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Zehnter Gesang.
Athaulf und Placidia.

Wenn sich das Licht dem Arm der Nacht entwindet,
Und wenn die Morgenröthe sich erhebt,
O welche Schwermuth dann das Herz empfindet,
Und doch so sehnsuchtsvoll gen Himmel strebt! –
Ist's das Gefühl, daß uns die Erde bindet,
Daß uns kein Flügelkleid hinüberhebt?
Ist's der Gedanke, daß, ein Kind der Frühe,
Das schönste Glück gleich ihr so bald verblühe?

Wie um so rauher nur die Stürme wehen,
Je lichter war des Morgens goldner Thron,
So sinkt, was wir am höchsten leuchten sehen,
In frühe Nacht dahin. Es klingt ein Ton
Zerrißner Saiten durch die Welt, ein Wehen,
So eisig kalt, ein bittrer Todeshohn –
Inmitten seiner That, und vor Erreichen
Des höchsten Ziels muß Heldenmuth erbleichen.

Verklungen ist der Kriegslärm um die Tiber,
Der schauervolle Tag des Mars ist aus,
Man hört nur noch die Jagd vom Wald herüber,
Und nur der Welle murmelndes Gebraus.
Auf Höhen schwelgt der unerschrockne Liber,
Im Rebgeländ' und um das Säulenhaus;
Der Herbst erschien mit aller seiner Wonne,
Noch sieht kein welkes Laub die milde Sonne.

Im tiefen dunklen Wald, im schauervollen,
Verklang der Stadt geräuschvoll heißer Tag,
Nur aus der Ferne tönte dumpf das Rollen
Beladner Wagen und der Hämmer Schlag.
Ein Mann, deß Name längst im Krieg verschollen,
Durchschritt den Sand, in glühnder Ferne lag
Die große Stadt, aufschauend aus der Wüste,
Ihm war's, als ob ein Traumbild ihn begrüßte.

Nach seinem Hause lenkt er bang die Schritte,
Sind die, die es bewohnten, wohl noch sein?
Er klopft mit Beben an, auf seine Bitte
Wird aufgethan, mit Zagen tritt er ein,
Und eine Jungfrau grüßt ihn ernst mit Sitte
Und reicht ihm Brod und einen Becher Wein.
»Hier, Fremdling,« sprach sie, »labe dich und sage,
Wer wies dich her? Vergib, daß ich dich frage.

Denn ach, jedweder Fremde, den wir sehen,
Scheint uns ein Bote dessen, der verbannt
Noch draußen umirrt. Laß mich dir's gestehen,
Ich hoffte jetzt auch dich von ihm gesandt.«
»O Kind! sieh deinen Vater vor dir stehen,«
Rief jetzt der Fremdling aus, und übermannt
Von Freude hielten beide sich umschlossen,
Sie schluchzten laut, und ihre Thränen floßen.

«Ich ging,« begann Gennadius, »zu den Gothen,
Da mir, als einem Freunde Stelico's,
Den Tod die Schergen des Olympius drohten –
Ach Tochter! hart war unser beider Loos,
Und Alle, sagst du, sind schon bei den Todten,
Die scheidend ich in meine Arme schloß;
Doch komm, komm, folge mir in ferne Lande,
Was mir mein Schwert erwarb, schützt dich vor Schande.«

Sie theilten nun den Armen ihre Habe,
Und glaubten sich den kleinsten Rest genug,
Nur daß Marcella von der Mutter Grabe
Noch Blumen nahm, und einen Thränenkrug.
Gennadius ging an seinem Pilgerstabe,
Und mit dem Schwert, das einst die Feinde schlug;
Sie lagerten zur Zeit des Abendscheines
Im Schatten eines alten Eichenhaines.

Die Sommerkraft des Jahres war gebrochen,
Doch strahlten noch die Berge mild erwärmt,
Die Traube hing an dichtbelaubten Jochen,
Die Bienen hatten noch nicht ausgeschwärmt.
O welch ein Reiz umspielt die Spätherbstwochen!
Wenn dann der Winzer Jubel ausgelärmt,
Dann, wie nach einem schön verklungnen Liede,
Weht durch die Seele der Natur ein Friede.

In eines Tempels halbzerfall'ner Mauer,
Wo wildes Reblaub durch die Wölbung drang,
Da sprach Gennadius: »Nur sanfte Trauer
Weilt hier, wo einst der Reigentanz sich schlang.
Es sucht der Blick, ob Meer, ob Himmel blauer,
Der Hirt allein hat immer noch Gesang. –
Dort ziehen Segelschiffe weiß wie Tauben,
Und auf den Höhen reift die Fülle Trauben.

Hörst du den Strom dort unten in den Rohren,
Der zornig seine Fluth ans Ufer stößt?
Sein Grund ward als des Helden Grab erkoren,
Der Rom so lange Schrecken eingeflößt.
Ein dunkler Bann hat ihn hinab beschworen,
Bis ihn das Weltgericht daraus erlöst;
Es klagen seine Völker um den Todten,
Um Alarich noch immer alle Gothen.«

»So ist es wahr, was nur als scheue Sage
Hieher drang,« sprach die Maid, »der Held ist todt,
Vor dem wir bebten? Starb er an dem Tage,
Der ihm geweissagt war und angedroht
Von seinen Göttern, weil er größre Plage
Von Rom gewandt nach christlichem Gebot?
O,« fuhr sie fort, und ihre Blicke baten:
»Erzähle mir von seinen letzten Thaten!«

»Auch ich,« begann Gennadius, »war im Heere
Der Gothen, als es damals Rom betrat,
Umsonst sucht' ich durch unsres Hauses Leere,
Umsonst in allen Kirchen dich, ich bat
Zuletzt den Himmel, daß ein Schiff im Meere
Dich tragen möge nach des Höchsten Rath,
Wenn auch im Sturmwind und an rauhe Küste,
Wenn ich dich nur beschützt, geborgen wüßte.«

»Mir wurde,« sprach Marcella, »mir und Vielen
Ein Zufluchtsort der Catacomben Nacht,
Wir haben in der Märtyrer Asylen
Wie Jene einst, gebetet und gewacht.«
»Wohl euch,« rief jetzt Gennadius aus, »es fielen
Die Höhn und wurden gleich dem Staub gemacht,
Doch aus dem Dunkel über den Gewalten
Erhoben wieder sich des Lichts Gestalten.

Doch Alarich, der sah, nur Steine wären
Noch Alles, was die ew'ge Stadt besaß,
Anstatt des Brotes, um ihr Volk zu nähren,
Und daß Sicilien in reichem Maß
Und Afrika noch trüg' den Kranz der Aehren,
Warf seinen Blick dahin, und er vergaß
Auch dieß nicht, daß auf jenen Ländern laste
Die Habsucht Eines, den er tödtlich haßte.

Er rief daher sein Heer um sich, und tagte
Mit seinem Kriegsrath auf dem Capitol,
Da sprach er; ›Gothen! wißt ihr, was ich wagte,
Als ich vor Rom zog? Nicht daß hier uns wohl
Bei Wein und Spiel und Beutelust behagte!
Nein, solch' ein Glück von Gold ist innen hohl,
Und wenn man den Tribut ihm länger zinste,
So käm's, daß uns die Noth entgegen grinste.

Der Hunger lauert auf den Marmorstufen,
Und in den Goldpokalen sitzt die Pest.
Sicilien winkt und Afrika! es rufen
Die Manen uns des Stelico! Vergeßt,
Daß ihn als Feind uns die Geschicke schufen,
Die mächt'ger sind als wir; das Schlangennest,
Das er beschützte, hat sein Heldenleben
Zuletzt der Schmach, dem Tode Preis gegeben.

Heraklicon, der ihm – zulieb dem Throne –
Mit eigner Hand das Haupt vom Rumpfe schlug,
Er ward dafür, der Henkersknecht, zum Lohne
Statthalter Afrika's, und nicht genug –
Statt daß er die Dahingefloh'nen schone,
Verkauft er Frau'n mit schimpflichem Betrug,
Als ob er sie vor uns erretten müßte,
Den Heiden Syriens für ihre Lüste.‹

›Zu Schiffe!‹ rief das Volk nach diesen Worten,
›Die Segel auf! die Anker auf! die Pflicht,
Die Ehre ruft! Weh' über die Verdorrten!
Vollzieh'n laßt uns ein großes Strafgericht!‹
Und südwärts durch die alten Siegespforten
Zog bei des dritten Tages Morgenlicht
Das Gothenheer nach Capua, und weiter,
Und nach den Küsten streiften unsre Reiter.

Erbeutet ward im fluggeschwinden Raube
Die Flotte Roms, uns aber luden ein
Campaniens Villen, die Falernertraube,
Und in der Schalen Gold ihr Feuerwein,
Des Ahorns Schatten und die Myrthenlaube,
Und an krystallnen Seen der Pinien Hain;
So kamen wir nach Rhegium, es trafen
Mit uns zugleich die Segel ein im Hafen.

Der Gothen lauter Jubelruf erfüllte
Gebirg und Luft umher, als schneebedeckt
Der Aetna fern vor uns sein Haupt enthüllte;
Der finstre Dämon aber war erweckt,
Der unter ihm im Abgrund liegt; er brüllte –
Und bald sahn wir von Nacht das Meer bedeckt,
In das beständig Blitze niederzischten,
Die mit dem Schaum der Woge sich vermischten.

Es schien, wir säh'n des Nordens Götterriesen
Auf Wolken schreitend, in dem Gischt die Wuth
Von Ebern, die uns ihre Hauer wiesen,
Und Ungeheuer, die, umwallt von Gluth,
Auf unsre Schiffe stürzten, heulten, bliesen
Und sie versenkten in dem Grund der Fluth,
An Klippen warfen und das Meer besäten
Mit Leichen, Trümmern, Waffen und Geräthen.

Der König ritt ans Meergestad', er schaute
Mit starrem Blick hinaus, verstummt vor Weh.
Dahin war nun, worauf er Siege baute,
Zerschellt sein Hoffen alles in der See.
So ritt er nun, und als der Morgen graute
Durchs Meer, der Aetna blitzte hell wie Schnee,
Da brach sein Herz, er wurde bei den Schiffen
Von ungestümer Fiebergluth ergriffen.

Am Ziel ruhmvoller Thaten, im Erringen
Nach größrer Zukunft, schon zur Ueberfahrt
Gerüstet, noch beseelt von Muthesschwingen,
Noch siegsgewiß starb Alarich; bewahrt
Ward seinem Leichnam wo die Wellen gingen,
Ein tiefes Grab, da jugendlich der Bart
Sein Kinn umsproßte noch, und goldne Haare
Sein Haupt umlockten, noch im Mark der Jahre.

Und da sein Volk das Todtenmahl bereitet,
Indeß wird des Busento Strömung ab-
Und in ein andres Bett hineingeleitet.
Gefangne graben in der Nacht das Grab,
Und in die Faust gibt man, indem's noch streitet,
Das Schwert, sein Alles, das ihm Alles gab,
Das Streitroß senkt man nach ihm in die Tiefe,
Daß drunten es bei seinem Reiter schliefe.

Und daß es nie von einem Menschenmunde
Verrathen werde, noch durch einen Blick,
So lenkt man über dem verschloßnen Grunde
Den Strom, und in sein altes Bett zurück,
Und tödtet die Gefangenen zur Stunde,
Daß Nacht es bleibe wie das Weltgeschick,
Daß niemals wieder aufgegraben werde
Das Heldengrab, das Grab in fremder Erde.

Nach seinem Hingang aber übertrugen
Die Gothen ihre Führung und Gewalt
Dem Athaulf, dem die Herzen alle schlugen,
An Jahren jung, an Sieg und Ehren alt,
Verlobt schon mit Placidien, der klugen,
Und selbst ein Held voll Muth und Wohlgestalt
Er sprach, als ihn um Krieg und neue Thaten,
Die Seinigen voll Lust nach Beute baten:

›Gehorchen muß das Eisen den Gesetzen.
Ein Gothenreich hatt' ich mir zugetraut
Zu gründen über Rom, aus dessen Netzen,
Doch jetzt erkenn' ich wohl, es mahnt uns laut,
Ein Ziel dem schlachtenfrohen Drang zu setzen.‹
Er sprach's, und seinem Worte ward vertraut,
Und Alles hofft', daß unter ihm die Erde
Aufs Neue wieder blühn und grünen werde.

Wie furchtbar hat der Krieg die Welt erschüttert!
O Tochter, eine Hand der Gnade hat
Gespeist den Leviathan, und gefüttert
Die Adler, und sie wurden beide satt.
Die stärksten Felsen hat der Blitz zersplittert.
O Rom! allmächtige und ew'ge Stadt,
Gefallne Siegerin, siegreich erhoben,
Im Sterbkleid ewig deinem Stern verwoben.«

Indem sie noch so sprachen sank die Gegend
In Schleier dunkler Nacht, und ruhend nun,
Das Haupt an ihres Vaters Schulter legend,
Entschlief Marcella. Doch nach kurzem Ruhn,
Da kaum der Morgenwind die Wipfel regend,
Die Welt erweckte zum erneuten Thun,
Erhob die Jungfrau sich und ihr Begleiter,
Und schritt durch die bestaubten Pfade weiter.

Am Abende des zweiten Tags gelangten
Die Pilger nach der Stadt am Meeresstrand,
Da küßten sie der Erde Staub und dankten
Und sagten Lebewohl dem Vaterland.
Im mächtigen Geroll der Brandung schwankten
Die Segel Athaulfs, ihn bewundernd stand
Das Volk umher, der Kön'gin aber harrten
Die Gothen mit den wehenden Standarten.

Ein Hirschgespanne zog Placidiens Wagen,
Und ihr Geleit, gehüllt in Schuppenstahl,
Die flammenhellen Mäntel umgeschlagen,
Bewegte sich herunter nach dem Thal;
Und Palmen wurden ihr vorangetragen,
Und Kähne schaukelten im Sonnenstrahl,
Die Gothenkönigin an Bord zu nehmen,
Berührten das Gestade die Triremen.

Und in das schäumende Gewoge sprengte
Der Gothenfürst, gerüstet, hoch zu Roß,
Daß Schaum auf Schaum im Tosen sich vermengte,
Das um ihn her in jäher Brandung schoß.
Er stieß, wo sich der Schwall der Wogen engte,
Den Speer bis auf den Grund; »So werd' ein Sproß
Dem Stamm der Balten, daß es fortbestehe
In Stürmen, mein Geschlecht, und nicht vergehe!«

Nun ging es hin zum Ufer der Garonne;
Und als die Küste mählig sich verlor,
Und in den Wellen unterging die Sonne,
Da sang das Hochzeitlied ein Griechenchor;
»Heil Athaulf,« sangen sie, »Placidiens Wonne,
Der Stern der Liebe leuchtet euch empor,
Es strahlt euch winkend an dem Himmelsbogen,
Und lächelt vor euch her auf dunklen Wogen.«

Sie traten in Narbonne zum Altare,
Im Krönungsschmuck Placidia, hehr und hold,
Umringt von Edelknaben, in Talare
Gekleidet. Und sie trugen Ehrensold
Auf goldnen Schalen, Perlen, wunderbare
Gesteine, Weihrauch und das lautre Gold.
Der Gothenkönig, statt in schwerem Stahle,
Betrat in weißer Toga die Portale.

Das Buch der Bücher ließ er hier entfalten.
»Mein höchstes Kleinod,« sprach er, »seht! es ist
Voll frommer Worte, heiliger Gestalten!
Ich hab' es vom Palatium, und wißt,
Die höchsten Wunder sind darin enthalten.
Es heilt den Kranken, der es gläubig küßt.
Ich las darin bei Nacht und alle Tage,
Ich will, daß man's vor unsern Fahnen trage.«

Dem Worte folgte bald die That, die Wochen
Der Hochzeitfeste flogen rasch dahin,
Und wurden durch die Botschaft unterbrochen,
Daß gegen den Honorius in Jovin
Ein Gegenkaiser aufstund, daß bestochen
Von seinem Gold, am Rheinstrom sich um ihn
Burgunden schaarten, Sueven und Alanen,
Und bis zur Rhone drängen ihre Fahnen.

»Ich eile, deinen Feind aufs Haupt zu schlagen,
Und dir sein Haupt zu senden,« so befahl,
Dem bangenden Honorius zu sagen,
Placidia's hochherziger Gemahl.
»Du weißt, wie treu wir tief im Herzen tragen
Den Bund, der uns umschließt durch freie Wahl.
Weh' dem, der sich zu stören unterwindet
Den Frieden, der die Welt und uns verbindet!«

In rauher Herbstzeit, über weite Meilen,
Rückt Athaulfs Heer den Rhonestrom hinan,
Die Sueven aber und Burgunden eilen
Ihm Alle zu sogleich bei seinem Nahn.
Er siegt, allein den Siegsruhm soll er theilen
Mit eines Andern Glück. Es tritt in seine Bahn
Constantius, als Feldherr Roms gesendet,
Der nun zugleich mit ihm den Krieg beendet.

»Nur so besitz' ich also dein Vertrauen?
Dem Treuen, o Honorius, welch ein Schmerz!
Doch solchen Lohn sind wir gewohnt, wir bauen,
Damit ein Andrer ernte. Still mein Herz!«
Ruft Athaulf aus, »nie wieder sollst du schauen
Wie heut verdunkelt unser ruhmvoll Erz.«
Er führt sogleich, Constantius muß es sehen,
Sein Heer hinweg und nach den Pyrenäen.

Wenn Morgens in der ersten Dämmerfrühe
Das Erz der weckenden Trompete tönt,
So hell und freudig über Nacht und Mühe
Beim Sternenlicht, das die Gebirge krönt,
Es tönt, als rief's der Mitternacht; Verglühe,
Versprüh' in Freudefunken ausgesöhnt!
Wir müssen fort, fort! jubelt's durch die Lüfte,
Ins Feld die Krieger, Geister in die Grüfte!

Auf! nach Hispanien! Wie die Rosse schnauben!
Wie von den Höhen grüßt der Morgenhauch! –
Auf, nach Hispania! Dunkler sind die Lauben,
Die Blüthen duft'ger dort am Myrthenstrauch,
Die Herzen stolzer, glühender die Trauben,
Dort wohnt von jeher ächter Heldenbrauch.
Gebirg und Wald ist finstrer dort und rauher,
Doch auch die Tapferkeit von größ'rer Dauer.

So zogen sie dahin, erfochten Siege –
Und als der Frühling neu den Hain belaubt,
Da stund Athaulf an eines Sohnes Wiege.
Er kam, noch vom Gewühl der Schlacht bestaubt,
Und sprach: »Dieß Kind, es trägt die edeln Züge
Des Volkes, dem's gehört. Einst um sein Haupt
Wogt goldne Lockenfluth, sein Aug' wird funkeln
Als wie des Löwen Feuerblick im Dunkeln.«

Die Astrologen stellten nun dem Knaben
Das Horoscop und prägten in Rubin
Ein mächtig Amulet mit großen Gaben
Und beteten zum Licht auf ihren Knien.
Noch niemals schien am Himmel mehr erhaben
Das Glücksgestirn den Erdkreis anzuziehn;
Placidia sprach, des Kindes Stirn berührend;
»O Engel kommt! dieß junge Leben führend.

Von dieser Wiege fliehet weit, o Sorgen!
Ach du mein Kind, so schuldlos und so zart,
So schwach und schutzlos schläfst, und rings verborgen
Drohn Schlünde dir und dem, der dich bewahrt.
O wie gefährlich ist des Lebens Morgen!
Wie viele Thränen würden uns erspart,
Wär' uns vergönnt, wie jetzt, zu allen Stunden
Dein Schutz zu bleiben vor Verrath und Wunden.«

»Dieß Kind, es stirbt – warum, ist unerklärlich,«
Sprach einer von den Weisen. »Junger Hort,
Scheint dir die Erdenreise so beschwerlich,
Da du doch lächeln konntest? Willst du fort? –
Mit holder Wiederkehr der Frühling jährlich
Beschenkt die Welt, und du – lebendig Wort
Der Liebe – du von uns hinweggenommen,
Mit keinem Frühling wirst du wieder kommen?«

Es war noch nicht ein volles Jahr Verflossen,
Da traf die schwere Prophezeiung ein.
O welche Thränen wurden da vergossen!
»Ach!« jammerte Athaulf, »ach, bittre Pein!
Warum sind diese Augen zugeschlossen
Und alle Hoffnung mit?« Verstört, allein,
Und sinnend über der verwaisten Wiege,
Vergaß er seines Volks und seiner Siege.

Die Gothen murrten, da sie ihn so sahen,
Und flüsterten; »Seht, wie sein Auge starrt!
Sonst durften wir ihm mit Vertrauen nahen,
Jetzt wird uns bang in seiner Gegenwart;
Das sind nicht Zeichen, wie sie sonst geschahen,
Jetzt ist sein Herz unbeugsam, stolz und hart,
Und der sonst ausgetheilt mit beiden Händen,
Verschließt sein Gold und sich nun hinter Wänden.«

Davon zu reden war zwar streng verboten,
Doch ward die Sage laut, es sei ein Bann,
Und Athaulf lebe noch im Dienst des Todten,
Der in Busento's Bett sein Grab gewann.
Er werde scheiden bald von seinen Gothen,
Zu Ende geh', das ihm die Norne spann,
Das Leben, und vom Gram hinweggezogen,
Versenke sich sein Geist in jene Wogen.

Es kommen, hieß es, zur Busentowelle
Von jedem Schlachtfeld auf dem Erdenrund,
Wo Gothen kämpften, eine Schaar zur Stelle,
Darin gesargt liegt Alarich im Grund.
Und vor den König treten sie, die Helle
Der Beute leuchtet rings um ihren Bund.
»Horcht!« rufen sie einander, »hört! die Tiber!
Die Wogen oben murmeln dumpf vorüber.

Vorüber und vorbei, es ist verloren,
Italien ist dahin! ein andres Land,
Ein anderes Geschlecht ist auserkoren.«
Dann greift zum Schwertgriff ihre Geisterhand,
Dann blitzt's im Aug' der Helden, die geschworen
Den Untergang der Stadt am Tiberstrand,
Und von den Lippen strömt's: »Horcht! hört! die Tiber!
Die Wogen oben murmeln dumpf vorüber.«

Beim ersten Ruf des Wächters auf der Zinne,
In Barcelonas schweigendem Palast,
Erwacht Athaulf, und wirr sind seine Sinne,
Verstört von eines Traumes banger Last.
Es ahnt ihm, daß ein Unglück sich entspinne,
Er springt vom Lager auf, und steigt in Hast,
Noch halb im Traum, hinan, hinab die Stufen,
An Thurm und Thor die Wachen anzurufen.

Ein Zwerg, es hieß, ein Herzog der Sarmaten,
Den Athaulf oft verspottet hatte, schlich,
Um ihn zu morden an die Thür. »Der Thaten
Vergaß er längst, seit ihm sein Kind erblich.
Er will uns scheint's verkaufen und verrathen,
Doch seine Stunde schlug.« Er sprach's zu sich
Und seinem Dolch, der mit zwei scharfen Schneiden
Ihm in der Faust blitzt, gleich zwei falschen Eiden.

Der König hatte nun den Hof verlassen,
Und schritt durch einen dunkeln Corridor,
Am Himmel sah man schon die Nacht erblassen,
Da sprang der finstre Zwerg an ihm empor,
Traf ihn ins Herz und schrie; »Bin ich im Hassen
Dir groß genug?« – »Wahrhaftig, ich verlor,«
Rief Athaulf aus, »o Gothen, wahret Frieden,
Und Recht und Freiheit.« Sprach's und war verschieden.

Da nun erstarrt lag, der die Welt vereinte,
Brach Zweig auf Zweig vom Baum des Friedens ab,
Placidia, die heiße Thränen weinte,
Ließ ihrem Helden bau'n ein Marmorgrab,
Worin das Herz, das sich in ihr versteinte,
Die Trauer barg, der sie sich so ergab,
Daß Tag und Nacht ihr Aug' zu Boden schaute,
Und doch die Thräne nicht ihr Lind'rung thaute.

Das Erbrecht seines Stammes ward umgangen,
Und kam zum Feinde, der sein Mörder war;
Placidien schleppte man zu Pferd, gefangen
Durch Wald und Wüste fort, und der Barbar,
Erhoffend reiches Lösgeld zu erlangen,
Entführte sie, des Mitgefühles bar,
Am Pferdzaum angebunden, durch die Wildniß,
Das bleiche leidende Madonnenbildniß.

Nach durchgeweinten Nächten und Gefahren,
Nach tausendfachem Schmerz und blut'gem Leid,
Kam endlich die Gefangne des Barbaren
Nach Rom zurück, für Korn und reich Geschmeid'
Den Ihren eingelöst, und dann nach Jahren
Erblickte sie Byzanz im Wittwenkleid,
Und fand die Namen aller ihrer Lieben
Vom Tod indeß den Grüften eingeschrieben.

Zuletzt Arkadius, welchem früh die Krone
Sein Haupt gebeugt, und er erreicht' die Zeit,
Die uns verspricht, daß Frucht der Blüthe lohne,
Starb in den Jahren erster Männlichkeit,
Sein Sterbeblick war einem kleinen Sohne,
Dem zweiten Theodosius geweiht,
Und seine letzten Bitten übergaben
Der Schwesterhand Pulcheria's den Knaben.

Pulcheria, die nach der Palme strebte,
Verwandelte in einen Klosterraum
Die Hallen des Palastes, sie verwebte
Den Himmel mit der Erde höchstem Traum.
Der zweite Theodosius erlebte
Den Tag der Hochzeitfeier, da er kaum
Ein Mann erschien; Athenaïs, die Schöne,
Ward ihm vermählt beim Schall der Flötentöne.

Den Traum, der ihr am Hochzeitmorgen lachte,
Verwirklichten die Jahre bald hernach
In einem Leben, das zum Licht erwachte.
Athenaïs, ihr Kind liebkosend, sprach;
»Eudoxia! – Sie ist's, wenn ich betrachte
Das schöne Bild in jenem Schlafgemach,
So ähnlich der Gestorbnen holdem Bilde,
Der Gattin des Arkadius gleich an Milde.«

Sie ward es mehr und mehr, und bald dem Jahre
Der aufgeblühten Jugend nah', erschien
Sie die, nach der sie hieß. Dem reichen Haare,
Den großen Augen, jedem Reize liehn
Unschuld und Andacht alles Wunderbare
Und Ueberirdische. Wenn auf den Knien
Sie lag, in frommer Demuth hingegossen,
So schien ein Engel sie, von Licht umflossen.

Byzanz, die Stadt des Himmels, eine Blüthe,
Die lauter Pracht und Elend in sich schloß,
Besaß fünf Wesen, gleich an schwacher Güte,
Gleich hold an Schönheit, gleich an Unglück groß.
Die Schlangen waren Engel, sagt die Mythe.
In ihrer Demuth selbst erwähltem Loos
Vergaßen sie doch nie, daß sie es waren,
Die herrschten über Griechen und Barbaren.

In goldnen Sälen saßen sie beim Lichte,
Die Frauen einer neuen Gottesstadt,
Sie lasen Psalmen und Homers Gedichte,
Und schrieben Noten auf der Palme Blatt,
Sie wanden Faden um die Frucht der Fichte,
Und lehnten sich, von Lautetönen satt,
In seidne Polster, ruhten da und sannen,
Erzählten oder woben, oder spannen.

Pulcheria hier – des Herrschers junge Muhme,
Placidia dort, die Gothenkönigin –
Athenaïs, die von dem Heidenthume
Gerettete, nun stolze Herrscherin,
Und neben ihr, die Knospe bei der Blume,
Ihr Kind Eudoxia, und dort, das Kinn
Auf ihre Hand gestützt, Honoria. – Here,
Athene, Ceres, Hebe und Cythere.

»Halb zwischen Schlaf und Wachen« – so erzählte
Placidia einst – »noch war Gefühl in mir,
Ein Schmerz, der mich Ohnmächtige noch quälte,
Des Durstes unauslöschliche Begier,
Halb zwischen Tod und Leben, ach, ich wählte
Das Leben, sah ich plötzlich See vor mir,
Und Kämpfer stunden da, und auf der Stelle
Begann ein Streit auf Land und Meereswelle.

Mein Feind verlor die Schlacht mit seinem Leben,
Und Wallia empfing das Gothenreich,
Ich ward den Meinigen zurückgegeben,
Denn Recht und Ordnung, Friede und Vergleich,
Das ist auch sein, wie Athaulfs edles Streben.«
»Ach!« rief Eudoxia noch schreckenbleich,
»Sieh' mich als Dido an, die du gewesen,
Da du erlebt, was wir in Dichtern lesen.«

»Von Athaulfs Tode hatten wir vernommen,«
Sprach nun Pulcheria, »und welch ein Loos
Seit jenem Mordtag über dich gekommen.
Wie viele Thränen ich um dich vergoß!
Wie furchtbar prüft der Himmel seine Frommen!
Und immer doch ist sein Erbarmen groß!
Die Liebe aber, der wir Kränze winden,
Weiß oft mit Fesseln hart wie Erz zu binden.«

»Doch auch das rauhe Erz hat seine Blüthe,«
Fuhr nun Placidia zu reden fort;
»Constantius, dessen Brust voll Ehrgeiz glühte,
Warb um mich Aermste, und erhielt mein Wort.
Nach wenig Jahren, während ich mich mühte
Zu herrschen, schwand auch dieses Glück; mein Hort,
Constantius starb, so täuschten alle Sterne.«
»O,« sprach Eudoxia, »du herrschtest gerne.«

»Du sollst des Herrschens Süßigkeit empfinden,
Ich werde dich mit Valentinian,
Mit meinem Sohn, dem Cäsar Roms verbinden,«
Entgegnete Placidia. »Wohlan,
So lern' auch du, entsagend, überwinden!«
»Ach!« rief Pulcheria, »ach, welch ein Wahn.
Sturmvoll, Eudoxia! so fürcht' ich, werden
Die Pfade, die du wandeln wirst auf Erden.

Es kommt die Zeit, von der Propheten schreiben;
Da werden Mäkler, wie Ischariot,
Und voll Begier, den Blutzins einzutreiben,
Die Völker ausverkaufen an den Tod.
Es wird sich bald die Welt ihm einverleiben,
Dem Wehrwolf, der nun kommt durch Ländernoth,
Und über Wellen unter Eis begraben;
Ihm folgt auf meilenweit Gekreisch der Raben.«

Athenaïs begann: »Die Flammensohlen
Der bösen Thaten sind ihr Strafgericht.
Die Zeiten, die sich ewig wiederholen,
Verändern kaum ihr strenges Angesicht;
Ein täuschend Bild, dem Gestern abgestohlen,
Der alte Tag in einem neuen Licht,
Nichts ändert sich als Zahl und Ort und Namen,
Und Gleiches sprießt aus gleichem Kern und Samen.

Hört nun, es sind wohl an zweihundert Jahre,
Seit Decius Kaiser war, am Saum der Zeit
Hinabgerollt, als damals vom Altare
Zu Ephesus der Heiden Grausamkeit
Die Christen in die Wüste trieb, als Waare
Verkaufte oder tödtete im Streit;
Da wurden auch des Glaubens wegen sieben
Vornehme Jünglinge von Haus vertrieben.

Verfolgt von Reitern bargen sich ermattet
Die Flüchtigen, und sanken allgemach
In einer Höhle, von Gesträuch umschattet,
In Schlaf; der Heide kam heran und sprach:
›Die sind von mir lebendig schon bestattet;
Dort liegen Steine auf dem Felde brach,
Holt! wälzt sie vor den Eingang; nie mehr wecken
Soll die der Tag, nie mehr des Donners Schrecken!‹

Nach langer Zeit ward, rings umpflanzt mit Bäumen,
Die Stelle für ein Landhaus angebaut,
Der Herr des Gutes ließ hier Brunnen schäumen,
Dort Säulen aufbau'n; als die Schlucht er schaut,
Befiehlt er, bald die Steine wegzuräumen,
Denn Dorngestrüpp' war rings und giftig Kraut.
Die Schlange, längst die Hüterin der Schwelle,
Verkroch sich vor dem Licht mit Blitzesschnelle.

Die Spinnen hatten längst ihr Netz gewoben,
Die Schwalben ihre Nester im Gestein,
Und ein Jahrhundert war wie Traum zerstoben;
Sie wachten auf, es schien noch Tag zu sein;
Sie gingen nach der Stadt und sahn erhoben
Das Kreuz auf Zinnenglanz im Sonnenschein,
Und als sie durch das Thor die Stadt betreten,
Da staunt das Volk, sie aber gehn und beten.

Die fremde Kleidung, die verschollnen Sitten,
Und all ihr Thun sah wunderseltsam aus,
Sie, die noch Durst und Hunger fühlten, schritten
Um Brod zu kaufen, vor ein Bäckerhaus.
Da sagte der: ›Wer seid ihr, Eremiten?
Entstieget ihr der Gräber Nacht und Graus? –
Und Münzen mit des Decius Gepräge?‹ –
Sie nickten still und sagten: ›Geh' und wäge!‹

Der ging nun fort und ließ an seinem Herde
Die Jünglinge zurück; die sprachen da:
›O wie verändert ist die ganze Erde!
Die Zeit ist aus, die unsre Leiden sah,
Vorüber sind die Jahre der Beschwerde,
Der Hirte weidet über Golgatha!
Die Welt ist wie ein Feierabend stille;
Gott ist gerecht und ewig ist sein Wille!‹ –

Als Jener wiederkam, und ausgerastet
Erzählend saßen sie vor seiner Thür,
Und wurden mit den Fingern angetastet,
Und Alles fragte: ›Seid ihr wirklich hier?
Ihr habt bei Gott geschlafen und gefastet!‹ –
Sie dankten singend: ›Gott, dich loben wir!‹
Doch eh' es Nacht ward, waren sie in Frieden,
Bewundert und gesegnet, sanft verschieden.

Seht,« sprach Pulcheria, »so beut ein Hüter,
Der Glaube selbst, dem Frommen Schutz vor Schmerz
Und Tod, und wahrt sogar der Erde Güter.«
»Und« – rief Placidia, »wenn das Menschenherz
Verwandelt wird, und wenn sich die Gemüther
Verändern wie der Münzen altes Erz,
Dann glaub' ich, daß die Sonne selbst erkaltet,
Und Meer und Meeresgrund wird umgestaltet.«

Pulcheria fuhr fort: »Zwar stellt die Wage
Sich immer wieder in ihr Gleichgewicht,
Wie schwere Schuld auch eine Schale trage,
Doch, schlägt sie um, dann kommt das Weltgericht.
So scheint mir jetzt auch voll das Maß der Tage,
Es überströmt, und diese Welt zerbricht,
Damit auf das Geheiß des Höchsten werde
Ein neuer Himmel, eine neue Erde.«

So unterredeten sich im Gemache
Die frommen Frau'n, von Seelenleiden blaß,
Und schmückten da, in ihrer schönen Sprache,
Und mit den letzten Blumen vom Parnaß,
Die neuen frommen Fabeln, eine brache,
Versengte Flur, sie selbst gar oft von Haß
Bewegt, und von den Knechten stets betrogen,
Die ungern nur den starken Nacken bogen.

Von jenen in der Niedrigkeit Gebornen
Und hochgestellten Schwertern ihrer Zeit,
Den Hof- und Reichsheermeistern, der verlornen
Provinzen Schreck- und Schirmherrn, die, bereit
Mit Hunnen oder anderen Verschwornen
Die schwachen Herrscher zu entthronen, Streit
Auf Streit stets säten, Wächter der Standarten
Und auch zugleich Verräther ihrer Warten.

Die Treuebrecher und die Friedensstörer
Verhandelten in schmählichem Verkauf
Den Schatz des Staates und der Kunst. Verschwörer
Und Mörder traten nach einander auf,
Ein Hydrahaupt sich folgender Empörer,
Die da und dort in raschem Siegsverlauf
Durch Aufruhr bis zu Thron und Scepter kamen
Und da und dort ein ruchlos Ende nahmen.

In dieser Zeit, wie wenn mit welken Zweigen
Ein Wipfel bricht und Stürme brausen laut,
So sank Honorius sanft wie Tagesneigen
In frühes Grab, kein Auge ward bethaut,
Das Volk hat nur mit teilnahmslosem Schweigen
Auf seinen Leichenzug kaum hingeschaut,
So theilnahmslos, als ob erblichen wäre
Ein ferner Stern in einer andern Sphäre.

Die Nächste stund am Throne der Cäsaren
Placidia, die jetzt ihres Sohnes Hand
Eudoxia und ihren eignen Laren
Verbunden hatte; sie betrat das Land,
Das sie verlassen einst mit Gothenschaaren,
Nun als Augusta wieder, und empfand,
Das Scepter eines Reiches ohne Wache
Heisch' eine stärkre Hand als ihre schwache.

Denn immer dunkler ward der Himmelsbogen,
Und schallender der höllische Triumph.
Noch aus dem Mark der alten Welt gesogen,
Ein römisch Haupt auf einem Gothenrumpf,
Entsproßten dem Gewühl der Völkerwogen
Bastarde kühn und grausam, stolz und stumpf,
Die, während sie das Heidenthum verfluchten,
Den Himmel frech und freventlich versuchten.

Zwei Männer, letzte Pfeiler noch der Joche,
Die letzten Halte noch des Römerheers,
Die schwarzen Boten einer Osterwoche,
Die Anker in dem Grund des wilden Meers,
Am Sabbathabende der Weltepoche,
Stolz wie die Säulen Trajans und Severs,
Die Nebenbuhler an Placidiens Throne,
Verriethen Afrika, den Stolz der Krone.

Ein Name war auf Erden laut geworden,
Vor dem bald Alles um ihn her erblich;
Wenn ein Polarlicht, das von den Fiorden
Bis an die Wüste reichen würde, sich
Verwandelte zum Samum; so von Norden
Kam der Vandalenkönig Geiserich,
Und stund am Südmeer, hell im Feuerlichte,
Ein Sirius im Raum der Weltgeschichte.

Siehe Bildunterschrift

Geschichtstafel römischer Kaiserfolge
von 364 bis 433.


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