Alfred von Hedenstjerna
Allerlei Leute – Erster Band
Alfred von Hedenstjerna

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Vorwort.

Der mir befreundete Herr Verleger hat mich ersucht, diese Erzählungen aus dem schwedischen Volksleben mit ein paar empfehlenden Worten in die deutsche Leserwelt einzuführen. Sie bedürfen dessen eigentlich nicht; doch ist es ein Ersuchen, dem jeder, der ihre Bekanntschaft gemacht hat, gern entsprechen wird. Denn eine so gesunde Nahrung für Geist und Gemüth, wie in diesen schlichten Erzählungen von Hedenstjerna, wird uns zur Zeit selten geboten. Mit dem Wort »klassisch« wird viel Mißbrauch getrieben, und die Meinungen, was darunter zu verstehen sei, gehen aus einander. Doch wenn klassisch genannt zu werden verdient das Einfache, Ungekünstelte, Naturwahre, das, wie die aufgehende Sonne, Alle packt und ergreift und durch Wiederholung nicht nur nicht verliert, sondern gewinnt, so darf das stolze Prädicat für diese Erzählungen voll in Anspruch genommen werden.

Ich bin mir bewußt, daß ich dem Leser damit viel verspreche, aber ich thue es mit gutem Gewissen, seitdem ich wahrnehmen durfte, daß ich mit meinem beifälligen Urtheil nicht allein stehe. Wo immerhin der Bearbeiter die eine und andre Erzählung von Hedenstjerna vortrug da war die Wirkung auf alle Hörer dieselbe und Streit nur darüber, welche den Vorzug verdienen ob der »Inspector Bergmann«, ob »Durch Sturm und Schnee«, ob »Des Candidaten Weihnachtsmette« oder »Sein Herzblättchen« etc., und darüber mag weitergestritten werden; denn es kommt nichts darauf an. Gewiß ist, daß keine dieser Erzählungen ohne ethisch wohlthuenden Gehalt ist, und, was ich für einen ebenso hohen wie seltenen Vorzug halte, keine, die man nicht auch in den Händen der reiferen Jugend zu sehen wünschte.

Ich stehe davon ab, den Verfasser, der ein gleich scharfsichtiger Beobachter des Natur- und Menschenlebens ist und beide je mit wenigen Strichen so zu zeichnen versteht, daß man miterlebt zu haben meint, was er uns schildert, mit andern modernen Schriftstellern zu vergleichen, und es verbietet sich auch meines Erachtens, insofern seine prägnante Darstellungsweise eine ganz treue, eigenartige ist.

Eher möchte ich, um ihm gerecht zu werden, an einen deutschen Künstler auf anderm Gebiet erinnern und sagen: wer an den Zeichnungen von Ludwig Richter, insbesondere an seinen innigen und sinnigen Familienbildern Freude hat, der gewiß wird auch Freude an diesen haben; denn sie sind, wie die, Perlen – und nur vielfarbiger als sie – von bleibendem Werth.

G. Dreydorff,
D. theol. in Leipzig.


Karl Josef Alfred Hedenstjerna ist am 12. März 1852 auf Sleda im Kirchspiel Ryßby in Småland geboren. Sein Vater war Landwirt, hatte an der Akademie studiert und führte den Titel eines Hofjunkers. H. widmete sich zunächst der Landwirtschaft, schrieb aber dann und wann kleine Erzählungen und Feuilletons, drollige und derbe Sachen mit Provinzialmotiven und Heimatgeruch. 1879 siedelte er nach Växjö über, jener Stadt, in der Esaias Tegner einst Bischof war, der Bezirkshauptstadt Smålands, und wurde dort Redaktionssekretär der Zeitung »Smålandsposten«. Gescheit und tüchtig und als Verfasser der wöchentlichen Humoristischen Umschau (von ihm »Kaleidoskop« genannt) ward er schnell Hauptteilhaber der Zeitungsgesellschaft und 1890 Chefredakteur. 1898 gab er die Leitung des Blattes auf, blieb aber stets Mitarbeiter und nahm seinen Wohnsitz in Stockholm. »Smålandsposten« war damals überall in Schweden ein populäres, vielgelesenes Blatt. In H.'s Novellen – die er immer unter dem Pseudonym Sigurd veröffentlichte, – macht sich ein gewisser Einfluß der amerikanischen Humoristen bemerkbar. H. verheiratete sich im Jahre 1885 in Växjö mit der Tochter eines Mühlenbesitzers, Hilma Johansson und ist in Stockholm am 12. Oktober 1906 gestorben. Sein erstes Buch »Kaleidoskop« erschien 1884 (4. Aufl. 1887). Von den folgenden sind zu nennen: I svenska bondehem (1885; 6. Aufl. 1904), Ljud och oljud (1886). Vid hemmets härd (1889; 2. Aufl. 1892), Fru Westbergs inackorderingar (1890, 4. Aufl. 1893), Fröken Jennys konditioner (1893), Patron Jönssons menwarer (1894), Marie på »Gyllene hästen« (1896), Stuta-Perssons Josua (1899), Septembersol (1900), Svenssons (1908), Olof i Fornebo (1905). Petterssons Lina (1906) und Vid vägen (posthum, 1907). Gesammelt sind: Lifsbilder ur svenska hem (1902–03) und Svenskt hvardagslif (1905).

Die vorliegende deutsche Übersetzung seiner besten Novellen ist die erste, mit der der Verfasser in Deutschland bekannt wurde. Seitdem sind ihr mehrere andere nachgefolgt.



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