Jakob Christoph Heer
Der Wetterwart
Jakob Christoph Heer

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XXVI

An einem unfreundlichen, kalten Abend, bald nach unserer Ankunft in Rom, wandelte mich die Lust an, wieder einmal nach meinen Landsleuten im Cavallo nero zu sehen. »Es ist mir allein zu langweilig,« scherzte Big, »speisen wir zusammen in der Kneipe!« Wir fanden darin den Tisch der Künstler leer. »Die Herren kommen heute abend nicht,« belehrte uns der Kellner, der uns mit freudiger Gebärde wieder erkannt hatte, »sie wohnen einem großen patriotischen Fest ihrer Landsleute bei, für das sie seit einigen Wochen Bilder gezeichnet und gemalt haben. Die Herren haben mir aber Journale für Sie in Verwahrung gegeben. – Da sind sie.«

Beim Abendbrot erzählte ich Big von dem Observatorium auf dem Feuerstein und von dem jungen Manne, der, ein Pionier der Wissenschaft, nun einsam auf dem Felsen sitze. In Himmelsweiten hatte ich keine Ahnung, daß ich je sein Nachfolger werden könnte! Nun blätterten wir in den Zeitungen, und meine Gedanken verloren sich in eine freundliche Schilderung, wie die Wetterwarte am letzten Sonntag des Septembers durch Meteorologen und Bergfreunde eingeweiht worden sei.

»Von Tuffwald und Selmatt stiegen wir im Mond- und Sternenschein zu Berg,« erzählte der Verfasser, »die meisten mit einem Büchergeschenk für Gabriel Letzberger beladen. Um neun Uhr des Morgens war eine Gemeinde von gegen hundert Bergsteigern auf dem Gipfel versammelt. Das zum Teil in die Felsen eingelassene Haus fand allgemeine Anerkennung; berufen, auf unabsehbare Zeit Wind und Wetter zu trotzen, steht es mit seinen in die Tiefen der Landschaft blickenden Fenstern als ein außerordentlich festes Gefüge da. Über der Besichtigung zerrann eine Stunde, die Teilnehmer sammelten sich auf dem kleinen freien Platz vor dem Observatorium, und mit einem Gottesdienst unter freiem Himmel wurde das Haus geweiht. Der junge, feurige Pfarrer von Tuffwald hielt die Predigt über den Text: ›Das Licht kommt uns von den Bergen‹ und stellte die Warte unter Gottes Schirm.« –

Ich las und las, da schreckte mich ein leiser, weher Laut Bigs aus meiner gespannten Aufmerksamkeit empor. Ein Blatt war ihren zitternden Händen entsunken; ihr Antlitz blickte verzerrt und totenfahl. Mit fast brechender Stimme bat sie: »Laß doch durch den Cameriere einen Wagen rufen und bringe mich nach Hause. Ich fühle mich unwohl!«

Wem konnten die alten Zeitungen dienen? Ich steckte sie zu mir. Nachdem ich Big heimgebracht, den Arzt an ihr Lager geholt hatte und sie endlich eingeschlummert war, las ich noch in tiefer Nacht das Blatt, das sie so furchtbar erschreckt hatte. Es enthielt die in Kapiteln fortlaufende Schilderung einer herbstlichen Besteigung des Feuersteins, und mit hervorgehobener Schrift stand: »Ein Besuch in Neu-Selmatt.« Meine Augen flogen die Zeitungen durch. »Wie schnell leben die Menschen!« hob das Stück an. »Vor acht Jahren, bei dem großen Bergsturzunglück, umkreiste der Name Selmatt die Erde. Bald aber geriet das Tal, in dem so viele Menschen erschlagen liegen, in Vergessenheit. Jetzt, da Selmatt Talstation der Wetterwarte auf dem Feuerstein geworden ist, erhält es wieder Besuch von Bergfreunden, die den Weg nach dem Hochobservatorium einschlagen. Leider gibt es in dem kleinen Ort, der allmählich wieder auf fünf Wohnhäuser angewachsen ist, kein Gasthaus; doch finden einzelne Wanderer freundliche und gute Unterkunft in der Familie Hangsteiner, welche die Ehre für sich in Anspruch nehmen darf, den Anstoß für die Neubesiedlung der Einsamkeit gegeben zu haben.«

Jetzt kommt's! Mein Herz pochte zum Zerspringen. Nein, zunächst folgte die weitläufige Schilderung eines Nachmittagspazierganges über das Bergsturzgebiet, das unter den unablässig tätigen Händen der Bewohner Neu-Selmatts wieder grünendes Feld geworden sei, in dem nur noch zerstreute nackte Blöcke an das furchtbare Geschehnis von einst erinnerten. Aber nun ging der Aufsatz weiter: »Wir verbrachten einen freundlichen Abend im Hangsteinerschen Haus und lernten in der Bäuerin, der Tochter des ehemaligen Lehrers von Selmatt, eine ebenso hochachtbare wie fromme Frau kennen, die uns mit einem stillen, lieben Wesen Einblick in das Hinterwäldlerleben der kleinen Dorfschaft gewährte. Ihre innigste Freude äußerte sie darüber, daß Selmatt ein Schulhäuschen und einen Lehrer erhalten habe. ›Ich war schon in Sorge wegen meiner Ältesten, die im März sechsjährig wird,‹ äußerte sie, ›und darauf gefaßt, daß wir sie nach Zweibrücken hinaus in die Schule geben müßten. Nun kann sie den Unterricht in Selmatt selbst genießen. Bis sie größer ist, bekommen wir wohl auch ein kleines Gotteshaus, in dem etwa gepredigt wird. Das Schulhaus ist für uns eine große Wohltat und wir müssen der Regierung dankbar sein, daß sie stets darauf Bedacht nimmt, aus Selmatt wieder ein kleines, selbständiges Gemeinwesen werden zu lassen.‹« –

»Die im März sechsjährig wird!« Über dem Wort wallte mein Herz bis zum Brechen. Nur eine Stelle des Aufsatzes las ich noch: »Frau Hangsteiner ließ sich von uns erbitten, auf dem Harmonium, das den Schmuck der Stube bildet, ein paar Choräle zu spielen. Die frisch wie ein Alpenröschen blühende Gottlobe, das ältere unter den beiden Kindern der Familie, stellte sich mit dunkeln, schelmischen Augen an die Seite der Mutter, erhob die helle Kinderstimme, und das Kirchenlied ›Lobe den Herrn!‹ erfüllte die bäuerliche Stube mit Andacht. Ein stilles Glück lag auf dem herben Gesicht Vater Hangsteiners, Herzensfriede über dem gesamten Haus, und wir legten uns unwillkürlich die Frage vor: ›Wo ist mehr Sonnenschein, mehr Glück unter den Menschen, in diesem stillen Tal oder in der geräuschvollen Stadt?‹« –

Nein, das fesselte mich nicht mehr. An meinem Schreibtisch ließ ich überwältigt den Kopf auf die Arme sinken, und in halber Betäubung war ich nur des Gedankens fähig: »Es ist mein Kind – es ist mein Kind!« So verharrte ich in strömenden Schmerzen, und Erinnerung war alllebendig um mich. Da fühlte ich die Berührung einer linden Hand. »Jost, mein lieber Jost,« flüsterte Big, die in weißem Nachtgewand und bloßen Füßen zu mir herangewandelt war. »Unvorsichtige,« schalt ich, »du bist ja krank. Geh zur Ruhe. Laß mich!« »Nein,« versetzte sie ernst und traurig, »es traf mich am Abend so furchtbar, daß deine ehemalige Verlobte in den Bergen Kinder besitzt, während ich dir keins schenken darf. Jost, ich gönne ihr sie aber mehr als irgend einem anderen Weib der Erde.«

Dieses Wort Bigs tat mir in meinen grimmigen Schmerzen wohl. Wo aber blieb der freudige Winter, den wir in Rom hatten verbringen wollen? Die wenigen Vergnügungen der großen Gesellschaft, die wir besuchten, der Verkehr mit den Künstlern, die Gänge zu den Kunstschätzen der Ewigen Stadt waren ein seelenloses Spiel und ein Selbstbetrug, und meine Landsleute fanden mich verändert. Ich litt unter einem wühlenden Drang, an Duglore zu schreiben, und verwarf den Gedanken doch stets wieder. Ich liebte mein Kind, ohne es zu kennen, sah aber ein, daß ich ihm nichts sein könne. Jene unbestimmten Verdachte gegen Big, die meine Genesung im Krankenhaus von Hamburg verzögert hatten, der gesamte Knäuel von Fragen und Leiden stiegen wieder empor; ich beherzigte aber ihr Wort: »Ein Mann, der etwas von Weibesseele versteht, demütigt sie nicht, indem er sie in Dingen der Liebe zu Rechtfertigungen zwingen will.« Ich ließ die schweren Gedanken nur in den Geheimschachten der Seele gären und hatte wohl mit der Vermutung recht, daß Big selbst schonungsbedürftig sei und durch ein hartes oder unvorsichtiges Wort wieder in jenen Zustand der Melancholie getrieben würde, der meine Pläne in Marfil vernichtete.

Von Duglore und ihrem Kind Gottlobe sprachen Big und ich nie wieder. Sie sah, daß ich litt, und litt selber seit dem Tag, da uns Kunde aus Selmatt geworden war. Es war, als stände eine unsichtbare Wand zwischen uns, durch die sich unsere Hände voll innigster Liebe ineinander zu tasten suchten, an der sie aber stets wieder verzweifelt abglitten. Kein Vorwurf über mein kühles, unruhiges Benehmen kam über die Lippen Bigs, aber in ihren Augen stand die große stumme Angst, und ein brennendes Weh lag in ihrer Zärtlichkeit. Je länger, desto häufiger verließ sie das Haus, ohne meine Begleitung zu wünschen; auf meinen fragenden Blick erwiderte sie: »Ich mache Armengänge!« Das stimmte wohl, das Weib, das nie eine Rechnerin gewesen war, hatte von jeher Geld mit offener Hand unter darbende Künstler und Notleidende jeder Art ausgeworfen. Nun begann sie aber selbst am Morgen vor Tag Gänge in die Stadt zu unternehmen. »Ich schlafe schlecht. Ich liebe die Dunkelheit, den Wind, die Einsamkeit der Gassen,« versetzte sie. Ich aber witterte in dem geheimnisvollen Wesen eine ernstliche Gefahr für Big.

Als sie wieder einmal in ihrem schlechtesten, unscheinbarsten Kleid das Haus lautlos wie eine Diebin verließ und hinaus in die frostige Frühe trat, übermannten mich Mitleid und Sorge. Ich folgte ihr, wie etwa ein Eifersüchtiger die Wege seines Weibes zu erspähen versucht.

Die rasch im Zwielicht vor mir herschreitende Gestalt verlor sich über die zu dieser Stunde menschenleere Via del Corso in die Kirche Sant' Ignazio. In der rötlichen Dämmerhelle der zum Frühamt brennenden Kerzen kniete sie gesenkten Hauptes in brünstigem Gebet blaß und schattenhaft neben einem der korinthischen Pfeiler und war so tief in ihre Andacht versunken, daß sie mich nicht einmal bemerkte, als ich dicht an sie hintrat. Das Bild der Trostsucherin erschütterte mich; als sie sich aber nach der Messe auch noch in den Beichtstuhl wandte, sich in die Nische einduckte und ihr Gesicht an das Holzgitter preßte, da wallte es in meiner Brust von Weh und Zorn gewaltig auf. Ich war in diesem Augenblick vollends überzeugt, daß mein Weib ein schweres Geheimnis und eine dunkle Gewissensschuld trage.

Am Portal der Kirche wartete ich auf sie. Mir war, das Herz sollte mir zu schlagen aufhören. Big, meine heitere Heidin von Hamburg, eine fromme, reuig büßende Sünderin! Mein herrliches Weib, durch dessen ernsten, freien Geist ich mich selber aus den engen Vorstellungen meiner Bergjugend zu einer höheren und größeren Auffassung der letzten Fragen und Rätsel des Daseins emporgerungen hatte, hingegeben und hingegossen an die Mystik flammender Kerzen, geschwungener Weihrauchfässer, singender Knaben und betender Priester! Meine Big im Beichtstuhl! Das war nicht die rührende, kindliche Frömmigkeit Duglores, das war die gehetzte Angst einer Todwunden. Was für ein schrecklicher Abgrund lag denn in der Seele meines sonst so gütigen Weibes?

Die Gestalt, die, aus der Kirche tretend, flüchtig an mir vorübereilen wollte, schrak furchtbar zusammen, als ich ihr mit gedämpfter Stimme den Morgengruß bot. »Warum bist du mir gefolgt, Jost?« schrie sie leis und in der tödlichen Scham einer, die auf Heimlichkeiten überrascht wird. Ebenso beklommen stammelte ich: »Ich fürchtete, du würdest eines Morgens nicht mehr zu mir zurückkehren. Ich war in Angst um dich.« Sie schwieg. Erst auf dem Heimweg seufzte sie abgerissen: »Ich habe um ein Kind gebetet!«

Der Tag war aber da, an dem ich mit meinem Weib rückhaltlos von Herzen zu Herzen sprechen mußte. »Du hast ein Geheimnis vor mir. Big,« begann ich, nachdem wir wieder in unsere vier Wände getreten waren, mit zwingendem Ernst. »Dich drückt eine Last nieder, die ich nicht kenne. Deine Seele lechzt nach Befreiung. Es steht aber mit deiner Vergangenheit in Widerspruch, wenn du den Kummer, die Tränen deiner Nächte zu Priestern trägst, die dir fremd sind. Nun, sei gläubig! Wenn es dir das Herz erleichtert, tadle ich dich nicht; aber, Big, meine liebe, arme Big, vergiß nicht – die innerste Seelenheimat des Weibes ist die Brust des Mannes, den sie liebt. Was es sei, ich habe das erste Anrecht auf dein Vertrauen! Mir also ein offenes Wort! Ich werde dich bis dicht ans Unmögliche hinan zu verstehen, zu begreifen versuchen – und verzeihen, wenn es etwas zu verzeihen gibt!«

Sie war fassungslos auf eine Chaiselongue gesunken. Das verzerrte, erbarmungswürdige Antlitz mit den Händen bedeckt, hörte sie mich schweigend an. Ich fühlte, wie mächtig mein Wort ihr Gemüt traf; nach einer Pause innersten Ringens hob ich wieder an: »Ich will dir mit einem eigenen Bekenntnis auf halbem Weg entgegenkommen. Big, jene Gottlobe, die jetzt im März sechs Jahre alt wird, ist mein Kind!«

Kein Schrei der Überraschung, der Empörung, wie ich erwartet hatte, nur ein Rütteln ging durch die erstarrte Gestalt, nur ein Wimmerlaut rann durch die zitternden Finger hervor: »Jost, ich weiß es!« »Big, woher weißt du es?« bat ich dringend und flehentlich. Sie schwankte entsetzt empor, ihre Lippen bewegten sich zuckend, sie wollten sprechen – sprachen aber nicht. Die Wachsbleiche glitt auf die Chaiselongue zurück; Schluchzerlaute, daß es einen Stein hätte erbarmen mögen, drangen zwischen ihren Händen hervor, und endlich ein wirres Gestammel: »Jost, lieber Jost, stoße mich nicht von dir. Warum hätte ich nicht ahnen, nicht wissen sollen, daß es dein Kind ist? Um so schrecklicher ist nur, daß unsere Ehe kinderlos bleibt. Dieser Widerspruch kann zuletzt das freigeistigste Weib in die Kirche treiben.«

Wieviel schluchzte und sprach meine arme Big in dieser Stunde! Ihre Schuld aber bekennen konnte sie nicht. Ja, mein Glaube daran geriet wieder ins Wanken. Ich hatte Mitleid mit der Adlerin, die geheimnisvoll die stolzen, freien Flügel gebrochen hatte. Sie dankte mir dafür mit der bebenden Liebe einer Sklavin, ich aber sehnte mich wild und mit aufbäumendem Weh nach jener Big zurück, die, ein Märchenkind des Frühlings und des Glücks, neben mir frei und froh in den Vierlanden geschritten war.

Und nun war es wieder Frühling geworden, der siebente, seitdem ich ihr in Jubel und Schmerzen bekannt hatte: »Ich ginge am liebsten mit dir!«

Wenn einst in Selmatt, der alten Heimat, die Menschen nicht davon sprachen, daß das Bergwerk einmal auf das Dorf fallen würde, so gaben die Geister doch von Zeit zu Zeit die Zeichen, daß sie wach seien und am Werk. Die Geister des Gebirges, die man nicht sieht, und die doch da sind, die nicht schlafen in der Nacht und keinen Sonntag feiern! Wie sie in den Felsen, spielen die Losgewalten des Gewissens in der menschlichen Brust und zermürben die Geheimnisse.

Die Stunde kam. Da sprach Big!


Wahrend ich gestern abend leidvertieft den Anfang vom Todeskampfe meines lieben Weibes Abigail erzählte, lieferten sich die Stürme eine grauenvolle Schlacht. Der Föhn aus mildem Süden jauchzte: »Ich setze das Banner des Lenzes auf diese Zinnen!« Der Nordost gellte und höhnte: »Ich stürze dich!« Die beiden Stürme holten sich Hilfstruppen. Es gibt keinen Wind, der in dieser Nacht nicht um mein Haus gerast hätte. Sie haben sich wie eine Horde wilder Tiere gebalgt, gewürgt, sich ineinander verbissen und um den Berg gewälzt. Der Anemometer, der selbsttätige Windmesser, beschrieb die wunderlichste Linie und verzeichnete Sturmgeschwindigkeiten bis zu 160 Kilometer in der Stunde. Nun aber sind die Winde abgezogen bis auf den Nordost, der Sieger und Herr der Stätte geblieben ist.

Den Schaden der Schlacht tragen das Observatorium und ich. Es ist doch nicht so stark und fest gebaut, wie jene glaubten, die es vor bald anderthalb Jahrzehnten weihten. Ein Föhnstoß hat das Dach anreißen können. Ich erwachte aus einem wunderschönen Traum, der um die Pyramiden und Königsgräber Ägyptens ging. Im ersten Augenblick war mir, es würde neben dem Observatorium aus einem Mörser in den Kampf der Stürme geschossen. Ich merkte aber rasch, daß es das Geräusch eines Bleches war, das an die Wand des Hauses geklatscht wurde. Ich stand auf, um den Schaden noch in der Nacht zu untersuchen. Es war unmöglich, einen Tritt ins Freie zu setzen, der Föhn hätte mich nach Tuffwald hinuntergeworfen. Am Frühmorgen, als die donnernden Lüfte sich etwas ausruhten, lag die Bescherung da. Das Blech, das Wand und Hüttendach verbunden hatte, stak ein paar hundert Schritte unter dem Gipfel im Schnee, neben ihm weithin zerstreut eine Anzahl der schweren, dicken Schindeln, womit das Haus bedeckt ist. Einer jener Sparren, die quer über das Dach laufen und die beschwerenden Steine stützen, ist gebrochen, ein Leck entstanden, der über die Hüttenwand hinreicht und den Dachboden des Observatoriums auf ein Stück bloßgelegt hat. Ich habe den ganzen Tag an der Ausbesserung gearbeitet und vor Überanstrengung schmerzt mich mein Hinkebein!

Meine Lage ist weiß Gott nicht beneidenswert. Der Draht gebrochen, das angegriffene Dach ein Spiel der Stürme. Denn viel wird mein Flickwerk nicht helfen. Wenn nur wenigstens Hans um den Stand des Hauses wüßte.

Der Nordost pfeift sein ödes Lied! Da liegen die Blätter meines Lebens. Ich komme an den letzten Glückstraum Abigails, an winkende Erlösung aus Schuld und Pein, an eine Offenbarung des Himmels, als ob er selbst mein liebes Weib retten wollte.


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