Unbekannte Autoren
Tausend und eine Nacht. Band VII
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Wunderbare Erfüllung eines Traumes.

Ferner erzählt man, daß einst in Bagdad ein sehr wohlhabender und begüterter Mann lebte, der all sein Geld verlor, so daß sich seine Verhältnisse gänzlich änderten und er schließlich nichts mehr besaß und nur durch mühevolle Arbeit sein Dasein fristen konnte. Da hörte er eines Nachts, als er sich bekümmert und niedergedrückt zur Ruhe gelegt hatte, eine Stimme im Traume zu ihm sprechen: »Du findest dein Glück in Kairo; such' es und gehe ihm nach.« Da machte er sich auf den Weg nach Kairo und traf dort gerade zum Abend ein, so daß er sich in einer Moschee schlafen legte. Nun befand sich aber nahe bei der Moschee ein Haus, und nach Gottes, des Erhabenen, Beschluß traf es sich, daß eine Diebesbande in die Moschee kam und von hier aus in das Haus einstieg. Bei dem Lärm, den die Diebe verursachten, erwachten jedoch die Bewohner des Hauses und fingen an laut zu schreien, worauf der Wâlī mit seiner Mannschaft ihnen zu Hilfe kam, während die Diebe sich aus dem Staube machten. Wie nun der Wâlī in die Moschee trat und dort den Bagdadenser schlafen sah, packte er ihn, prügelte ihn mit Ruten halb zu Tode und warf ihn ins Gefängnis. Nachdem er drei Tage im Gefängnis gesteckt hatte, ließ ihn der Wâlī vor sich führen und fragte ihn: »Aus welchem Lande bist du?« Er antwortete: »Aus Bagdad.« Darauf fragte er ihn: »Was hat dich bewogen nach Kairo zu kommen?« Und der Mann erwiderte: »Ich hörte, wie jemand im Traume zu mir sprach: Du findest dein Glück in Kairo; such' es und geh' ihm nach. Wie ich nun hier in Kairo 153 anlangte, fand ich als das mir verheißene Glück die Rutenhiebe, die ich von dir erhielt,« da lachte der Wâlī bis über die Weisheitszähne und sagte zu ihm: »Du Dummkopf, ich hörte dreimal jemand zu mir im Traume sprechen: In Bagdad steht ein Haus in der und der Zeile und von dem und dem Aussehen, in dessen Hofraum sich ein Garten befindet mit einem Springbrunnen am untern Ende, neben welchem eine große Geldsumme vergraben ist; geh' hin und nimm sie. Ich ging jedoch nicht, während du bei deinem beschränkten Verstand von Ort zu Ort gereist bist um einer Vision willen, die nichts weiter als ein Traumspuk ist.« Darauf gab er ihm etwas Geld und sagte zu ihm: »Verwende es zu deiner Heimkehr.«

Dreihundertundzweiundfünfzigste Nacht.

Da nahm er das Geld und kehrte nach Bagdad zurück; das Haus aber in Bagdad, das der Wâlī beschrieben hatte, war gerade das Haus jenes Mannes; und als derselbe zu Hause angelangt war, grub er unter dem Springbrunnen und fand einen Haufen Geld. So gab ihm Gott reichliches Gut, und dies war ein wunderbarer Zufall.

 


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