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XV
Die Königin gegen Wilde: Das erste Gerichtsverfahren

Sobald ich erfuhr, daß Oscar Wilde verhaftet und seine Entlassung gegen Bürgschaft abgelehnt worden war, bemühte ich mich um die Erlaubnis, ihn in Holloway zu besuchen. Wie mir gesagt wurde, durfte ich ihn nur in einem vergitterten käfigartigen Raum sehen und mußte mich beim Sprechen mindestens einen Meter entfernt halten. Nach meinem Gefühl war das für beide Teile allzu schmerzlich, und so wandte ich mich an die höheren Instanzen, die mir die Erlaubnis erteilten, ihn in einem Privatzimmer zu besuchen. Der Direktor empfing mich am Gefängnistor und war zu meiner Überraschung nicht nur höflich, sondern bestrickend gütig und verständnisvoll.

»Wir hoffen alle«, sagte er zu mir, »daß er bald freigelassen wird. Das ist hier nicht der richtige Ort für ihn. Jeder hat ihn gern, jeder einzelne! Es ist wirklich ein Jammer!«

Augenscheinlich war sein Empfinden noch viel stärker als seine Worte, und mein Herz schlug ihm entgegen. Er führte mich in ein kahles Zimmer, dessen ganze Ausstattung aus einem kleinen viereckigen Kiefernholztisch nebst zwei Küchenstühlen bestand, und ließ mich dort allein. Nach ein paar Augenblicken erschien Oscar in Begleitung eines Wärters. Stumm drückten wir uns die Hand. Er sah furchtbar verängstigt und gedemütigt aus, und ich hatte das Gefühl, daß es meine einzige Pflicht war, ihn aufzuheitern.

»Ich freue mich, dich zu sehen«, rief ich. »Hoffentlich sind die Wärter freundlich zu dir?«

»Ja, Frank«, erwiderte er in hoffnungslosem Ton, »aber alle anderen sind gegen mich eingenommen, es ist bitter.«

»Du darfst diesen Gedanken nicht aufkommen lassen«, antwortete ich, »viele Leute, die du gar nicht kennst und niemals kennen lernen wirst, stehen auf deiner Seite. Um ihretwillen und um der ungezählten künftigen Generationen willen mußt du standhalten und es auskämpfen.«

»Ich fürchte, Frank, daß ich – wie du einmal gesagt hast – keine Kämpfernatur bin«, erwiderte er traurig, »und sie wollen mir die Entlassung gegen Bürgschaft nicht bewilligen. Wie kann ich mir an dieser Marterstätte Beweismaterial verschaffen oder meine Gedanken sammeln? Stell' dir vor, daß sie mir die Haftentlassung verweigern«, fuhr er fort, »trotzdem ich in London geblieben bin, während ich die Möglichkeit hatte, ins Ausland zu reisen.«

»Du hättest reisen sollen«, rief ich ganz aufgeregt vor Empörung in französischer Sprache, »weshalb bist du nicht sofort abgereist, als du aus dem Gerichtssaal kamst?«

»Zuerst konnte ich meine Gedanken nicht sammeln«, antwortete er mir in derselben Sprache, »ich konnte überhaupt nicht denken, ich war ganz betäubt.«

»Deine Freunde hätten daran denken müssen«, sagte ich unbeirrt, denn damals wußte ich noch nicht, daß sie ihr möglichstes getan hatten.

In demselben Augenblick trat der Wärter, der sich abgewandt und nach der Tür zurückgezogen hatte, wieder zu uns.

»Herr, es ist nicht gestattet, in einer fremden Sprache zu reden«, sagte er in ruhiger Art. »Sie werden einsehen, daß wir die Vorschriften befolgen müssen. Außerdem darf ein Gefangener von diesem Gefängnis nicht als Marterstätte reden. Es tut mir leid, aber eigentlich müßte ich das melden.«

Das alles war so jämmerlich, daß mir die Tränen in die Augen traten: selbst seinem Kerkermeister tat er leid. Ich dankte dem Wärter und wandte mich von neuem an Oscar.

»Du darfst nicht die geringsten Befürchtungen aufkommen lassen«, rief ich, »auch deine Zeit wird wiederkommen, und dann mußt du sie wahrnehmen. Verlier' nur den Mut nicht und mach' das nächste Mal vor Gericht keine Witze. Das ist den Geschworenen verhaßt, weil sie es als geistige Überhebsamkeit und Unverschämtheit betrachten. Nimm alles ernst und mit strenger Würde. Verteidige dich, wie David seine Liebe zu Jonathan verteidigt haben würde, und sprich so, daß sie dir alle zuhören müssen. Wenn ich halb so begabt wäre wie du, würde ich mich verpflichten, freigesprochen zu werden, selbst wenn ich schuldig wäre; die unbezwingliche Entschlossenheit ist stets eine halbgewonnene Schlacht … Mach' diese Gerichtsverhandlung von dem Augenblick an, da du den Saal betrittst, bis zur Entscheidung der Geschworenen zu einem unvergeßlichen Ereignis. Benutze jede Gelegenheit und laß dein wahres Wesen zu Worte kommen, damit es für dich zeugt.«

Ich sprach mit weinenden Augen und zornigem Herzen.

»Ich will mein möglichstes tun, Frank«, sagte er in verzagtem Ton, »ich will mein möglichstes tun. Wenn ich hier herauskäme, könnte ich mir etwas ausdenken, – aber es ist schrecklich, wenn man hier ist. Noch bei Tageslicht muß man zu Bett gehen, und die Nächte nehmen kein Ende.«

»Hast du denn keine Uhr?« rief ich.

»Im Gefängnis ist es nicht gestattet, eine Uhr zu haben«, erwiderte er.

»Aber weshalb denn nicht?« fragte ich ganz bestürzt. Denn ich wußte nicht, daß in einem englischen Gefängnis jede Vorschrift ausgeklügelt ist, um den unglücklichen Gefangenen zu quälen und zu erniedrigen.

Mit verzweifelter Gebärde hob Oscar die Hände empor:

»Man darf nicht rauchen, nicht einmal eine Zigarette; deshalb kann ich nicht schlafen. Die ganze Vergangenheit wird wieder lebendig: all jene goldenen Stunden: die Junitage in London, wenn die Sonne leuchtende Flecke auf den Rasen wirft und der Wind in den Bäumen wie Seide raschelt. Entsinnst du dich, daß Wordsworth von dem ›Winde in den Bäumen‹ spricht? Ach, ich wünschte, ich könnte ihn jetzt hören und noch einmal einatmen. Dann würde ich vielleicht Kraft zum Kampf gewinnen.«

»Ist das Essen gut?« fragte ich ihn.

»Ganz ausreichend, ich bekomme es von auswärts. Auf das Essen kommt's nicht an. Das Rauchen entbehre ich, die Freiheit und Menschen zum Verkehr. Wenn ich allein bin, versagt mein Geist. Dann kann ich nur an das denken, was gewesen ist, und mich selbst peinigen. Ich bin für die Sünden eines ganzen Lebens schon genug gestraft.«

»Kann ich nicht irgend etwas für dich tun, hast du nicht irgendeinen Wunsch?« fragte ich ihn.

»Nein, Frank«, antwortete er, »es ist sehr freundlich von dir, daß du mich besucht hast, ich wünschte, ich könnte dir so recht sagen, wie freundlich es ist.«

»Das ist nicht der Rede wert«, sagte ich; »du kannst mich jederzeit rufen, wenn du mich brauchst: ein Wort genügt, und ich komme. Bücher darfst du dir doch halten, nicht wahr?«

»Ja, Frank.«

»Ich wünschte, daß du Platos ›Apologie‹ zur Hand nehmen und dir Sokrates' unsterblichen lächelnden Mut mit tiefen Zügen zu eigen machen würdest«, sagte ich.

»Ach, Frank, wie viel menschlicher waren die Griechen! Sie erlaubten, daß seine Freunde ihn zu bestimmten Stunden besuchten und mit ihm sprachen, trotzdem er zum Tode verurteilt war. Da gab es keine Wärter, die zuhörten, und keine erniedrigenden Bestimmungen.«

»Sehr wahr«, rief ich, denn plötzlich kam es mir zum Bewußtsein, daß Oscar Wilde vor zweitausend Jahren in Athen viel besser behandelt worden wäre. »Unser Fortschritt ist in der Hauptsache eine veränderte Form, denn wir streifen unsere Grausamkeit nicht ab, und selbst Christus vermochte nicht, uns milder zu machen.«

Er nickte. Zuerst schien er ganz trostlos zu sein, aber ich brachte es fertig, ihn ein wenig aufzurichten, denn als unser Gespräch zur Neige ging, fragte er mich:

»Glaubst du wirklich, Frank, daß ich siegen kann?«

»Selbstverständlich wirst du siegen«, erwiderte ich. »Du mußt siegen, du darfst an keine Niederlage denken. Nimm an, daß es gar nicht ihre Absicht ist, dich schuldig zu sprechen; präge dir das ein, wenn du im Gerichtssaal bist, und laß keine Furcht aufkommen, – nicht eine Sekunde. Deine Feinde sind weiter nichts als dumme, unglückliche Geschöpfe, die ein paar armselige Jahre zwischen Erde und Sonne umherkriechen, und deren Schicksal es ist, zu sterben, keine Spuren und kein Andenken zurücklassen. Vergiß nicht, daß du für uns alle kämpfst, – für jeden Künstler und Denker, der auf englischem Boden geboren werden soll … Besser ist es, wie Galilei zu siegen, als wie Giordano Bruno verbrannt zu werden. Laß dich auch nicht von ihnen zum Märtyrer machen. Biete deine ganze Klugheit, deine Beredsamkeit und deinen bestrickenden Reiz auf. Fürchte dich nicht; wenn sie dich kennen, wie du bist, werden sie dich nicht verurteilen.«

»Ich habe versucht, meine Gedanken zu sammeln«, sagte er, »und mich darauf gefaßt gemacht, diese Lebensweise ein ganzes Jahr zu ertragen. Es ist schrecklich, Frank, ich habe keine Ahnung gehabt, daß ein Gefängnis so schrecklich ist.«

Der Wärter runzelte wieder die Stirn, und ich beeilte mich, zu einem anderen Thema überzugehen.

»Deshalb mußt du eben entschlossen sein, daß du nicht noch mehr damit zu tun haben wirst. Ich wünschte, ich hätte dich gesprochen, als du aus dem Gerichtssaal kamst, aber ich habe wirklich geglaubt, du könntest mich nicht gebrauchen, denn du wandtest dich von mir ab.«

»Ach, Frank, das war doch nicht möglich?« rief er. »Ich wäre dir ja so dankbar gewesen.«

»Ich bin sehr kurzsichtig«, versetzte ich, »und es kam mir so vor. Von unseren törichten kleinlichen Eitelkeiten lassen wir uns zurückhalten, so zu handeln, wie wir handeln sollten. Aber wenn ich irgend etwas für dich tun kann, laß es mich wissen, ich komme jederzeit, wenn du mich brauchst.«

Ich sprach diese Worte, weil der Wärter mir bereits ein Zeichen gegeben hatte.

»Die Zeit ist um«, sagte er nun, und wir drückten uns noch einmal die Hände.

»Du mußt siegen«, sagte ich zu ihm, »du darfst an keine Niederlage denken. Auch deine Feinde sind menschlich. Bekehre sie, glaub' mir, daß du es kannst.« Ich ging – und trug Angst, Mitleid und Empörung in meinem Herzen:

Schweig still, mein Herz, schweig still, es währt nur kurze Zeit,
Wir wollen leiden einer Stunde Qual und dulden Ungerechtigkeit.

Ich traf den Direktor, als ich fast an der Tür war.

»Es ist furchtbar«, rief ich aus.

»Ja, das ist hier nicht der richtige Ort für ihn«, antwortete er mir. »Er hat bei uns nichts zu suchen. Jeder hat ihn gern und bemitleidet ihn, – die Wärter, jeder einzelne. Ich will alles tun, was in meinen Kräften steht, um ihm den Aufenthalt erträglich zu machen.«

Wir reichten uns die Hand, und ich glaube, wir hatten beide Tränen in den Augen, als wir auseinandergingen. Dieser menschenfreundliche Gefängnisdirektor hatte mich gelehrt, daß Oscars Sanftmut und Güte – die Liebenswürdigkeit seines Wesens – alle Herzen erobern würde, wenn ihr Zeit gelassen wurde, sich zu erkennen zu geben. Und doch war er im Gefängnis. Sein Gesicht und seine Gestalt tauchten immer wieder vor meinen Augen auf: dieses unrasierte Gesicht, dieser eingeschüchterte, traurige Ausdruck; diese verzweifelte, klanglose Stimme. Selbst die Reinlichkeit des kahlen, unfreundlichen Zimmers machte einen häßlichen Eindruck. Die Engländer sind so töricht, daß sie die Menschen erniedrigen, die sie strafen. Ich glühte vor Empörung.

Und als ich von hinnen ging, blickte ich zu dem mittelalterlichen, zinnengekrönten Torweg des Grundstücks empor und fand, daß der Baustil vortrefflich zu dem Geist der Anstalt paßte. Die ganze Einrichtung gehört ins Mittelalter und nicht in unser modernes Leben. Wenn man bedenkt, daß das Gefängnis dicht neben dem Krankenhaus liegt und das Gefängnis sogar eine Krankenabteilung besitzt! Folterung und Herzensgüte, Strafe und Mitleid unter einem Dache. Welch ungereimter Widerspruch und Stumpfsinn! Wird die Zivilisation niemals Menschheitsideale erfüllen? Wird der Erdenbürger stets die Sünden, die er nicht begreifen kann und die ihn nicht in Versuchung führen, am strengsten bestrafen? Hat Jesus umsonst das Kreuz auf sich genommen?

*

Oscar Wilde wurde am 19. April vor Gericht gestellt, am 24. fand die Anklagejury die Anklage für »begründet«, und da der Fall fast unverzüglich zur Verhandlung nach Old Bailey Old Bailey ist das Hauptkriminalgericht in der Londoner City. überwiesen wurde, beantragte man die Vertagung der Verhandlung bis zur Sitzungsperiode im Mai, mit der Begründung, daß erstens die Verteidigung nicht genügend Zeit gehabt hätte, um ihre Sache vorzubereiten, und daß zweitens Mr. Wilde bei der augenblicklichen Stimmung des Publikums auf keine gerechte und unparteiische Verhandlung rechnen könne. Justice Charles, der die Untersuchung zu leiten hatte, nahm den Antrag entgegen und lehnte ihn rundweg ab: »Jede Vermutung, daß der Angeklagte nicht auf eine gerechte und unparteiische Verhandlung zu rechnen hat, ist unbegründet«, erklärte er, obwohl er das besser wußte. Denn in seinem Schlußwort am 1. Mai stellte er fest, daß »man seit Wochen keine Zeitung zur Hand nehmen konnte, ohne eine Notiz über den Fall zu lesen«. Und als er die Geschworenen aufforderte, sich nicht durch »vorgefaßte Meinungen beeinflussen zu lassen«, gab er die Wahrheit zu, daß jede Zeitungsnotiz mit Abneigung und Verachtung gegen Oscar Wilde gespickt war. In der Tat ein gerechtes Verfahren! –

Die Verhandlung fand drei Tage später, am 27. April, unter dem Vorsitz von Justice Charles in Old Bailey statt. Die Herren C. F. Gill und A. Gill sowie Herr Horace Avory vertraten die öffentliche Anklage. Mr. Wilde wurde wieder von Sir Edward Clarke und den Herren Charles Mathews und Travers Humphreys verteidigt, während die Herren J. P. Grain und Paul Taylor als Rechtsbeistand für den anderen Angeklagten fungierten. Die Verhandlung begann an einem Sonnabend, und der ganze Tag wurde durch die rechtliche Darlegung des Falles ausgefüllt. Ich werde die Einzelheiten nicht anführen, sondern nur die wichtigsten Vorkommnisse der Verhandlung schildern und die Ungerechtigkeit, die ihr Hauptmerkmal bildete.

Sir Edward Clarke wies darauf hin, daß der erste Teil der Anklagepunkte unter die kriminelle Zusatzakte zum Strafrecht fiel und der zweite Teil auf Mittäterschaft lautete. Er beantragte nun, die Anklage wegen Mittäterschaft fallen zu lassen. Für die Anklagepunkte wegen Mittäterschaft konnten die Angeklagten nicht als Zeugen aufgerufen werden, wodurch die Verteidigung benachteiligt wurde. Schließlich erkannte der Vorsitzende an, daß Schwierigkeiten vorhanden wären, wollte jedoch Sir Edward Clarkes Gesuch nicht bewilligen. Im weiteren Verlauf der Verhandlung zog jedoch Mr. Gill selbst die Anklagepunkte auf Mittäterschaft zurück, und der Vorsitzende gab in seinem Schlußwort ausdrücklich zu, daß er diese auf Mittäterschaft lautenden Anklagepunkte nicht zugelassen haben würde, wenn er das beigebrachte Beweismaterial gekannt hätte. Durch dieses Zugeständnis entlastete er offenbar sein Gewissen, gerade ebenso wie Pilatus seine Hände in Unschuld wusch. Aber das Unheil war bereits geschehen. Diese Anklage auf Mittäterschaft hatte nicht nur der Verteidigung Verlegenheiten bereitet; wäre sie unterblieben, wie es sich gebührte, so hätte Sir Edward Clarke mit vollem Recht darauf bestehen können und müssen, daß das Verfahren gegen die beiden Männer getrennt geführt wurde. Und somit wäre Wilde nicht durch die Zusammenstellung mit Taylor, dessen Name berüchtigt war und der bereits wegen ähnlicher Beschuldigungen mit der Polizei zu tun gehabt hatte, in seinem Rufe geschädigt worden.

Aber das war nicht die einzige Ungerechtigkeit, die von Seiten der Anklagevertretung erfolgte. Das Schatzamt rief einen jungen Mann namens Atkins als Zeugen auf und bestätigte dadurch zum mindesten seine Glaubwürdigkeit. Aber Sir Edward Clarke überführte Atkins, daß er in schamlosester Weise vor Gericht einen Meineid geleistet hatte. In der Tat waren die vom Schatzamt gegen Wilde beigebrachten Zeugen, mit Ausnahme des Knaben Mavor und eines jungen Mannes namens Shelley, insgesamt Erpresser und Leute niedrigster Sorte. In bezug auf Mavor gab der Vorsitzende zu, daß das beigebrachte Beweismaterial nicht ausreichend war, um den Geschworenen vorgelegt zu werden. Aber sein Schlußwort stand sehr stark unter dem Eindruck der Shelleyschen Aussage. Shelley war ein junger Mann, der an einer Art religiösem Wahnsinn zu leiden schien. Justice Charles legte großes Gewicht auf seine Aussage und forderte die Geschworenen zu der Erklärung auf, daß »sein Briefwechsel, der verlesen worden war, zwar als Beweis seiner Erregbarkeit anzusehen sei, daß man aber den Eindruck seiner Briefe in unangemessener Weise vergrößern würde, wenn man ihn als einen jungen Mann bezeichnete, der nicht wüßte, was er redete«. Er fügte dann mit großer Feierlichkeit hinzu: »Aus welchem Grunde sollte dieser junge Mann eine Geschichte erfunden haben, deren Bericht vom Zeugenstand aus ihm unangenehm sein mußte?«

In der späteren Verhandlung unter dem Vorsitz von Justice Wills war der Vorsitzende genötigt, das Shelleysche Beweismaterial in toto zu streichen, weil es vollkommen unstichhaltig war. Es besteht kein Zweifel, daß auch Justice Charles Shelleys Beweismaterial gestrichen hätte, wäre der unter seinem Vorsitz geführte Prozeß nicht mit den auf Mittäterschaft lautenden Anklagepunkten verquickt worden. Und dann hätte sein Schlußwort vollkommen zu Wildes Gunsten ausfallen müssen.

Man kann die ungewöhnliche Böswilligkeit von seiten der Anklagevertretung auch daran ermessen, daß die sogenannten »literarischen Argumente« herangezogen wurden. Wilde hatte für die Zeitschrift »The Chameleon« Beiträge geliefert. Das Blatt enthielt eine unsittliche Erzählung, mit der Wilde gar nichts zu tun hatte und die von ihm wegen ihrer Anstößigkeit getadelt worden war. Dennoch versuchte die Anklage, ihn gewissermaßen für die Unsittlichkeit einer literarischen Arbeit verantwortlich zu machen, von der er gar nichts gewußt hatte.

Ferner hatte Wilde zwei von Lord Alfred Douglas verfaßte Gedichte »schön« genannt. Die Anklage behauptete nun, daß diese Gedichte in ihrer Tendenz eine Verteidigung der gemeinsten Unsittlichkeit wären. Aber kann das leidenschaftlichste, ja selbst das unkeuscheste Gedicht nicht dennoch »schön« sein? Niemals ist etwas Leidenschaftlicheres geschrieben worden als eins der Sapphoschen Gedichte. Und doch ist ein Fragment auserwählt worden und durch die Bewunderung von hundert Generationen erhalten geblieben. Die Anklage stellte sich unentwegt auf den Standpunkt eines Menschen, der die Behauptung vertritt, daß jemand unbedingt unsittlich sein muß, wenn er die bildhafte Darstellung eines nackten Körpers lobt. In jedem anderen zivilisierten Lande wäre ein solcher Streitpunkt undenkbar. Aber selbst der Vorsitzende war von dieser geistigen Stufe nicht weit entfernt. Er gab zu, daß es nicht gerecht wäre, einen Dichter oder einen dramatischen Schriftsteller auf Grund seiner Werke zu verurteilen, und fuhr dann folgendermaßen fort:

»Es ist bedauerlicherweise wahr, daß, im Gegensatz zu einigen unserer größten Schriftsteller, die viele Jahre damit zugebracht haben, nur die ersprießlichsten literarischen Werke – von höchster Genialität zeugende Werke zu schreiben, die jeder lesen kann, wie z. B. Sir Walter Scott und Charles Dickens – andere große Schriftsteller, insbesondere im achtzehnten Jahrhundert, sich trotz ihrer persönlich durchaus vornehmen Gesinnung aus diesem oder jenem Grunde gestattet haben, Bücher zu schreiben, deren Lektüre für Menschen peinlich ist, die ein normales Anstands- und Schicklichkeitsgefühl besitzen.«

Es wäre ehrlicher und vorurteilsloser gewesen, den unsinnigen Klagepunkt aus einem Rechtsspruch zu tilgen. Hätte das Schatzamt Shakespeare um seines »Hamlet« willen vor Gericht gebracht, hätte man den Verfasser des »Hohenliedes Salomonis« wegen Unsittlichkeit verurteilt oder Paulus auf Grund seiner »Epistel an die Korinther« ins Gefängnis geschickt?

Die Vorurteile des Mittelstandes und das heuchlerische, scheinheilige Geschwätz des Vorsitzenden und der Advokaten füllten in ermüdender, schleppender Langweiligkeit viele Tage aus. Am Mittwoch hielt Sir Edward Clarke seine Verteidigungsrede für den Angeklagten. Er wies die Ungerechtigkeit der verspätet zurückgezogenen, auf Mittäterschaft lautenden Anklagepunkte nach und sagte ferner: der Umstand, daß gewisse Presseparteien diesen Fall zu einem schmählichen Verhalten ausgebeutet hatten, durch welches die Handhabung der Gerechtigkeit gefährdet und der Mandant, dessen Sache er vertrete, in höchstem Grade geschädigt worden sei, gäben diesem Rechtsfall sein bezeichnendstes Gepräge. Und zum Schluß bemerkte er: die Art, in der Mr. Wilde seit vielen Wochen von der Presse kritisiert worden war, sei das Ungerechteste, was man sich denken könne. Aber kein Richter legte sich für ihn ins Mittel.

Sir Edward Clarke glaubte augenscheinlich, daß das Urteil des Londoner Geschworenengerichts selbst durch den Nachweis der Ungerechtigkeit unbeeinflußt bleiben würde. Und so begnügte er sich damit, den Versuch zurückzuweisen, Mr. Wilde auf Grund seiner Bücher oder eines Artikels, den er mißbilligt hatte, oder nach Gedichten, die er nicht geschrieben hatte, zu beurteilen. Er betonte die Tatsache, daß Mr. Wilde selbst die Klage gegen Lord Queensberry, durch welche die ganze Untersuchung veranlaßt worden war, angestrengt hatte: »Am 30. März«, sagte Sir Edward Clarke, »war Mr. Wilde von der Beschuldigungsliste unterrichtet«, – dann wandte er sich an die Geschworenen mit der Frage, ob sie wohl glaubten, daß er in England geblieben und das erste Gerichtsverfahren heraufbeschworen hätte, wenn er schuldig wäre? Ein solches Verhalten würde doch mehr als wahnsinnig sein, wenn Mr. Wilde wirklich schuldig gewesen wäre. Überdies hätte Mr. Wilde, noch ehe er die Beschuldigungen im einzelnen gehört hatte, den Zeugenstand betreten, um sie zu widerlegen.

Clarkes Rede war gut, aber nichts Außergewöhnliches: sie brachte keine neuen Argumente und keine einzige treffsichere Aufklärung. Es bedarf wohl keiner Erwähnung, daß die höhergeartete Fürsprache des Verständnisses durch ihre Abwesenheit glänzte.

Oscar Wildes Kreuzverhör bildete wieder den interessantesten Teil der Verhandlung.

Mr. Gill befragte ihn ganz eingehend über die beiden von Lord Alfred Douglas für die Zeitschrift »The Chameleon« geschriebenen Gedichte, die Mr. Wilde »schön« gefunden hatte. Das erste trug den Titel »In Praise of Shame«, während er das zweite »Two Loves« genannt hatte. Hier warf Sir Edward Clarke die Bemerkung ein:

»Mr. Gill, das betrifft Mr. Wilde nicht.«

Gill: »Ich wüßte nicht, daß ich das gesagt hätte.«

Sir Edward Clarke: »Und ich glaubte, Sie würden gern sagen, daß es ihn nicht betrifft.«

Dann bestand Mr. Gill darauf, daß Mr. Wilde nähere Erklärungen über das Gedicht »In Praise of Shame« abgeben sollte.

Und Mr. Wilde äußerte sich dahin, daß das erste Gedicht unklar zu sein schiene. Als er aber mit besonderer Dringlichkeit über die »Liebe« befragt wurde, die in dem zweiten Gedicht geschildert ist, ließ er bei dieser Gerichtsverhandlung zum ersten und vielleicht einzigen Male seinem Herzen freien Lauf:

»Die Liebe, die ihren Namen in diesem Jahrhundert nicht zu nennen wagt, ist dieselbe große Zuneigung eines älteren zu einem jüngeren Manne, die zwischen David und Jonathan bestand, die Plato zur tiefsten Grundlage seiner Philosophie gemacht hat, und die in Michelangelos und Shakespeares Sonetten widerklingt – eine innige, geistige Zuneigung, die ebenso rein wie vollkommen ist, und die zu großen Kunstwerken anregt, wie zu Shakespeares und Michelangelos Schöpfungen und zu diesen beiden Briefen von meiner Hand, wie sie da sind, – eine Zuneigung, die in diesem Jahrhundert falsch gedeutet, so falsch gedeutet wird, daß ich um ihretwillen hier an dieser Stelle stehe. Sie ist etwas Schönes und Feines, sie ist die Zuneigung in ihrer edelsten Form, – ein geistiges Band, das wiederholentlich einen älteren mit einem jüngeren Manne verknüpft hat, wenn der ältere geistige Gaben besitzt und der jüngere den ganzen Frohsinn, die Hoffnung und den Reiz des Lebens in sich trägt. Die Welt begreift nicht, daß es so etwas geben kann, sie spottet darüber, und zuweilen kommt man aus diesem Grunde an den Pranger.«

Als Oscar Wildes Rede bis zu diesem Punkte gediehen war, ertönte lauter Beifall von der Galerie des Gerichtssaales, und der gelehrte Richter sagte sofort: »Bei der geringsten Gefühlskundgebung werde ich den Saal räumen lassen. Ich ersuche Sie, vollkommenes Schweigen zu bewahren.«

So brachte Justice Charles den Beifall, der Oscar Wilde zuteil wurde, mit großer Strenge zum Schweigen, obwohl Justice Collins dem Beifall nicht Einhalt zu bieten versuchte, der bei Lord Queensberrys Freispruch durch den ganzen Saal tönte und die Menschenmenge, als sie sich zerteilte, noch bis auf die Straße geleitete.

Aber trotz der ungerechten Kritik der Presse, trotz der Ungerechtigkeit von Seiten der Anklagevertretung und trotz der unverkennbaren Voreingenommenheit und philisterhaften Unwissenheit des Vorsitzenden kamen die Geschworenen zu keiner Einigung.

Und dann folgte der dramatischste Zwischenfall der ganzen Verhandlung. Noch einmal beantragte Sir Edward Clarke, Oscar Wilde gegen Bürgschaft freizulassen. »Nach dem, was vorgefallen ist,« lauteten seine Worte, »glaube ich nicht, daß die Krone etwas gegen diesen Antrag einzuwenden hat.« Die Krone überließ dem Vorsitzenden die Entscheidung, zweifellos mit vollem Vertrauen; denn der Vorsitzende lehnte sofort den Antrag ab. Darauf sagte Sir Edward Clarke, daß eine zweite Untersuchung, falls eine solche überhaupt beabsichtigt wäre, nicht sofort stattfinden dürfte:

»Die Bürde der bei diesem Prozeß beteiligten Personen ist sehr schwer, ich halte es daher nur für richtig, daß dem Schatzamt Gelegenheit geboten wird, in der zwischen dieser und der nächsten Sitzungsperiode liegenden Zeit die Art in Erwägung zu ziehen, in welcher der Fall vorgebracht werden soll, sofern das überhaupt geschieht.«

Mr. Gill nahm sofort zu der Herausforderung Stellung:

»Zweifellos wird der Fall noch einmal zur Verhandlung kommen«, erklärte er, »ob sogleich oder in der nächsten Sitzungsperiode, das wird davon abhängen, was am zweckmäßigsten ist. Vermutlich wird es das wünschenswerteste Verfahren sein, diesen Fall bis zur nächsten Sitzungsperiode zu vertagen. Das ist das übliche Verfahren.«

Justice Charles: »Wenn es das übliche Verfahren ist, dann wollen wir es so halten.«

Die nächste Sitzungsperiode des Hauptkriminalgerichts begann am 20. desselben Monats.

Ein Aufschub, der nicht einmal drei Wochen währte, – und der doch vielleicht genügen konnte: denn es war undenkbar, daß ein Beschlußrichter Judge in Chambers. die Gewährung der Haftentlassung gegen Bürgschaft ablehnen würde, da ihm das Gesetz glücklicherweise keine freie Wahl gestattet. – –

Der Antrag wurde zur angemessenen Zeit bei einem Beschlußrichter gestellt und trotz des von dem Polizeirichter und Justice Charles gegebenen schlechten Beispiels diesmal bewilligt. So wurde Wilde, nachdem er selbst eine Kaution im Betrage von £ 2500 gestellt hatte und zwei andere Bürgschaften von je £ 1250 geleistet worden waren, aus der Haft entlassen. Die Tatsache, daß sich Leute gefunden haben, die diese drückende Verantwortung auf sich nahmen, spricht mehr für den Reiz und die Zauberkraft dieses Mannes, als ganze Bände es zu sagen vermöchten. Ihre Namen verdienen es, genannt zu werden: der eine war Lord Douglas of Hawick, der zweite ein Geistlicher – Reverend Stewart Headlam. Ich erbot mich, eine Bürgschaft zu übernehmen, aber ich hatte damals keinen eigenen Haushalt, und deshalb konnte mein Name nicht angenommen werden. Ich vermute, daß das Schatzamt Einspruch erhoben hatte, und möchte das seinerseits als einen Schimmer von Vernunft betrachten.

Sobald die Haftentlassung genehmigt war, begann ich, mich mit den Vorbereitungen zu Oscars Flucht zu beschäftigen. Denn es war die höchste Zeit, daß etwas unternommen wurde, um ihn vor den Wölfen zu retten. Am Tage nach seiner Entlassung war eine Londoner Morgenzeitung schamlos genug, eine Mitteilung zu veröffentlichen, die sie für die richtige Analyse der Geschworenenabstimmung über die verschiedenen Schuldfragen ausgab. Nach dieser Quelle waren zehn Geschworene im großen und ganzen für und zwei gegen eine Verurteilung im Falle Wilde. Und dieser Angabe wurde in weiten Kreisen Glauben geschenkt, weil sie überdies besagte, daß die Abstimmung für Taylor günstiger ausgefallen wäre als für Wilde, – was so überraschend und sinnlos war, daß es eine gewisse Glaubwürdigkeit für sich hatte: Credo quia incredibile.

Ich hatte den englischen Rechtssinn, die englischen Richter und die englische Presse zur Genüge kennen gelernt, um überzeugt zu sein, daß Oscar Wilde nicht mehr Aussicht auf ein gerechtes Gerichtsverfahren hatte, als wenn er ein irischer »Invincible Parteiname der irischen Unversöhnlichen.« gewesen wäre. Alle hatten sich ihre Ansicht gebildet und wollten nicht einmal der Vernunft Gehör geben. So konnte er denn mit aller Sicherheit auf seine Verurteilung und – wenn er verurteilt wurde – mit voller Sicherheit auf eine bestialisch-rohe Strafe rechnen. Wahrscheinlich würde der Richter es als einen Beweis seiner Unparteilichkeit betrachten, wenn er ihn wegen seiner reizvollen Vorzüge und seiner großen Verstandesgaben bestrafte. Und zum erstenmal in meinem Leben begriff ich die volle Bedeutung des Montaigneschen Bekenntnisses: wenn er beschuldigt wäre, die Türme von Notre-Dame gestohlen zu haben, so würde er lieber aus Frankreich fliehen, als es auf eine Gerichtsverhandlung ankommen lassen, – und Montaigne mußte als Jurist Bescheid wissen. So machte ich mich denn sofort ans Werk, um meine Vorbereitungen zu beendigen.

Ich glaubte nicht, daß es für mich böse Folgen haben könnte, wenn ich Oscar behilflich war, das Land zu verlassen. Die Zeitungen hatten die Verhandlungen vor dem Polizeirichter und vor Justice Charles als Gelegenheit benutzt, um das Publikum mit einer solchen Flut von widerlichem Schmutz und Unrat zu überschwemmen, wie sie nur den Nasen des Publikums im tugendstolzen England geboten werden kann. Meines Erachtens mußten alle Leute der Beweise überdrüssig sein und sehnlichst wünschen, mit der ganzen Sache nichts mehr zu tun zu haben. Aber in diesem Punkte mag ich mich geirrt haben, denn der Haß gegen Wilde schien allgemein und außerordentlich bösartig zu sein.

Ich brauchte eine Dampfjacht und wollte gerade nach Cowes fahren, um ein Boot zu mieten, als ein Herr beim Mittagessen merkwürdigerweise von seiner Dampfjacht auf der Themse sprach. Da fragte ich ihn, ob ich sie chartern könne.

»Gewiß«, lautete die Antwort, »ich will sie Ihnen auf ein bis zwei Monate für die baren Auslagen überlassen.«

»Ein Monat wird mir genügen«, sagte ich.

»Wohin fahren Sie?« fragte er mich.

Ich weiß nicht recht, wie ich auf den Gedanken kam, ihm die Wahrheit zu sagen, um zu sehen, was er darauf erwidern würde. So führte ich ihn denn beiseite und erzählte ihm die einfachen Tatsachen. Er stellte mir die Jacht zu diesem Zweck sofort unentgeltlich zur Verfügung und erklärte, daß er sie mir mit dem größten Vergnügen überlassen würde. Denn es wäre entsetzlich, daß ein Mann wie Wilde als gemeiner Verbrecher behandelt werden sollte.

Er teilte Heinrichs VIII. Anschauung in Shakespeares gleichnamigem Drama:

»… Zwar seh' ich manchen hier,
Der mehr aus Arglist denn aus reinem Eifer,
Vermöcht' er's, ihm das Ärgste zuerkannte …«

Nicht die Großmut, die im Anerbieten meines Bekannten lag, sondern die rücksichtsvolle Achtung, die er Wilde bezeigte, überraschte mich. Und da ich in England diese Milde für etwas ganz Einzigartiges hielt, fühle ich mich verpflichtet, sie näher zu erklären. Mein Bekannter war zwar in England geboren und erzogen, aber von jüdischer Abstammung – ein Mann mit der vielseitigsten Bildung, der durchaus kein Verständnis für die Untugend besaß, die Wilde zur Last gelegt wurde. Mit dem tröstlichen Gefühl, daß es wenigstens ein großmütiges, gütiges Herz auf Erden gab, ging ich am nächsten Tage nach der Oakley Street in Willie Wildes Haus, um Oscar zu besuchen. Ich hatte ihm am Abend vorher schriftlich mitgeteilt, daß ich Oscar abholen würde, um mit ihm auswärts zu speisen.

Willie Wilde empfing mich an der Tür; augenscheinlich war er sehr erregt, weil Oscars Name in aller Leute Munde war. Nun beteuerte er mir mit großer Zungenfertigkeit, daß es sehr freundlich von mir wäre, Oscar beizustehen, und er nun, obwohl wir nicht gut Freund gewesen waren, die Streitaxt begraben wollte. Ich hatte mich nie für ihn interessiert, – von irgendeiner Streitaxt wußte ich nicht das geringste, und es war mir gleichgültig, ob sie begraben werden sollte oder nicht. In trockenen Worten wiederholte ich ihm, daß ich Oscar abholen wollte, um mit ihm auswärts zu speisen.

»Das weiß ich«, sagte er, »und es ist überaus gütig von Ihnen, aber er kann nicht mitkommen.«

»Weshalb denn nicht?« fragte ich und trat ins Haus.

Oscar war düster gestimmt, niedergeschlagen und sichtlich leidend. Da mich Willies theatralische Unaufrichtigkeit ein bißchen verdroß, hatte ich Eile, mich zu entfernen. Da sah ich plötzlich Sherard, der später in seiner Wilde-Biographie alles aufgeboten hat, um Oscars Andenken zu Ehren zu bringen. Auch mein Besuch ist in seinem Buche verzeichnet. Sherard stand schweigend an der Wand, und ich sagte zu Oscar:

»Ich will dich zum Mittagessen abholen.«

»Er kann aber nicht ausgehen«, rief Willie.

Doch ich ließ nicht nach:

»Selbstverständlich kann er das, ich bin gekommen, um ihn abzuholen.«

»Aber wohin denn?« fragte Willie.

»Ja, Frank, wohin denn?« wiederholte Oscar in demütigem Ton.

»Wohin du willst«, gab ich zur Antwort, »ins Savoy-Hotel, wenn du willst, oder zur Abwechslung ins Café Royal.«

»Ach, Frank, ich traue mich nicht!« rief Oscar.

»Nein, nein«, rief Willie, »das würde Ärgernis geben, irgend jemand wird ihm zu nahe treten, das könnte Schaden anrichten und die Leute aufsässig machen.«

»Ach, Frank, ich traue mich nicht«, wiederholte Oscar mechanisch seine Worte.

»Kein Mensch wird ihm zu nahe treten, es wird auch kein Ärgernis geben, und ihm wird es guttun«, erwiderte ich.

»Aber was werden denn die Leute sagen?« rief Willie.

»Man weiß nie, was die Leute sagen werden«, gab ich zurück, »am besten sprechen sie immer über die Menschen, die sich verdammt wenig daraus machen, was sie sagen.«

»Ach, Frank!« wandte Oscar ein, »ich kann in kein Lokal gehen wie das Savoy-Hotel, wo mich jeder kennt.«

»Gut, gut«, pflichtete ich ihm bei, »du kannst dir aussuchen, wohin du gehen willst. Ganz London steht uns offen. Ich habe mit dir zu reden, und es wird dir guttun, an die Luft zu kommen, dich von der Sonne bescheinen und dir den Wind ins Gesicht wehen zu lassen. Komm, vor der Tür steht eine offene Droschke.«

Nach kurzer Zeit hatte ich über seine Bedenken und Willies dumme Reden gesiegt, und er kam mit. Kaum hatten wir das Haus verlassen, da besserte sich seine Stimmung, und bald hörte ich sein helles Lachen.

»Es ist wirklich sonderbar, Frank, jetzt bin ich gar nicht mehr ängstlich und niedergeschlagen. Und die Leute johlen nicht und zischen mich nicht aus. Ist's nicht schrecklich, wie sie die Entgleisten beschimpfen?«

»Darüber wollen wir nicht sprechen«, erwiderte ich, »wir wollen von Siegen und nicht von Niederlagen sprechen.«

»Für mich wird's wohl keine Siege mehr geben, Frank.«

»Ach Unsinn!« rief ich, »aber wohin wollen wir gehen?«

»In irgendein ruhiges Lokal, wo mich keiner kennt.«

»Möchtest du wirklich nicht ins Café Royal?« fragte ich. »Es wird dir nichts geschehen, und ich glaube, daß du wahrscheinlich da ein paar Leute treffen wirst, die es ehrlich mit dir meinen. Du hast eine sehr schwere Zeit hinter dir, und es muß doch noch Leute geben, die begreifen, was du durchgemacht hast, und die wissen, daß du für alles, was du gesündigt haben kannst, schon bestraft genug bist.«

Aber er beharrte bei seiner Meinung:

»Nein, Frank, ich kann nicht, ich kann wirklich nicht.«

Endlich entschieden wir uns für ein Restaurant in der Great Portland Street. Wir fuhren dorthin und ließen uns ein besonderes Zimmer anweisen.

Ich trug mich mit zwei Plänen, die beide aus einer Quelle stammten – dem innigen Wunsche, ihm zu helfen. Denn ich war überzeugt, daß er im Falle eines Wiederaufnahmeverfahrens nur, wie ich mich ausdrücken möchte, auf Grund eines zuverlässigen und wahrheitsgemäßen Zeugenbeweises verurteilt werden konnte. Die Geschworenen mit ihrem echt englischen Vorurteil, oder vielmehr mit ihren gesunden englischen Trieben würden das durch gemeine Erpresser gegen ihn vorgebrachte Beweismaterial nicht anerkennen. Er konnte nur auf Grund unverfälschter Beweismittel, wie durch die Zeugenaussagen der Stubenmädchen im Savoy-Hotel, verurteilt werden. Diese waren aber nun über zwei Jahre alt und nicht stichhaltig, da die Direktion des Hotels nicht gegen diese Tatsachen eingeschritten war, wenn es sich überhaupt um Tatsachen handelte. Immerhin war ihre Zeugenaussage sehr klar und sehr bestimmt gewesen und im Verein mit den Aussagen der Erpresser hinreichend, um die Verurteilung zur Gewißheit zu machen. Nachdem wir unser Mittagessen beendigt hatten, sprach ich mich mit Oscar über diese Anschauung aus. Auch er hielt es für wahrscheinlich, daß er durch die Zeugenaussage der Stubenmädchen am schwersten belastet worden war. Infolge ihrer Angaben und Shelleys Erklärungen hatte sich der Vorsitzende, wie er selbst zugegeben hatte, zu der verletzenden Tonart seines Schlußwortes veranlaßt gefühlt.

»Die Aussage der Stubenmädchen ist falsch«, behauptete Oscar. »Sie irren sich, Frank. Nicht über mich ist im Savoy-Hotel geredet worden, sondern über … Dazu war ich überhaupt nicht dreist genug. Ich habe … morgens in seinem Zimmer besucht.«

»Gott sei Dank«, sagte ich, »weshalb hat aber Sir Edward Clarke das nicht zur Sprache gebracht?«

»Er wollte es tun, aber ich habe es nicht zugelassen. Ich habe es ihm verboten. Ich darf meinen Freund nicht verraten. Ich konnte es nicht zulassen.«

»Aber das muß er unter allen Umständen zur Sprache bringen«, sagte ich, »wenn er es nicht tut, so werde ich es tun. Ich habe drei Wochen Zeit, und im Laufe dieser drei Wochen werde ich das Stubenmädchen ausfindig machen. Ich werde mir von deinem Zimmer und dem Zimmer deines Freundes einen Plan verschaffen und ihr begreiflich machen, daß sie sich geirrt hat. Wahrscheinlich hat sie sich deiner erinnert, weil du so groß bist, sie hat dich mit dem Schuldigen verwechselt. Alle Leute haben dich stets für den Anstifter und nicht für den Gefolgsmann gehalten.«

»Aber was kann das denn nützen, Frank, was kann das denn nützen?« rief er. »Selbst wenn du das Stubenmädchen überzeugst und sie widerruft, bleibt immer noch Shelley übrig, und der Vorsitzende hat auf Shelleys Zeugenbeweis Gewicht gelegt, weil er unverfälscht wäre.«

»Shelley ist mitschuldig«, rief ich, »seine Aussage bedarf der Bestätigung. Du verstehst diese juristischen Sophistereien nicht. Aber es war nicht die geringste Bestätigung vorhanden … Sir Edward Clarke hätte seine Zeugenaussage für ungültig erklären müssen. Diese Anklage der Mittäterschaft ist's gewesen«, rief ich, »die die Sache erschwert hat. Auch Shelleys Aussage wird bei der nächsten Verhandlung für ungültig erklärt werden, das wirst du sehen.«

»Ach, Frank«, sagte er, »du sprichst so leidenschaftlich und überzeugt, als ob ich unschuldig wäre.«

»Aber du bist doch unschuldig«, rief ich ganz bestürzt, »bist du's denn nicht?«

»Nein, Frank«, sagte er, »ich dachte, das hättest du längst gewußt.«

Blöde starrte ich ihn an: »Nein, das habe ich nicht gewußt«, sagte ich trübselig. »Ich habe nicht an die Beschuldigungen geglaubt. Keinen Augenblick habe ich daran geglaubt.«

Vermutlich befremdete ihn die Veränderung meiner Tonart und meines Wesens, denn er streckte mir zaghaft die Hand entgegen und sagte:

»Nun wirst du wohl alles ganz anders ansehen, Frank?«

»Nein«, erwiderte ich, gab mir einen Ruck und reichte ihm die Hand. Und nach kurzem Schweigen fuhr ich fort: »Nein, merkwürdigerweise sehe ich's gar nicht anders an. Ich weiß nicht weshalb; vermutlich besitze ich mehr Verständnis als Sittlichkeitsgefühl. Es hat mich überrascht und aus der Fassung gebracht. Diese Sache ist mir stets phantastisch und unglaublich vorgekommen, und nun machst du sie für mich zur greifbaren Wirklichkeit. Aber auf meine Freundschaft und meinen Entschluß, dir zu helfen, hat sie keinen Einfluß. Doch ich sehe nun, daß der Kampf unvergleichlich härter sein wird, als ich geahnt habe. Nun glaube ich wirklich nicht mehr, daß wir Aussicht haben, einen Wahrspruch zu deinen Gunsten zu erzielen. Denn trotz aller Befürchtungen bin ich in der Hoffnung hergekommen, ihn doch zu erzielen; obwohl ich stets die Empfindung hatte, daß es bei der jetzigen Stimmung in England besser wäre, ins Ausland zu gehen und es nicht auf eine Gerichtsverhandlung ankommen zu lassen. Nun gibt es keinen Zweifel mehr: es wäre, wie Clarke gesagt hat, wahnsinnig von dir, in England zu bleiben. Weshalb aber in aller Welt hat Alfred Douglas, der die Wahrheit gewußt hat, überhaupt gewünscht, daß du gegen Queensberry einschreitest?«

»Er ist sehr kühn und halsstarrig, Frank«, sagte Oscar in seiner willenlosen Art.

»Nun, so muß ich also Critos Rolle spielen«, nahm ich lächelnd von neuem das Wort, »und dich fortbringen, ehe das Schiff aus Delos eintrifft.«

»Ach, Frank, das wäre herrlich, aber es ist unmöglich, ganz unmöglich. Ehe ich London verlassen hätte, würde ich verhaftet und wieder öffentlich gebrandmarkt werden, sie würden mich anjohlen und mir Schimpfworte zurufen … Nein, es ist unmöglich, das kann ich nicht wagen.«

»Ach, Unsinn!« erwiderte ich, »ich glaube, die Behörden würden überglücklich sein, wenn du fortgehst. Ich finde, daß Clarkes herausfordernde Bemerkung Gill gegenüber merkwürdig unüberlegt war. Er hätte den schlummernden Löwen nicht wecken sollen. Es war vorauszusehen, daß der streitbare Gill den Handschuh aufnehmen würde. Wenn Clarke sich ruhig verhalten hätte, wäre es vielleicht ohne zweite Gerichtsverhandlung abgegangen. Aber dagegen ist nun nichts zu machen. Glaub' nur nicht, daß es überhaupt Schwierigkeiten bereitet, wegzukommen, es ist eine Kleinigkeit. Ich mache dir ja nicht den Vorschlag, über Folkestone oder Dover zu fahren.«

»Aber Frank, wie steht's mit den Leuten, die für mich Bürgschaft geleistet haben? Ich kann sie nicht für mich büßen lassen, sie würden Tausende verlieren.«

»Ich werde schon dafür sorgen, daß sie nichts verlieren«, erwiderte ich, »ich bin gern bereit, sofort die Hälfte selbst zu übernehmen, und wenn du ein paar Theaterstücke schreibst, kannst du ungefähr die zweiten tausend Pfund in ganz kurzer Zeit zahlen. Die amerikanischen Zeitungen würden glücklich sein, dich für ein Interview zu bezahlen. Die Geschichte deiner Flucht wäre wohl tausend Pfund wert, sie würden dir fast jede Summe dafür geben. Bitte, überlaß mir alles, ich möchte nur, daß du inzwischen möglichst viel an die Luft gehst. Du siehst nicht gut aus, du bist gar nicht mehr der alte.«

»Dieses Haus wirkt bedrückend, Frank, Willie rechnet es sich so hoch an, daß er mich bei sich aufgenommen hat. Vermutlich meint er es gut; aber das Ganze ist schrecklich.«

Meine Aufzeichnungen über dieses Gespräch endigen mit diesen Worten. Aber von dieser Unterhaltung verblieb mir der tiefe Einblick in Oscars ungewöhnlich schwache oder, besser gesagt, weiche Natur, die durch eine gewisse Großherzigkeit entschuldigt und ausgeglichen wurde. Er wollte die Freunde, die sich für ihn verbürgt hatten, nicht im Stich lassen und seinen Freund nicht bloßstellen, selbst wenn es die eigene Rettung galt. Aber er wollte sich auch nicht sonderlich anstrengen, um die Freiheit zu erlangen. War das nicht Frauenart? fragte ich mich staunend. Und das Mitleid, das ich für ihn empfand, verstärkte sich. Er schien von dem plötzlichen Sturz und von der Entdeckung, wie leidenschaftlich die Menschen zu hassen vermögen, geistig betäubt zu sein. Nie zuvor hatte er die Wolfsnatur im Menschen erkannt, – den gemeinen, rohen Trieb, wie ein Raubtier über den Entgleisten herzufallen. Er hatte nicht geglaubt, daß es eine so frohlockende Bestialität gab; sie war ja nie in seinen Gesichtskreis getreten, und nun erfüllte sie ihn mit Entsetzen. So stand er da und wartete auf das, was da kommen sollte, ohne Mut, etwas anderes zu tun, als zu leiden. Mein Herz schmerzte aus Mitleid, und doch war ich auch ein bißchen unwillig über ihn. Weshalb gab er alles verloren? Es war der ewige Zwiespalt zwischen der streitbaren Natur und denen, die nicht kämpfen können oder wollen.

Ehe wir in den Wagen stiegen, um zu seinem Bruder zurückzufahren, vergewisserte ich mich, daß es ihm nicht an Geld fehlte. Er sagte mir, daß er genug Mittel besitze, um selbst die Spesen eines zweiten Gerichtsverfahrens zu bestreiten, was mich sehr überraschte. War er doch in Geldangelegenheiten sehr unbedacht. Später erfuhr ich jedoch von ihm, daß eine sehr hochsinnige und feingebildete Frau, unsere gemeinsame Bekannte, Miß S…, die jüdischen Stammes, wenn auch nicht jüdischen Glaubens war, schriftlich bei ihm angefragt hatte, ob sie ihm finanziell behilflich sein könnte. Denn sie hatte mit Betrübnis von seinem Bankerott gehört und fürchtete, daß er in Verlegenheit war. Wenn es sich tatsächlich so verhielte, so möchte er ihr gestatten, sein Bankier zu sein, damit er in richtiger Weise verteidigt werden könnte. Darauf erwiderte Oscar, daß er tatsächlich in größter Not wäre und überdies Geld brauchte, um seine Mutter in gewohnter Weise zu unterstützen. Die Spesen des zweiten Gerichtsverfahrens würden sich vermutlich auf £ 500-1000 belaufen. In Beantwortung seines Schreibens übersandte ihm Miß S… einen Scheck über £ 1000 mit der Versicherung, daß es für sie selbst nur ein geringes Opfer sei, – nur ein unzulängliches Zeichen der Erkenntlichkeit für den Genuß, den er ihr mit seinem köstlichen Geplauder bereitet hatte. Solche Taten sind über jedes Lob erhaben. Der Hauch dieses holden und edlen menschlichen Verständnisses ist es, der die Welt, die einem Raubtierkäfig gleicht, für Menschen bewohnbar macht.

Ehe wir uns trennten, hatten wir vereinbart, uns ein paar Abende später bei Mrs. Leverson zu treffen, die uns beide eingeladen hatte, bei ihr zu speisen. Und ich dachte mir im stillen, daß meine Vorbereitungen inzwischen beendet sein würden.

Wenn ich jetzt auf alles zurückblicke, wird es mir ganz klar, daß meine Zuneigung für Oscar Wilde mit dem Bekenntnis begonnen hat, das er mir an jenem Nachmittag machte. Seit Jahren war ich mit ihm befreundet, aber es war etwas rein Geistiges, das uns verbunden hatte, die Gemeinsamkeit unserer literarischen Neigungen und Bestrebungen. Jetzt hatte das Vertrauen, das er mir bewiesen hatte, und seine Aufrichtigkeit die Schranke zwischen uns niedergerissen und mir die ungewöhnlich weibliche Weichheit, die sanfte Schwäche seines Wesens offenbart. Und anstatt ihn ebenso zu verurteilen, wie ich diese Art der geschlechtlichen Zügellosigkeit stets verurteilt habe, empfand ich nur Mitleid mit ihm und den Wunsch, ihn zu schützen und ihm beizustehen. Seit diesem Tage wurde unsere Freundschaft innig, und ich fing an, ihn ahnend zu verstehen. Ich wußte nun, daß seine Worte stets hochherziger und edler sein würden als sein Tun, und ich wußte auch, daß ich den Zauber seines Wesens und seine lebendige Mitteilsamkeit für wirkliche Vorzüge gelten lassen mußte. Und sie hatten ja auch ebensoviel Wirklichkeit wie die Schönheit der Blumen. Gleichsam durch einen sechsten Sinn wurde mir die Kenntnis, daß ich auf jede Ungerechtigkeit von seiner Seite gefaßt sein mußte, wenn seine Eitelkeit mit im Spiel war. Aber ich war im voraus überzeugt, daß ich ihm stets verzeihen oder, besser gesagt, stets alles gutheißen würde, was er tat, daß ich ihn um seines Zaubers und seiner Milde und seines Geistes willen lieben und mich für alles, was ich zu tun vermochte, durch seine köstliche Kameradschaft überreich belohnt fühlen würde. –


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