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Das Land aber, das Kolumbus suchte, unoffiziell – für Indien wurden ja seine Schiffe ausgerüstet – das, das auf dem Grunde seiner Leidenschaft war, was wurde daraus?
Das muß noch gesucht werden, der Admiral will sofort aufbrechen, aber leider liegt er krank in Valladolid, ach, er hat keine Zeit, krank zu sein, er muß fort, versucht sich aufzurichten, kann aber nur den Kopf vom Kissen heben. Er muß aufstehen, tastet mit seinen großen, schwachen Händen über die Bettdecke, muß Briefe schreiben, er sieht sich um und öffnet seine leidenden Augen weit, Pech, daß sie wieder schlimmer geworden sind! Das Zimmer erscheint ihm neblig, er weiß nicht, daß er fast blind ist. Kaum kann er sich rühren, er ist ganz steif, das Salz des Meeres ist ihm in die Gelenke gedrungen. Daß er auch gerade jetzt so unwohl ist, wo er so viel zu tun hat! Aber er meint selbst, daß er schon kränker gewesen ist, vor zwei Jahren in Jamaika, als er wochenlang wie ein Toter dagelegen hat.
Geduld. Und der Admiral läßt sich aus der Heiligen Schrift vorlesen, diktiert mit geschlossenen Augen und läßt Leute zu sich kommen, mit denen er lange Konferenzen hat, obgleich er mit kaum hörbarer Stimme spricht. Er hält seine Dienerschaft den ganzen Tag in Atem, das Zimmer ist wie eine Landstraße, wo alle Welt kommt und geht, sehr ehrerbietige Herren, die den Kopf schütteln, wenn sie hinausgehen. Der Admiral ist den ganzen Tag stark beschäftigt, liegt wie verankert im Bett, der große von Gicht niedergebrochene Körper, schneeweiß und mit tief eingesunkenen Augen, wie ein hundertjähriges Wesen, er, der kaum sechzigjährig ist; den ganzen Tag ist er beschäftigt, murmelt und murmelt, immerfort flammt es in dem unüberwindlichen Geist hinter der mageren Stirn und den geschlossenen Augen, die die Brauen bereits mit dem Dunkel des Todes beschatten.
Große Schwierigkeiten gibt es zu überwinden, Unstimmigkeiten mit dem König, beständig diese Rechte, die man ihm genommen und die er noch nicht wiedererworben hat, Widrigkeiten, Feinde von allen Seiten, Kränkungen seines Eigentumsrechtes, und zu all diesem die Verzögerungen, Verzögerungen, Hindernisse, die aus dem Weg geräumt werden müssen, bevor er mit dem Eigentlichen beginnen kann, einer neuen Reise, will's Gott, der fünften …; und wenn sie geglückt ist, und diesmal muß sie glücken, dann ein Heer werben und den Kreuzzug nach Konstantinopel beginnen! Die Türken aus Europa vertreiben! Christi Grab der Christenheit wiedergeben! Das Tausendjährige Reich stiften! Viel, viel gibt es zu tun, wenn die vielen Schwierigkeiten erst überwunden sind und Eldorado gefunden ist. Ärgerlich, daß er mit seiner alten Meerkrankheit hier liegen muß, da die Zeit so kostbar ist. So arbeitet es in dem stets arbeitenden Kopf, dem einzigen Teil von ihm, den vier große, beschwerliche Entdeckungsreisen verschont haben, zwölfjährige Mühe und Enttäuschungen seit dem Jahre, als er San Salvador entdeckte. Und hat er sich auch wirklich den Kopf immer gesund erhalten, ist es ihm nicht hin und wieder wirr darin geworden, bei der unbegreiflichen, rätselhaften und tantalistisch enttäuschenden Behandlung, die die Welt ihm fortgesetzt zuteil werden ließ?
Ach ja, bittere zwölf Jahre waren es gewesen, nicht nur seine Glieder tun ihm weh, wenn er daran zurückdenkt, schmerzvolle Jahre, reich an Strapazen, kein Kummer wurde ihm erspart, schlaflose, lange, harte, sorgenvolle und fruchtlose Jahre! Seit der ersten Heimreise, als er offenbar für die leichte, sorglose Hinreise gestraft werden sollte und auf Nina, in furchtbaren Stürmen, Stürmen, Stürmen, hin und her geworfen wurde, bis alle Hoffnung, je wieder Land zu sehen, aufgegeben war; der Atlantische Ozean zeigte sich in seiner ganzen schwarzen Macht, Nina mußte über Berge von Wasser, einen Abgrund nach dem anderen, unbegreiflich, daß das kleine Fahrzeug halten konnte! Ja, damals wurde man von den Wellen gepufft und gestoßen und in Abgründe gestürzt, so daß Wellen und Wolken bis in den Himmel zu steigen schienen, Tage und Nächte stand man mit durchnäßten Kleidern auf der Kommandobrücke und wachte, bis die Augen sich gar nicht mehr schließen wollten …; Ach ja, davon schmerzen sie noch jetzt!
Dann die zweite Reise: Die schöne Insel Jamaika, Santa Gloria, Paradiesluft spukte ihm dort in der Nase, die vergebliche Jagd nach dem Festland, dann Überanstrengung, kranke Augen, ungünstigen Wind auf der Heimreise, Hunger und Not auf den Schiffen; die Kolonien fehlgeschlagen, der König verdrießlich, Spanien voller Feinde.
Die dritte Reise: Dieselbe vergebliche Jagd nach dem Durchgang nach Indien, und privates Sondieren der Küste nach dem Himmelreich, südlichere Route diesmal, Trinidad, die Küste an der Mündung des Orinoco, das große Naturspiel von dem gewaltigen Süßwasserstrom, der sich dort mit dem Äquatorialstrom begegnet.
Diesmal ist Kolumbus dicht daran, er gerät mit seinen Schiffen in einen Mahlstrom, und der Kopf wird ihm schwindlig: hier endlich sind sprechende Beweise dafür, daß das irdische Paradies in der Nähe sein muß, das ist sicher einer der großen Flüsse, die an der Quelle beim Baum des Lebens entspringen, von wo seinerzeit die Sintflut kam! Die Sterne tanzen vor seinem Blick, er fühlt sich unter dem Zeichen der Jungfrau und deutet sein ganzes Besteck in der Annahme, die fast Gewißheit ist, daß die Erde hier unter diesem Himmelsstrich eine ungeheure Warze hat, eine Art Nebenerde; die Erde ist rund, hat aber die Form einer Birne, und oben auf der Spitze dieser Nebenerde liegt das Paradies, deshalb ist der Strom so stark, und die Wassermassen, die von dort kommen, so unermeßlich, das Meer meilenweit von der Küste süß, Fruchtbarkeit duftend, voll von Schlamm und losgerissenen Pflanzen, kein Zweifel, solches Wasser kann nur aus dem Garten Eden kommen!
Auch andere Beobachtungen sprechen für die Nähe des Paradieses, in einer Bucht hat Kolumbus von weitem rosenrote beschwingte Wesen gesehen, die badeten, Engel schienen es zu sein; Seeleute mit gesunden Augen meinten allerdings, es sei eine Art langbeinige rosenrote Vögel gewesen, mit langen Hälsen und gebogenen Schnäbeln, Flamingos, aber sie widersprachen dem Admiral nicht, wenn er zugegen war.
Auf dieser Reise meinte Kolumbus dem Himmel näher gewesen zu sein als je, man muß seinen eigenen verirrten regenbogenfarbigen Brief über diese Reise lesen; trotz allem aber spricht eine große Seele daraus, man spürt die Schläge eines Herzens, die der Puls der Welt zu sein scheinen, die Flüsse haben ihn angesteckt, er hat die Erde berührt, wie jener griechische Riese, und ist wieder stark im Fabulieren geworden. Die Hoffnung, die Hoffnung will nicht sterben!
Und man muß den herzzerreißenden Brief lesen, den er nach seiner vierten und letzten Reise an den König schrieb, als er als Privatmann ausgereist war und nicht einmal auf seiner eigenen Kolonie landen durfte, die von anderen verwaltet wurde. Von der dritten Reise war er ja als ein Gefangener zurückgekehrt, all seiner Ämter entsetzt, und die Fesseln, die er getragen, hingen noch in dieser Stunde über seinem Bett; das hatte man ihm angetan! Immer, wenn er an das Unrecht dachte, mußte er weinen; das und die durchwachten Nächte seines Lebens, das Salz des Meeres und die salzigen Tränen sind der Grund, daß ihm die Stube so neblig erscheint.
Auf jener Reise erlebte er aber doch Bobadillas Tod! Ja, es gibt einen Gott im Himmel. Er wollte Kolumbus nicht einmal landen lassen, er, der ihn in Fesseln gelegt hatte, und als Kolumbus Sturm voraussagt, weiß er es besser, ist roh und sticht mit seinen Schiffen, mit ihrer Ladung von geraubtem Gold, Unrecht, Grausamkeit und Lüge, in See, – und seitdem hatte man nichts wieder von ihm gehört! Wohl ist Gott langmütig, eine schädliche Kreatur aber kann ihn so lange reizen, daß er ein Loch im Meere öffnet.
Dann treibt Kolumbus sich suchend an der Hondurasküste herum, Nicaragua, Costarica, alles reiche Küsten, aber kein Durchgang; und dann die unsagbaren Leiden, als er auf Jamaika strandete und dort viele Monate krank lag, halb blind, ohne Schiffe, ohne Hoffnung auf Rettung, Hungersnot, so daß er mit einer Mondfinsternis Gaukelspiel treiben muß, um die Eingeborenen zu bewegen, ihm etwas zu essen zu geben. Dann die Heimreise, gegen den Strom und mit ungünstigen Winden; als er Spanien nach zwei und einem halben Jahre wiedersah, war er vollständig gebrochen.
Ja, so sind die zwölf Jahre vergangen, und seitdem sind es vierzehn geworden. Und jetzt will er wieder aufbrechen, will versuchen, jenen Strom hinaufzufahren. Daß das Paradies dort liegt, wo der Fluß herkommt, ist nicht zu bezweifeln, er hat es seinerzeit nur nicht gewagt, gegen die Strömung zu fahren. Jetzt aber will er es versuchen, mit verbesserten Schiffen, vielleicht mit Ruderfahrzeugen, nichts ist unmöglich. Der Kreuzzug nach Konstantinopel drängt, er kann hier nicht länger untätig liegen …;
Und wieder macht der Admiral den Versuch, sich aufzurichten, doch glückt es ihm nur, den Kopf ein wenig vom Kissen zu heben, wie ein Insekt, das in den Staub getreten ist und von Zeit zu Zeit ein Glied krümmt; das Leben, das noch leben will, wenn der Flug schon für immer beendet ist.
Nachts ist der Admiral allein, und in den langen, schlaflosen Stunden hört er den Wind in den Türen heulen, ein Wesen legt die Lippen ans Schloß und ruft den Fahrenden. Und wie er drinnen mit geschlossenen Augen liegt, sieht er das Meer vor sich, er ist auf seinem Schiff und hört die Harfe des Windes, ist zwischen ihren Saiten, wie er es zeitlebens war: ich komme, ich komme, antwortet es in seiner Seele; und die beiden, der Fahrende draußen in der Nacht, der Ausgeschlossene, aber eifrig Rufende, und der drinnen Verankerte, sie blasen, seufzen, heulen und reisen zusammen, die lange, dunkle Nacht hindurch, viele, viele lange Nächte hindurch.
Schließlich aber scheint der Gesang sich zu vertiefen und von weit, weit her zu kommen, vielleicht weiß der Admiral nicht, ob er träumt oder wacht oder wo er ist, der heulende Wind weckt eine Seele in seiner Seele, alte vergessene Quellen brechen hervor, und, die traurige Weise des Windes im Ohr, die traurigste Weise, versinkt er in Wehmut.
Hört den Wind seufzen, hört den Wind heulen! Verirrte Seele jammert draußen. Oh! oh! …;
Wie ein Kind, das zu später Stunde weint, allein gelassen – was ist so einsam! Oh! oh! …;
Als wir Kinder waren, weinten wir oft allein, wenn der Wind zum Stein erbarmen heulte. Oh! oh! …;
Und seither haben wir in vielen Betten geschlafen und seufzten oft und seufzten lange. Oh! oh! …;
Dann bekamen wir Kinder, die im Hause weinten. Jetzt sind wir wieder allein beim nächtlichen Sausen. Oh! oh! …;
Ach, sind sie es, die wir noch hören, wenn der Wind durch verschlossene Türen heult? Oh! oh! …;
Wie Wehen der Wöchnerinnen und kinderloser Mütter, wie Nornenklage über das Strömen der Zeiten. Oh! oh! …;
In Schmerz verwandeln sich vergangne Freuden, weil sie vergangen sind, hört, die Erinnerung weint. Oh! oh! …;
Häßlich ruft die Sünde, die du begangen hast, aber schlimmer wimmert Leben, das ungelebt blieb. Oh! oh! …;
Die Toten bezeugen in ihren Gräbern, daß Tränen und Seufzer doch Gaben des Lebens waren. Oh! oh! …;
Was dauert unter den Sternen des Himmelreiches? Nur der Wind währt, indem er enteilt. Oh! oh! …;
Nach tausend Jahren hört man den Wind heulen. Das alte Weh spukt draußen. Oh! oh! …;
Und in seiner letzten Stunde kommt es zu ihm, endlich ist er sehend geworden, seitdem kein Licht von außen mehr seine Augen beeinflußt, durch eine innere klare Welt begreift er, daß er auf der glücklichen Insel, der er nachgejagt hat, bereits war, der Insel der Jugend, als seine Kinder klein waren.
Philippa!
Die fernen, fernen Tage in Lissabon, ein junger Mann, auf dem Meere erfahren, seit er als derbgliedriger Weberlehrling der Werkstatt seines Vaters entsprungen und mit einem Schiff im Hafen von Genua, wo er sich seit seinen Knabenjahren herumgetrieben hatte, durchgebrannt war. Barsche harte Jahre folgten; dann hatten die Bücher ihn mehr und mehr gefesselt, er studierte Kosmographie, wenn er an Land war und die Kameraden auf den Bummel gingen, Wissenschaft und Kartenzeichnung – der Konvent in Lissabon, wo der junge Steuermann und Kartenzeichner hereinkommt, um in Andacht vor den heiligen Bildern zu knien, umwogt von Räucherwerk und Orgeltönen und dem schönen Frauenchor – eine Stimme klingt herrlicher als alle anderen, wie ein hoher, klarer Silberstrahl steigt sie von der Erde aufwärts mitten in einem Brausen von Tönen: Philippas Stimme!
Lange dauert es nicht, da schweifen Ohren und Augen ab und spähen, von wo die Stimme kommt, eine schlanke Jungfrau mit schmalen Wangen, weiß und rot, dem schönsten schwarzen Haar und großen warmen dunklen Augen, wie ein Seraph anzusehen, wenn sie die Kehle reckt und mit offenen zarten Lippen ihren Ton wundersam rein und schwellend durch den Raum sendet.
Wenn man sich aber vorsichtig erkundigt und erfährt, daß sie eine Adlige ist, Philippa Moñez Perestrello, Tochter des vornehmen Seefahrers und Gouverneurs, eine Familie, die so hoch, so hoch über einem bürgerlichen Steuermann steht, daß er seine Augen niemals zu ihr zu erheben wagt, ja, dann ist man tief unglücklich, wagt sich nicht einmal, selbst einzugestehen, daß man Liebeskummer hat. Wie ein geschwächter Riese wankt man auf einsamen Spazierwegen vor der Stadt, versonnen, die Augen zu den Bäumen und zu Gottes Vögeln erhoben, leise den Kopf schüttelnd, ein Kartenzeichner, der seine Papierrollen vernachlässigt, sich aber schwermütig in seinen besten Staat kleidet, gestreifte verschiedenfarbige Beinkleider, wie es sich gehört, das Haar fein gekämmt, und immer, wenn im Allerheiligen-Konvent Chorgesang ist, kann man ihn dort sehen, ein Mann mit einem feinen Ohr für Musik und zwei blauen anbetungsvollen Augen, die auf die Emporkirche gerichtet sind, wo der Chor singt.
War es möglich …; leidenschaftlicher Unglaube, Hoffnung, Entschluß zu sterben, heftiges Weinen hinter der vorgehaltenen Mütze, Werben, bewegte Tage, Unruhe, Liebeswonne – das Unglaubliche wird wahr, sie, sie will ihn, hat ihn immer in der Kirche gesehen und bekennt unglaubliche Dinge, die sie gedacht! Philippa!
Lissabon und der gesegnete Garten, wo sie sich trafen und fanden, als sie sich mit einem tiefen Seufzer in seine Hände gab, beglückt, daß er solch großer roter Riese war.
Ach, sie war wie die Maid, von der in allen Liedern gesungen wird, im jungfräulichen Schleppgewand, in Sammet und Zobel, voller Zutrauen, mit lächelnden Augen, die Kehle voll Gesang, lauter Liebe!
Und dann die glücklichen Jahre auf Porto Santo, die weltferne Insel, von langen, donnernden, sonnendurchschienenen Wellen des Atlantischen Ozeans umkränzt, in das Brausen der Einsamkeit gekleidet, überwölbt des Nachts von Sternenbildern, die sich im südlich purpurblauen Himmel brüsten, tagsüber schwere Wolkengesichte über dem endlosen unbekannten Meer, der Himmel eine Feueresse morgens und abends, wenn die Sonne kommt und geht.
Hier in wonniger Einsamkeit, nur sich selbst lebend, bekamen sie ihren Sohn und wurden ihrer drei, ein neues, zartes Stimmchen auf der öden Insel, ein hilfloses Leben, von Philippas schwarzem Haar beschattet und ihren schlanken, zärtlichen Händen beschützt.
Wie ist der Mensch beschaffen, – wächst aus größerem Glück stets größeres Verlangen hervor, ein Feuer, das unsere Sehnsucht nährt?
Man glaubt, das Leben sei lang, erst nachher erkennt man, daß einige zufällige Nebenbeschäftigungen die Jahre verzehrt haben und daß es kein Zurück mehr gibt.
Eine notwendige Expedition nach Guinea, nach England, der Kopf voll von Perestrellos Aufzeichnungen und Karten, die Kolumbus durch seine Frau bekommen hatte, Entdeckerpläne, Reisen, die vierzehn Wanderjahre, alles nur vorläufig – Porto Santo aber ist verlassen, und Philippa ruht für ewig mit gefalteten Händen in der Kapelle des Karmeliterklosters zu Lissabon; Diego ist ein langer, schlanker Knabe geworden, wenn man ihn ein seltenes Mal sieht, der sich langweilt, wenn man ihm einen Apfel gibt; das nächstemal ist er Page an Isabellas Hof, verdrießlich, mit bereits schweren Augenlidern, wenn der Vater sich mit seinem ungeschickten Gang nähert, Diego Kolumbus, dessen Namen die anderen Pagen und Freunde mit Teer unterstreichen.
Niemals hat es ein größeres Glück gegeben als damals auf Porto Santo, als der Kleine seelenfroh den ersten Schritt wagte, vom Arm des Vaters zum Knie der Mutter. Und nichts hatte so geschmerzt und ihn für ewig gezeichnet wie der Augenblick, als der Knabe auf der Wanderung nach Palos seine Hand in die des Vaters schob und sagte, daß ihn hungere, und er um Brot für ihn bitten mußte.
Es ist, als ob ein Hund im Zimmer bellt, der blinde sterbende Mann weiß nicht, daß es sein Herz im Halse ist.