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Der Grossvater

Auf dem Chiemseedampfer fährt er mit dem Enkel: ein kleiner, weißhaariger Handwerksmeister, der sich und dem Buben einmal einen Ausflug gegönnt hat. Das Bürscherl ist etwa sechs Jahre alt und kraxelt überall auf dem Schiff herum. Der Alte sucht mit seinem alten Operngucker die Berge ab. Aber er kommt nie recht zur Ruhe. Immer wieder einmal angelt er mit dem Haklstecken nach seinem Maxi, wenn der Bub aufs Geländer bei der Maschine steigt. Der Maxi hat's gut beim Großvater. Er hat ihm eine Schokoladezigarre gekauft. Und überall darf er sich hinsetzen. Er braucht nicht so wie bei der Mutter immer auf das Gewand aufpassen. –

Das weiße Matrosenanzügerl sieht auch schon danach aus. »Maxi, du bist aber scho a rechte Wuidsau«, sagte der Großvater mit leiser Anklage. Aber er läßt den Buben! Wozu denn immer kommandieren. Der Großvater kauft sich eine Halbe. Da darf der Maxi trinken. Und dann wird der Maxi müd vom Eisenbahnfahren und vom vielen Schauen und von der Rundfahrt. – Der Großvater nimmt ihn auf den Schoß und bettet ihn mit seinen braunen, knochigen Händen. Der Kleine schläft. Der Großvater fährt ihm einmal mit schüchterner Zärtlichkeit über das wirre Haar. Da ist der Maxi gut geborgen. Die Augen in dem alten Großvatergesicht gehen weit über See und Berge und sind voll stiller Zufriedenheit.

Am zufriedensten und heitersten, wenn sie von mal zu mal das schlafheiße Gesichtl des Enkels streifen.

Ein paar wanderfrohe Mädel singen so vor sich hin – ein altes Volkslied aus ihrer Schulzeit:

... Morgen muß ich fort von hier – Und muß Abschied nehmen ...


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