, ihm, wenn es in einer Frage vorkömmt, die Partikel wie vorzusetzen. Logau aber sagt anstatt dieses wie oder, sonst oder. (X. 28.)

Ortgedächtniß, nennt Logau nicht übel dasjenige künstliche Gedächtniß, welches sich durch gewisse topische Fächer zu helfen sucht; und weil von dergleichen Fächern bey den Lehrern dieser Kunst keine geringe Anzahl vorkömmt, so ist unsers Dichters nachfolgende Anmerkung sehr richtig: Sinng. 1729.

                   

Wer Gedächtnißkunst denket zu studieren,
Dünkt mich muß voran gut Gedächtniß führen.

 

P.

 

Parten, vom lateinischen partes. Nach der einfachen Zahl kömmt es in dem Worte Gegenpart, Widerpart vor. (XII. 74.)

                   

Andre ziehen an das Recht, Largus zeucht den Richter an:
Parten, denen er bedient, finden, daß er gut gethan.

Philosophey. Durch diese Endung ey glaubte man vor diesem den griechischen Wörtern das Recht der deutschen Bürgerschaft zu geben; weil ungleich mehr deutsche Hauptwörter sich auf ey als auf ie enden. Die neuere Endung ie ist aus der französischen Endung solcher Wörter entstanden. Phantasey, Melodey ist daher richtiger und besser als Phantasie, Melodie. Nur bey Philosophie und Harmonie würde uns die alte Endung allzuungewöhnlich vorkommen. Logau sagt Philosophey in folgender Stelle, wo er seine Liebe zur Poesie rechtfertiget. Sinng. 403.

                   

— — Man lasse mir die Lust,
Die, wo sie wenig bringt, noch weniger doch kost.
Sie wird mir nützer seyn, als Mägden zu gefallen;
Als in der geilen Brunst der Ueppigkeiten wallen,
Als eingeschrieben seyn in freveln Raubebund,
Der durch gebrauchten Trotz der Welt hilft auf den Grund;
Als daß mein Sinn im Wein, und Wein schwimmt in dem Sinne;
Als daß der Spieler Dank, der schlecht ist, ich gewinne;
Als daß ich mich befleiß auf Hundsphilosophey,
Und treib als eine Kunst ein bäurisch Feldgeschrey.

Plotz, als ein Nebenwort, für plötzlich. Sinng. 118.

                   

— — Komm zu mir plotz und flugs.

Flugs ist die Zeugendung von Flug, als ein Nebenwort gebraucht, und bedeutet so viel als im Fluge.

Pöfel, für Pöbel; Sinng. 777. und öfter.

Pompernickel; so schreibt unser Logau dieses streitige Wort. Sinng. 1645.

Pompsack; der Spate erkläret dieses Wort durch homo ridicule gloriosus. Eigentlich aber bedeutet es einen altmodischen Staatsrock; und alsdann, im figürlichen Verstande, einen, der in einem solchen Rocke auf eine tölpische Weise prangt. Pomphosen ist das ähnliche Compositum. Anhang 120.

                   

Der Pompsack konnte nimmer nie sich schicken in die Mode.

Por; dieses Simplex, von welchem wir Porkirche, Porwisch, empor haben, kömmt bey unserm Dichter als ein Hauptwort vor und bedeutet so viel als die Höhe. Zweyte Zugabe 47.

                   

Wer bey Hof am mindsten wäget
Steigt am meisten in die Por,
Dem wird Gnade beygeleget,
Der sonst leichte wie ein Rohr.

Prachten, von Pracht, so viel als prangen, prächtig seyn. Sinng. 2090.

                   

— — Stärk und Muth ist auch ein Ding,
Das, wie sehr es vor geprachtet, endlich doch auf Krücken gieng.

Pursch, die. Dieses alte Wort kömmt in seiner ältesten Bedeutung bey unserm Dichter vor. Sinnged. 1646.

                   

Wer Durst und Hunger hat pflegt viel nicht zu verzehren;
Denn diese beide Pursch ist gerne nur im Leeren.

D. i. dieses Paar. Die alten Wörterbücher übersetzen es contubernium, manipulus.

Purschen; ist das Zeitwort vom vorhergehenden, und bedeutet sich gesellen, in Gesellschaft stehen, wandern etc. Sinng. 687.

                   

Wie das Kind im sanften Wiegen,
So beruh ich im Vergnügen;
Pursche sonst mit Redlichkeit,
Hinzubringen meine Zeit.
Wenn ich werde seyn begraben,
Werd ich bessers Glücke haben.

D. i. ich geselle mich übrigens der Redlichkeit zu. Jmgleichen (XIII. 12.)

                   

Jch lasse meinen Sinn hin mit den Augen fahren,
Die purschen weit und breit, erforschen dieß und das,
Und haben ihre Lust an Himmel, Wasser, Gras etc.

D. i. der Sinn und die Augen, beide streichen in Gesellschaft herum.

 

R.

 

Raitung, die; heißt so viel als Rechnung, computatio von raiten, rechnen. Das 1214te Sinngedicht führt die Ueberschrift: Raitungen.

                   

Die Einnahme ist das Weib; die Ausgab ist der Mann;
Wenn beide treffen ein, ist Rechnung bald gethan:
Wiewohl es besser ist, es sey ein Ueberschuß;
Nur daß kein Rest verbleibt, denn dieser giebt Verdruß.

Auch Tscherning sagt:

                   

»Weil daß der höchste Vogt wird Rechenschaft begehren,
»Wenn ihm die ganze Welt die Raitung soll gewähren.

Ramme, die; heißt die Maschine, Pfäle in die Erde zu treiben, ist besser als Rammel. Sinngedicht 2784.

                   

Sie sind geschickt im Wasserbau zu ziehen wohl die Rammen.

Ranstadt. Sinng. 2063.

                   

Eine Ranstadt ist die Welt, drinnen fast ein jedes Haus
Heimlich doch, wo wißlich nicht, hat und heget einen Claus.

Claus war der bekannte Hofnarr bey Friedrich dem Dritten, Churfürsten von Sachsen. Er war aus Ranstett, oder Markranstett gebürtig. Vielleicht alludirt Logau mit dem Namen Ranstadt zugleich auf das alte Wort ranten, oder ranzen; englisch to rant.

Recken, einen; einen auf die Folter spannen; daher das niedrige Wort Racker. Englisch to racke. Sinnged. 460.

                   

Man recket sonst den Dieb, der andern wollte stehlen etc.

Reichen, für herkommen, entspringen Sinngedicht 13.

                   

Kinder werden dannen reichen etc.

Jtzt brauchen wir dieses Wort mehrentheils nur von dem reichen an einen Ort hin, und nicht mehr von dem reichen von einem Orte her.

Reichthum. Logau sagt das Reichthum, so wie das Eigenthum, das Fürstenthum etc. Auch Opitz sagt so. Unter unsern neuern Schriftstellern finden wir es gleichfalls. (Siehe Don-Quixottens 2 Theil XX Cap.)

Reisemann, für Wandersmann. (XI. 97.)

Reisig, für reitermäßig, wie ein Ritter. Sinng. 2758.

                   

Denn ich kann nicht reisig kommen auf dem blanken Dichterpferde;
Gicht die hat mich ausgestiefelt, daß ich itzo spornlos werde.

Röthen, für roth machen: (XIII. 10.)

                   

Doch dünkt mich daß Poeten
Noch mehr als andre röthen,
Was Todtenasche blasset.

Rüger, delator. Sinng. 911.

                   

Einen Lügner, einen Trieger,
Einen Schmeichler, einen Rüger etc.

Rund, 1. für bestimmt, ohne Umschweif, ohne Zurückhaltung. Sinng. 966.

                   

Und bitten um Verzeihn,und beichten rund und frey etc.

(X. 28.)

                   

Und euch fein rund und kurz erklären etc.

2. für schlüpfrich, wankelmüthig. Sinng. 17.

                   

So lebt ihr beide nun, lebt eines in der Liebe,
Lebt eines in dem Sinn; damit euch nicht betrübe
Des Glückes runde Macht; denn seine Tück und Neid
Hat keinen andern Feind als Lieb und Einigkeit.

Desgleichen Sinng. 523.

                   

Jch bin von Herzen Feind den runden Samarittern,
Die itzund warm, itzt kalt etc.

Und zweyte Zugabe Sinng. 212.

                   

Gut Gewissen wanket nie,
Beuget auch kein knechtisch Knie
Vor der runden Menschengunst.

Rumher, für herum. Ein Provinzialwort. Sinnged. 57.

                   

Daß die Erde rumher geht,
Steht zu glauben etc.

 

S.

 

Sachen, die; menstruum, menses. Jn dieser Bedeutung liegt der ganze Einfall des 153ten Sinngedichts

                   

Wer itzund berathen will die vergangnen Sachen,
Der wird junge Weiber auch aus den alten machen.

Sark; so schreibt Logau was wir itzt Sarg schreiben. Sinng. 368.

                   

Besser ists in Sark begraben,
Als den Bauch zum Fasse haben etc.

Tscherning schreibt es Sarch. (Frühling S. 41.) Die Logauische Schreibart würde der Ableitung des Wachters zu statten kommen, wenn diese nur nicht sonst allzungewiß wäre. Er meynet nehmlich, Sarg sey das verkürzte Σαρχοφαγος und diesem nach würde es einzig und allein ein Behältniß für todte Körper bedeuten müssen. Allein es kann aus unzähligen Stellen bewiesen werden, daß es ein Behältniß überhaupt, ein Wasserbehältniß, einen Trog, ein Behältniß für Götzenbilder, oder Heilige etc. bedeute. Jn dieser letzten Bedeutung, die sonst durch Schrein ausgedrückt wird, kömmt es unter andern in dem Heldenbuche vor: (Blatt 22.)

                   

»Mein Göttern iren Sark.

Man wird daher weit richtiger in diesem Worte Sark oder Sarg die gewöhnliche Prosthesis des S annehmen und es solchergestalt zu dem alten Arke zurückbringen können. Arke aber ist ein ursprünglich deutsches Wort, welches man nicht nöthig hat von arca oder ρχεω herzuleiten.

Satsam; verdrießlich, aller Dinge satt. Sinngedicht 1170.

                   

— — — wie ein kindisch alter Greis
Beißig, garstig, satsam wird — —

Saumsal; so überschreibt Logau ein Sinngedicht, (II. 14.) worinn er von einem Menschen redet,

                   

Der in allen seinen Sachen
Nimmer kann ein Ende machen.

Es kann aber nicht so wohl die saumselige, die zaudernde Person, als vielmehr das Zaudern selbst, die Zauderhaftigkeit bedeuten, so wie Trübsal, Jrrsal, nicht die Person sondern die Sache bedeutet.

Schaffen; so viel als befehlen, gebieten. Sinngedicht 405.

                   

Weil Recht ein Knecht itzt ist, dem Frevel hat zu schaffen etc.

Desgleichen Sinng. 1395.

                   

Diener, denen Fürsten schaffen etc.

Jn der vergangenen Zeit heißt es geschafft:

                   

Den Lastern ist geschafft, zu halten Feyertag. Sinng. 959.

Da hingegen geschaffen creatus heißt.

Schanze in der Bedeutung des holländischen Kans, Anlaß, Gelegenheit, Glück. Unser Dichter sagt: (XI. 39.)

                   

Aufzubringen erste Schanze etc.

für das erste Kapital einen Handel damit anzufangen. Einem etwas zuschanzen; in die Schanze schlagen oder geben, (II. 19.) aus seine Schanze achten etc. Lauter Redensarten, die aus diesem alten Schanze zu erklären sind, und mit den Schanzen der Krieges-Baukunst nichts als den Klang gemein haben.

Scheinlich; was einen guten Schein hat. (XI. 49.)

                   

Der Ehre scheinlich Gift.

Er sagt auch Scheinlichkeit in eben diesem Verstande. Sinng. 1834.

                   

              Scheinlichkeit.
Mancher trägt ein Ehrenkleid, hüllet drunter einen Tropf;
Mancher trägt auf altem Rumpf dennoch einen Kinderkopf.

Scheltbar. Sinng. 101.

                   

Wahrheit steckt in dir, o Wein!
Wie will der den scheltbar seyn,
Der, die Wahrheit zu ergründen,
Sich beym Bacchus viel läßt finden?

Schild. Einer Jungfer in Schild reiten, sagt Logau, Sinnged. 2501 mit einer leichtfertigen Zweydeutigkeit, anstatt ihr eine Grobheit erweisen. Eine ähnliche Redensart: einem in den Schild reden, erkläret Frisch.

Schimpf, in der alten Bedeutung für Scherz; kommt hin und wieder vor. Z. E. (VII. 19. IX. 29.)

                   

Schimpf aber ist nicht Ernst etc.
Mancher wird in Schimpf und Scherz etc.

Schlägefaul; so faul, daß Schläge nichts mehr verfangen: Sinnged. 91.

                   

Unsre Welt ist schlägefaul;
Setzt sich, wie ein stätig Gaul.

Schlaffen; für schlaff seyn. Sinng. 403.

                   

Weil Recht ein Knecht itzt ist, dem Frevel hat zu schaffen,
Weil eignen Willens Zaum pflegt frey verhenkt zu schlaffen etc.

Schlechtlich, für schlecht. Zweyte Zugabe 102.

                   

So hat sein Ansehn er nicht schlechtlichen gekränkt.

Das angehängte en ist die Füllpartickel der alten Sprache.

Schmätzrichen und Schmätzer. Beides sagt Logau für Kuß, Küßchen. Sinnged. 685. und 2460.

Schmeißen für Schmeißfliegen. Erste Zugabe 137.

                   

Laxa hat ein schönes Fleisch, eines von dem weißen;
Doch man saget, daß ihr drauf ofte sitzen Schmeißen.

Schnallen, mit den Fingern, so viel als schnipsen, von Schnall, ein Schnipchen. Sinng. 966.

                   

Der Donner Sinai wird kaum so hoch geacht,
Als wann ein tönend Erz vom Hammerschlage schallet,
Und ein gebrechlich Mensch mit seinen Fingern schnallet.

Schnalzen ist mit dem vorhergehenden schnallen verwandt, und bedeutet gleichfalls mit den Fingern, oder auch mit der Zunge, einen Laut machen. Sinnged. 1107.

                   

Schnalzet und lecket mit lustigen Zungen.

Schnöde. Sinng. 2570.

                   

Weiber die man wacker nennt sind gemeinlich schnöde.

Bey Luthern bedeutet das Wort schnöde allezeit so viel als verachtet, verworfen, schändlich; z. E. Ein Mensch der ein Greuel und schnöde ist etc. (Hiob XV.15.) Ach Herr siehe doch, wie schnöde ich worden bin. (Klagelieder I. 11.) Jtzt aber, und auch bereits in der gegenwärtigen Stelle unsers Dichters, scheinet es nicht so wohl eine passive als active Bedeutung zu haben, so daß ein schnöder Mensch, nicht ein Mensch heißet, der verachtet wird, sondern der andern verächtlich begegnet.

Schönen; 1. für schön seyn: Sinng. 1505.

                   

Fürstinn, euer reines Schön hat ein Fieber itzt verhöhnet;
Aber Schönes ruhet nur, daß es nachmals schöner schönet.

2. für schön machen: Zweyte Zugabe. Sinng. 218.

                   

Ein Maler ist er auch, der alle Laster schönet
Zu einer Helena — —

Schönhäßlich; eines von den Wörtern, die, dem ersten Anscheine nach, einen Widerspruch in sich schließen. Das eilfte Sinngedicht des ersten Buchs erklärt es.

Schooßfall heißt das Recht, vermöge dessen eine Mutter von ihren Kindern erben kann; oder auch, diese Erbschaft selbst. Mit der Zweydeutigkeit dieses Worts hat unser Dichter in dem 2474 Sinngedichte gespielt.

                   

Huldiberta hat kein Kind, weniger noch Kindeskinder:
Mancher Schooßfall, wie man sagt, fällt ihr dennoch zu nichts minder.

Schüren; ein Kunstwort der Böttcher, wenn sie das brennende Pech in den Fässern hin und her rütteln. Sinng. 1530.

                   

Daß er Fasse nicht nur bindet, sondern daß er sie auch schürt.

Schwesterschaft. (XIII. 10.)

                   

O so denk ich auch zugleich an der Freundschaft Schwesterschaft etc.

heißt an diesem Orte so viel als: an die blutsverwande Freundschaft. Schwesterschaft ist ein Wort, das mit dem Worte Brüderschaft von gleichem Gepräge ist, und eben so wenig unterzugehen verdient, als dieses.

Schwindeltumm, für schwindlicht. Sinng. 2915. Könnte man nicht diese beiden Wörter so unterscheiden, daß das erste einen Menschen bedeutete, dem wirklich schwindelt, und das andere einen solchen, dem leicht schwindeln kann? Oder könnten sie nicht wenigstens die verschiedenen Grade des Schwindels bezeichnen?

Schwitzig. Sinnged. 454.

                   

Da geht es schwitzig her etc.

D. i. es kostet vielen Schweiß.

Seitab, für bey Seite. Zweyte Zugabe S. 212.

                   

Zu Zeiten pflegt er den mit sich seitab zu ziehn,
Dem seines Meisters Ruhm in sichers Ohr er lege.

Dieses Nebenwort wäre bey den Schauspielen nicht unbequem anstatt des à part zu brauchen; besonders da, wo man es in ein Hauptwort verwandelt. Also ließe sich das erste Seitab, das zweyte Seitab, bey jedem Seitab, schicklicher sagen, als: das erste bey Seite etc.

Selbander; so wie man auch sagt selbdritter, selbvierter etc. Es ist dieses eine Art persönlicher Fürwörter, die nur in einigen Provinzen gewöhnlich, unsern neuern guten Schriftstellern aber fast gar nicht üblich ist. Sind sie hierinn nicht vielleicht zu ekel? Wenigstens werden sie gestehen müssen, daß ihnen diese Fürwörter mehr als Ein unnützes Wort ersparen könnten, wenn sie den Begriff auszudrücken haben, daß sich die Person, von welcher die Rede ist, nicht allein, sondern mit einem, zweyen oder mehrern in Gesellschaft befunden. Sie können es an folgenden Beyspielen unsers Dichter versuchen. Sinng. 1372.

                   

Vulpiana ist selbander — Was doch itzt für Fälle sind! —
Bey zehn Jahren. Meide Sorgen! denn ihr Mann der ist ein Kind.

Sinnged. 1407. Eine Braut zu ihren Gästen.

                   

Jhr Gäst, ihr seid mir lieb, bis daß die Nacht bricht ein;
Da darf ich keinen Gast, selbander will ich seyn.

Zu diesen Fürwörtern gehöret auch selbselbst, und ist, der Ordnung nach, das erste. Es bedeutet nehmlich die Person, von welcher die Rede ist, ganz allein, ohne die Gesellschaft einer andern. Sinng. 2346.

Silberstumm; ein Scherzwort, für, einen den das Silber stumm gemacht hat, der sich bestechen lassen, zu schweigen. (XII. 12.)                     Hermes ist der beste Redner weit und breit, und um und um,
Ein Gebrechen ist bedenklich: manchmal ist er silberstumm.

Sinn, der; Sinnen, die; für, das Genie, die Gemüthsgaben, der Geist, der gute Kopf. So werden diese Wörter, besonders das in der vielfachen Zahl, von unserm Dichter und von seinen Zeitverwandten gebraucht. Man sehe Exempel davon unter Degen und Erdegeist; imgleichen (VI. 24.)

                   

Jhr, ihr Schönen, ihr, ihr Lieben, habet Lust an reifen Sinnen.

(XII. 104.)

                   

— — — Und die andern klugen Sinnen
Deiner Kinder, sind sie nicht was dort sind die Kastalinnen?

Sitzer, der; eben derselbe Theil des Körpers, den Logau sonst Hinterstirn und des Magens Hinterthür nennt. Sinnged. 1728.

                   

Was ist ein göldner Kopf ohn einen bleyern Sitzer?

Sinnged. 1135.

                   

Der Ofen wärmt die Stube, thut solches unbereut,
Ob gleich ein alte Mutter die Hinterstirn ihm beut.

Sinnged. 1581.

                   

Calvus sah zum Fenster aus, Lippus hielt die Nase für,
Denn er meynte Calvus Kopf sey des Magens Hinterthür.

Söder, ist der Pluralis von Sod, Brühe. Sod kömmt her von sieden. (II. 84.)

                   

Geußt Söder auf, und Senf daran etc.

Sönnen, in die Sonne legen, an der Sonne wärmen, trocknen. Man sagt es im gemeinen Leben von Betten; Logau sagt es spöttisch von den bloßen Brüsten, die er deßwegen gesönnte Brüste nennt: Erste Zugabe 168.

Sorglichkeit. Jst mehr als Sorgsamkeit und weniger als Aengstlichkeit. (II. 47.)

Städter, für Einwohner in den Städten; ist noch in gemeinen Reden gebräuchlich . Sinnged. 205.

                   

Der Krieger Art und Werk bisher war rauben, stehlen;
Der Städter Art und Werk, erkaufen und verhehlen.

Stänken, für Gestank erregen, stänkern . Sinnged. 2763.

                   

Veturia ruft ihrer Jugend mit Seufzen, wenn sie an sie denkt;
Sie aber fleucht je mehr zurücke, weil jen' im Seufzen etwas stänkt.

Stänker, in der niedrigen Sprache so viel als Zänker. Sinnged. 911.

Sterben, als ein Activum, für sterben machen, tödten; an vielen Orten z. E. (X. 67.) Jmgleichen Sinng. 1361.

                   

Der Tod der alles sterbt, den sterbt ein gut Gerüchte
Das stirbt, wenn gleich die Welt muß sterben, doch mit nichte etc.

Aus dieser Stelle sieht man zugleich, daß man das sterben, wenn es ein Activum gewesen, anders flectirt habe, als das Neutrum sterben. Jenes heißt in der zweyten und dritten Person der gegenwärtigen und der jüngstvergangenen Zeit, du sterbst, er sterbt, er sterbte; dieses hingegen heißt: Du stirbst, er stirbt, er starb. Eben so unterscheidet unser Dichter das Zeitwort verderben: Er verderbt, er verderbte, heißt: er machte etwas zu Schanden; er verdirbt, er verdarb, heißt: er ward selbst zu Schanden. Wir haben mehr dergleichen Wörter: z. E das Wort schmelzen. Das Metall schmilzt, und schmolz; der Gießer schmelzt, und schmelzte. Der Henker erwürgt, der Gehenkte erworgt: (IX. 71.)

                   

Am Galgen und am Strang erworgen, ist nicht ehrlich etc.

Man sehe auch das Wort erstecken.

Stöckelfisch für Stockfisch. Sinng. 96.

                   

Ey man muß dem Hofeleben
Vor den andern Vorzug geben:
Denn bey großer Herren Tische
Sind stets Has' und Stöckelfische.

Strecken, ausdehnen. Anhang 117.

                   

Könnte man das Leben strecken; wie man kann das Leder dehnen etc.

Siehe erstrecken.

Stümpfen, für stumpf machen (XIII. 3.)

Stürzebrücke; (IX. 49.) geht besser in den Vers, und ist auch stärker, als Fallbrücke.

Suhne, die; für Versöhnung. Sinnged. 1049.

                   

Wann Mann und Weib sich zankt ist Suhne recht bestellt etc.

 

T.

 

Tage- und Nacht-gleiche; so überschreibt Logau das 2248te Sinngedicht. Die Nachtgleiche wäre sonst schon hinlänglich, das Aequinoctium auszudrücken.

Taugen. Unser Logau schreibt anstatt taugt, durchgängig taug. Sinng. 2522.

                   

Gewohnheit ist die größte Frau, beherrschet alle Welt;
Gar wenig gilt, gar wenig taug, was sie nicht ächte hält.

Desgleichen Sinng. 2542. und 2550.

                   

Die Wahrheit taug nur auf das Dorf, die grobe Bäuerinn;
Wo man französischhöflich ist, da taug sie gar nicht hin.

Eben so schreibt Opitz, so wol in Versen als in Prose. Z. E.

                   

»— — — Hier taug kein Midas nicht,
»Der Eselsohren hat, und Eselsurtheil spricht.

Testamenterinn, die; für, das Frauenzimmer, welches ein Testament macht. Sinng. 720. Testirerinn, welches man gemeiniglich dafür braucht, ist nicht so deutsch.

Thurst, oder Durst, die; so viel als, Kühnheit, Muth ein Abentheuer zu bestehen. Auch dieses alte Wort braucht unser Logau, wenn er von den kühnen Thaten der alten deutschen Helden spricht: (XIII. 10.)

                   

Was wüßten wir von Helden,
Und ihrer Thurst zu melden etc.

Thurst kömmt her von dem alten Zeitworte törren, torren, torsten; dürfen, und hat viel Aehnlichkeit mit dem griechischen θαρσος, audacia. Man sehe das Zeitwort in den Fabeln des von Riedenburg: (Fab. 67.)

                   

Vor im getorst kein tier gestan.

Und Fab. 70.

                   

Ratent und koment uiber ein,
   Wel under uns diu si allein,
Diu das
getuirre wol bestan
   Das si der katzen henken an
Welle die schallen
— —

Luther gebraucht das Wort dürstiglich (1 Mos. XXXIV. 25.) in eben diesem Verstande.

Tischen, für zu Tische sitzen (II. 66.)

Töblich, oder, wie es bey andern geschrieben wird, töbelicht; von töbeln, und dieses von toben. Töbeln erklärt der Spate durch feroculum esse, hilarem infaniam infanire etc. die Stelle, wo töblich bey unserm Dichter vorkommt, ist unter gach bereits angeführet.

Torkeln für taumeln (II. 53) und Sinnged. 2528.

                   

Der Säufer auf den Beinen, der Buhler an den Sinnen,
Sieht Wunder, wer drauf siehet, wie beide torkeln können.

Totter schreibt Logau, wofür wir Dotter schreiben. Sinng. 2410.

Treuen sagt Logau durchgängig für trauen, copuliren. Sinng. 769.

                   

Ewigkeit die ohne Ziel
Uns aufs neue treuen will.

Trillen für plagen. Anh. 51.

                   

Die Steuer trillt uns noch.

Trillen ist eigentlich ein militarisches Wort, und bedeutet so viel als das heutige exerciren. Daher Trillhaus, Trillmeister etc.

Trompter für Trompeter. Sinng. 1369.

Trotzer, der; ist poetischer als der trotzige.

Tummelhaftig, wovon man die Endsylbe ig besser wegläßt; wird von Pferden gesagt, als welche man tummelt. Sinng. 826.

                   

Ein sanftes Thier gehört auf einen engen Steg,
Ein tummelhaftig Gaul auf einen breiten Weg.

 

U.

 

Uebergeben, anstatt verlassen oder aufgeben. Sinnged. 774.

                   

Gott hat neben sich gesetzet
Auch den Nächsten; wird verletzet
Durch den Dienst, der ihn gleich liebet,
Und den Nächsten übergiebet.

Ueberständig; wird von Früchten gesagt, die man allzulange auf dem Baume gelassen, und die endlich von selbst abfallen. Sinnged. 2278.

                   

Ein alt Weib fiel die Stiegen ab. Kein Wunder bildt euch ein:
Die Früchte fallen von sich selbst, die überständig seyn.

Ueberweiben, sich, würde eigentlich heißen, der Weiber auf einmal mehr nehmen, als man bestreiten kann. Bey unserm Dichter aber kann es nur heißen: zur Unzeit ein Weib nehmen, oder so viel Weiber nach einander nehmen, daß man der letzten nicht mehr gewachsen ist. Sinng. 1893.

                   

Rufus hat sich überweibt; hätte sollen denken dran,
Daß man mehr nicht schlachten soll, als man füglich salzen kann.

Unartig, nennt Logau jedes Ding, das aus seiner Art schlägt. So ist ihm z. E. ein unartiger Sommer, Sinnged. 244. ein Sommer, der sehr heiße Tage und sehr kalte Nächte hat. Jtzt brauchen wir unartig nur für ungesittet, ungezogen.

Unfromm. (V. 63.) Sagt unserm Dichter etwas weniger als böse; denn er setzt fromm und unfromm einander entgegen, wie Biedermann und Heuchler.

Unverfreyt, für unverehlicht, unvermischt. Sinng. 588. Unverfreyter Wein.

                   

Den Ehstand lob ich zwar, nicht aber lob ich Wein,
Der da mit Wasser will zu Zeiten ehlich seyn.

Unzahl, die; so viel als unzählbare Menge. Sinng. 2754. wo der Dichter eine durchlauchtige Person anredet:

                   

Die Menge macht mich arm: ich kann nicht Zierden haben,
Zu streichen zierlich aus die Unzahl Eurer Gaben.

 

V.

 

Verbriefter Adel; ein Adel, den man nicht durch Ahnen beweist, sondern durch den Adelbrief; ist die Ueberschrift des 2194ten Sinngedichts; ein zum Scherz gemachter Ausdruck, nach der Analogie der Wörter verschanzt, verzäunt etc. Eben so nennt er von dem angehängten Siegel oder Bulle an dergleichen Adelbriefen, die neuen Edelleute bullenedel. Unser Logau, der von altem Adel war, spottet an vielen Stellen mit Bitterkeit über neugemachte Edelleute. Tscherning spottet ebenso bitter über einen alten Edelmann , den er Lagopus nennt. (Frühl. S. 95.)

Verbringen, sagt unser Dichter allezeit anstatt vollbringen. Sinng. 695.

                   

Die Finken, die im Lenz nicht singen,
Die bringens auf den Herbst dann ein:
Der muß dann alt erst rasend seyn,
Der jung es konnte nicht verbringen.

Vollbringen, vollenden, vollführen sind wohl unstreitig gute Wörter, und einer sehr guten Ableitung fähig; da hingegen verbringen zweydeutig ist: denn es bedeutet auch das Gegentheil von zusammenbringen, nehmlich verschwenden.

Verbürgen, etwas; cavere de aliqua re. Dieses gerichtliche Wort hat unser Dichter sehr wohl gebraucht. Die Poeten, sagt er (XIII. 10.) haben den alten Helden

                   

Die Sterblichkeit verbürget,
Daß sie sie nicht gewürget.

D. i. sie haben für die Sterblichkeit gut gesagt, daß diese ihnen nicht schaden solle. Weil man aber öfter etwas, das geschehen soll, als etwas, das nicht geschehen soll, verbürget, so würde man kürzer sagen können: Die Dichter verbürgen den Helden die Unsterblichkeit; sie sind Bürge dafür, daß diese ihnen werden soll.

Vergeben, sich; braucht Logau in der eigentlichsten Bedeutung für, sich verirren. (XII. 72.)

                   

Trullus hat ein schönes Weib. Wenn sie an der Thüre steht,
Sieht man nicht, daß leicht ein Hund sich bey ihr ins Haus vergeht.

Vergnüglichkeit und Gnüglichkeit (XIII. 8.) nennt Logau was sonst auch Begnügsamkeit heisset; (VI. 62. VIII. 61.) die Tugend, mit seinen Umständen zufrieden zu seyn, αντρχεια.

Verkünden, für verkündigen, kund thun. (VIII. 97.)

Verlast, als das alte Präteritum von verlieren; daher auch Verlust. Sinng. 1589.

                   

Da sieh nun Deutschland, was der Krieg verderbt hat und verlast,
Daß Friede dieses wiederbringt, verbessert und verfast.

Verleiben. Sinng. 2661.

                   

Wiewohl sich Mann und Frau in Einen Leib verleiben etc.

Von diesem verleiben ist einverleiben, gemacht worden, wofür man vor Alters einleiben sagte. Man sehe des Herrn Haltaus Glossarium unter diesem Worte.

Verprachten; kommt von dem oben angeführten Zeitworte prachten her, und heißt so viel als, mit Prangen durchbringen: (IV. 25.)

                   

Morus war in hohen Ehren, wagte was er hatt', auf Ehr.
Als er alles nun verprachtet etc.

Daß in der alten Ausgabe verprachert steht, muß man sich nicht irren lassen; es ist ein offenbarer Druckfehler. Sein Vermögen durch Prachern oder Betteln durchbringen, (welches verprachern bedeuten müßte,) giebt hier gar keinen Verstand.

Verraithen, von dem obigen raiten; heißt so viel als berechnen, Rechnung wovon ablegen. Sinnged. 2702.

                   

Die Vormundschaft der Untern verwalten Obrigkeiten,
Die müssen sie dort oben zu seiner Zeit verraiten.

Verschildwacht. Unser Dichter sagt sehr schön von einem guten Gewissen. Zweyte Zugabe 99.

                   

Gut Gewissen traut auf Gott,
Tritt vor Augen aller Noth,
Jst verschildwacht allezeit
Mit der freyen Redlichkeit.

Verschlunden für verschlingen; von Schlund. Sinnged. 1150.

                   

— — doch es wird nicht funden
Was die Wölfe vor verschlunden.

Versprechen, in der alten Bedeutung, so viel als schelten, schmähen. Sinng. 1846.

                   

Wer von Fürsten reden will, will er Gutes reden nicht,
Hüt er sich, daß auch sein Maul Erdegötter nicht verspricht.

Verthun, so viel als unterbringen, ausleyhen, austhun. Sinng. 412.

                   

Was ists worüber mehr die Jungfern so entbrennen,
Als wenn man sie pflegt alt und ungestalt zu nennen?
Denn Jugend dient zur Zucht, und Schönheit zum verthun;
Sind diese beide weg, so läßt man sie wohl ruhn.

Schön müssen sie seyn, will der Dichter sagen, wenn sie bald Männer bekommen wollen; und jung müssen sie seyn, um Mütter werden zu können.

Vertreulich; Sinnged. 798. wofür wir itzt vertraulich oder vertraut sagen.

Vervielen; Sinngedicht 618. und vielen; Sinnged. 1103. heißt so viel als multiplicare, wofür wir itzt vervielfältigen sagen:

                   

Daß er mit gevielten Zweigen
Möge bis zun Sternen steigen.

Wir sollten das Wort vervielen nicht untergehen lassen. Vermehren, vervielen, vervielfältigen, sind drey Wörter, welche dienen, das verschiedene Zunehmen der Dinge an Größe, Anzahl und Eigenschaften genauer zu bestimmen. Z. E. Das Wasser vermehrt sich; alle Blumen vervielen sich; einige Blumen vervielfältigen sich.

Verweiben, sich; zum Weibe werden, weibisch werden. Siehe Weibling.

Verzeihen, sich, anstatt Verzicht thun. Sinngedicht 734.

                   

Wer viel Geld hat auszuleihen,
Muß der Freundschaft sich verzeihen.
Denn der Tag zum Wiedergeben
Pflegt die Freundschaft aufzuheben.

Vierung des Zirkels; so übersetzt Logau sehr wohl Quadraturam circuli. Sinng. 1243.

                   

Daß im Zirkel eine Vierung sey zu finden, ist wohl klar:
Aber daß auf runder Erde kein Bestand, bleibt dennoch wahr.

Jndessen sollte man aus diesem Sinngedichte fast schließen, daß der Dichter einen sehr schlechten Begriff von der Quadratur des Zirkels gehabt, und vielleicht weiter nichts, als ein Viereck darunter verstanden habe, das man innerhalb eines Zirkels beschreiben kann. Jn diesem Argwohne wird man um so viel mehr bestärkt, wenn man findet, daß die deutschen Meßkünstler damaliger Zeit, das Quadrat überhaupt, nicht ein Viereck, sondern eine Vierung genannt haben, wie unter andern aus George Vieschers Additamento operis Coleri œconomici (gedruckt zu Nürnberg 1623) zu ersehen.

Vor; als ein Nebenwort, anstatt vormals, zuvor, vorher. (IV. 82. 104.) (IX. 11.) kömmt häufig vor, so wohl bey unserm Dichter, als bey seinen Zeitverwandten. Auch haben es die nach folgenden Dichter nicht ganz untergehen lassen.

 

W.

 

Wächsig, crescens. Sinng. 794.

                   

— — — Nun und zu aller Zeit
Sey wächsig dieser Stamm, bis zu der Ewigkeit.

Ein halbwüchsiger Hase, heißt in dem komischen Heldengedichte Phaeton, ein Hase in seinem besten Wachsthum.

Waffen für Wappen. Beide Wörter sind eines, nur daß wir sie itzt, bekannter maaßen unterscheiden. Logau that es noch nicht; er sagt in der zweyten Zugabe (Seite 215.)

                   

— — — ein Mann
Der Reinkens Hintertheil im Waffen führen kann.

Wallen, gehen (II. 2.) Daher das alte Waller, Pilgrim.

Wandel, der; so viel als Veränderung, Tausch. (XII. 8.)

Wandeln; für ändern, verwandeln. Sinng. 56. 90. 802..

                   

Die Krankheit wandelt sich, wenn Neulicht mit dem alten
Am Monden Wechsel hält —

Desgleichen Sinnged. 2192.

                   

Wandelt Glücke denn die Leute
Daß sie morgen nicht wie heute?
Glücke hat es nie gethan,
Wann sich wandelt selbst der Mann.

Wannen, für von wannen (VI. 65.)

                   

Jch wüßte nicht wer der und wannen er entsprossen etc.

Siehe Dannen.

Was, für wie viel; wenn man sich über eine große Menge verwundert. Sinng. 1081.

                   

Lieber Gott, was hast du Affen!

Deßgleichen (XIII. 6.)

                   

Was Räuber hat die Welt!

Wegelagerer, für Auflaurer, Nachsteller. Sinngedicht 680.

                   

Des menschlichen Lebens Wegelagerer.
Ehre, Geiz, Leid, Wein und Liebe
Sind des Menschen Lebensdiebe.

Weiben, so viel als heyrathen, sich beweiben. Sinnged. 1534.

                   

Willst du nicht weiben?

Siehe Ueberweiben.

Weibling, vir uxorius, wie es unsere Vorfahren gleichfalls nannten, ein Siemann. Weibling ist bey unserm Dichter die Ueberschrift von folgendem Epigramm:

                   

Wiewohl sich Mann und Weib in Einen Leib verleiben,
So darf sich doch der Mann deßwegen nicht verweiben.

Wer, für jemand; kömmt hin und wieder vor, als Sinnged. 548.

                   

Will Kirchenbilder wer zum Aergerniß anziehn?
Den ärgern Bilder nicht, die Augen ärgern ihn.

Wiebeln, für wimmeln; niederdeutsch, kribbeln und wibbeln. (VI. 19)

                   

Da vor Freuden alles wiebelt etc.

Wiederkäufler, scheint bey unserm Dichter nicht so wohl einen, der etwas mit der Bedingung es wiederkaufen zu können, verkauft hat, als bloß einen zu bedeuten, der seine Waaren aus der zweyten Hand nimmt, der von einem Käufer wieder kaufet. Sinnged. 2370.

                   

Bubalus treibt stark Gewerbe mit viel pohlscher Ochsen Haufen:
Neulich wollt' ein Wiederkäufer ihn mit samt den Ochsen kaufen.

Wiederlegen, für erwiedern, wieder erlegen. Sinnged. 1965.

                   

Die Wohlthat und das Gute, das wir dem Andern schenken,
Jst wiederlegt genüglich, wenn andre dran gedenken.

Daher Wiederlage im gerichtlichen Styl.

Wiederzins nennt unser Dichter sehr wohl, was sonst Zinsenzins heißet; anatocismus. Sinngedicht 1568.

Windey, heißet das unfruchtbare Ey, welches eine Henne legt, ohne daß sie von dem Hahne getreten worden. Anh. 256.

                   

Ein Windey legt die Henne die keinen Hahn nicht hat etc.

Das Wort scheinet nach Maaßgebung des Griechischen gemacht zu seyn: υρινον, πηνεμιον, ζεφυριον ον.

Windlicht, so viel als Fackel: Zweyte Zugabe 65.                     Wenn die Frösch im Finstern quaxen, zünde nur ein Windlich an;
Ey wie werden sie bald schweigen etc.

Wirr; einen wirr und irre machen sagt Logau. Sinnged. 2448.

Wirthlich. (IV. 42. 92.) Dieses Wort ist von dem Worte wirthschaftlich wohl zu unterscheiden: Wirthlich geht die Person, den Wirth an; wirthschaftlich geht die Sache, die Wirthschaft an. Also sagt man: wirthschaftliche Gebäude, und wirthliche Leute.

Witz. Dieses Wort ist unserm Dichter fast durchgängig weiblichen Geschlechts; als Sinngedicht 1549. Desgleichen Sinngedicht 1684.

Ein einziges mal sagt er: Der Witz. Sinnged. 2630.

                   

Der Monden stellt sich vor die Sonne und macht sie finster eine Zeit:
Der Witz, der Gottes Rath will dämpfen, erstrecket sich noch lang, noch weit.

Witzel, sagt Logau wofür wir itzt Witzling sagen. Sinnged. 911.

                   

Einen Doctor, einen Simpel,
Einen Witzel, einen Gümpel etc.

Deßgleichen, erste Zugabe 100.

                   

Wenn ich meinen Sinngedichten, sie zu schreiben, Ende gebe,
Mach ich Anfang, daß sich Witzel, sie zu tadeln, bald erhebe.

Witzigkeit. Sinnged. 727.

                   

Kühnheit und Vermessenheit
Bringt es öfters noch so weit
Als Bedacht und Witzigkeit etc.

Wohlbespracht, so viel als beredt, oder vielmehr in vielen Sprachen erfahren. (VIII 85.)

Wohlbewußt, der; mens conscia recti, das gute Gewissen. Sinnged. 1966.

                   

Bey dem Aergsten Bestes hoffen geht wohl keinem an,
Der sich seines Wohlbewußtes nicht getrösten kann.

Wohlfeilkeit. Sinng. 265.

Wütig; voll Wut, wütend. Sinng. 846.

                   

Die Kinder Gottes sind, sind, wie ihr Vater, gütig;
Die Satans Kinder sind, sind, wie ihr Vater, wütig.

Wütigkeit. Sinng. 1093.

                   

Wann sich mit Gewalt Unverstand verfreyt,
Wird geboren draus tolle Wütigkeit.

Wunder, für Meerwunder, Wunderthiere; ist noch gebräuchlich, und dient unserm Dichter zu einem Wortspiele. (IX. 55.)

 

Z.

 

Zankeisen für Zänkerinn. Sinng. 1404.

Zeihen, sich; ist das Gegentheil von sich verzeihen, Verzicht thun; (Siehe oben unter dem Worte verzeihen) auch ist es das Gegentheil von verzeihen, vergeben. Es heißt also im ersten Verstande etwas begehren, etwas haben wollen. (VIII. 30.)

                   

Sagt, was wollen die sich zeihn,
Wenn sie eigennützig seyn?
Wenn sie das gemeine Heil
Messen nach dem eignen Theil: u. s. w.

Eben so sagt Opitz im Lobe des Kriegesgottes (V. 575.)

                   

»— — Was zeiht Achilles sich
»Sich Nestor, seinen Hals zu setzen in den Stich,
»Ulysses gleichfalls auch? Achilles mag regieren
»Sein Land Thessalien etc.

und im zweyten Verstande heißt es: Schuld geben; wie Luther es schon gebraucht hat: Wer kann mich einer Sünde zeihen?

Zeitfolge. Dieses Wort ist die Ueberschrift des 2429ten Sinngedichts; und bedeutet so viel als, die Kunst sich in die Zeit zu schicken.

                   

Wer lieblich singen will muß fallen bald, bald steigen;
Wer ruhig leben will, muß reden itzt, itzt schweigen.

Aus der ersten Zeile sollte man fast schließen, daß dieses Wort zu Logaus Zeiten ein musikalisches Kunstwort müsse gewesen seyn.

Zucht. 1. verecundia, pudor. Sinnged. 1257.

                   

— — —Wiewohls der Brauch verbeut,
Und deutsche Zucht nicht will, die auch den Argwohn scheut.

Daher kommt züchtig, bescheiden; in Züchten und in Ehren; und das Zeitwort züchten, welches wir in folgender Rede des Sancho Panßa sehr deutlich erkläret finden: »Jch will es Euch aufrichtig sagen,
»ein Stück schwarz Brodt, und Zwiebeln dazu,
»schmecket mir in meinem Winkel, wo ich für mich
»bin, und nicht so züchten darf, eben so gut, als
»ein Truthahn in Gesellschaft vornehmer Leute, wo
»ich ganz langsam essen, und nur kleine Schlück-
»chen thun, mir auch aller Augenblicke das Maul
»und die Finger abwischen muß, und weder husten,
»niesen, noch gähnen darf, so sehr mir es auch an-
»kömmt.

                   

Don Quixotte. 2 Buch XI Cap.

2. proles, prosapia; in der Stelle die unter verthun angeführet worden.

Zungenhonig, ein poetischer Ausdruck; bedeutet so viel als, schmeichelhafte, liebkosende Reden. Sinnged. 774. Zungenhonig, Herzensgift.

 

 

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Druckfehler:

 

Buch 1 Sinnged.81. Die Jugend. lies: Die Tugend. B.2 Sg.26 in l. ins. B.2 Sg.27 Greiß schreib: Greis. B.2 Sg.85 im Himmel l. in Himmel. B.3 Sg.67 Mummosus l. Nummosus B.3 Sg.85 deiner l. deine. B.4 Sg.8 sind l. sinds. B.4 Sg.97 lieget l. liegt. B.4 Sg.102 Hund l. Hand. B.4 Sg.104 Herrn l. Herren. B.5 Sg.53 wollte l. wollt'. B.6 Sg.19 von solchen l. bey solchen. B.6 Sg.24 reinen l. reifen. B.7 Sg.12 Zeiten l. Zeichen B.7 Sg.69 von den Plagen l. von dem Plagen. B.8 Sg.16 im Himmel l. in Himmel. B.8 Sg.69 empfängt l. empfänget. B.10 Sg.6 immer l. nimmer. B.10 Sg.8 krummen l. krummem. B.11 Sg.30. Piper l. Piger. B.11 Sg.84 studieret schr. studiret. B.11 Sg.115. Brod schr. Brodt. B.11 Sg.120. klingt l. klinget. B.11 Sg.126. kennen l. kommen. B.11 Sg.131 alle Jahr l. alle Jahre. B.12 Sg. 24 Ballus l. Lallus B.12 Sg. 88 immer l. nimmer. Zugabe 12 Dir ist l. ist Dir.

 

Jm Wörterbuche:

 

Vorbericht V. genehm. lies: gerochen. Vorbericht VI. nur l. nun. Wörterbuch Bankart Bankind l. Bankkind. Wörterbuch Belieben beleben. l. belieben. Wörterbuch Be moll gelinde Be l. linde Be. Wörterbuch Bestehen Adjectivum l. Activum. Wörterbuch Degen Hauptheils l. Haupttheils. S.60. Z.11 Die so mir l. die mir so. S. 71 Z. 12 Einnahme l. Einnahm.


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