Friedrich Huch
Mao
Friedrich Huch

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Thomas selbst fühlte sich nach jenem Vorfall erleichtert, Alexander gegenüber. In letzter Zeit hatte sich sein Gefühl zu ihm zu einem unklaren, aber tiefen Haß gesteigert, und den war er nun los. Fortan war er ihm so gleichgültig wie jeder andere. Endlich hatte er Rache an ihm genommen. Wie er in sein Zimmer trat, fühlten es die alten Möbel, dankten sie ihm still. Unwillkürlich sah er empor zur Wand – – und mit einem Schlage stand Maos Bild vor seiner Seele.

Wo war Maos Bild?

Sein Blick haftete noch an der leeren Stelle, wohin er ihn gerichtet, und Räume, Menschen, Bilder, Gedanken, Farben, alles rauschte in einem Augenblick an ihm vorüber, ohne sich zu etwas Festem zu verdichten.

Wo war Maos Bild? – – Ein ferner, dunkler Horizont stand für einen Moment vor seiner Seele, dann war es eine abendliche Straße, auf der eine fremde Gestalt ging, dann undeutlich rauschendes Blättergewirr.

Mit plötzlicher Wucht war dieser Gedanke in ihn getrieben, so wie des Nachts ein Blitz herniederfährt und das schlafende Leben am Himmelsrande aufstört. Keines weiß vom anderen, es regt sich und fällt wieder in den Schlaf zurück, und dort, wo der Blitzstrahl traf, kämpft es wachend.

Wo war Maos Bild?

Ein breiter, nebliger Abgrund lag zwischen jetzt und damals, wo es um ihn, wo es in ihm war.

Er ging durch alle Zimmer, es zu suchen. Er fand es nicht. Er suchte täglich, heimlich, ungesehen; Maos Bild blieb fort. Endlich überwand er sich und fragte seine Mutter. – »Das Bild muß da sein!« sagte sie; »es ist ja immer noch nicht alles ausgepackt. Willst du mit mir suchen?«

Sie leerten die letzten großen Kisten; das Bild war nicht darunter. – »Ich kann mir nicht denken, wo es geblieben ist!« sagte Frau Elisabeth; plötzlich machte sie ein ganz erleichtertes Gesicht: »Oben auf dem Boden sind noch ein paar Kisten mit alten Sachen, da muß es hineingeraten sein!« – Sie gingen hinauf, Thomas zog die Kisten vor. Die erste enthielt nichts als dicke, verschnürte Pakete mit vergilbten Bändern. – »Alte Familienbriefe; da kann es nicht darunter sein!« sagte Frau Elisabeth. Aber Thomas packte trotzdem alles aus. – »Hier in der zweiten scheinen Bücher zu sein«, sagte sie weiter. Auch sie enthielt das Bild nicht. – »Nun ist noch die dritte, größte übrig«, sagte sie mit innerer Beklommenheit; »gewiß, Thomas, es ist darunter.« – Er war ohne Glauben, und doch beeilte er sich wortlos, sie zu öffnen. – »Siehst du, es sind Bilder darin!« Sie war ganz erleichtert und hoffte nun wirklich, es zu finden. Eines nach dem anderen tat Thomas heraus, ein paarmal griff er hastiger zu, die Kiste wurde leerer und leerer. Es waren lauter alte Bilder, darunter mehrere, die er nie gesehen zu haben sich erinnerte. Aber er blickte sie kaum an und suchte weiter. – Da ist es! dachte er auf einmal und wollte vorsichtig die Ecke eines alten, dunklen Rahmens fassen, aber im selben Augenblick, noch ehe er ihn berührte, wußte er, es war es nicht. Frau Elisabeth selbst griff in Erwartung zu, ließ es aber enttäuscht wieder sinken. Thomas hob es heraus, ohne es anzusehen. – Die Kiste war leer, es hatte keinen Zweck, das Papier aufzuheben, das den Grund bedeckte, und er ließ es wieder sinken.

Als er sich aufrichtete, war er totenblaß. Seine Mutter suchte ihn zu beruhigen: Das Bild könne nicht verschwunden sein, es werde sich mit der Zeit gewißlich finden, auf einmal, ohne daß man es suche, und nur zu wissen, daß es da sei, wäre doch schon ein Trost. Aber Thomas wußte es anders; nicht weil er alles durchsucht hatte, ohne es zu finden: Es stand mit unumstößlicher Sicherheit in ihm, daß es nicht in dem neuen Hause sei, so fest wie die Gewißheit, daß er selbst nicht mehr in dem alten war.

Manche andere Dinge waren auf dem Umzug verloren gegangen. Frau Elisabeth verschmerzte sie leicht: aber gerade dieses Bild!! – Eine letzte Möglichkeit blieb noch. Sie ging zu den verschiedenen Antiquaren, die die Möbel kauften, und fragte, ob vielleicht durch Zufall ein altes Bild dazwischengeraten sei; aber niemand wußte davon; man suchte ihr zu Gefallen alles durch, aber das Bild war fort. Endlich fragte sie ihren Mann, ob er etwas davon wisse. Aber der Justizrat wußte zuerst überhaupt nicht, welches Bild sie meine, und dann schüttelte er nur den Kopf. Da wollte sie noch Ursula fragen, aber wie sie schon anhub zu sprechen, unterließ sie es wieder, aus irgendeinem Gefühl. Was konnte außerdem Ursula von dem Bilde wissen. –

Immer einsilbiger wurde Thomas; seines Vaters Reden nützten nichts, auf seine heftigen Fragen antwortete er endlich überhaupt nicht mehr, und der Justizrat kam sich vor, als rede er zu einem toten Baum, wie er es nannte. Aber er tröstete seine Frau, die um Thomas in tiefer Sorge war, und wollte nichts von dem Plane wissen, ihn für einige Zeit aufs Land zu bringen, nach dem Süden: »Hier muß er sich frei machen, sich durchringen; es ist ein ganz falsches Prinzip, den Kindern Kämpfe zu ersparen oder zu erleichtern. Er wird die Sache schon überwinden; man muß ihm nur Zeit lassen; allerdings, wenn die Sache ausartet, muß man mal dazwischenfahren und, wenn Vernunft nicht hilft, einfach loswettern. Schließlich ist er ja doch noch fast ein Kind, und bei denen ist so etwas manchmal viel angebrachter als alles andere.« – Aber auch dieses Loswettern half nichts, und die Sache, wie es der Justizrat nannte, blieb dieselbe. – Daß auch noch das mit dem Bilde dazukommen mußte! dachte Frau Elisabeth; ist es nicht wirklich beinah unheimlich?

Aber noch unheimlicher war die langsame Veränderung von Thomas' Zügen. Und sie grübelte: An wen erinnert er mich nur? Eines Tages sah sie ihn ganz überrascht an, wie er in einer Ecke saß und geradeaus blickte. Da wußte sie: Es war das Bild.

Ganz unberührt von allen Ängsten und Fragen blieb Ursula. – »Thomas ist ein armer Junge«, pflegte sie zu sagen; »meinetwegen mag er sich mit unnützen Grillen plagen, ich lasse mir dadurch nicht die gute Laune verderben. Ich finde das neue Haus ganz wundervoll und sitze viel lieber in dem modernen Milieu als oben zwischen dem alten, wurmstichigen Gerümpel. Thomas hat eben keinen Geschmack, das ist die ganze Geschichte. Aber er wird schon älter und vernünftiger werden.« – Er tat ihr wirklich leid, der arme Junge; aber sie konnte ihm nicht helfen, außerdem hatte sie, wie sie sagte, kein rechtes Talent, mit jungen Menschen umzugehen. Sie interessierten nur große, problematische Charaktere, wie die Geschichte und vor allem die Bühne sie darbot. Und was den weiblichen Teil derselben betraf, so fühlte sie sie alle in sich und glaubte sich berufen, sie später zu verkörpern. Sie stand dicht vor dem Ende ihrer Schulzeit und freute sich auf die Stunde, wo sie entlassen wurde, denn für diesen Tag war eine abendliche Feier angesetzt, für die sie, zusammen mit den übrigen scheidenden Mädchen, eine besondere Überraschung für die Oberleiterin plante: Sie wollten ein kleines Festspiel geben, in dem die Genien Fleiß, Ordnung, Klugheit und manche andere auftreten und die junge Generation segnen sollten, während der Geist des Hauses einen eröffnenden Prolog hielt und zum Schluß einige längere Worte der Weihe sprach und Ausblicke in die Zukunft tat. Ursula hatte das Ganze erfunden, gedichtet und die Rolle des Geistes eigens für sich geschrieben. Zu Hause probte und übte sie vor einem großen Spiegel, immer wieder fielen ihr neue Feinheiten in Sprache und Bewegung ein. Bei Tisch bildete diese Aufführung ihren einzigen Gesprächsstoff; die Übungen hielt sie so geheim als möglich, ihre Eltern sollten an dem Abend selbst die erste wirkliche und starke Probe ihres Talentes sehen.

Und der Tag war da.

Schon am Morgen wurde sie entlassen; ihr Abschiedszeugnis war glänzend, nur Lobendes war gesagt, und am Schluß hatte ihr die Vorsteherin einige warme Worte für die Zukunft mitgegeben. Nun fehlte nur noch der Abend, um sie auf den Gipfel ihres Glückes zu bringen.

Am selben Mittag kam Thomas nicht zum Essen. – »Wahrscheinlich muß er nachsitzen!« sagte der Justizrat; »ich sage ja, er kommt wieder ins Bummeln, letzte Woche erst die Verwarnung, dann der Strafzettel – wenn das so weitergeht, kann's ja schön werden. Zur Strafe kommt er wenigstens um den guten Wein, den wir auf Ursulas Gesundheit trinken.« – Eine Stunde verging, der Justizrat lag längst auf seinem Sofa und las die Zeitung, Thomas war nicht da. Frau Elisabeth begann unruhig zu werden. Vielleicht schämt er sich, so dachte sie, und ist ganz leise nach Hause gekommen und mag nun nicht nach unten gehen. – Sie ging hinauf zu seinem Zimmer; die Tür war von innen verschlossen. Sie klopfte und rief, aber es blieb drinnen still. Endlich eilte sie die Treppe hinab, zu ihrem Manne, der ein Gläschen Kognak schlurfte. – »Seine Tür ist verschlossen, aber er antwortet nicht!« – Der Justizrat sprang mit leichtem Satz empor und ging nach oben.

Nach einer Weile kam er mit gerötetem Gesicht zurück und ging aufgeregt im Zimmer auf und ab. – »Das hat noch gefehlt!« rief er; »direkter Ungehorsam, Widerstand, ja beinah Drohungen! – Zuerst vergewisserte ich mich, daß die Tür noch verschlossen war, dann rief ich: Aufmachen! Drei-, viermal ließ er mich rufen, immer heftiger, bis es ihm endlich beliebte zu antworten. Und was sagte er? Er mache nicht auf, er lasse mich nicht hinein. Und als ich ihm drohte, rief er: ,Und wenn du mich totschlägst, ich öffne nicht!‘ Und in einem Tone sagte er das, in einem Tone – ja ich finde gar keinen Ausdruck dafür!« – Frau Elisabeth suchte ihn zu beruhigen; Thomas sei jetzt so ungeheuer reizbar; irgend etwas Neues müsse sich ereignet haben, was ihn ganz um seine Fassung gebracht habe. Der Justizrat entgegnete noch etwas, sah plötzlich nach der Uhr, erklärte, es sei höchste Zeit, daß er gehe, sie möge diese Angelegenheit vorläufig mit Thomas allein ausmachen, er werde abends gleich in der Stadt essen und von da sofort in die Aufführung kommen; dann griff er nach seiner Aktenmappe und verließ das Haus.

»Thomas!« sagte Frau Elisabeth leise an seiner Tür, »Thomas, ich bin es! Willst du mir nicht öffnen?« – Wieder schwieg es, und sie hatte Qual im Herzen. Von fernher tönte Ursulas Stimme, die pathetisch Verse deklamierte. – »Thomas, so antworte doch wenigstens ein Wort, wenn du mich auch nicht hineinläßt. Was ist es denn? Was um Gottes willen ist geschehen?« – Wieder lauschte sie. Da hörte sie seine Stimme: »Ich bitte dich, laß mich allein.« – Sie wandte sich langsam ab, tat einige Schritte, wartete wieder, in Hoffnung, er werde sie zurückrufen, dann schritt sie zögernd die Treppe nieder. Und während sie wieder stehen blieb, gespannt nach oben lauschte, noch immer nicht ganz die Hoffnung aufgebend, er könne doch noch öffnen, hatte er längst wieder den leeren Blick ins Nichts gerichtet, unbeweglich, starr.

An diesem Mittag hatte er zum erstenmal das alte Haus wiedergesehen. All die Wochen vorher machte er täglich einen Umweg, um es nicht zu sehen. Die erste Zeit kostete es ihn keine Überwindung, im Gegenteil, dann aber mußte er sich dazu zwingen, und schließlich bedurfte es seiner ganzen Selbstbeherrschung, seines ganzen Willens. An diesem Tage nun faßte ihn eine Unruhe, und sie ward zur Todesangst. – Mittags suchte er es auf.

Seine Mauern ragten nackt zum Himmel, zur Hälfte wie in den Erdboden versunken, ohne Dach. Tor und Fenster waren verschwunden, alles kahl, tot. Und in diesem kahlen, toten Bau wimmelte es von Menschen, wie Insekten in einem riesigen Kadaver. Aus dem großen gewölbten Loch zu ebener Erde fuhr ein langer Wagen heraus; auf dem Wagen lag ein ungeheurer Stamm.

Thomas saß in seinem Zimmer, starr und unbeweglich. Die Dämmerung senkte sich langsam nieder, er spürte keinen Hunger, keinen Durst.

»Immer ist Thomas Spielverderber!« sagte Ursula, die das niedergedrückte Wesen ihrer Mutter sah; »nun freut man sich schon wochenlang auf diesen Tag und hat nichts davon. Papa hat mir nicht das Geschenk gemacht, das er mir heut nachmittag geben wollte, und du denkst nur an Thomas. Du läßt dich viel zu sehr von ihm beherrschen. Sein Benehmen ist geradezu empörend, du solltest strenger mit ihm sein.« – Frau Elisabeth gab ihr innerlich halb recht, aber ihr war tieftraurig zu Sinn. – Ursula trieb zum Ankleiden, es sei sowieso schon spät. Frau Elisabeth kleidete sich an. Dann ging sie an Thomas' Tür: »Thomas«, sagte sie leise, »mach dich fertig, wir müssen bald gehen, wir haben nicht mehr viel Zeit.«

Wieder eine Stille. Dann sagte er: »Ich gehe nicht mit euch.« –

»So sage mir Lebewohl.« –

Sie hörte seinen Schritt, der sich langsam der Tür näherte. Er öffnete, sie blickte in sein blasses, starres Gesicht, in dem die grauen Augen lagen.

»Lebewohl!« sagte er tonlos. –

Sie schloß die Tür, legte ihm beide Arme um den Nacken und sagte: »Thomas, mein geliebter Thomas, was ist geschehen?« – Er schwieg, dann sagte er mit ruhiger Stimme: »Ich habe das alte Haus gesehen.« – Das Blut lief ihr zu Herzen, nun wußte sie alles. – Sie zog ihn hin zu einem Stuhl und sprach lange, zärtlich, liebevoll zu ihm. Er hörte ihre Worte nicht. – »Du brauchst mich nicht zu trösten«, sagte er endlich mit sanfter, klangvoller Stimme.

Ursula pochte an die Tür.

»Geh mit uns, Thomas«, sagte Frau Elisabeth, »es wird dich auf andere Gedanken bringen.« – Er schüttelte den Kopf. Und sie empfand es selbst als schrecklich, wenn er in diesem Zustand mitging. – »Geh früh zu Bette, Thomas, und wenn du – – ich bleibe bei dir, Thomas, laß mich bei dir bleiben!« – Er wehrte ab. –

Ursula klopfte wieder, stärker.

Sie wollte sich erheben, aber sank zurück. Es war, als könne sie nicht fort von Thomas. –

Wenn ich allein mit ihm fortginge, weit fort, für immer! Dieser Gedanke, unmittelbar und stark, zuckte plötzlich in ihr auf. Aber fast gleichzeitig war es, als habe ihn ein anderer gedacht; fremd und unfaßlich schwand er in das Nichts. –

»Wenn du jetzt nicht kommst, wird es zu spät!« rief Ursula ungeduldig und öffnete die Tür. Frau Elisabeth drängte sie zurück. – »So leb wohl, Thomas!« sagte sie und neigte sich zu ihm. Da nahm er ihre beiden Hände und preßte sie an seine Stirn. Sie umschlang ihn leidenschaftlich.

»Ich bleibe zu Hause!« sagte sie, unten plötzlich stehen bleibend, zu Ursula; »fahr du allein; Thomas könnte mich nötig haben!« – Da aber brach Ursula in Entrüstung aus: Das sei zuviel! Sie warf ihr Lieblosigkeit, Gleichgültigkeit vor; Thomas habe sie immer lieber gehabt als sie, wie sie es über das Herz bringen könne, ihr nun auch noch dieses anzutun, an ihrem Ehrentage, nur einer Laune Thomas' zuliebe, dem doch nichts geschehen könnte, der doch gesund sei, zu Bette gehe wie immer, und der seinen Trübsinn am besten verschlafe, der sie doch überdies selbst fortgeschickt habe! Und was erst ihr Vater dazu sagen werde; sie wisse gar nicht, wie sie ihm das mitteilen solle, wo er sowieso heute schon so schlecht auf Thomas zu sprechen sei. – »Sag ihm, er wäre krank!« – »Aber Thomas ist doch gar nicht krank! Soll ich Papa wissentlich eine Lüge sagen? Das fällt mir gar nicht ein!«

Frau Elisabeth kämpfte mit sich selbst; auf der einen Seite stand ihre Furcht um Thomas, auf der anderen die Rücksicht auf die Familie, auf ihre Anforderungen, auf ihre Tochter, die sie tief verletzte, wenn sie zu Hause blieb, auf ihren Mann, mit dem es eine endlose Aussprache und Verstimmung geben würde, die schließlich doch nichts weiter erreichte, als daß seine Erbitterung gegen Thomas wuchs. Und vielleicht hatte Ursula ganz recht; vielleicht blieb Thomas wirklich am liebsten allein; vielleicht waren ihre Einbildungen ganz töricht. Und was bildete sie sich überhaupt ein? – Sie wußte es selber nicht, und wie sie alles mit ihrer Vernunft überdachte, wich auch die Furcht etwas von ihr.

Der Wagen rollte davon, das Haustor schloß sich. Thomas blieb allein zurück. Das Mädchen brachte ihm das Abendessen und fragte, ob er noch etwas wünsche. Er schüttelte den Kopf. Das Essen berührte er nicht. Unbeweglich blieb er sitzen. Dann hörte er, wie unten die Läden geschlossen wurden, wie sich der Schlüssel in der Haustür drehte, und, nach langer Zeit, wie die Lampen im Vorplatz ausgelöscht wurden. Dann blieb alles still. – Die Zeit verrann, unbeweglich saß Thomas.

Da rief es ihn, und er folgte.

Leise verließ er das Haus; die Türe zog er fest ins Schloß.


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