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Siebentes Kapitel

Sabbat auf Worsted Skeynes

In dem weißen Frühstückszimmer, das ihr als Boudoir diente, saß Mrs. Pendyce mit einem geöffneten Brief auf dem Schoß. Sie war gewohnt, am Sonntag morgens eine Stunde hier zuzubringen, ehe sie in das anstoßende Ankleidezimmer ging, um den Hut für den Kirchgang aufzusetzen. Es machte ihr Spaß, während dieser Stunde nichts weiter zu tun, als an dem bei gutem Wetter offenen Fenster zu sitzen und hinauszublicken über den Park und die Wiesen und den niedrigen Turm der Dorfkirche, der aus einer Gruppe von Buchen aufstieg. Die Chronik verschweigt, woran sie in jenen Stunden dachte; vielleicht an die zahllosen Sonntagmorgen, da sie, die Hände im Schoß, wartend dasaß, bis um dreiviertel auf elf der Eintritt des Hausherrn mit seinem: »Na, meine Liebe, du kommst zu spät«, sie aufrüttelte. Hier hatte sie gesessen, bis ihr einst dunkelbraunes Haar grau zu werden begann, und hier würde sie weiter sitzen, bis es weiß wird. Eines Tages würde sie nicht mehr dasitzen, aber wahrscheinlich würde dann der noch recht gut aussehende Hausherr dennoch eintreten und sagen: »Na, meine Liebe, du kommst zu spät« – ganz in der alten Gewohnheit.

Aber all das mußte so kommen, es war nichts Ungewöhnliches; dasselbe vollzog sich in Hunderten von Herrenhäusern weithin in den ›drei Reichen‹; und sie saßen da und warteten, bis ihr Haar weiß wurde, die Frauen, die vor langer Zeit am Altar einer vornehmen Kirche Abschied genommen hatten von ihren Träumen und all den Hoffnungen und Möglichkeiten dieses irdischen Lebens.

Um Mrs. Pendyces Stuhl herum lagen die ›lieben Hunde‹ – auch ihnen war das zur Gewohnheit geworden; und dann und wann pflegte der Skye (er fing an alt zu werden) seine lange Zunge herauszustrecken und an ihrem kleinen, spitzen Schuh zu lecken. Denn Mrs. Pendyce war eine hübsche Frau gewesen, und ihre Füße waren noch so ziemlich wie früher.

Neben ihr auf dem Rokokotisch stand eine Porzellanschale mit trockenen Rosenblättern gefüllt, und eine Essenz war darauf gegossen, die nach Hagebutten roch. Die Herrin des Hauses hatte dieses Rezept von ihrer Mutter mitgebracht von dem alten Warwickshire-Gute der Totteridges, das längst an Mr. Abraham Brighman verkauft war. Mrs. Pendyce, die im Jahre 1840 das Licht der Welt erblickt hatte, liebte süßduftende Parfüms und schämte sich ihres Gebrauches nicht.

Der Spätsommer war mild und klar; und mild und klar und erstaunt blickten Mrs. Pendyces Augen auf den Brief, der auf ihrem Schoße lag. Sie drehte das Blatt um und begann ihn noch einmal zu lesen. Eine Falte zeigte sich auf ihrer Stirn. Es geschah nicht oft, daß ein Brief, der eine Entscheidung verlangte oder eine Verantwortung in sich schloß, in ihre Hände gelangte, der der gerechten und gütigen Zensur von Horace Pendyce entgangen war. Mancherlei Dinge unterstanden wohl ihrem Urteil, aber die hatten gewissermaßen keine Beziehungen zur Außenwelt. Der Brief lautete:

 

V. U. F. K. Hanover Square.
1. November 1891

Liebe Margery!

Ich möchte Dich sehen und etwas mit Dir besprechen, deshalb komme ich am Sonntag nachmittag schnell mal hinaus zu euch. Ich finde schon einen passenden Zug. Irgendein Plätzchen zum Schlafen wird für mich noch da sein, wenn ihr auch um diese Jahreszeit das Haus voll habt, wie ich vermute. Übrigens sage ich Dir lieber gleich, worum es sich handelt. Du weißt wohl, daß ich, seitdem ihr Vater starb, der einzige Beschützer und Berater von Helen Bellew bin. Sie befindet sich augenblicklich in einer Position, die für eine Frau durchaus nicht die richtige ist; und ich bin der Ansicht, man müßte dieser Situation so rasch wie möglich ein Ende machen. Dieser Bellew verdient keinerlei Rücksicht; ich kann nicht mit der nötigen Objektivität über ihn schreiben, deshalb lasse ich es lieber. Es sind jetzt zwei Jahre her, seitdem sie gänzlich getrennt leben, nur durch seine Schuld, meiner Ansicht nach. Das Gesetz hat sie in eine hilflose Zwangslage gebracht, aus der nur die Scheidung sie befreien kann, zu der wir jetzt, gottlob, wohl die Mittel in Händen haben. Du kennst mich gut genug, um zu verstehen, wie schwer es mir geworden ist, zu dieser Lösung zu gelangen: Gott weiß, wenn ich irgendeinen anderen Weg wüßte, der die Zukunft sicherstellt, ich zöge ihn diesem vor, der mir äußerst zuwider ist; aber ich finde keinen andern. Du bist die einzige Frau, von der ich wirklich annehmen kann, daß sie sich für Helen interessiert, und ich muß mit Bellew reden. Der brave, dicke Benson soll sich und seine Pferde nicht meinethalben strapazieren; ich komme zu Fuß herauf und trage meine Zahnbürste selbst.

Herzlichst Dein Vetter
Gregory Vigil.

 

Mrs. Pendyce lächelte. Sie sah zwar keinen Scherz darin, aber sie merkte aus dem letzten Satz, daß Gregory einen beabsichtigt hatte, und sie wollte ihn freundlich aufnehmen; so sann sie lächelnd und stirnrunzelnd über den Brief nach. Ihre Gedanken wanderten. Der letzte Skandal – die Scheidung der Lady Rose Bethany – hatte die ganze Gegend in Aufruhr versetzt, und jetzt noch mußte man seine Worte wägen, wenn von dem Fall die Rede war. Horace würde der Gedanke an eine neue Scheidung, noch dazu so nahe von Worsted Skeynes, höchst peinlich sein. Als Helen am Donnerstag abgereist war, hatte er geäußert:

»Ich bedauere nicht, daß sie fort ist. Ihre Position ist eine zu peinliche. Die Leute mögen das nicht. Die Maldens waren ganz –«

Und Mrs. Pendyce erinnerte sich, während es wieder heiß in ihr aufstieg, wie sie unwillkürlich herausgeplatzt war:

›Ellen Malden ist lächerlich philiströs!‹

Und auch der mißbilligende Blick von Mr. Pendyce hatte ihr Gefühl der Erleichterung nicht abschwächen können.

Der gute Horace! Die Kinder waren nach ihm geraten, mit Ausnahme von George, der ihrem Bruder Hubert ähnelte. Der gute Junge war am Freitag wieder zurückgefahren in seinen Klub, am Tage, nachdem Helen und die andern abgereist waren. Sie hätte gewünscht, er wäre noch geblieben. Sie hätte gewünscht – die Falte auf ihrer Stirn vertiefte sich. Allzuviel London war nicht gut für ihn! Allzuviel –. Ihre Gedanken waren plötzlich in London, das sie jetzt immer nur auf etwa drei Wochen im Juni und Juli besuchte, der Mädchen wegen, gerade zu der Zeit, da ihr Garten daheim am schönsten war, und da für sie alles dort in einem so tollen Wirrwarr durcheinanderging, daß sie nie wußte, ob sie wachte oder träumte. Das war gar nicht London – nicht das London unter einem Lenzeshimmel oder bei frühem winterlichen Laternenschein, der alle Vorübergehenden so interessant erscheinen ließ, als ob sie lauter wundersame, bewegte Leben führten mit wundersamen, bewegten Geschicken und Gefahren. Manche mochten brotlos sein, ja ohne Heim – aber alle erschienen ihr so aufregend, so ganz anders als –

»Na, meine Liebe, du kommst zu spät!«

Mr. Pendyce kam durchs Zimmer, um seinen Hausrock mit einem schwarzen zu vertauschen, hinter ihm her der Spaniel John. An der Tür wandte er sich um, und der Hund tat dasselbe.

»Der Himmel gebe, daß Barter sich heute kurz faßt! Ich muß mit dem alten Fox noch wegen der neuen Häckselmaschine reden.«

Die drei Terriers, die ihre Herrin umlagerten, hoben die Köpfe; der bejahrte Skye ließ ein leises Knurren vernehmen. Mrs. Pendyce beugte sich zu ihm herab und streichelte seine Schnauze.

»Schon gut, Roy, schon gut!«

Mr. Pendyce sagte:

»Der alte Kerl verliert alle Zähne; wir werden ihn bald beseitigen müssen!«

Ein schmerzvolles Erröten stieg in Mrs. Pendyces Wangen.

»Oh, nicht, Horace, nicht!«

Der Hausherr hüstelte.

»Wir müssen bedenken, was für den Hund das beste ist.«

Mrs. Pendyce erhob sich, und den Brief erregt zusammenknitternd folgte sie dem Gatten.

Ein schmaler Weg führte durch den Park nach der Kirche, und sämtliche Hausangehörigen schlugen jetzt diesen Weg ein. Die Mädchen im Sonntagsstaat eilten, selbstbewußt, zu zweien oder dreien, rasch vorüber; ihnen folgte, allein für sich, der Haushofmeister. Danach kamen ein Diener und ein Reitknecht, die einen Duft von Pomade zurückließen. Gleich dahinter sah man General Pendyce in einem hohen, steifen Filzhut mit einem Spazierstock aus Malakkaholz und Gesangbuch zwischen Bé und Nora, die ebenfalls ihre Gesangbücher trugen, und neben denen die Foxterriers herliefen. Schließlich kam, im Zylinderhut, der Gutsherr, etwa sechs oder sieben Schritte vor seiner Gattin, die eine kleine Samttoque trug.

Die Krähen hatten ihr Umherkreisen und Krächzen eingestellt; nur das Schlußläuten mit seinem hellen, blechernen Klang unterbrach die sonntägliche Stille. Ein altes Pferd, das noch beim Grasen war, stand regungslos, das eine Hinterbein eingeknickt, seinen Kopf dem Fußweg zugewandt. Im Kirchhofstor stand, fest und kraftvoll, den flachen Hut tief in die kahle Stirn gedrückt, der Pfarrer und redete auf einen alten, tauben Bauern ein. Er zog den Hut und nickte den Damen zu; dann verschwand er, seine Bemerkung unvollendet lassend, in der Sakristei. An der Orgel saß Mrs. Barter und zog die Register heraus, bereit anzufangen, sobald ihr Gatte die Kirche betrat; und ihre glänzenden, verängstigten Augen hingen wie gebannt an der Sakristeitür.

Der Gutsherr und seine Gattin kamen, jetzt fast Seite an Seite, den Mittelgang herauf und nahmen ihre Plätze neben ihren Töchtern und dem General in der ersten Reihe links ein. Die Sitze waren hoch und gepolstert. Auf großen, roten Kissen knieten sie nieder. Mrs. Pendyce blieb so länger als eine Minute in Sinnen vergraben; Mr. Pendyce erhob sich zuerst und stieß hinabblickend das Fußkissen beiseite, das man ihm zu nahe an den Sitz herangeschoben hatte. Er setzte das Augenglas auf die Nase, las in einer abgegriffenen, alten Bibel nach, stand dann auf und ging auf das Lesepult zu, um den heutigen Bibelabschnitt zu suchen. Das Läuten hatte aufgehört; ein keuchendes, surrendes Geräusch ließ sich vernehmen: Mrs. Barter hatte mit dem Orgelspiel begonnen. Der Pfarrer in einer weißen Soutane trat herein. Mr. Pendyce suchte, ihm den Rücken zukehrend, noch immer nach dem Bibelabschnitt. Der Gottesdienst nahm seinen Anfang.

Durch ein einfaches Glasfenster hoch oben im rechten Seitenschiff sandte die Sonne einen breiten Strahl quer über die Sitze der Familie Pendyce hin. Zuletzt blieb er an dem Gesicht von Mrs. Barter haften und zeigte ihre weichen, fein gerunzelten Wangen ängstlich gerötet, zeigte die leisen Linien auf ihrer Stirn und ihre schimmernden Augen, wie sie zwischen ihrem Gatten und den Noten eifrig und ängstlich hin und her wanderten. Sobald seine Miene sich ein klein wenig verfinsterte, schien ein Beben durch die Orgeltöne zu gehen, als ob ein Krampf die Seele der Spielerin erfaßte. In den Betstühlen der Pendyces sangen die beiden Töchter laut und mit recht angenehmer Stimme. Auch Mr. Pendyce sang, und ein paarmal blickte er verwundert zu seinem Bruder hinüber, als ob er dessen Bemühungen unzulänglich fände. Mrs. Pendyce sang nicht laut, aber sie bewegte die Lippen, während ihre Augen den Millionen kleiner Staubatome folgten, die in dem langen, schrägen Sonnenstrahl tanzten. Sein goldner Pfad entwich langsam und war plötzlich wie durch einen Zauber verschwunden. Mrs. Pendyce senkte den Blick. Mit dem Sonnenstrahl war auch irgend etwas aus ihrer Seele gewichen; ihre Lippen regten sich nicht mehr.

Der Gutsherr sang zwei Hymnen, dann sprach er ein paar Worte und sang dann wieder; der Psalm war zu Ende. Mr. Pendyce verließ seinen Platz, und die Hände auf das Lesepult stützend, begann er den Bibelabschnitt laut zu lesen. Es war die Geschichte von Abraham und Lot und von ihren Herden und Knechten, und wie sie nicht zusammen leben konnten. Und während er las, dachte er, durch den Klang seiner eigenen Stimme hypnotisiert, immer nur das eine:

›Dieser Bibelabschnitt wird von mir – Horace Pendyce – vorgelesen. Ich bin Horace Pendyce – Horace Pendyce. Amen, Horace Pendyce!‹

Und im ersten Kirchenstuhl links hielt Mrs. Pendyce ihre Augen auf ihn geheftet, denn so war sie's gewohnt; und sie sann darüber, wie sie, sobald der Frühling käme, allein in die Stadt fahren und in Greens Hotel absteigen wollte, wo sie als Mädchen immer mit ihrem Vater gewohnt hatte. George hatte ihr versprochen, sich um sie zu kümmern und sie in die Theater zu führen. Und während sie ganz vergaß, daß sie sich seit zehn Jahren mit diesem Plan beschäftigt hatte, lächelte sie leise und nickte vor sich hin. Mr. Pendyce las indessen:

»›Und ich will deinen Samen machen, wie den Staub auf Erden. Kann ein Mensch den Staub auf Erden zählen, der wird auch deinen Samen zählen. Darum so mache dich auf und ziehe durch das Land, in die Länge und Breite; denn dir will ich's geben. Also erhob Abraham seine Hütten, kam und wohnte im Hain Mamre, der zu Hebron ist; und baute daselbst dem Herrn einen Altar. Hier endet der erste Abschnitt.‹«

Die Sonne hatte jetzt das zweite Fenster erreicht und warf wieder einen goldenen Lichtpfad quer durch die Kirche; wieder tanzten da Millionen von Staubatomen, und der Gottesdienst nahm seinen Fortgang.

Eine kurze Stille trat ein. Der Spaniel John, der draußen dicht an den Boden geduckt lag, schob seine Schnauze unter das Kirchhofstor; die Foxterriers, die geduldig im Grase saßen, spitzten die Ohren. Eine eintönige Stimme unterbrach das Schweigen. Der Spaniel John seufzte auf, die Foxterriers ließen die Ohren hängen und legten sich dicht aneinander gedrängt nieder. Der Pfarrer hatte zu predigen begonnen. Er sprach über die Fruchtbarkeit, und in den ersten Stühlen rechts begannen sechs von seinen Kindern gleichzeitig unruhig zu werden. Mrs. Barter, die gerade, ohne sich anzulehnen dasaß, hielt von oben her ihre leuchtenden Augen auf des Pfarrers Antlitz gerichtet, und zog betroffen die Stirn kraus. Ab und zu machte sie eine kleine Bewegung, als ob der Rücken sie schmerze. Des Pfarrers Augen umfaßten die ganze Gemeinde, ob auch keiner etwa eine Neigung zum Einschlafen verspüre. Er redete mit weithin hallender Stimme.

Gott, so sagte er, wünschte, daß die Menschen fruchtbar seien; er wollte es so und befahl es ihnen. Gott, sagte er, hat die Menschen geschaffen und die Erde; er hat die Menschen geschaffen, damit sie sich vermehren auf der Erde. Er hat den Menschen geschaffen, nicht damit er frage, noch antworte, noch rechte. Er hat ihn geschaffen, damit er fruchtbar sei und das Land in Besitz nehme. Wie sie vorhin in jenem schönen Bibelabschnitt gehört hätten, hat Gott Schranken gesetzt, die Schranken der Ehe, innerhalb welcher der Mensch sich vermehren soll; innerhalb dieser Schranken sich zu vermehren sei seine Pflicht – und zwar so ausgiebig wie möglich – so wie Abraham sich vermehrt hat. In unserer Zeit wimmelte es von Gefahren, von Fallstricken und Versuchungen; in unserer Zeit zögen Menschen umher und verkündeten laut und schamlos schändliche Lehren. Sie möchten auf der Hut sein! Er würde es immer als seine heilige Pflicht betrachten, derlei Menschen auszuschließen aus dem Kreis dieser Gemeinde, die Gott seiner Fürsorge anvertraut hatte. Um mit ihrem größten Dichter zu reden, ›solche Menschen sind gefahrvoll‹, gefahrvoll für das Christentum, gefahrvoll für das Vaterland und das öffentliche Leben. Sie seien nicht in die Welt gesetzt, um sündigen Neigungen zu frönen, sondern um ihrem schwachen Menschenverstand zu gehorchen. Gott verlange Opfer von den Menschen. Die Vaterlandsliebe fordere Opfer von ihnen; sie fordere, daß sie ihre Neigungen und Triebe zügeln. Sie fordere von ihnen die vornehmste Pflicht, die sie als Menschen und Christen haben, die Pflicht, fruchtbar zu sein und sich zu vermehren, damit sie die fruchtbare Erde bebauen, nicht selbstsüchtig, nicht nur für sich allein. Die Vaterlandsliebe fordere von ihnen, daß sie sich vermehren, damit sie und ihre Kinder gerüstet seien, wider die Feinde ihres Königshauses und ihres Landes zu ziehen und den Namen Englands hochzuhalten in jedwedem Kampf gegen alle, die da tollkühn versuchen, Englands Fahne in den Staub zu zerren!

Der Gutsherr öffnete die Augen und sah auf seine Uhr. Die Arme verschränkend, hustete er leicht auf; er dachte an die neue Häckselmaschine. Neben ihm lächelte Mrs. Pendyce, die Blicke auf den Altar geheftet, wie im Schlaf. Sie dachte gerade: ›Millward in der Bondstreet hatte immer so wunderschöne Spitzen. Im Frühjahr könnte ich vielleicht – außerdem gibt es noch das Geschäft von Goblin mit den schönen Point de Venice –‹

Einige Reihen hinter ihnen saß eine alte Bäuerin aufrecht wie ein junges Mädchen da, mit einem verzückten Ausdruck in dem faltigen Gesicht. Sie rührte sich nicht; ihre Augen schienen jede Lippenbewegung des Pfarrers gierig in sich aufzunehmen; mit ihrem ganzen Sein schien sie an seinen Worten zu hängen. In Wirklichkeit sahen ihre trüben Augen nichts als einen Schimmer, ihre armen, tauben Ohren vernahmen kein Wort, aber sie saß in dem Winkel, an den sie gewöhnt war und dachte an gar nichts. Und vielleicht war's besser so, denn sie war ihrem Ende nahe.

Draußen auf dem Kirchhof lagen in dem sonnendurchwärmten Gras die Foxterriers dicht nebeneinander, als ob ihnen kalt wäre, die kleinen Augen fest auf die Kirchentür gerichtet, und die blanke Nase des Spaniels John grub immer noch geschäftig unter der Kirchhofstür.

 


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