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26. Kapitel.
Von der Welt und den Sternen

1. Größe und Dauer der Welt ist unerforschlich.

»Die Kenntnis des Unendlichen kann nie von einem endlichen Forscher erworben werden.« »Vom Unendlichen, vom räumlichen wie zeitlichen, gibt es kein Phantasma, so daß es für den Menschen wie für jede Kreatur unmöglich ist, das Unendliche sich vorzustellen.« »Daher sind die Fragen nach der Größe und dem Anfang der Welt nicht durch Philosophen, sondern durch diejenigen zu entscheiden, die durch Gesetz zur Wahrung der Gottesverehrung bestimmt sind.« »So übergehe ich die Frage des Ewigen und Unendlichen, indem ich mich mit der Lehre von Anfang und Größe der Welt begnüge, die mir durch die heiligen Schriften und den Ruhm der Wunder, die sie bestätigen, gewiß ist, wobei ich der Sitte meines Vaterlandes und der schuldigen Achtung den Gesetzen gegenüber folge.«

2. Es gibt keinen leeren Raum in der Welt.

»Ein einfaches, aber, wie ich glaube, unwiderlegliches Experiment genügt gegen das Vakuum.« Aus einem mit Wasser gefüllten Gefäß mit kleinen Öffnungen am Boden läuft Wasser nicht aus, wenn die Luft nicht durch eine andere Öffnung Zutritt hat. »Und dies beweist mir, daß der ganze Raum voll ist; denn sonst könnte die natürliche, nach unten gerichtete Bewegung des Wassers, das ein schwerer Körper ist, nicht gehindert sein.«

3. Die Beweise des Lucretius für das Vakuum sind nicht triftig.

4. Auch die Beweise anderer sind nicht triftig.

5. Sechs Grundannahmen, um die Naturphänomene zu erklären.

»Erstens nehme ich an, daß der ungeheure Raum, den wir Welt nennen, das Aggregat aller Körper ist; von harten und sichtbaren, wie die Erde und die Sterne; von unsichtbaren, wie die kleinen Atome, welche in dem Zwischenraum zwischen Erde und den Sternen zerstreut sind; und endlich des höchst flüssigen Äthers, welcher alle sonstigen Orte im Universum so ausfüllt, daß nirgends ein leerer Raum ist.

Zweitens nehme ich mit Copernicus an, daß die größeren Weltkörper, welche konsistent und dauerhaft sind, eine solche Ordnung besitzen, daß die Sonne den ersten Platz, Merkur den zweiten, Venus den dritten, die Erde mit dem um ihn kreisenden Mond den vierten, Mars den fünften, Jupiter mit seinen Begleitern den sechsten und Saturn den siebenten Platz einnimmt. Auf diese folgen dann die Fixsterne, die verschiedene Entfernungen von der Sonne haben.

Drittens nehme ich an, daß der Sonne und allen Planeten eine Kreisbewegung immer eigen war und ist.

Viertens nehme ich an, daß in der Luft gewisse andere, nicht flüssige Körper gemischt sind, von so geringer Größe, daß sie nicht wahrgenommen werden können; auch sie besitzen eine einfache Eigenbewegung und sind von verschiedener Härte und Konsistenz.

Ferner nehme ich mit Kepler an, daß die Entfernung von Sonne und Erde sich zu der Entfernung von Mond und Erde wie diese zum Halbmesser der Erde verhält.

Schließlich nehme ich an, daß die Größe der Kreise und die Zeiten, in denen sie durch die sie durchlaufenden Körper beschrieben werden, so sind, wie sie am besten zur Erklärung der fraglichen Phänomene zu dienen scheinen.«

6. Mögliche Ursachen der jährlichen und täglichen Bewegungen und der scheinbaren Stellung und der Rückläufigkeit der Planeten.

7. Warum die Annahme einer einfachen Kreisbewegung wahrscheinlich ist.

8. Die Ursache der Exzentrizität und der jährlichen Bewegung der Erde.

9. Warum der Mond stets dieselbe Seite der Erde zuwendet.

10. Die Ursachen von Flut und Ebbe.

11. Ursache der Präzession der Äquinoktialpunkte.


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