Unbekannte Autoren
Tausend und eine Nacht. Band VII
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Alā ed-Dîn, der Wâlī von Kûs, und der Gauner.

Ferner erzählt man, daß Alī ed-Dîn, der Wâlī von Kus, eines Nachts in seinem Hause saß, als ein Mann von schönem und tadellosem Äußern mit einem Sklaven, der eine Kiste auf seinem Haupte trug, an seine Thür kam und dort stehen blieb und zu einem der Pagen des Emirs sagte: »Geh' hinein und sag' dem Emir, daß ich ihn wegen einer vertraulichen Sache sprechen möchte.« Da ging der Page hinein und teilte es seinem Herrn mit, und der Emir befahl ihm den Mann hereinzulassen. Als dieser nun eintrat und der Emir in ihm einen Mann von schönem Äußern und würdevollem Auftreten sah, nahm er ihn respektvoll auf, forderte ihn auf, an seiner Seite Platz zu nehmen, und fragte ihn: »Was ist dein Begehr?« worauf jener erwiderte: »Ich bin ein Straßenräuber, doch möchte ich mein Thun bereuen und wieder zu Gott, dem Erhabenen, durch dich zurückkehren. Ich wünsche, daß du mir hierzu behilflich bist, da ich in deinem 138 Bezirk mich aufhalte und unter deiner Aufsicht stehe. Ich habe hier eine Kiste bei mir, in welcher sich Sachen im Werte von ungefähr vierzigtausend Dinaren befinden, die dir mehr zukommen als mir. Gieb mir daher tausend Dinare von deinem rechtmäßig erworbenen Gut, daß ich ein Kapital habe, mit dessen Hilfe ich meine Reue bewerkstelligen und die Sünde lassen kann; und Gott, der Erhabene, wird es dir lohnen.« Darauf öffnete er die Kiste, um ihren Inhalt dem Wâlī zu zeigen, und siehe, da befanden sich in derselben Geschmeide, Juwelen, Metallbarren, Edelsteine und Perlen, so daß der Wâlī, erstaunt und in mächtiger Freude, seinen Schatzmeister rief und zu ihm sagte: »Bring' den und den Beutel,« in welchem sich tausend Dinare befanden.

Dreihundertundsechsundvierzigste Nacht.

Als nun der Schatzmeister ihm den Beutel gebracht hatte, gab er denselben dem Mann, der ihm dankte und, den Beutel einsteckend, seines Weges ging, geschützt vom Dunkel der Nacht. Als nun der Morgen tagte. schickte der Wâlī nach dem Meister der Goldschmiedezunft und zeigte ihm die Kiste mit ihrem Inhalt an Geschmeiden; der Goldschmied fand jedoch, daß alle Schmuckstücke aus Zinn und Kupfer bestanden, und daß alle die Juwelen, die Edelsteine und Perlen nichts weiter als Glas waren. Da ward der Wâlī schwer bedrückt und ließ dem Gauner nachspüren, doch vermochte ihn keiner ausfindig zu machen.

 


 


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