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Siebentes Kapitel.
Es wird ausgespielt

Drei Tage später schritt um fünf Uhr morgens, bis über die Nase eingepackt in Mantel und Kragen, Professor Gilardoni aus dem Gasthof »Zu den Engeln« in Mailand, ging beim Dom vorbei, bog in die düstere Gasse dei Rastrelli ein und trat hinter einer ganzen Reihe von Pferden, die von Postillonen an der Hand geführt wurden, in das Bureau der ärarialischen Stellwagen. Der kleine Hof, wo sich heute die Post befindet, war schon voll von Leuten, von Tieren, von Laternen. Stimmen von Postillonen und Kondukteuren, Getrampel von Pferden, Schellengeläute: dem Einsiedler von Valsolda schien es Weltuntergang.

Zwei Stellwagen wurden bespannt, jeder mit vier Pferden. Der Professor wollte nach Lodi, denn er hatte erfahren, daß die Marchesa bei einer Freundin in Lodi zu Besuch weilte. Der Wagen nach Lodi ging um halb sechs ab.

Es war durchdringend kalt, und der arme Professor bewegte sich unruhig um die ungeheure Kutsche herum, mit den Füßen stampfend, um sich zu erwärmen, bis ein andrer Reisender verständnisvoll zu ihm sagte: »Etwas frisch, nicht wahr? Ein frisches Lüftchen, ein frisches Lüftchen!«

Als es Gott gefiel, wurde man endlich mit dem Einspannen fertig, ein Angestellter rief die Reisenden beim Namen auf, und der brave Beniamino verschwand im Bauche der Kutsche, zusammen mit zwei Priestern, einer alten Dienstmagd, einem alten Herrn mit einer ungeheuern Balggeschwulst im Gesicht und einem jungen Elegant. Der Wagenschlag wurde geschlossen, ein Befehl ertönte, die Schellen bewegten sich, die Kutsche schwankte, die Priester, die Alte und der Herr mit der Geschwulst schlugen das Zeichen des Kreuzes, die sechzehn Hufe der Pferde donnerten unter dem Torweg, die schweren Räder verstärkten das Getöse, dann wurde der ganze Lärm schwächer, und der Postwagen wendete sich nach rechts, nach der Porta Romana.

Jetzt liefen die Räder beinahe geräuschlos, und die Reisenden hörten nichts mehr als das regellose Klappern der sechzehn Hufe auf den Steinen. Der Professor sah die dunkeln Häuser vorübergleiten, den Schimmer der spärlichen Straßenlaternen, ab und zu ein beleuchtetes kleines Kaffeehaus, ab und zu das Schilderhaus einer Wache. Ihm schien es, als hätte das Schweigen der großen Stadt etwas Drohendes und Schreckliches für diese Soldaten, als wären die Mauern der Häuser selbst vom Hasse geschwärzt.

Als der Postwagen in den Corso di Porta Romana bog, der vom Nebel so eingehüllt war, daß man von den Fenstern aus fast nichts mehr unterschied, schloß er die Augen und überließ sich dem Vergnügen, sich die Personen und die Dinge, die er im Herzen trug, vorzustellen und sich mit ihnen zu unterhalten.

Es war nicht mehr der Reisende mit der Geschwulst, der ihm gegenübersaß, es war Donna Ester, ganz eingehüllt in einen weiten schwarzen Mantel, mit der Kapuze über dem Kopf. Sie sah ihn fest an; und ihre schönen Augen sprachen zu ihm: »Bravo, Sie begehen eine schöne Handlung, Sie zeigen viel Herz, ich hätte es Ihnen nicht zugetraut, ich bewundere Sie, Sie sind für mich nicht mehr alt und nicht mehr häßlich. Mut!«

Bei dieser Ermahnung, mutig zu sein, fühlte er eine ängstliche Beklemmung, und das Bild der Marchesa erstand vor seinem Geist; das dumpfe Geräusch der Räder verwandelte sich in die näselnde Stimme der alten Dame, die zu ihm sagte: »Nehmen Sie Platz. Was wünschen Sie?«

In diesem Augenblick hielt der Postwagen an, und der Professor öffnete die Augen. Porta Romana. Jemand öffnete den Schlag und verlangte die Paßkarten; nachdem er sie abgenommen, entfernte er sich, erschien nach fünf Minuten wieder und erstattete sie allen außer dem eleganten Jüngling zurück.

»Sie steigen aus,« befahl er ihm. Dieser erbleichte, stieg aus und kam nicht zurück.

Nach einer weiteren Minute wurde der Schlag wieder geschlossen, und eine rauhe Stimme rief: »Vorwärts!«

Der Herr mit der Balggeschwulst legte seine Reisetasche auf den leer gewordenen Platz; keiner von den andern Reisenden ließ sich's anmerken, daß er von dem Vorgefallenen etwas wahrgenommen habe. Nur als die vier Pferde sich wieder in Trab gesetzt hatten, fragte Gilardoni den ihm zunächst sitzenden Priester, ob er den Namen des jungen Mannes kenne; dieser erwiderte: »Bewahre!« und warf einen entsetzten und argwöhnischen Blick auf den Professor. Der Professor blickte auf den andern Priester, der sofort einen Rosenkranz aus der Tasche zog und, nachdem er das Zeichen des Kreuzes geschlagen, zu beten anfing. Der Professor schloß wieder die Augen, und das Bild des jungen Unbekannten verlor sich für immer im Nebel, in dem sich auch die seltsamen gespenstischen Erscheinungen der Bäume, der Pappeln und Weiden, die links und rechts vom Weg vorüberglitten, zu verlieren schienen.

›Wie soll ich anfangen?‹ dachte Gilardoni. Seit der Weihnachtsnacht hatte er nichts getan, als darüber nachgedacht und mit sich selbst die Art und Weise zurechtgelegt, wie er vor die Marchesa treten, wie er die Sache anpacken, wie er sie wenden, wie er seinen Vorschlag anbringen sollte. Einzig diesen letzteren hatte er klar vor Augen: Sofern die Marchesa ihrem Enkel ein behagliches Einkommen aussetzen würde, wollte er die Papiere zerstören. Diese Papiere selbst führte er nicht bei sich; er hatte eine Abschrift davon mitgenommen. Sie mußten eine niederschmetternde Wirkung haben; aber wie beginnen? Keiner der vielen Eingänge, die er sich ausgedacht hatte, befriedigte ihn. Auch jetzt, während er mit geschlossenen Augen phantasierte, stellte er sich vor dies Problem, von dem einzigen gegebenen Punkte: »Nehmen Sie Platz, was wünschen Sie?« ausgehend, und er malte sich eine Antwort aus, die ihm dann entweder zu unterwürfig vorkam oder zu gewagt, oder zu weit entfernt von der Angelegenheit, oder allzu dringlich nahe, und er begann den ganzen Weg wieder von neuem mit dem gewohnten: »Was wünschen Sie?«

Ein blasser Schimmer des Morgenrots, voll Unlust, Traurigkeit und Verdrossenheit kroch in den Postwagen. Jetzt, da die Stunde der Unterredung näher kam, warfen tausend Zweifel, tausend neue Bedenken alle Pläne des Professors wieder über den Haufen. Das Fundament selbst seiner Berechnungen brach plötzlich zusammen. Wie, wenn die Marchesa weder »Nehmen Sie Platz« noch »Was wünschen Sie?« zu ihm sagte? Wenn sie ihn in Gott weiß welcher einschüchternden Weise empfing? Oder wenn sie ihn gar nicht empfangen wollte? Heiliger Himmel, wenn sie ihn gar nicht empfangen wollte?

Das plötzliche Klappern der sechzehn Hufe über ein Steinpflaster machte sein Herz erbeben. Aber es war noch nicht das Steinpflaster von Lodi; es war das Pflaster von Melegnano.

In Lodi kam er gegen neun Uhr an. Er stieg im Gasthaus zur »Sonne« ab und bekam ein Zimmer ohne Sonne und ohne Feuer. Da er sich weder dem Nebel auf den Straßen noch den Dünsten in der Küche auszusetzen wagte, legte er sich lieber ins Bett setzte seine Nachtmütze auf, die Mitwisserin aller seiner Nöte, und erwartete, mit einer Kampferzigarette im Mund, irgendeinen guten Gedanken und die Mittagsstunde.

*

Um zwölf Uhr stieg er die Treppe des Palastes X. mit dem weisen Entschluß hinauf, alle eingelernten Phrasen zu vergessen und sich der Eingebung des Augenblicks zu überlassen. Ein Diener in weißer Krawatte führte ihn in ein dunkles Zimmer mit steinernem Fußboden und Stuckdecke, dessen Wände mit gelber Seide bedeckt waren, machte eine Verbeugung und entfernte sich. Einige alte, weiß und vergoldete, mit rotem Stoff überzogene Armsessel standen im Halbkreis vor dem Kamin, auf dem drei oder vier riesige Holzklötze hinter einem Messinggitter langsam verkohlten. Die Luft roch nach einem Gemisch von altem Schimmel, altem Kuchen, alten Bratäpfeln, alten Stoffen, alten Fellen, verrotteten Gedanken: ein leiser Duft von Greisenhaftigkeit, in dem die Seele zusammenschrumpfte.

Der Diener kam zurück, um zu Gilardonis größter Aufregung den baldigen Eintritt der Frau Marchesa zu melden. Er lauscht und lauscht; eine große Tür mit vergoldeten Leisten öffnet sich jetzt, jetzt ein näherkommendes Glöckchen, jetzt Friend, der hereintrottet, rechts und links das Pflaster beschnüffelnd, jetzt eine große Glocke aus schwarzer Seide unter einer kleinen Kuppel aus weißen Spitzen, jetzt zwischen zwei himmelblauen Bändern die schwarze Perücke, die marmorne Stirn, die toten Augen der Marchesa.

»Welches Wunder, Professor, Sie in Lodi?« sagte die schläfrige Stimme, während das Hündchen die Stiefel des Professors beschnüffelte. Dieser machte eine tiefe Verbeugung, und die Dame, die geradezu wie der auf eine Flasche gezogene Extrakt der Greisenhaftigkeit erschien, setzte sich auf einen der Sessel am Feuer und machte es ihrem Tier auf einem andern bequem, worauf sie Gilardoni ein Zeichen gab, ebenfalls Platz zu nehmen.

»Ich nehme an,« sagte sie, »daß Sie irgendeine Verwandte bei den englischen Damen haben.«

»Nein,« erwiderte der Professor, »wirklich nicht.«

Die Marchesa war auf ihre Weise zuweilen spaßhaft. »Dann,« sagte sie, »sind Sie wahrscheinlich gekommen, um einen größeren Vorrat von Ziegenkäsen einzukaufen.«

»Auch das nicht, Frau Marchesa. Ich bin in Geschäften hier.«

»Bravo! Sie haben mit dem Wetter Unglück. Mir scheint, jetzt regnet es gar.«

Bei dieser unerwarteten Ablenkung fürchtete der Professor, gänzlich die Fassung zu verlieren. »Ja,« sagte er ganz dumm und blöde wie ein Schuljunge, der merkt, daß das Examen sich zum Übeln wendet, »es nieselt.«

Seine Stimme, der Ausdruck seines Gesichtes mußte seine innere Befangenheit verraten und es der Marchesa offenbaren, daß er gekommen sei, um ihr etwas Besonderes mitzuteilen. Aber sie hütete sich wohl, ihm eine Brücke zu bauen, und fuhr fort, vom Wetter zu sprechen, von der Kälte, von der Feuchtigkeit und von Friends Erkältung, der in der Tat die Reden seiner Herrin mit fortwährendem Niesen begleitete. Die schläfrige Stimme hatte einen friedlichen, beinahe lachenden Ton, ein sanftes Wohlwollen; und dem Professor brach der kalte Schweiß aus bei dem Gedanken, diese honigsüß dahinfließende Ader zu verstopfen und zum Austausch die bittere Pille anzubieten, die er in der Tasche trug. Er hätte von einer Pause profitieren können, um seine Einleitung loszulassen, aber er vermochte es nicht; und es war im Gegenteil die Marchesa, die Gebrauch davon machte, um ihren Schluß anzubringen.

»Ich danke Ihnen herzlich für Ihren Besuch,« sagte sie, »und jetzt verabschiede ich mich, denn Sie haben Ihre Geschäfte, und ich habe, um die Wahrheit zu sagen, eine Abhaltung.«

Jetzt mußte er den Sprung wagen.

»Eigentlich,« antwortete ganz aufgeregt der Professor, »bin ich nach Lodi gekommen, um mit Ihnen zu sprechen, Frau Marchesa!«

»Das,« erwiderte eiskalt die Dame, »hätte ich mir allerdings nicht vorstellen können.«

Da er einmal im Sprunge war, sprang der Professor weiter.

»Es handelt sich um äußerst dringliche Dinge,« sagte er, »und ich muß bitten ...«

Die Marchesa unterbrach ihn.

»Wenn es sich um Geschäfte handelt, müssen Sie sich an meinen Verwalter in Brescia wenden.«

»Entschuldigen Sie, Frau Marchesa; es handelt sich um ein Geschäft von ganz besonderer Art. Niemand weiß und niemand darf erfahren, daß ich zu Ihnen gegangen bin. Ich sage Ihnen lieber gleich, daß es sich um Ihren Enkel handelt.«

Die Marchesa erhob sich, und das Hündchen, das auf dem Sessel hingekauert gelegen hatte, sprang ebenfalls auf und bellte Gilardoni an.

»Sprechen Sie mir nicht,« sagte feierlich die alte Dame, »von dieser Persönlichkeit, die für mich nicht mehr existiert. Komm, Friend!«

»Nein, Frau Marchesa!« begann wieder der Professor. »Sie können sich absolut nicht vorstellen, was ich Ihnen zu sagen habe!«

»Es geht mich auch gar nichts an, ich will nichts wissen, leben Sie wohl!« Und die unbeugsame Frau wandte sich bei diesen Worten dem Ausgang zu.

»Marchesa!« rief dicht auf ihren Fersen Professor Beniamino, während Friend, der von seinem Sessel gesprungen war, ihn wütend anbellte. »Es handelt sich um das Testament Ihres Gatten!«

Diesmal konnte die Marchesa nicht umhin, stehen zu bleiben. Aber sie drehte sich auch jetzt noch nicht um.

»Dieses Testament muß Ihnen mißfallen,« fügte Gilardoni rasch hinzu, »aber ich habe auch nicht die Absicht, es zu veröffentlichen. Ich flehe Sie an, Frau Marchesa, hören Sie mich an!«

Sie drehte sich um. Das undurchdringliche Gesicht verriet nur in den Nasenflügeln eine gewisse Erregung. Auch ihre Gestalt blieb durchaus ruhig.

»Was für Märchen erzählen Sie mir da?« erwiderte sie. »Scheint es Ihnen schicklich und würdig, hierher zu kommen und so ohne jede Rücksicht den Namen des armen Franco vor mir auszusprechen? Was gehen Sie die Geschäfte meiner Familie an?«

»Verzeihen Sie,« antwortete der Professor, seine Tasche durchsuchend. »Wenn ich mich nicht hineinmische, so könnten es andre mit noch weniger Rücksicht tun. Haben Sie die Güte, diese Dokumente anzusehen. Diese ...«

»Behalten Sie Ihre Schreibereien!« unterbrach ihn die Marchesa, als sie sah, daß er verschiedene Papiere aus der Tasche zog.

»Dieses sind die von mir angefertigten Abschriften ...«

»Ich sage Ihnen, daß Sie sie für sich behalten, daß Sie sie wieder einstecken sollen!«

Die Marchesa läutete und schickte sich von neuem an, das Zimmer zu verlassen.

Der Professor, über und über bebend, warf, als er den Diener kommen hörte und sie die Tür öffnen sah, seine Papiere auf einen Sessel und sagte wütend und eilig mit unterdrückter Stimme: »Ich lasse sie hier; daß niemand sie zu Gesicht bekommt; ich bin in der ›Sonne‹ und werde morgen wiederkommen; sehen Sie sie an und bedenken Sie sich wohl!« Und ehe noch der Diener eingetreten war, entschlüpfte er nach der Seite, von der er gekommen war, griff nach seinem Mantel und stürzte die Treppe hinunter.

Die Marchesa schickte den Diener wieder fort, lauschte einen Augenblick, kehrte dann wieder um, nahm die Papiere, schloß sich in ihrem Zimmer ein und begann, nachdem sie die Brille aufgesetzt hatte, beim Fenster zu lesen. Ihr Gesicht war finster und ihre Hände bebten.

*

Der Professor war eben im Begriff, sich in seinem eiskalten Zimmer in der »Sonne« zu Bett zu legen, als zwei Polizisten eintraten und ihm den Befehl überbrachten, sich umgehend auf das Polizeiamt zu verfügen.

Er empfand wohl einen gewissen inneren Schauder, aber er beherrschte sich und ging mit ihnen. Auf der Polizei befragte ihn ein unverschämter kleiner Kommissär, wozu er nach Lodi gekommen wäre, und als jener erwiderte, er sei in Privatgeschäften in Lodi, machte er ein Zeichen verächtlicher Ungläubigkeit. Was für Privatgeschäfte gab Herr Gilardoni vor, in Lodi zu haben? Mit wem? Der Professor nannte die Marchesa. »Aber wenn es doch keine Maironi in Lodi gibt!« rief der Kommissär, und als der andre widersprach, unterbrach er ihn barsch: »Genug! genug! genug!« Die Polizei wußte ganz genau, daß Herr Gilardoni, obgleich er K. K. Pensionär, kein loyaler Österreicher wäre, daß er Freunde in Lugano hätte, und daß er zu einem politischen Zweck nach Lodi gekommen wäre.

»Da wissen Sie mehr als ich!« rief Gilardoni, der nur mit Mühe seinen Zorn unterdrückte.

»Schweigen Sie!« fuhr ihn der Kommissär an. »Übrigens brauchen Sie nicht zu glauben, daß die K. K. Regierung Angst vor Ihnen hat. Sie sind frei, zu gehen, wohin es Ihnen paßt. Nur Lodi haben Sie innerhalb zwei Stunden zu verlassen!«

Hier würde Franco sofort verstanden haben, von wem der Streich ausging; der Philosoph verstand nichts.

»Ich bin,« sagte er, »in einem dringenden Geschäft, das ich noch nicht zu Ende geführt habe, in einem äußerst wichtigen Privatinteresse nach Lodi gekommen. Wie kann ich da innerhalb zwei Stunden abreisen?«

»Mit einem Wagen. Wenn Sie nach Ablauf von zwei Stunden noch in Lodi sind, lasse ich Sie verhaften.«

»Meine Gesundheit,« gab das Opfer zur Antwort, »erlaubt mir nicht, im Dezember in der Nacht zu reisen.«

»Sehr wohl, dann lasse ich Sie sofort verhaften.«

Der arme Philosoph nahm schweigend seinen Hut und ging.

Eine Stunde später reiste er nach Mailand ab, in einer geschlossenen Kutsche, die Füße in Stroh, eine Decke über den Beinen, ein dickes Tuch um den Hals, und während er alle Augenblicke Speichel schluckte, um zu fühlen, ob er auch kein Halsweh habe, dachte er, daß er trotz alledem eine ganz gelungene Expedition gemacht habe. Es war eine infame Nacht, die Wahrheit zu gestehen; aber auch die Frau Marchesa war diese Nacht nicht auf Rosen gebettet.

*


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