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»Ich hab' ihn unterwegs aufgegabelt,« erwiderte der Grenadier. »Es ist auf ihn ausgesagt, und er kann's auch nicht leugnen, daß er mit der alten Geißin und mit den Hanniklischen zusammen gesehen worden ist.«

»Ich begehre den Oberamtmann zu sprechen! Wo ist er?« rief Heinrich.

Der Schreiber gab ihm keine Antwort. »So? Also bei Euren ehemaligen Freunden ist er gesehen worden?« wandte er sich zu dem Grenadier. »Da kann er gleich morgen ins Verhör kommen; der Alte ist scharf danach aus. – Wer ist Er?« fragte er den Arrestanten im Richtertone.

»Keines Schreibers Diener!« fuhr Heinrich auf.

»Aufs Brückentor mit dem Landstreicher, und kein Wort weiter!« rief der Schreiber und schellte dem Amtsdiener.

»Ich berufe mich auf den Oberamtmann!« rief Heinrich.

»Der ist verreist,« sagte der Substitut.

Der Gefangene knirschte. »Dann soll mir ein stärkerer Arm Satisfaktion verschaffen,« sagte er.

»Was ist das?« fragte der Substitut erschrocken den Grenadier, »es wird doch nicht der Teufel um den Weg sein?«

»Nein, nur seine Großmutter!« lachte der Grenadier.

»Drum sonst!« sagte der Substitut, »das öffentliche Wohl erheischt starke Maßregeln. Ich würde gleich die Bürgerglocke ziehen lassen.«

»Ist nicht nötig. Es sind nichts als hoffärtige Reden; er wollte gar mit dem Herzog auf Du und Du stehen.«

Der Substitut lachte, daß zwei lange Leihen von Haifischzähnen zum Vorschein kamen, und sagte zu dem eingetretenen Amtsdiener: »Grau, aufs Brückentor mit dem Burschen! Und wenn er rumort, so schließt ihn in den Ring!«

»Möchte auch gleich abgefertigt sein!« sagte der Grenadier und zog seinen herzoglichen Passepartout hervor.

»Ja so, Euren Sechsbätzner!« rief der Schreiber mürrisch, »ich hab's ja schon gesagt, daß der Alte verreist ist.«

»Sie können's ja verrechnen! Werden doch auch noch so viel im Sack haben! Oder geben Sie mir einen von den großen Kreuzern, die Sie da eingenommen haben; bin's auch zufrieden.«

Der Schreiber stocherte in der Westentasche und warf einige Sechser heraus. Der Grenadier untersuchte sie und sagte. »Der da ist ein falscher – nichts für ungut, Herr.«

»Hol' Euch der Teufel! Wenn er Euch nicht recht ist, so laßt ihn da. Ich bin's Euch nicht schuldig.«

Der Grenadier ging mit dem Arrestanten und dem Amtsdiener ab, nahm draußen sein Weib mit und fluchte durch die Zähne: »Hätt' ich gewußt, daß der schäbige Federfuchser um den Weg ist, so hätt' ich mir die paar Stunden erspart.«

Heinrich hatte sich gefaßt und in das Unabänderliche ergeben. Der Amtsdiener ging mit ihm wieder der Brücke zu und wies ihm auf dem Tore, durch welches er seinen Einzug gehalten hatte, ein Gefängnis an, das man für die gefährlichsten Verbrecher hergerichtet hatte: es war ein Käfig, worin man kaum stehen und sich umkehren konnte: die Türen mit den stärksten Bändern und Kloben verwahrt; eiserne Leisten an den Wänden; um den Ofen ein hölzernes Gitter, mit eisernen Stangen beschlagen; in einer tiefen Mauerlücke ein unerreichbares, vergittertes Fenster und an der Wand ein Ring mit einer schweren Kette.

Er lächelte, als er diese Anstalten sah, und wünschte dem Schließer freundlich gute Nacht. Dann sah er lang nach dem Fenster, aber der Himmel war umzogen, und kein Stern wollte in dem engen Rahmen erscheinen. Endlich warf er sich auf ein Bund Stroh, das ihm vorhin die Laterne des Amtsdieners gezeigt hatte, und überließ sich seinen Betrachtungen, die bei alledem nicht eben die heitersten waren. Noch vor wenigen Stunden hatte er seinem »stolzen Herzen« die Genugtuung eines heroischen Abschiedes verschafft, dann sich zum Beschützer der leidenden Menschheit aufgeworfen, und nun befand er sich in der unwürdigsten und hilflosesten Lage, von welcher nicht einmal abzusehen war, wie sie endigen würde. – »So büß' ich meine Torheiten!« sagte er, indem er sich auf dem Stroh zurechtlegte.

Freiheit – Freiheit! – Du bist im Trocknen, Roller!
– – Das hat gegolten!

Schiller, Räuber.

Unser Freund schlief nicht schlechter, als er seit mancher Nacht geschlafen hatte, er wußte kaum noch, wie sich's in einem Bette liegt. Mit den peinlichen Gedanken, die an seinem Herzen nagten, hätte er sich vielleicht auf dem bequemsten Lager und in Freiheit schlechter befunden; so aber erinnerte ihn die herabwürdigende Umgebung an seine Schuldlosigkeit, und sein erster Gedanke beim Erwachen war, daß er nichts begangen habe, was ihn mit Recht hierher hätte führen können. Er beschäftigte sich wohl eine Stunde damit, von weitem durch das Fenster zu sehen, das ihm den Abschnitt eines öden Berges zeigte, dann warf er sich wieder, müd an Leib und Seele, auf sein kaltes Stroh. Nach der ungewöhnlich milden Witterung der letzten Wochen hatte der Regen von gestern abend einen wahren Winterfrost zurückgebracht, so daß Heinrich mit Sorge seines Flüchtlings gedachte. Zwar fehlte es nicht an Mitteln, die Kälte abzuwehren, und manche Nacht hatte die abenteuernde Gesellschaft, selbst in Scheunen der Feuersgefahr trotzend, bei der lodernden Flamme geschlafen; doch verwünschte er, zwischen seinen eisigen Mauern noch mehr für das Fräulein als für sich selbst frierend, die Tollheit, in der rauhesten Gegend des Landes die treuloseste Jahreszeit unter dem schlechten Obdach eingeschüchterter Bauern oder gar im Freien hinzubringen.

Ein Teil des Vormittags war vergangen, als er Tritte hörte, die sich rasch seinem Kerker näherten. Es rasselte an der Türe, die Querstangen wurden weggeschoben, der Schlüssel klirrte im Schloß, und der Amtsdiener trat ein, Mitleid im Gesicht und eine ungewisse Höflichkeit in seinem Betragen. Er sagte ihm, der Herr Oberamtmann sei in später Nacht von seiner Reise zurückgekommen, und forderte ihn auf, ihm aufs Amt zu folgen. Er half ihm das Stroh von seinen Kleidern ablesen und war auf der Straße so rücksichtsvoll, eine gute Strecke vor ihm herzugehen.

Die Amtsstube sah um vieles geschäftsmäßiger aus als gestern abend. Heinrichs Auge fiel zuerst auf einen Mann von entschiedener Haltung, der ihm halb den Rücken zukehrte und mit dem Substituten sprach. Er war stark gepudert; seine Erscheinung zeigte auf den ersten Blick, daß er der Oberbeamte war. Der Schreiber saß kleinlaut an einem Tischchen und hatte sich an ein großes Sandfaß angeklammert.

»Aber, Herr Oberamtmann,« sagte er, »der Schulz war gestern da und hat sich genügend entschuldigt.«

»Zu mir soll er kommen!« sprach der Beamte mit strengem Ton. »Schreib' Er!«

Der Substitut tauchte eilig die Feder ein und rückte das Papier zurecht.

»Morgen anhero, oder den Stockknecht!« diktierte der Oberamtmann. »Punktum, und jetzt geht Er und richtet aus, was ich Ihm befohlen habe.«

Der lederherzige Substitut faltete und überschrieb den Erlaß; dann erhob er sich mit einem graugrünen Gesicht und verließ das Zimmer. Als er gegen die Türe kam, sah ihn Heinrich die Zunge weit herausstrecken, welche schnöde Gebärde wohl zum Teil seinen Ingrimm, noch mehr aber das Bewußtsein aussprechen mochte, daß ihm die Metzelsuppe garstig versalzen sei.

Der Oberamtmann wandte sich jetzt um, und Heinrich war verwundert, wie ihn der Schreiber seinen Alten hatte nennen können; denn er sah einen Mann in den besten Jahren, kaum älter als der stark abgelagerte Substitut, ein offenes Gesicht und eine durchaus männliche Gestalt. Während der Beamte seinerseits auch ihn zu mustern schien, fielen seine Blicke seitwärts und entdeckten – mit frohem Schrecken und einem Freudenschrei begrüßte er ihn – den Pfarrer Matthäus, der lächelnd am Fenster stand und seine Augen still auf ihm ruhen ließ.

»Matthäus! das heißt Hilfe in der Not!« rief er und hing, Oberamtmann und Gerichtsstube vergessend, an seinem Halse.

»Sie sehen, Herr Oberamtmann, der Beweis ist vollständig!« sagte der Pfarrer. »Ich bürge in aller Form für meinen Freund.«

»Es hat gar keinen Anstand,« versetzte der Beamte lächelnd. »Sie sind frei,« wandte er sich zu dem tiefaufatmenden Gefangenen, »doch nehmen Sie mir den Rat nicht übel, den ich Ihnen auf den Weg gebe, ein andermal vorsichtiger zu sein.«

»Ich wußte nicht, Herr Oberamtmann,« entgegnete Heinrich, »daß ich in meinem eigenen Vaterlande nicht ohne Paß reisen durfte, und daß der geringste Verdacht mich in einen Kerker bringen würde, der wohl nur für Räuber und Mörder bestimmt ist.«

»Das deucht mich doch,« sagte der Pfarrer, »einer kleinen Genugtuung wert zu sein, oder auch einer großen.«

Der Beamte zuckte die Achseln. »Die Zeitläufe sind verwirrt,« sagte er. »Und was wollen Sie für Genugtuung? Den Burschen da jage ich ohnehin nächster Tage fort; er ist vom alten Schreiberschlag, und ich kann ihn nicht brauchen. Wollen Sie aber den Grenadier, der Sie aufgegriffen hat, verklagen, so müssen Sie das bei seinem Kommando tun; übrigens will ich Ihnen nicht verbergen, daß er beim Herzog persönlich wohl angeschrieben ist. Ich denke, Ihre Befreiung ist die beste Satisfaktion; Sie sind nicht der erste ehrliche Mann, den man im Drang der Umstände verwechselt hat. Und dann müssen Sie mir zugeben; wenn ein Reisender von etwas unbestimmtem Charakter mit Hannikels Mutter zusammen durch die Wälder schlendert, so macht er sich selbst einigermaßen zum Objekt für die Gerichte.«

»Ich mit der Mutter des Hannikel?« rief Heinrich voll aufrichtigen Erstaunens.

»Mit der alten Geißin. So ist mir gemeldet worden.«

»Das wäre Hannikels Mutter?«

»Sie dürfen sich darauf verlassen.«

Heinrich war von dieser bitteren Enthüllung so betroffen, daß er den Oberamtmann sprachlos anstarrte. Er verwünschte den Leichtsinn des Fräuleins und noch mehr seine eigene nachtwandlerische Art, mit den Menschen umzugehen, die ihm wieder einmal einen abscheulichen Streich gespielt hatte.

Dem Pfarrer schien es geraten, sich ins Mittel zu schlagen. »Mein Freund,« sagte er, »hat einen ausgedehnten Trieb der Wißbegierde, und bei seinen Wanderungen ist es ihm vornehmlich darum zu tun, die verschiedenen Menschenklassen und ihre Sitten kennen zu lernen. Ich kann mir recht gut vorstellen, wie diese gewiß unschuldige und sogar nützliche Neigung ihn zu den merkwürdigen Nomaden führen konnte.«

»Ich hege nicht den mindesten Zweifel,« erwiderte der Beamte und verbeugte sich lächelnd. »Haben Ihre Forschungen eine erkleckliche Ausbeute gebracht.«

»O nein!« sagte Heinrich mit kläglicher Stimme.

»Ich kann mir's denken. Es ist ein verstocktes Volk, das mit seinen Memorabilien sehr hinter dem Berge hält. Vielleicht wissen sie selbst nichts mehr von ihrer Herkunft und Geschichte. Was ich von ihnen weiß, ist desto gewisser. Sie sind Spitzbuben vom Mutterleib an und ein wahrer Beinfraß unseres guten Ländchens. Kein Zigeuner kann sich ordentlich halten. Oft tritt einer als Taglöhner ein und hält sich wochenlang ruhig; kommt aber eine Gelegenheit zum Stehlen oder zu sonst etwas Unrechtem, so bricht die alte Natur durch; oder sie laufen auch ohne Veranlassung wieder davon, um zu vagieren, denn sie sind wie vom Teufel besessen. Wenn ich sie alle mit Stumpf und Stiel ausrotten könnte, ich würde mir kein Gewissen daraus machen.«

Ein Bericht, der soeben einlief, unterbrach ihn. »Lupus in fabula!« rief er, als er das Schreiben aufgerissen hatte, und las mit gerunzelter Stirne. Endlich lachte er laut auf und klingelte.

Während er las, drückte sich der Pfarrer an seinen Freund und sagte leise: »Laß die Maske fallen.«

»Ich habe ja die Vollmacht nicht!« flüsterte Heinrich.

»Ei der Teufel!« sagte der Pfarrer und rieb sich die Stirnen

»Da muß ich Ihnen doch ein Spezimen vorlesen!« rief der Beamte, wieder zu ihnen tretend, »es ist ein Bericht von einem meiner Schulzen, und zwar von einem mißratenen Schreiber, der einen halben Hieb von Bildung hat. Hören Sie! ›Herzogliches Oberamt! Daß der salva venia Hannikel unsere Umgegend wieder heimsucht, wollte ich pflichtschuldigst einberichtet haben. Auch ist ein kleines Klauenseuchle unter unserem Vieh ausgebrochen. Gott erhalte uns nur unseren lieben Herrn Oberamtmann benebst den lieben Seinigen, wie auch dienstwilliger Schultheiß‹ und so weiter.«

Der Pfarrer lachte unmäßig. Unserem Helden aber war das Lachen vergangen, und der Anfang der Depesche war für ihn so ernsthaft gewesen, daß er ihren Schluß fast überhörte. Sollte er den Oberamtmann mit seiner geheimen Sendung bekannt machen? Aber es war ungewiß, ob er bei dem nüchternen Geschäftsmanne, dem er ohnehin in etwas abenteuerlichem Lichte erscheinen mußte, mit einer so verspäteten Eröffnung noch Glauben finden würde. Und dann erinnerte er sich an den gemessenen Befehl des Herzogs, um jeden Preis Aufsehen zu vermeiden. Dieser Befehl lähmte ihn jetzt völlig, denn Aufsehen war nie mehr zu befürchten, als gerade im gegenwärtigen Augenblicke, wo das Amt von selbst zum Handeln aufgefordert war. Er sah nach der Türe; wenig hatte gefehlt, so wäre er fortgerannt, ohne sich zu verabschieden.

Substitut, Amtsdiener und Stockknecht waren inzwischen erschienen, und der Oberamtmann erließ Befehle an die Stadt und die benachbarten Orte. Bedeutende Streifmannschaften sollten auf das erste Zeichen parat sein, unter seiner eigenen Leitung aufzubrechen; in seinem Bezirk, rief er, solle das Gesindel nicht einen Augenblick Ruhe zu finden hoffen. Er entschuldigte sich bei den beiden Freunden, daß ihm diese Anstalten die Zeit zu angenehmerer Unterhaltung raubten, und Orest und Pylades, den Wink mit Freuden benützend, nahmen alsbald ihren Urlaub. – »Gott sei Dank!« rief der Pfarrer mit einem langen Atemzuge, als sie auf der Straße standen, »ich komme mir immer wie nichts Ehrliches vor, wenn ich in so einer amtlichen Marderfalle stecke. Hast du den Amtsgeruch auch gemerkt? Mir ist ganz flau: komm, du wirst auch eine kleine Stärkung vertragen können.«

»Keine Minute länger hier!« rief Heinrich, mit großen Schritten an dem Wirtshause vorübereilend, nach welchem der gute Matthäus mit durstigen Augen steuerte.

»Du hast recht,« sagte dieser und folgte ihm. »Schütteln wir den Staub von den Füßen! Auf dem nächsten Dorfe wird's dir besser schmecken als hier, wo man in der Geschwindigkeit eingetürmt wird, ohne eine Exküse zu erhalten. Da, blick' das Memento mori an,« setzte er hinzu und zeigte nach dem Berge, den Heinrich gestern herabgekommen war, ohne den Galgen zu bemerken, der ihn zierte. »Siehst du, welchem Schicksal ich dich entrissen habe? Denn hier sind sie verzweifelt schnell mit ihrer Justiz.«

Heinrich blieb einen Augenblick stehen und sah ihn an. »Ich bin wie im Traume,« sagte er, »noch hab' ich dich gar nicht gefragt, welcher freundliche Dämon dich am Schopf ergriffen und zur rechten Stunde hierher geführt hat.«

»Wie? Du kannst auch nur einen Augenblick zweifeln? Der junge Prophet, den du Rabenvogel gefüttert hast. Selten hat sich eine leidlich christliche Tat so schnell belohnt wie diese. Da klopft's mir in später Nacht am Hause, daß ich meine, die ganze Zigeunerschaft sei versammelt, und wie ich frage, so ist's die gute ehrliche Haut, triefend von Schweiß; er erzählte mir deinen Unstern, auch etwas Weniges von seinem eigenen; ich kleide mich an, übergeb' ihm die Betstunde, die auf heute fiel, und mit Tagesanbruch kam ich schon an dem dreibeinigen Gesellen da vorüber, den ich zu meinem Trost noch unbesetzt fand.«

»Ich bin beschämt,« sagte Heinrich, »ich habe den treuen Menschen verkannt.«

»Das mußt du ihm abbitten!« rief der Pfarrer, »komm nur, er wartet auf dich, wir wollen ein Herrenleben führen. Da wir zu drei sind, so geht's gleich nach dem Essen ans Tarok.«

Heinrich schüttelte stillschweigend den Kopf und stieg eifrig bergan, das nackte Städtchen mit seiner Umgebung von kahlen Anhöhen zurücklassend.

»Du rennst ja, daß ich allen Atem verliere!« rief der Pfarrer und faßte ihn unter dem Arm. »Macht dir denn der Galgen so schwül? Warum erzählst du mir denn gar nichts von deinen Eben- und Unebenteuern?«

»Davon läßt sich nicht viel Merkwürdiges sagen; ich war ein Gefangener und wurde als solcher hin und her geschleppt.«

»Und zwar wirklich von deinem jungen Wilden?«

Heinrich nickte, und ein düsterer Schatten flog über sein Gesicht.

»Wie bist du denn wieder losgekommen? Ach, und der Rock! Das war ein Streich! Mit Vergnügen seh' ich, daß er doch an den rechten Mann gekommen ist. Meine Frau war über diesen neuen Diebstahl ganz in Verzweiflung; sie fürchtete, man werde uns selbst bezichtigen, ihn begangen zu haben.«

Heinrich lachte. »Ich war ihnen verleidet,« sagte er, »und sie stahlen den Rock, um mich wieder laufen lassen zu können.«

»Also förmlich verabschiedet? Nun, komm nur, du Zigeuner und Räuber! wir wollen dich wieder menschlich machen. Wir waren sehr in Sorgen um dich.«

»Und ich Undankbarer habe dir noch nicht einmal die Hand dafür gedrückt! Weiß ich doch alles, wie du mir nachgefolgt bist, wie du sogar dein Leben hast aufs Spiel setzen wollen. Verzeih mir, lieber trefflicher Freund, daß ich so schweigsam bin! Wenn du wüßtest, wie mir zu Mut ist, du würdest mich entschuldigen.«

»Ich sehe, du bist ganz verwettert, was hast du denn? Was wolltest du nach deiner Trennung von den Freibeutern unternehmen?«

»Gestern standen die Sachen noch anders. Ich wollte zu dir eilen, an den Herzog schreiben –«

»Dem Herzog hab' ich geschrieben,« sagte der Pfarrer.

»Wie?« rief Heinrich und blieb stehen. »Was hast du getan?«

»Als Tag um Tag ohne Nachricht von dir verging, hielt ich's für meine Pflicht, deinen Rappen nach Stuttgart zu senden, und ob ich gleich über deine persönliche Lage einigermaßen beruhigt war, so traute ich doch nicht ganz und wurde mit mir einig, dem Herzog zu schreiben, du seiest entführt, deiner Papiere beraubt; man habe mir, schrieb ich, die Versicherung gegeben, daß dir kein Leid widerfahren solle, außer wenn eine Verfolgung angeordnet würde, weshalb ich alles weitere Sr. Durchlaucht anheimstellen wolle.«

»Und –?«

»Keine Antwort,« sagte der Pfarrer.

Diese Mitteilung bestätigte unseren Freund in seinem bereits gefaßten Entschlusse. Seiner Vollmacht beraubt und, selbst wenn er sie auch gehabt hätte, mit ihrem Gebrauch in die engsten Schranken eingeschlossen, war er in dieser verwickelten Lage ganz auf sich selbst angewiesen.

Unter solchen Erörterungen kamen sie auf einen Hügelrand und sahen gegenüber das Schlößchen liegen, wo die Flüchtlinge zuletzt gehaust hatten. Heinrich eilte durch das Tälchen und war mit wenigen Schritten in der Ruine. Der Pfarrer folgte ihm kopfschüttelnd und traf ihn unter dem Torweg an der Feuerstelle, welche durch ausgebrannte Kohlen bezeichnet war.

»Sie sind nicht mehr da,« sagte Heinrich.

»Hier habt ihr gehaust?«

»Hier hab' ich Abschied genommen, ohne zu ahnen, daß ich so bald wiederkehren würde.«

»Du wirst doch nicht!«

Heinrich nahm ihn am Arm und ging mit eilenden Schritten dem Weiler zu. Das kleine Mädchen, das neulich seine Botin gewesen war, schien ihn von weitem bemerkt zu haben und kam ihm entgegen. Er fragte sie hastig und erhielt den Bescheid, eine Stunde nach seinem Weggehen sei Hannikel mit vielen Zigeunern erschienen; sie haben hier gekocht und gebraten, und weithin habe man den Lärm und das Gelächter vernommen; hierauf seien sie alle miteinander abgezogen.

Heinrich schlug sich vor den Kopf. »Auch Tony?« rief er, »und – die andern auch?«

»Alle, alle,« sagte das Kind und deutete mit der Hand nach der Richtung hin.

»Laß mich's kurz machen!« rief Heinrich und schlang beide Arme um den Freund. »Lebe wohl und sei zeitlebens meines Dankes, meiner brüderlichen Liebe gewiß.«

»Wohin?« rief der Pfarrer und faßte ihn kräftig am Arme.

»Dem Teufel in den Rachen fahren!« rief Heinrich und suchte sich loszureißen.

»Das sollst du nicht, solang ich noch etwas über dich vermag.«

»Sie ist in Gefahr! Kann ich sie verlassen?« rief Heinrich. »Jetzt wird sie die Arme nach mir ausstrecken.«

»Sie? Also eine Sie?« sagte der Pfarrer. »Nun geht mir ein Licht auf.«

Er hatte in der Überraschung die Arme sinken lassen. Heinrich benützte diesen Augenblick, drückte ihm schnell einen Kuß auf die Wange, »Dank und Lebewohl!« rief er und war mit einem Sprung im Walde. – Der Pfarrer sah verdutzt hinter ihm drein, bis er ihm aus den Augen verschwunden war. Er rief mehrere Male, erhielt aber keine Antwort. Endlich brach er in die berühmten Worte aus: »Da macht wieder einmal einer einen dummen Streich.«

In diesem Revier herum, sagen sie, werd' ich
ihn antreffen – he holla! Was sind das für Gesichter?
– Sollten's – wie, wenn's diese – sie
sind's, sind's! – Ich will sie anreden.

Schiller, Räuber.

Der März, der im Übergange zum April schon etwas von dessen Gewohnheit, mit üblen und guten Launen zu wechseln, angenommen hatte, überraschte den Wanderer mit einem warmen, mildtriefenden Regen. Obgleich diese Begießung ihn völlig durchnäßte, so war er dennoch froh, daß die winterliche Kälte, die ihn um des Fräuleins willen erschreckt hatte, so schnell wieder dem Frühling gewichen war.

Unter seinen schnellen Schritten wich der Schwarzwald in großen Massen nach hinten, während von der Seite die Alb immer näher herüber winkte und ihm sein gleichmäßiges Vorrücken von Berg zu Berg bezeichnete. Gegen Abend betrat er, nicht fern vom Laufe der Nagold, den Ausläufer des Schwarzwaldes, der von seinen Bewohnern das Heckengäu genannt wird, und die Lichter brannten schon hinter allen Fenstern, als er das Ziel seiner Erkundigungen erreichte. Es war ein Dorfwirtshaus, von welchem ihm Geigen und Klarinetten entgegenschallten; hierher hatte sich, wie er zuletzt erfuhr, die Bande gewendet, um ganz offen und in guter Ruhe eine Bauernhochzeit mitzufeiern. Er stutzte über die Keckheit, sich so tief ins Herzogtum herabzuziehen, dessen verfolgende Justiz sie gerade jetzt mehr als jemals zu scheuen Ursache gehabt hätten.

Die große Stube war gedrängt voll; man tanzte um die Säule, und die Tische waren dicht von derben Essern und Trinkern besetzt. Dies war dem Ankömmling trotz des unlieblichen Dampfes angenehm, denn er hoffte still in einer Ecke sitzen und unbemerkt beobachten zu können. Während er sich aber von der Türe aus nach einem solchen Plätzchen umsah, riefen zwei erstaunte Stimmen wie aus einem Munde: »Unser Doktor!« und er blickte in bekannte Gesichter. Unmittelbar neben der Türe, wo er stand, zog sich eine lange, hell erleuchtete Tafel hin, und daran saßen die braunen Gäste, die er mit verwegenem Herzen suchte. Laura in ihrer Knabentracht tafelte keck neben der Alten; Tony saß weiter unten in einem bunten Mädchenreihen; er hatte mitgerufen und sah beim Anblick seines einstigen Nebenbuhlers so erfreut und erleichtert aus, daß diesem das Herz um ein gutes Gewicht schwerer wurde. »Es muß übel stehen,« dachte er, »sonst würde Tony mich nicht so willkommen heißen.«

Die Gesellschaft war durch den Ruf aufmerksam geworden, und manches wilde, bärtige Gesicht, manches hübsche Köpfchen erhob sich gegen den Eingetretenen. Die Männer trugen grüne Weidmannstracht, die Weiber und Mädchen waren in bunte, zum Teil grelle, zum Teil verschossene Lappen malerisch gehüllt. Tony winkte nach dem oberen Ende der Tafel, wo ein Mann saß, den man auf den ersten Blick als den Herrn und Bändiger dieser unruhigen Geister erkennen mußte. Eine gebietende Ruhe, eine nur etwas übertriebene Würde sprach aus seiner Haltung, und das braune schmale starkknochige Gesicht mit der großen breiten Nase und dem langen schwarzen Bart hätte man, wenn das übrige Aussehen entsprechend gewesen wäre, einem Scheik vom Berge Sinai, einem Häuptling der arabischen Wüste zuschreiben können. Tony rief ihm zu, dies sei der junge Gelehrte, welcher geraume Zeit in ihrer Gesellschaft gelebt. Hannikel – denn er war es, der gefürchtete und bewunderte Zigeunerherzog – erhob sich langsam und nötigte dadurch den Ankömmling, sich ihm zu nähern.

»Ah, mein Hochgeschätztester!« rief er ihm entgegen, »freue mich, freue mich sehr. Viel Scharmantes von Ihnen gehört. Haben Ungelegenheiten in Sulz gehabt, was ich bedaure.« – Dabei fixierte er ihn stark, und seine Blicke hatten etwas lästig Herausforderndes.

Heinrich fragte verwundert, wie denn das so schnell habe bekannt werden können, was ihm in Sulz begegnet sei.

»Wir wissen alles,« erwiderte Hannikel und warf seine wulstigen Lippen stolzlächelnd auf. »Ja, es sind grobe Leute in dem Sulz! Aber Sie hätten auch das elfte Gebot besser beobachten können. ›Du sollst dich nicht ertappen lassen‹.«

Ein wieherndes Gelächter begrüßte diesen Witz. Unser Freund wünschte sich tausend Stunden weit hinweg. Aber das reimte sich nicht mit der Ehre, die ihm zugedacht war; denn es wurde ihm ein Stuhl zwischen den Anführer und einen finster blickenden, mürrischen Mann gesetzt, den jener sofort als seinen Bruder Wenzel vorstellte. Hierauf rief er einen kleinen Kobold heran, der sich an der Tafel umtrieb, und befahl ihm mit dem zärtlichsten Tone: »Geh, mein Söhnchen, geh, Dieterlen, küsse dem Herrn die Hand.« Der hoffnungsvolle Thronerbe gehorchte zähnefletschend, und da Heinrich bei der Huldigung ein wenig gebissen wurde und mit der Hand zurückfuhr, so erzitterte das Zimmer von Gelächter, und laute Bewunderung wurde den außerordentlichen Gaben des kleinen Ungeheuers gezollt. Heinrich begegnete einem begütigenden Blicke Tonys, der ihn auszuharren bat.

Um in dieser kitzligen Lage doch etwas zu sagen, wandte er sich an Hannikel mit der Bemerkung, er sei eher aus dem Fränkischen zurückgekommen, als seine Freunde erwartet hätten.

Der Zigeunerherzog verzog das Gesicht. »Ich hab's dem guten Dachsmichel schon längst versprochen, zu seiner Hochzeit zu kommen,« erwiderte er, »und dann,« setzt er hinzu, indem er ein Auge halb zudrückte, »riefen mich Geschäfte. Unser einer muß allezeit auf den Beinen sein, es ist ein unruhiges Leben. Aber es gefällt mir an Ihnen, daß Sie dieses Leben auch ein wenig studieren wollen. Stoßen wir drauf an.«

Heinrich konnte diese Freundschaftsäußerung nicht umgehen, und da er sich durchaus nicht in den rechten Ton zu finden wußte, so erwiderte er, nach allem, was er wisse, sei diese Unruhe eine freiwillige, da wenig Anfechtung damit verbunden sei.

»Wenig Anfechtung?« rief Hannikel, warf ein großes Stück Zucker in sein Weinglas, trank, schnalzte mit den Lippen und begann dann eine bittere Klage über die Verkennung und Verfolgung, der er mit seinem Volke ausgesetzt sei. »Hat nicht Gott,« rief er, »uns freie Leute als einen besonderen Stand erschaffen, um zwischen den Reichen und Armen die Gleichheit aufrecht zu erhalten? Glaubt man denn, wenn ich die gottlosen Juden züchtige, daß ich den Raub für mich behalte, den sie den Christen abgepreßt haben? Habe ich nicht meine Einkünfte immer mit den Armen geteilt, bis auf eine kleine Belohnung, die ich mit meiner Mühe wohl verdient habe?«

Am oberen Ende der Tafel saß ein Mann, den man sofort als den Herrn und Bändiger dieser Geister erkennen mußte.

Unser Freund wäre fast herausgeplatzt, so komisch war ihm, wenn er auf dem kurzen Halse den dreieckigen Kopf, die eingedrückten Schläfen, vor allem die enge niedrige Stirne betrachtete, dieses Zerrbild eines Karl Moor. Doch hütete er sich wohl, ein Ärgernis zu geben; denn eine unheimliche, despotische Tücke war auf dieser Stirne gelagert, die mit dem schmalen Kranz von schwarzem Haar, kaum fingershoch über der Nasenwurzel, und mit der Glatze darüber einem Engpaß mit überhängender Berghalde glich.

»Hab' ich nicht mein Amt allezeit redlich verwaltet?« fuhr der Zigeuner fort. »Hab' ich nicht so manchen Einbruch und Raub von dem Lande Württemberg abgewendet? Und mich nennt man einen Räuber und Gauner? Wer mich kennt, der wird anders von mir urteilen! Es ist mir sehr lieb, einen Herrn vom Hofe – denn ich weiß, daß Sie das sind – hierüber zu sprechen; ich hoffe, Sie werden einmal, wenn Sie wieder nach Stuttgart kommen, Ihren Einfluß geltend machen und meinen Verdiensten Eingang verschaffen. Ich habe durch mein Ansehen das ganze Land gegen Übelgesinnte verteidigt und beschützt und hoffe noch die größte Belohnung für die Wohltaten zu erhalten, die ich den Württembergern schon seit zwanzig Jahren erzeigt habe, wenn meine Sache einmal dem durchlauchtigsten Landesvater vorgelegt wird.«

Heinrich wollte kaum seinen Sinnen trauen, als er den Mann, der dem allgemeinen Gerüchte nach schon mehr als vierzigtausend Gulden geraubt hatte, diese Reden mit rauher und schnaubender Stimme vorbringen hörte. »Das ist ein lustiges Leben!« dachte er, »am Ende hat jeder recht. Es wächst doch keine Pflanze so freigebig als Gründe; ja, alter Falstaff, du hast den Nagel auf den Kopf getroffen, Gründe sind so gemein wie Brombeeren.« – Daß er als ein Mann von Gewicht behandelt wurde, das hatte, wie er bemerken konnte, einen sichtbaren Eindruck auf die Bande gemacht; obgleich er sein Ansehen bei Hofe für den Augenblick wohlfeil genug angeschlagen hätte, so war ihm doch diese Voraussetzung höchst willkommen, da sie ihm einigermaßen für seine persönliche Sicherheit und im Notfall für die Nachdrücklichkeit seiner Schutz- und Widerstandsmaßregeln bürgte. Da er sah, wie Hannikel den ersten Augenblick benützt hatte, um sich eine günstige Meinung bei ihm zu erwerben, so beschloß er, seine Rolle so klug als möglich zu spielen, und antwortete, er zweifle allerdings nicht, daß manche Handlung, in der Nähe betrachtet, in einem anderen Lichte stehe als aus der Ferne, und von der Gerechtigkeit des Herzogs lasse sich das Beste hoffen.

»Ja, ja, das glaube ich!« sagte Hannikel, »aber sind seine Diener auch so gerecht? Nein, das haben Sie an sich selbst in Sulz erfahren. – Ei, da muß ich doch fragen; Wie kommt es denn, daß Sie als ein solcher Mann in eine solche Fatalität geraten sind? Sie hätten ja nur mit der Ungnade des Herzogs drohen dürfen.«

Die diplomatische Fassung unseres Freundes stand auf dem Spiel. Er bedachte sich und erwiderte, der Oberamtmann habe ihm ja gleich seine Freiheit wiedergegeben; mit Subalternen sei in solchen Fällen nichts Gescheites zu reden, und wer den Herzog kenne, der hüte sich wohl, ihn in eine Sache einzumengen, die etwas Lächerliches an sich habe.

Hannikel sah ihn eine Zeitlang an und schien die Wahrhaftigkeit dieser Aussage bei sich abzuwägen. Dann sagte er rasch: »Was hat Sie denn eigentlich auf den Schwarzwald geführt, wenn man fragen darf?«

Laura, die schon eine Weile mit Spannung zugehört hatte, mischte sich hier schnell in das Gespräch. »Er ist ja mein Hofmeister!« rief sie ganz im Ton eines muntern, herzhaften Knaben, »wie hätte er seinen Zögling so allein der Landstreicherei überlassen können?«

Der Zigeuner wandte denselben forschenden Blick nach ihr, ließ ihn über ihr Gesicht und ihr Wämschen hinuntergleiten und sah dann mit einem leichten Lächeln auf den aufgeworfenen Lippen vor sich nieder. Hierauf sagte er mit einem Tone, worin etwas gütig Herablassendes liegen sollte: »Und ist nicht zu fürchten, daß man sich bei längerem Ausbleiben ein wenig ernsthaft nach dem Wildfang umsehen wird?«

»Allerdings,« erwiderte Heinrich, »fände ich es geraten, wenn der junge meisterlose Herr beizeiten an die Heimkehr denken wollte. Ich besorge, der Spaß hat am längsten gewährt,« setzte er gegen das Fräulein hinzu.

»Es gefällt mir sehr gut hier,« sagte sie, sich unbefangen im Kreis umsehend, und wurde dabei zärtlich von der Alten gestreichelt.

Heinrich sah ungewiß darein. Galt sie wirklich für einen Knaben, oder wurde nur mit dem Schein gespielt? Er betrachtete die Weiber und Mädchen, die umhersaßen, sie hatten so auffallende, unverkennbare Formen, daß das Fräulein neben ihnen durch nichts anderes als ihren kleinen, zarten Wuchs verraten werden konnte. Von den Zigeunern, die früher ihren Kreuz- und Querzügen gefolgt waren, bemerkte er einige in der Gesellschaft; sie waren, wenn sie es nicht selbst entdeckt hatten, nicht in das Geheimnis eingeweiht worden. Von den Mädchen war nur Feddricho zugegen, auf deren Treue er jedoch bauen zu dürfen glaubte. Die übrigen waren ihm unbekannt. Aber die Alte! War sie denn nicht die Mutter des Erzzigeuners? Welch heillose Verwicklung! Er beobachtete sie aufmerksam; sie saß ruhig da, und in ihren Mienen wenigstens war eine Spur von Hinterlist nicht zu erkennen.

Mitten in diesen Forschungen fühlte er Hannikels schief lauernden Blick auf sich gerichtet. Er nahm sich zusammen, und um das peinliche Thema auf einmal abzuschneiden, erhob er rasch die Gegenfrage, wer denn jener herzogliche Soldat eigentlich gewesen sei, der ihn so übermütig behandelt habe. »Ich war erstaunt,« sagte er, »an ihm und seinem Weibe alle Kennzeichen Eures Stammes zu finden.«

Geplauder und Gelächter waren unterdessen unbekümmert die Tafel hinauf- und hinabgelaufen; nun aber, als bei dieser Frage Wenzel sein Glas auf den Tisch niederstieß, daß es in Scherben zerbrach und der Wein umherspritzte, richteten sich alle Blicke auf den unbedachtsamen Sprecher, und eine verhängnisvolle Stille trat ein.

Hannikel gab seinem Bruder einen Wink und begann: »Wir sprechen nicht gern von diesem Bösewicht, da er uns allen viel zu leid getan hat. Er ist ein Abtrünniger, und nicht genug, daß er von uns abgefallen ist, er hat auch einen Posten angenommen, wo er uns beständig kujonieren und schädigen kann. Auch das war ihm nicht genug; er hat meinem Bruder Wenzel hier seine Frau, die Mantua, beschwatzt und mitgenommen, nachdem sie so manches Jahr vergnügt zusammengelebt hatten.«

»Ich hörte ihn etwas derart sagen,« versetzte Heinrich, »aber ich hielt es für bloße Prahlerei.«

»Nein, es ist leider wahr,« erwiderte Hannikel, und seine Stimme war ganz gefühlvoll geworden. »Er ist ein Mensch, der kein Gesetz und kein Herkommen achtet, er ist der größte Bösewicht auf Gottes Erdboden.«

»Da wundert's mich nur,« sagte Heinrich, »daß er, der allein ist, den Mut besitzt, sich so viele Feinde auf den Hals zu laden.«

»O, er ist grausam stark, und darauf verläßt er sich,« war die Antwort. »Sehen Sie mich an, ich bin nicht von Brei, und doch« – hier dämpfte der Zigeuner die Stimme – »und doch hat er mich, als er noch bei uns war, einmal so geschlagen, daß ich vierzehn ganze Wochen krank und in Lebensgefahr lag, und das ist wegen einer Kleinigkeit geschehen. Er ist jähzornig und gewalttätig – nun, Sie haben's ja selbst erfahren. Mein Herz kehrt sich um, wenn ich an diesen Menschen denke. Wär' er doch unterm Boden! Eher kann ich nicht wieder fröhlich sein.«

»Sterben muß er!« rief Wenzel und schlug mit der Faust auf den Tisch.

»Au–auch hat er den Feu-eu–euersegen,« stotterte ein untersetzter Knirps, der weiter unten saß.

»Was schwatzt der da für dummes Zeug!« rief Hannikel mit einem Seitenblick auf den fremden Gast.

»Ja, ja, der Nottele hat recht!« rief ein hagerer Zigeuner mit gelbsüchtigen Augen. »Der Schurke hat sein Geheimnis dem Karl Herzog verkauft; drum darf er jetzt frei durchs Land ziehen und kriegt überall, wo er seinen Paß aufweist, einen Sechsbätzner. Wir dürfen uns kaum blicken lassen, so geht die Hetze los.«

»Wir wollen den Feuersegen von ihm nehmen!« riefen die einen. »Wir wollen auch so einen Freipaß!« schrieen die anderen.

»Fontin! Glaubst du auch an die Dummheiten?« rief Hannikel mit offenbarem Unwillen.

»Freilich glaube ich!« war die Antwort, »und du magst dich stellen wie du willst, du glaubst selber dran.«

»Stille!« rief der Anführer.

»Ich lass' mir den Mund nicht versiegeln!« schrie Fontin, heftig auf den Tisch schlagend. »War ich nicht einmal selber dabei und sah den Herzog, wie er das Feuer bannte? Dreimal ritt er herum und sprach den Feuersegen, und es brannte nicht weiter.«

»Haben Sie auch schon von diesem Unsinn gehört?« sagte Hannikel und gab sich das Ansehen spöttischer Verachtung.

»Ich weiß sonst nichts,« erwiderte Heinrich, »als daß beständig in Hohenheim Pferde und Wagen für diesen Fall bereit stehen und daß der Herzog zu jeder Stunde des Tages und der Nacht, wo ein Feuerreiter eintrifft, mit unbegreiflicher Geschwindigkeit, und wenn es bis zur Grenze ginge, nach dem Brandplatze eilt, wo sein rasches Kommando in den meisten Fällen das Unheil besiegt. Da ist es nun natürlich, daß man ihn um das Feuer herumreiten sieht.«

»Nichts, nichts!« schrie Fontin, ganz ergrimmt über diese natürliche Auslegung. »Der da weiß es besser! Der hat's auch schon gesehen. Sprecht Ihr, alter Wilderer!«

Ein Gruppe von Bauern hatte sich bei diesem anziehenden Gespräche hinter den Stühlen gesammelt, und ein alter Mann mit weißen Haaren und einem Kaninchengesicht, der Aufgeforderte, nahm das Wort. »Ha freilich,« rief er, »ist es so, wie Ihr sagt, Fontin, und auch so, wie der Herr da gesagt hat. Ich war ja einmal dabei, und es war ein unheimlich grausiges Feuer, und da kam der Karl Herzog grad auch so schnell daher, wie vom Himmel herabgeschneit, und reitet dreimal ums Feuer, und wie er fertig ist, sagt er. ›Jetzt laßt's brennen!‹ sagt er. Ihr Herren, der Balken, der verbrannt war, der war verbrannt, aber es ist auch kein Span weiter angegangen. Und einen Vogelkäfig sah ich im Feuer hangen, und er gaukelte schon in den Flammen, und der Käfig ist nicht mehr verbrannt, so schnell war den Flammen Einhalt getan. ›Jetzt laßt's brennen!‹ hat er gesagt, und sagen und davonreiten war eins; denn er darf sich niemals verweilen, wenn er das Feuer gebannt hat, weil das Feuer dann an ihn will, deswegen reitet er dann immer so schnell davon.«

Er schien noch mehr erzählen zu wollen, aber ein Lärm, der sich in der Gegend der Säule erhob, unterbrach ihn. »Der Bräutigam eifert wieder einmal,« sagten die Bauern und eilten hin, um Frieden zu stiften.

»Ja,« sagte ein anderer Zigeuner, das Gespräch fortsetzend, »und den Feuersegen hat er von dem Erzspitzbuben gekriegt, das ist ganz gewiß. Nicht wahr, Nottele?«

»Ja, Po–o–ostel,« erwiderte dieser, vergnügt, daß er die Antwort herausgebracht hatte.

»Und ich bin der Meinung,« rief abermals ein anderer unten herauf, »daß wir ihm den Segen abnehmen; damit können wir uns gute Tage machen.«

»Nimm's, wie du willst, Bastardi,« erwiderte der Anführer. »Nach unseren Gesetzen hat er den Tod sechsfach verdient; er hat mich und meinen Bruder beleidigt, er mißhandelt sein Weib, er ist von uns abgefallen, er hält's mit unseren Feinden und verfolgt uns, und dann hat er diesen Herrn, der ihm nichts zuleide tat, bloß deswegen, weil er unser Freund ist, verhaftet.«

Heinrich protestierte höchlich, er wünsche sich darum nicht zu rächen.

»Aber wir müssen die Rache übernehmen!« rief Hannikel mit aller Rauheit seiner Stimme, »denn es war auf uns gemünzt. Wenn ihr dann,« setzte er gegen die Seinigen hinzu, »wenn ihr dann den Feuersegen bei ihm findet, so ist es ja nur umso besser.«

»Nieder mit ihm! Das ist das erste!« rief der stumm hassende Wenzel und zerbrach abermals ein Glas bei dieser Aufforderung.

»Nieder mit Tony! Er muß sterben! Sterben!« schrieen die anderen nach und stießen die Gläser zusammen.

Heinrich blickte betroffen auf Tony, der, eine Hand auf Feddrichos Schulter gelegt, ruhig lächelnd in dem allgemeinen Getümmel saß. »Tony?« rief er unwillkürlich, »was hat er denn getan?«

»Wer? Ich?« fragte Tony herauf.

»Dummheiten?« sagte Hannikel, »von dir ist gar nicht die Rede.«

»Er heißt aber Tony,« jagte Heinrich.

»Nein,« versetzte Hannikel, »so heißt der Grenadier, der Sie gefangen genommen hat.«

Wenzel fuhr auf. »Wer Tony heißt, muß sterben!« rief er.

Tony gab eine trotzige Antwort, und Wenzel wollte auf ihn losstürzen. Hannikel hielt ihn aber am Arm und fragte Tony: »Wie kommst denn du dazu, Kleiner, dir einen Namen anzumaßen, den dir niemand gegeben hat?«

»Die Geißin hat ihn mir gegeben!« rief Tony.

»Meine Mutter ist nicht berechtigt, Namen zu geben,« versetzte Hannikel, »das kann nur in der Versammlung und vom Oberhaupt geschehen. Der Schurke hat die Weiber alle betört, die alten wie die jungen; nun als sie ihn entbehren mußte, wollte sie wieder einen Tony haben. – Dein Name gilt nichts!« rief er mit dem ganzen Nachdruck seiner Hauptmannswürde; dann faßte er seinen Bruder bei der Hand und sagte, auf Tony deutend. »Dieser heißt Suselo, trink ihm eins auf den Kopf zu!«

Wenzel trank mit dem Neugetauften und so die übrigen der Reihe nach. Dann sagte Hannikel: »Ich will dir auch eine Frau zu deinem Namen geben. Willst du die Dudane, oder die Danena, oder die Tirana? Die Legart hab' ich dem Nottele versprochen. Nein, du sollst meine eigene Stieftochter, die Ursula, bekommen; da nimm sie.«

Tony – denn da wir nicht an Zigeunergesetze gebunden sind, so wollen wir fortfahren, ihn so zu nennen – Tony hatte bei diesen raschen Reformen, die mit seiner Persönlichkeit vorgenommen wurden, keine Miene verzogen; er stand auf, ging auf eine der Dirnen zu, die über den bildhübschen Ehegenossen sichtbar erfreut war, und führte sie zum Tanz.

Heinrich sah sie an, als sie an ihm vorüberging, und glaubte das Mädchen wiederzuerkennen, das am Abend seines Abschiedes so leichtfüßig die Anhöhe gegen Tony herabgeschritten war. Sie hatte lichte Haare, eine hellere Haut als die anderen und war unstreitig die schönste von allen. Zugleich aber fielen ihm die Reden wieder bei, welche Tony, der Grenadier, auf dem Wege nach Sulz geführt hatte. Und hatte nicht auch Wenzels treulose Geliebte von einer Ursula gesprochen, welche Dornen hinter ihren Rosen verbergen sollte? Er sah in ein rätselhaftes Gewebe, in eine unheimliche Verwicklung hinein.

Nottele führte ebenfalls seine Legart zum Tanze. Andere Paare folgten. Die Weiber, besonders die alten, deren mehrere zugegen waren, stopften sich ihre Stumpfpfeifchen und setzten sich hinter den Tanzenden auf Bänke der Wand entlang, wo sie schmauchend und Schnaps trinkend zusahen.

So waren denn außer dem Zigeunerhauptmann nur die beiden fremden Gäste der freien Leute an der Tafel geblieben. Heinrich betrachtete das Fräulein, ein heiteres Lächeln schwebte auf ihren Zügen, und der schärfste Beobachter hätte auch nicht eine Spur von Zwang und Befangenheit an ihr wahrgenommen. Doch schien sie diese Gelegenheit zu einer heimlichen Unterredung mit ihrem bitter längst erwartet zu haben und wandte sich an den Zigeuner mit der schnellen Frage, warum er den Tanz nicht auch mitmache.

Hannikel ließ wieder wie vorhin seinen Blick an ihr hinabgleiten und erwiderte schmunzelnd: »Ich bin schon in gesetzten Jahren und muß mich eher wundern, daß so ein junges Blut nicht Lust zum Tanze hat. Kommen Sie, ich will Ihnen eine flinke Tänzerin aussuchen. O weh, sie sind alle am Brett! Tut nichts, jetzt soll der Spaß nur umso größer werden. Ich will selbst Ihr Tänzer sein, daß der junge Herr sagen kann, er habe einmal mit dem großen Hannikel getanzt.«

Ein leichter Schatten lief über ihr Gesicht, aber er war so schnell verschwunden, daß man glauben konnte, man habe sich getäuscht; sie sprang lustig auf und rief: »Eine solche Ehre ist mir freilich noch nicht widerfahren! Aber Ihr müßt das Frauenzimmer machen, anders kann ich nicht tanzen.«

Der Zigeuner schlug ein gellendes Gelächter auf und ließ sich von ihr zu der Säule führen, wo er von den anderen mit Klatschen, Lachen und Jubel empfangen wurde. Heinrich sah ihnen nach, und ihm war schlimmer zu Mut, als da ihn auf jener Redoute der Teufel am Arme hatte. Nur allzubald sollte sich seine Befürchtung rechtfertigen. Er sah auf einmal, wie der Zigeuner seine Stellung wechselte, sie als Tänzerin behandelte, den Arm um ihre Hüfte schlang und sie im Tanzen fest an sich drückte. Er hatte sich schon der Hoffnung hingegeben, ihr Geschlecht werde unentdeckt bleiben, bis sich die Mittel zur Flucht finden ließen; und nun schien alles auf der Spitze zu stehen. Er sann und sann, wie zu helfen sei, und mußte das Unerträgliche geschehen lassen.

Auf einmal aber erhob sich ein schrecklicher Tumult; Flüche donnerten, Tische und Stühle wurden über den Haufen geworfen. Heinrich sah Messerklingen blinken und warf sich, um das Fräulein zu schützen, unter die Tanzenden, die in einem Augenblick zu einem dichten Knäuel zusammengeballt waren. Er blickte umher, und als er den Gegenstand seiner Besorgnisse in einer Ecke bei der Alten stehen sah, geschirmt durch eine starke Palisade von Bauern, die sich eben dahin zurückgezogen hatten, so lehnte er sich, unfähig durchzudringen, an die freigewordene Säule und sah gleichgültig, doch nicht ohne ein inneres Grausen in das Getümmel.

Da fühlte er einen Wurf, der ihn streifte. Es schien eine Brotkugel zu sein, wie sie nach aufgehobener Tafel der gesättigte Mutwille zu seinen Neckereien benützt, und da er vermutete, daß der Wurf von Hannikels ungezogenem Kobold herrühre, so beschloß er, nicht darauf zu achten. Aber gleich darauf traf ihn ein zweites Geschoß, und zwar stark und schmerzlich, auf die Wange. Er wandte sich zornig nach der Richtung, woher es gekommen war, und sah etwas hinterwärts der halboffenen Türe, auf welche ein Lichtschimmer fiel, Tony, der ihm einen bedeutsamen Wink mit den Augen gab. Er warf schnell seine Blicke umher und schlüpfte hinaus.

»Jetzt ist's nicht Zeit zum Plaudern!« sagte er, als ihn der junge Zigeuner bei der Hand ergriff. »Komm und steh zu mir!«

»Sie ist in Sicherheit, es kann ihr nichts geschehen!« flüsterte Tony. »Ich selbst habe den Lärm erregt, ich habe ein allgemeines Zornfeuer einfältiger Eifersucht angeschürt und die Bauern und die Meinigen unter sich und gegeneinander aufgehetzt. Da hilft sobald kein Feuersegen, und der alte Satan kann lang bannen und besprechen, derweil wir Rat miteinander halten.«

Er hatte ihn in einen dunklen Gang geführt, wo sie unbelauscht waren. »Tony, was hast du gemacht?« rief Heinrich, »ist das deine Liebe? So sehr hast du nur auf dein eigenes Vergnügen gedacht, daß du ein unbesonnenes junges Wesen dem Verderben preisgeben konntest? Hast du diese Folgen nicht geahnt? Du mußtest sie voraussehen! Und konntest dich so ruhig stellen?«

Er hörte ihn weinen und legte ihm die Hand auf den Arm. »Rede, was ist zu tun?« rief er.

»Ich muß Verräter unter den Meinigen gehabt haben,« sagte Tony mit fast erstickter Stimme. »Ich verließ mich so fest auf sie. Ich wußte, daß er noch lang ausbleiben wollte.«

»Und hattest seine Mutter bei dir!«

»Die hat nichts verraten!« rief Tony eifrig, »sie hat mich lieber als ihn, sie geht durchs Feuer für mich. Aber wir wollen die Zeit nicht verlieren. Was ist zu tun? Das frag' ich auch.«

»Hast du keinen Rat?«

»Ihr seht, wie die Sachen stehen.«

»Ich sehe es, dank deinem unerhörten Leichtsinn.«

»Er hat's gemerkt,« flüsterte Tony, »daß sie ein Mädchen ist, oder hat er's schon vorher gewußt. Auch scheint er zu wissen, daß sie ihre Kleinodien eingenäht im Wämschen trägt. Er war ihnen eben auf der Spur, als ich den Tumult erregte.«

»Wenn er nicht noch Schlimmeres im Schilde führt,« warf Heinrich hin.

»Macht mich nicht rasend! Helft sie retten!«

»Gib mir meine Vollmacht! Es wird doch ein Schultheiß im Orte sein?«

»Ein Schultheiß! Ihr habt's mit Leuten zu tun, die bei Tage, wenn es sein muß, ein Haus bestürmen, ohne daß sich Schulz und Bauern zu rühren wagen.«

»Schöne Kameradschaft.«

»Es sind doch Männer.«

»Und das nächste Amt?«

»Nach Nagold haben wir zwei Stunden. Es ist schon spät. Ihr findet den Weg nicht leicht. Ich bin ein Zigeuner, den man bloß festnehmen würde, und Ihr, nehmt mir's nicht übel, seht auch ein wenig verwahrlost aus. Wenn man Euch aber auch dort sogleich Folge leistet, so wird es fast Mittag, bis die nötige Mannschaft versammelt und hierher gezogen ist. Unterdessen sind sie über alle Berge, und Eure Streifer gehen vergnügt wieder heim.«

»Da find' ich raschere Hilfe beim Herzog selbst. Spiele du inzwischen den gehorsamen Schwiegersohn, schaff mir ein Pferd und hinterlaß mir ein Zeichen, wohin ihr euch gewendet habt.«

»Halt!« rief Tony, »ich bin bei Nacht zu Fuß schneller als Ihr zu Pferd. Laßt mich gehen! Morgen mit dem frühesten bin ich in Hohenheim. Euer Verschwinden würde größeren Verdacht erregen als das meine. Von mir glaubt man höchstens, daß ich dieser Heirat ausweichen will, und da hat man recht.«

»Aber,« sagte Heinrich, »bis du nach Hohenheim kommst, kann die ganze Sippschaft über der Grenze sein.«


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