Alfred von Hedenstjerna
Allerlei Leute – Erster Band
Alfred von Hedenstjerna

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II.

Der erste Sonntag in Quislinge.

»Bimbam, bimbam!« tönten die Kirchenglocken über den See hin. Es war am ersten Sonntage im Mai. Die Wege waren am Rande trocken und ganz passirbar für Fußgänger. Außerdem mußten ja alle den neuen Prediger hören. Deshalb folgten die Leute massenweise dem Mahnrufe der Quislinger Kirchenglocken.

Es war eine alte Kirche aus dem fünfzehnten Jahrhundert mit einem hohen und einem niederen Theile, wie in alten Bauernhäusern, und ohne Thurm, nur mit einem Ausbau am östlichen Ende, in dem die Sakristei lag. Der mittlere und zugleich tiefste Theil der Kirche, in dem Altar, Kanzel und die erste Hälfte der Bankreihen am »großen Gange« lagen, war die ursprüngliche Kirche. Das Uebrige war 1740 angebaut, um Platz für Chöre zu gewinnen. Die Glocken hingen in einem Stuhle auf dem Kirchhofe, einem höchst merkwürdig aussehenden Glockenstuhle, einem Ding zwischen Galgen, Winde und der sogenannten Hypothenuse im Euclides. Außerdem war der Glockenstuhl etwas altersschwach, und da er in Folge der langjährigen gemeinsamen Arbeit große Sympathie für die Glocken hegte, so bewegte er sich, sobald sie munter erklangen, nach derselben Melodie, nur in etwas langsamerem Rhythmus. Wenn es stürmte, war es eine richtige Kraftprobe, beim Zusammenläuten in Quislinge zu helfen; und bewundernde Jungfräulein standen unten zwischen den Gräbern und blickten mit gespanntem Entzücken und ein bischen Herzklopfen zur Anhöhe hinauf, wo ihre Buben, in Lederhosen und mit, mitten im Sommer, möglichst bunten Wollenhalstüchern die Stränge zogen, und sie fühlten sich gerade so stolz wie die Edeldamen aus der Ritterzeit, die mit den Augen den Federbüschen ihrer Helden im Turniergetümmel folgten.

Aber schön war der Glockenklang, doppelt schön, wenn er, wie jetzt, sich hinausschwang in die Höhe, in die klare blaue Frühlingsluft, über spiegelndes Wasser und über Inseln, wo die Natur zum Leben zu erwachen schien.

Draußen auf dem Kirchenhügel war Bewegung und Gewimmel. Eine eingeschmutzte Karre und ein Federwagen nach dem andern rollte den Hügel herauf, und wenn Perla vorher noch so geschont worden war, nun bekam sie gewiß einen sachten Klapps oder einen kleinen wohlgemeinten Kniff ins Schenkeltheil, um sich stattlich und flink vor den Beamten, Nachbarn, Gemeindebrüdern und den Mitgliedern anderer Gemeinden zu zeigen. Bei der Ecke der Kirchenställe hielt man einen Augenblick an, damit Mutter und die Tochter herunterklettern konnten, und wenn Perla eingestellt war, kamen Vater und der Bub'. Der Vater gebückt, in einfacher Joppe, der Bub' im Düffelüberzieher, mit einem Halstuche in schreienden Farben, Regenschirm und Galoschen, selbst am klarsten Johannistag. Und draußen an der Kirchhofsmauer standen die Mädchen mit Gesangbuch und Taschentuch in der Hand; die Augen waren niedergeschlagen, die Wangen glühten, die Herzen schlugen schneller und die Pulse brannten hier gerade so wie bei den feinen Leuten draußen in der Welt, obgleich alles einen so stillen und sittsamen Anstrich hatte.

Drinnen in der dämmerigen Sakristei saß Pastor Magnusson, fein und frisch rasirt, und sein bläulichglänzendes Kinn leuchtete über dem weißen Priesterkragen.

»Liegt heute etwas Besonderes vor?« fragte er den kleinen, buckeligen Kirchenvorsteher aus Fimlinge.

Aber Küster Helmqvist – er hatte einen Abtsschmeerbauch und den Ehrenkranz weißer Haare, und ein großes Ackerstück, erworben durch Auctionsprovisionen und andere Nebeneinkünfte eines praktischen Landküsters; er war einunddreißig Jahre im Dienst und pflegte den Predigern Geld auf Wechsel zu leihen – fand sich dadurch in seiner Würde beleidigt und antwortete statt des Kirchenvorstehers:

»Ja, hier ist eine liederliche Dirne sozusagen und die Personalien des Schultheißen aus Grönskog. Er wurde vom Präpositus selbst an einem Alltage im Anfange der Woche begraben, denn sie hatten da zwei kalbende Kühe und wollten die gute Sahne zu den Pfannkuchen beim Leichenschmaus verwenden.«

»So? Sind hier noch »Personalien« gebräuchlich? Das ist ja fast überall abgeschafft.«

»Ja, aber man muß es doch für die wohlhabenden Bauern thun, sie bezahlen extra dafür, und es ist gesetzlich, denn hier in Quislinge ist kein festes Pastorengehalt, wie Sie wissen, Herr Pastor, und man muß auf seine Einkünfte bedacht sein. Hier sind die Personalien und dann setzen Sie natürlich hinzu, was Sie wollen.«

»Es ist gut. Holen Sie das arme Mädchen.«

»We–we–welche?«

»Sagten Sie nicht, hier sei ein Mädchen, das besonders vermahnt werden sollte?«

»Jaha–ja–a–so–o–o; das Lumpenpack«, sagte der alte Helmqvist und schlürfte breitbeinig in die Kirche hinaus.

Nach ein paar Minuten kam er zurück und schob eine kleine, schwarzgekleidete Gestalt vor sich her, die sich das Kopftuch über das Gesicht gezogen hatte und so schluchzte, daß der ganze Körper bebte.

»Schrei nicht wie eine Besessene, Du –! Ists um Dich schade, einen Rüffel zu bekommen, nachdem Du Dich so betragen hast?« sagte der Küster und knuffte sie auf den niedrigen Sessel an der Thür nieder. Die Stirn des Predigers bewölkte sich.

»Sie haben vielleicht etwas Anderes zu thun, Helmqvist. Ich brauche Sie jetzt nicht, Herr Cantor!«

»Bewahre uns! Wie Sie befehlen, Herr Pastor!« antwortete der Küster und verschwand.

Der Pastor betrachtete die bleiche, abgemagerte Gestalt an der Thür.

»Versuche nun, ruhig zu werden!«

Das krampfhafte Schluchzen nahm eher zu als ab. Er betrachtete sie mit forschendem Ernst. Nein, das war weder Ziererei, noch Heuchelei; vernichtende Scham und Angst preßten ihr diese verzweifelten Thränen aus. Er suchte ihren Namen in den auf dem Tische liegenden Papieren.

»So, Anna, sei still und höre mich an. Du bist jetzt zu aufgeregt, und ich muß erst selbst etwas von Deinen Verhältnissen wissen, ehe ich mit Dir sprechen kann, wie mein Amt es erfordert. Geh daher nun nach Hause und komme Dienstag um 1 Uhr zu mir in's Pfarrhaus.«

»Darf – darf – ich nun gehen, ehe die Leute in die Kirche kommen?« schluchzte Anna und sah den Pastor erschreckt an.

»Ja. Du hörtest ja, was ich sagte.«

»Gott segne ...« und so schlich sie sich mit ihrer Schande hinaus und eilte den Kirchenhügel hinunter.

Der Kirchenvorsteher hustete.

»Hm, hm, solches Pack kann wohl einen Puff vertragen, das thut ihnen gar nichts.«

Pastor Magnusson schwieg einige Secunden, dann sah er mit seinen großen, schwarzen Augen plötzlich den kleinen Bauer an.

»Wünschten Sie etwas, Herr Kirchenvorsteher?«

»Ich? Nein – nein, durchaus nichts.«

Helmqvist erschien wieder in der Thür. Der Pastor zog seine Uhr.

»Schon ein Viertel über zehn. Warum läutet man nicht?«

»Ich weiß, daß Barons von Hjelmskog heute zur Kirche kommen.«

»Nun, und?«

»Ja, da läuten wir nie eher, als bis sein Wagen an der Hecke zu sehen ist.«

Es flammte unter des Pastors Brille auf, und er öffnete hastig den breiten Mund, hielt aber schon bei der ersten Silbe inne. Man konnte deutlich sehen, daß Worte, die nicht hierher paßten, auf seiner Zunge schwebten. Statt dessen lächelte er und sagte ganz freundlich, aber mit einem gewissen Nachdrucke:

»Bitte, merken Sie sich, daß wir von nun an stets Schlag zehn Uhr einläuten, ein für alle Mal. Und jetzt läuten wir sofort.«

Der Kirchenvorsteher von Fimlinge schlich sich mit dem Küster hinaus.

»Hör', Helmqvist, ist der neue Pastor reich?« flüsterte er.

»Der? reich? Teufel, er ist arm wie eine Kirchenmaus!« zischelte der Küster mitten in der Kirche.

»Ja, da, meiner Seel, verstehe ich nicht, was in ihm sitzt!« sagte der Kirchenvorsteher.

Der Altardienst war fast zu Ende, als die Herrschaften von Hjelmskog mit Mann und Maus und Besuch aus der Stadt in die Kirche eintraten, ohne scheinbar eine Störung zu befürchten. Als er zu Ende war, bestieg Pastor Magnusson die Kanzel.

An unseren theologischen Fakultäten fehlt es an Lehrern, welche die Mittel des Redners pflegen und bilden, mit denen er der äußeren Aufmerksamkeit der Zuhörer entgegentritt, obgleich die Art, wie diese geweckt wird, oft für die ganze Wirkung des ganzen Vortrages bei gewöhnlichen, oberflächlichen Menschen entscheidend ist. Unsere Prediger kommen nie dazu, eine ordentliche, richtige Vortragsart zu lernen; Niemand hilft ihnen bei der Ausrottung hundertfacher Unarten beim mündlichen Vortrage. Pastor Magnusson, der Bauernsohn aus Hültåkra, war in dieser Hinsicht nicht besser daran als seine meisten Amtsbrüder, und kaum hatte er den Mund geöffnet und einige entschiedene Provinzialismen hervorgebracht, so sahen sich die Stadtherrn aus Hjelmskog mit vergnügten Mienen an.

Doch die Munterkeit hielt nicht lange vor. Ehe der Pastor zehn Minuten gesprochen, hatte er die Anhörer vollkommen gefesselt; Niemand achtete mehr auf seine bäurische Redeweise, Niemand legte mehr Gewicht auf eine oder die andere falsche Betonung. Er sprach frei. Kein Unternehmen kann für den schwachbegabten Prediger, der ohne die nöthige Vorbereitung die Kanzel besteigt, schlimmer ablaufen. Die Predigt wird dann oft ein klägliches Gemisch ohne Plan und Zusammenhang, ohne Anfang und Ende, und man denkt daran, wie Tegnér die unreifen Freisprecher warnte: »Hütet Euch vor dem Gedanken, daß mit dem Einläuten der Geist über Euch komme. Meist bleibt er aus, und dann giebt es einen geistigen Krach. Kommt aber wirklich ein Geist, so ist es gewöhnlich der Geist der Verworrenheit und Verwirrung.« Doch das gesprochene Wort macht einen so viel größeren Eindruck, wenn es unmittelbar kommt oder zu kommen scheint; der Redner bringt so unendlich größere Wirkung hervor, wenn er dem Blicke des Anhörers begegnet, als wenn er mit der Nase in einer geschriebenen Scharteke steckt, daß die Prediger, denen der freie Vortrag nicht gar zu schwer fällt, wirklich lernen müßten, ihre Predigten zu memoriren. Ist überdies die Arbeit sorgfältig gemacht, liegt die ganze Predigt klar vor dem inneren Auge des Pastors, ist das Skelett des Vortrages, so zu sagen, fertig, so sollten wohl die meisten Prediger im Stande sein können, es während des Verlaufes in ein anspruchsloses Gewand klarer, einfacher Worte zu kleiden. Derjenige, dem selbst dies zu schwer fällt, sollte sich zwei Mal bedenken, bevor er die geistliche Laufbahn erwählt, denn dann kann er ja nicht einmal religiösen Trost an Krankenbetten bringen, weil er dahin doch nicht gut sein Concept mitnehmen kann.

Pastor Magnusson's Predigt war gut vorbereitet, aber er brauchte seiner Ausarbeitung nicht ganz sklavisch zu folgen; sie ließ seiner Inspiration Spielraum; er wurde von seinem Stoffe ergriffen, und hatte auf der Kanzel neue Ideen über denselben, über die er sich selbst verwunderte und freute.

Und dabei hatte seine Deklamation mit allen ihren Fehlern doch ganz mit dem hierarchischen, einschläfernden, singenden Vortrage gebrochen, bei welchem die Prediger den von der Eintönigkeit abgespannten Anhörern wie pausbäckige, halbschlaftrunkene Engel vorkommen, die man in einer Wolke aufgehängt hat und eine Stunde über Dinge lesen läßt, die sich eigentlich gar nicht begreifen lassen. Er sprach wie ein Mensch zu Menschen, nicht einmal wie der Verwalter des Herrn zu müßigen, ungehorsamen Knechten; er griff hinein in die Verhältnisse des Alltagslebens und gab der Religion ihren Platz in dessen Prüfungen und Sorgen, in den Siegen des Menschengeistes und in der Niederlage der menschlichen Hoffnungen.

Die Riechdosen drunten auf den Bänken gingen nicht mehr so fleißig herum; auf dem Honoratiorenchore wurde es still, und der Kirchenvorsteher von Fimlinge mußte sich selbst zugestehen, daß er heute in der Kirche ungewöhnlich schlecht geschlafen hatte.

Während Pastor Magnussen droben auf der kleinen, wurmigen Kanzel mit den schielenden Aposteln stand, sah er Hunderte von Augenpaaren, von denen, außer vieren oder fünfen, ihm alle unbekannt waren, forschend auf sich gerichtet, und es überfiel ihn dabei ein solches Gefühl hilfloser Einsamkeit, des Unvermögens, jemals allen diesen das sein zu können, was er wollte und mußte, daß seine Stimme in Wehmuth zerschmolz und die anstößigen Provinzialismen wie durch Thränen klangen.

Da sah er weit hinten in der Kirche ein kleines, weißes Haupt und ein Paar runde, milde, feuchte, graublaue Augen, die an seinen Lippen hingen. Die Sonne fiel durch die kleine, dunkle Scheibe und spielte in den Runzeln, die Mutter Martha's Wangen überzogen, und der graue Kopf schwankte leise, wie eine reife Aehre im Herbst. Und der Pastor fühlte sich nicht mehr einsam; seine Stimme schwoll, neue Gedanken drängten sich in sein Hirn, so daß er sie kaum ordnen und aus einander halten konnte; er wurde warm, wuchs und schwang sich zu einer poetischen Sprache auf, und als er »Amen« sagte, fühlte jeder, daß eine solche Predigt seit Menschengedanken nicht in der Kirche zu Quislinge gehalten worden war.

Doch wer nicht damit zufrieden war, das waren die Verwandten und Freunde der verstorbenen Größe, des Schultheißen aus Grönskog. Dieser hervorragende Ackerbauer, der vier Höfe nach einander gehabt hatte, zwei Mal verheirathet gewesen war, die Brücke über den Fimlingesund für 14 300 Kronen zu Werke gebracht hatte, zweiundzwanzig Jahre Gerichtsbauer (Schöffe) und zehn Jahre Schultheiß gewesen war, wie es auf der Liste des Küsters genau verzeichnet stand, wurde mit einigen Worten der Theilnahme für die Hinterbliebenen und einem innigen Gebete abgefertigt, daß er, der so viele irdische Güter besessen hatte, nicht das Eine Nothwendige vergessen haben möchte, daß er, der sich nicht um Essen, Trinken und Kleidung zu sorgen brauchte, um so eifriger sich um ein Kämmerlein in Gottes lebender Stadt für seine unsterbliche Seele bemüht haben möchte.

»Der Priestergesell soll sich, bei Gott! nach Verdienst und Essen bei uns umsehen!« murmelte die Schultheißin, als sie in ihren Federwagen kletterte und zu der stattlichen Beerdigungsnachfeier fuhr, wozu der Pastor nicht eingeladen wurde.

Als der Pastor nach dem Schlusse des Gottesdienstes in der Sakristei von dem Kirchenbuche aufsah, wo er gerade aufgezeichnet hatte, daß der Häusler Sven Karlsson in Vigghult beim Kirchgang seiner Frau fünfzig Oere für die Kirche geschenkt hatte, fünfzig Oere für die Armen und fünfundzwanzig Oere für die Orgelkasse, stand vor ihm ein kleiner feiner Mann mit einer Adlernase und lebhaften, braunen Augen, glattgekämmter Perrücke, Schnurrbart und einem ergrauenden Henriquatre über einer großen diamantenen Kravattennadel.

Der Pastor blickte, den fremden Herrn fragend an.

Nun meinte der Küster, dies ginge doch zu weit, beugte sich nieder und zischelte dem Pastor ins Ohr: »Herr Jesses, das ist ja der Baron!«

Der Pastor erhob sich:

»Der Küster theilt mir mit, daß ich die Ehre habe, Herrn Baron Stålfköld vor mir zu sehen.«

»Genau ihn selbst, wenn der Herr Pastor vielleicht nicht früher ...«

»Nein, ich habe wirklich nicht die Ehre gehabt.«

»Nun, nun, das ist ja möglich. Ich wollte Ihnen für die schöne Predigt danken. Die Baronin fand sie ganz charmant.«

Der Pastor verbeugte sich.

»Aber der Tausend, warum hatten Sie es heute so eilig mit dem Anfange des Gottesdienstes?«

Der Pastor erröthete bei dem Gedanken an den kleinen Fluch in der Sakristei, doch er antwortete ganz ruhig:

»Im Gegentheil, Herr Baron, es verzögerte sich heute zu meinem Bedauern über eine Viertelstunde, aber ich versichere Ihnen, das wird nie wieder vorkommen.«

»Hm, hm, ja, so. Das nenne ich genau sein. Hm! Wenn ich es denn selbst sagen soll, ich stimmte für Sie bei der Wahl. Hm! 2045 Silberlinge ...«

»Ich wünsche lebhaft, daß ich Ihnen keine Ursache geben werde, Ihr Vertrauen zu bereuen.«

»Genau so, ja. Nun hoffen wir Sie bald bei uns in Hjelmskog zu sehen, Herr Pastor.«

»Danke, ich werde die Ehre haben, Ihnen baldigst meine Aufwartung zu machen.«

»Warten Sie, können Sie nicht heute Nachmittag kommen? Wir haben schon einige Gäste und ...«

»Nein, danke! Nicht heute!«

»Bewahre, Sie bilden sich doch wohl nicht ein, daß es Sünde ist, Sonntags auszufahren? Freilich ist mein Haus grade kein Bethaus, aber eine Räuberhöhle ist es eigentlich auch nicht, und wir dispensiren Sie vom Tanzen und Kartenspielen.«

Der Pastor lächelte.

»Ich glaube wirklich, daß ich ohne die geringste Sünde des Sonntags ausfahren könnte, aber ich weiß, daß ein Theil des Volkes Anstoß daran nimmt, wenn der Prediger nach der Kirche zu seinem Vergnügen ausfährt, und ich will keinen Anstoß geben.«

»Pfui, das ist ja die pure Heuchelei! Pardon! Es war nicht böse gemeint«, fügte der Baron hinzu, als er sah, daß der Pastor zusammenzuckte.

»Adieu, Herr Baron!« sagte der Pastor, der sich mittlerweile den Ueberzieher angezogen hatte, und ging.

»Was sagst du nun?« fragte der Küster den Kirchenvorsteher, als auch der Baron sich auf dem Absatze umgedreht hatte und verschwunden war.

»Ein verfluchter Pfaff'! Aber du kannst es mir glauben, Helmqvist, der hat noch einige Tausende Anererbtes übrig, sonst wäre es wohl nicht möglich, daß er wagte, so gegen den Baron aufzutreten.«


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