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Drittes Kapitel.
Der große Schritt

An demselben Abend Punkt zehn Uhr klopfte der Ingenieur Ribera zweimal vorsichtig an die Tür des Herrn Giacomo Puttini in Albogasio Superiore; alsbald öffnete sich ein Fenster über seinem Kopf, und im klaren Lichte des Mondes erschien das bartlose alte Gesicht des »Herrn Zacomo«.

»Ihr Diener, teuerster Ingenieur,« rief er. »Gleich wird das Mädchen kommen, Ihnen zu öffnen.«

»Ist nicht nötig,« erwiderte der andre. »Ich komme nicht hinauf. Es ist Zeit aufzubrechen. Kommen Sie unverzüglich herunter.«

Herr Giacomo begann zu schnauben und mit den Augen zu blinzeln.

»Verzeihen Sie gütigst,« sagte er in seiner Sprache, die aus allen möglichen Dialekten zusammengemischt war. »Verzeihen Sie mir, teuerster Ingenieur. Aber die zwingende Notwendigkeit ...«

»Wozu?« fragte ärgerlich der Ingenieur. Die Tür ging auf, und das gelbe Raubtiergesicht der Magd erschien.

»O, der Herr Gevatter!« sagte sie respektvoll. Sie rühmte sich irgendeiner entfernten Verwandtschaft mit der Familie des Ingenieurs und gab ihm stets diesen Namen. »Kommt er wohl gar, um die Frau Gevatterin zu suchen?«

Die »Frau Gevatterin« war die Schwester des Ingenieurs, Frau Rigey.

»Ach, grüß Gott, Marianna,« begnügte sich der Ingenieur zu erwidern und stieg die Treppe hinauf, von Marianna mit dem Licht gefolgt.

»Ihr Diener,« begann Herr Giacomo, der ihm mit einem zweiten Lichte entgegenkam. »Ich verstehe und würdige die Unannehmlichkeit wohl, aber wahrhaftig ...«

Das rasierte, rosige, kleine Gesicht des Herrn Giacomo, das über einer weißen Kravatte und einem ausgemergelten, von einem schwarzen Gehrock umschlossenen Körperchen saß, drückte in den konvulsivischen Bewegungen der Lippen und der Augenbrauen und in den schmerzlichen Augen die allerkomischste Unruhe aus.

»Was gibt's denn Neues?« fragte der Ingenieur etwas schroff. Er, der rechtschaffenste und lauterste Mensch von der Welt, hatte wenig Verständnis für die Bedenklichkeiten des armen, schüchternen Herrn Giacomo.

»Verzeihen Sie,« begann Puttini; dann wendete er sich zur Magd und sagte barsch zu ihr:

»Geh fort, du; geh in deine Küche; komm wieder, wenn ich dich rufe, geh zum Teufel! Gehorche! Hab gefälligst Respekt. Hier befehle ich; ich bin der Herr hier!«

Es war die Neugier der Magd, ihre impertinente Nichtachtung der allerhöchsten Befehle, die in »Herrn Zacomo« dieses despotische Feuer entflammte.

»Puh! was für ein Teufel von Mannsbild!« schnaubte sie, indem sie wütend ihr Licht in der Hand schwenkte. »Ist das eine Art und Weise! Was sagen Sie dazu, Herr Gevatter?«

»Hören Sie,« meinte der Ingenieur, »anstatt solche Sprache zu führen, täten Sie nicht besser hinauszugehen?«

Schimpfend entfernte sich Marianna, und Herr Giacomo begann, mit vielen »aber«, »wenn«, »obschon« und »wahrhaftig« dem teuersten Ingenieur seine innersten Gedanken kundzutun. Er hatte versprochen, Luisas geheimer Eheschließung als Zeuge beizuwohnen, aber nun, auf dem Punkt, nach Castello aufzubrechen, war ihm eine arge Furcht, sich zu kompromittieren, gekommen.

Er war erster politischer Deputierter, wie sich damals die höchste kommunale Behörde nannte. Wenn der verehrungswürdige K. K. Kommissär von Porlezza die heikle Geschichte erführe, wie würde er sich dazu stellen? Und die Frau Marchesa? »Ein böses Weib, teuerster Ingenieur; ein rachsüchtiges Weib.« Und er hatte schon so viel andre ärgerliche Geschichten auf dem Hals. »Und da ist auch noch der vermaledeite Stier!« Dieser Stier, Gegenstand eines Prozesses zwischen der Gemeinde Albogasio und dem Älpler, dem Pächter der Weide auf der hohen Alp, war seit zwei Jahren ein tödlicher Kummer für den armen Herrn Giacomo, der stets, wenn er von seinen Leiden sprach, mit der »boshaften Magd« begann und mit dem Stier endete. »Und da ist auch noch der vermaledeite Stier!« Und mit diesem Wort erhob er sein kleines Gesicht, die Augen voll schmerzlichen Abscheus, und schüttelte die Hand nach dem Gipfel des Berges, der gerade vor seinem Hause aufstieg, nach dem Aufenthalt des diabolischen Tieres. Aber der Ingenieur, der auf seinem schönen, unerschrockenen, ehrenhaften Gesicht eine fortwährende Mißbilligung und wachsenden Widerwillen vor dem kindischen Männchen gezeigt hatte, das sich da vor ihm wand, verlor nach einigen Ausrufen, die seinen Unwillen zu verstehen gaben, die Geduld. Er rundete die Arme, die Ellbogen nach außen, und schüttelte sie, als ob er einen schlafmützigen alten Klepper am Zügel hätte, dabei rief er: »Was denn! was denn nun! Es scheint unmöglich! Das sind ja die Reden eines Narren, lieber Herr Giacomo. Ich hätte niemals geglaubt, daß ein Mann, ich möchte sagen so ...«

Hier blähte der Ingenieur, der wirklich nicht wußte, wie er Herrn Giacomo kennzeichnen sollte, bloß die Backen auf und gab ein langgezogenes Murmeln, eine Art Röcheln von sich, als ob er ein allzu grobes Beiwort im Munde hätte, das er nicht ausspeien könnte. Inzwischen mühte sich Herr Giacomo, dunkelrot im Gesicht, ab, zu protestieren: »Halt, halt! Entschuldigen Sie, ich bin hier, ich komme; erhitzen Sie sich doch nicht, ich habe ja nur meine Zweifel geäußert; teuerster Ingenieur, Sie, Sie kennen die Welt, ich habe sie früher auch gekannt, aber ich kenne sie nicht mehr.«

Er verschwand und kam gleich darauf zurück, in der Hand einen ungeheuerlichen Zylinder mit breiten Rändern, der Kaiser Ferdinands Einzug in Verona im sogenannten »Kaiserjahr« 1838 noch gesehen hatte.

»Ich halte es für passend,« sagte er, »irgendein Anzeichen des Respekts und der Teilnahme zu tragen.«

Der Ingenieur rief beim Anblick dieses Ungetüms von neuem: »Was denn? was denn nun?« Aber das kleine Männchen, im Grunde seiner Seele zeremoniell, hielt stand. »Meine Pflicht, es ist meine Pflicht,« und er rief nach Marianna um Licht. Als diese ihren Herrn mit dem grandiosen Merkmal innerer Anteilnahme auf dem Kopf erblickte, konnte sie sich vor Erstaunen kaum fassen. »Wirst du schweigen!« schnaubte der unselige Herr Giacomo. »Schweig!« Und kaum aus der Tür, brach er los: »Kein Zweifel, diese verflixte Person wird mich noch umbringen.«

»Warum schicken Sie sie nicht fort?« fragte der Ingenieur.

Herr Giacomo hatte gerade einen Fuß auf die erste Stufe des Treppenwegs gesetzt, der seitwärts vom Hause Puttini aufwärts führte, als diese plötzliche Frage, die wie ein Dolch in sein Gewissen drang, ihn festnagelte.

»Ach!« erwiderte er seufzend.

»So, so!« machte der Ingenieur.

»Was wollen Sie?« nahm ersterer nach kurzer Pause wieder das Wort. »Es ist halt, wie es ist.«

Nachdem er als Schlußwort diese bedeutsame Äußerung getan, blies Herr Giacomo die Backen auf, atmete lebhaft und entschloß sich, seinen Weg fortzusetzen.

Einige Minuten lang klommen sie die beschwerliche, nur von einem zwischen den Wolken verlorenen Mondschimmer schwach beleuchtete Straße empor, er voraus, der Ingenieur hinter ihm. Man hörte nichts als die langsamen Schritte, das Stampfen der Stöcke auf dem geschotterten Wege und das regelmäßige Keuchen des Herrn Giacomo: Pff! pff! Am Fuß der langen Stufenreihe von Pianca blieb der Knirps stehen, nahm den Hut ab, trocknete den Schweiß mit einem großen weißen Taschentuch, sah zu dem großen Nußbaum und den Stallungen von Pianca hinauf, zu denen man klettern mußte, und tat einen ungewöhnlich tiefen Atemzug.

»Herr des Himmels!« sagte er.

Der Ingenieur sprach ihm Mut zu. »Auf, Herr Giacomo! Aus Liebe zu unsrer Luisa!«

Ohne weiteres machte sich Herr Giacomo wieder auf die Beine, und nachdem er die Stallungen überwunden, jenseits welcher der Weg menschlicher wurde, schien er die Stufen und die Skrupel, die perfide Magd und den K. K. Kommissar, die rachsüchtige Marchesa und den vermaledeiten Stier zu vergessen und begann mit Enthusiasmus von Fräulein Rigey zu sprechen.

»Kein Zweifel, wenn ich so die Ehre habe, mit Ihrer Nichte, dem Fräuleinchen Luisa, beisammen zu sein, dann habe ich, weiß Gott, Sie können es mir glauben, immer die Empfindung, als ob ich mich noch zu Zeiten der Baratela, der Filipuzza, der drei Schwestern Sparesi da S. Piero Incarian und zahlloser andrer von dazumal befände, so sehr gefällt sie mir wegen ihrer Anmut. Ich gehe ja von Zeit zu Zeit zur Frau Marchesa und sehe, ob sich's noch machen läßt. Nein ... nein ... nein; die haben wahrhaftig kein Benehmen, wie ich's verstehe; die sind entweder hart, oder sie sind verächtlich. Da schauen Sie mal im Vergleich Fräulein Luischen an, wie die mit allen ist, mit jung und alt, mit reich und arm, mit der Magd und mit dem Pfarrer. Ich kann wahrhaftig nicht verstehen, wie die Marchesa ...«

Der Ingenieur unterbrach ihn.

»Die Marchesa hat ganz recht,« sagte er. »Meine Nichte ist nicht adlig, und sie hat keinen Soldo; wie kann man da verlangen, daß die Marchesa zufrieden sein soll?«

Etwas außer Fassung gebracht, blieb Herr Giacomo stehen und sah den Ingenieur mit schmerzlichem Augenblinzeln an.

»Aber,« sagte er, »Sie werden ihr doch nicht im Ernst recht geben?«

»Ich?« erwiderte der Ingenieur. »Ich billige es niemals, daß man gegen den Willen der Eltern oder ihrer Stellvertreter handelt. Aber ich, lieber Herr Giacomo, bin ein altmodischer Mensch wie Sie, ein Mensch aus Olims Zeiten, wie man zu sagen pflegt. Jetzt geht die Welt einen andern Lauf, und man muß sie laufen lassen. So habe ich ihnen denn meine Meinung gesagt, und dann habe ich gesagt: Tut ihr nur das Eure; und wenn ihr eure Beschlüsse gefaßt haben werdet, wie immer sie auch ausfallen mögen, so teilt mir mit, was ich zu tun habe, und ich werde zur Stelle sein.«

»Und was sagt Frau Teresina dazu?«

»Meine Schwester? Meine Schwester, die Ärmste, sagt: Wenn ich sie vereint sehe, so werde ich gerne sterben.«

Herr Giacomo atmete heftig wie immer, wenn er dies letztere peinliche Wort vernahm.

»Aber so weit ist sie doch noch nicht?« sagte er.

»Ach!« sagte der Ingenieur sehr ernst. »Wir müssen auf Gott vertrauen.«

Sie kamen jetzt an die Biegung des Fußpfades, die, indem sie sich von den letzten Feldern des Gebiets von Albogasio zu den ersten des Gebiets von Castello windet, nach links auf einen vorspringenden Hügel ansteigt und den plötzlichen Ausblick auf einen jäh abstürzenden Hang des Berges gewährt und in der Tiefe auf den See, auf die kleinen Ortschaften Casarico und San Mamette, die, wie um zu trinken, ans Ufer hingekauert sind, auf das nahe, nur ein wenig höher gelegene Castello und gegenüber auf die nackte, stolze Felsenspitze des Cressogno, die auf den weiten Tälern von Loggio frei in den Himmel ragt. Es ist selbst des Nachts, beim Schimmer des Mondes, ein schöner Fleck; aber wenn Herr Giacomo hier in nachdenklicher Stellung und ohne zu schnaufen stehen blieb, so geschah es nicht bloß, weil die Szenerie ihm der Aufmerksamkeit eines jeden, geschweige denn eines ersten politischen Abgeordneten würdig erschienen wäre, sondern vielmehr, weil er eine bedeutsame Betrachtung ans Licht zu fördern hatte und das Bedürfnis fühlte, alle seine Kräfte dem Gehirn zuzuwenden und jede andre Bewegung, selbst die der Beine zu suspendieren.

»Außerordentlich schön,« sagte er, »vertrauen wir auf Gott den Herrn. Aber erlauben Sie mir zu bemerken, daß man zu unsrer Zeit fortwährend von empfangenen Gnaden, von Bekehrungen und Wundern hörte, und jetzt sprechen Sie mir davon. Die Welt ist nicht mehr dieselbe, und mir kommt's vor, als ob unser Herrgott ihrer überdrüssig wäre. Die heutige Welt kommt mir vor wie unsre Kirche von Albogasio, wo früher der Herrgott allmonatlich hinkam, und wohin er jetzt nur einmal im Jahr kommt.«

»Hören Sie, lieber Giacomo,« bemerkte der Ingenieur, der vor Ungeduld brannte, endlich in Castello anzukommen, »wenn das Pfarramt von einer Kirche auf die andre übertragen wird, so geht das den lieben Gott nichts an; lassen wir überhaupt den Herrgott in Ruhe und beeilen wir uns.«

Nach diesen Worten schritt er so rüstig aus, daß Herr Giacomo nach wenigen Schritten stehen blieb, wie ein Blasebalg keuchend.

»Entschuldigen Sie,« sagte er, »wenn ich von Zeit zu Zeit der angeborenen Neugier der Menschen unterliege. Aber könnte man nicht Ihr geehrtes Alter erfahren?«

Der Ingenieur verstand den geheimen Sinn, blieb einen Augenblick stehen und antwortete, rückwärts gewandt, mit ironischer und triumphierender Milde:

»Ich bin älter als Sie.«

Und mitleidlos setzte er den Weg fort.

»Ich bin aus dem Jahre 88, wissen Sie,« jammerte Puttini.

»Und ich aus dem Jahre 85!« gab der andre zurück, ohne sich aufzuhalten. »Vorwärts!«

Zum Glück für Puttini waren nur noch wenige Schritte zu machen. Da war schon die dicke Mauer, die die Sakristei der Kirche von Castello trägt, und hier die Stufen, die zum Eingang ins Dorf führen. Jetzt mußte man in die Vorhalle bei der Wohnung des Kanonikus einbiegen, sich blindlings in irgendein dunkles Loch werfen, wo die Einbildungskraft des Herrn Giacomo ihm so viel schlüpfrige, heimtückische Steine, so viel verflixte, verräterische Stufen vorspiegelte, daß er sich auf seine beiden Füße stemmte und, die Hände über dem Knauf seines Stockes faltend, folgendermaßen sprach:

»Zum Teufel auch! Nein, teuerster Ingenieur. Nein, nein, nein. Ich kann wahrhaftig nicht mehr, ich bleibe hier. Sie werden schon in die Kirche finden. Die Kirche ist dort. Ich warte hier. Zum Teufel auch!«

Diesen zweiten »Teufel« murmelte Herr Giacomo privatim zwischen den Zähnen, wie den Schluß eines innerlichen Monologs über die Begleiterscheinungen der Hauptpatsche, in die er sich begeben hätte.

»Warten Sie!« sagte der Ingenieur.

Ein schmaler Lichtstreifen fiel aus der Kirchtür. Der Ingenieur trat hinein und erschien sofort wieder in Begleitung des Sakristans, der eben die Betschemel für das Brautpaar geordnet hatte. Dieser streckte zur Unterstützung für Puttini die lange Stange mit dem an der Spitze brennenden kleinen Wachsstock aus, die dazu dient, die Altarkerzen anzuzünden. So konnte er, am Eingang der Vorhalle stehend, so lang die Stange war, ihr Lichtchen immer weiter vor den Füßen des Herrn Giacomo leuchten lassen, der, höchst unzufrieden mit dieser religiösen Beleuchtung und auf die Steine, die Dunkelheit, das heilige Lichtstümpfchen und seinen Träger heftig schimpfend, sich vorwärts schob, bis er, vom Sakristan verlassen und vom Ingenieur gepackt, trotz seines stummen Widerstandes wie ein Hecht am Angelhaken auf die Schwelle des Hauses Rigey geschleppt wurde.

*

Die Häuser von Castello drängen sich in einer Reihe auf dem gewundenen Hang des Berges, um die Sonne und den Blick auf den See tief unten zu genießen; sie sind alle licht und lachend nach der offenen Seite, alle düster nach jener andern unglücklichen Häuserreihe zu, die hinter ihnen trauert, und sie gleichen damit gewissen Glücklichen dieser Welt, denen das Elend andrer allzunahe auf den Leib rückt, und die eine feindlich-gemessene Würde annehmen und möglichst nahe aneinander rücken, um sich das Unglück fern zu halten. Unter diesen Glücklichen war das Haus Rigey eines der allerdüstersten nach der Seite der bettelhaften Dorfhäuser, eines der allerhellsten nach der Sonnenseite. Von der Straßentür führt ein enger, langer Gang zu einer offenen kleinen Loggia, von der man ein paar Stufen auf die kleine weiße Terrasse herabsteigt, die, zwischen dem Empfangssalon und einer hohen, fensterlosen Mauer liegend, sich zum Bergessaume hinzieht und ausblickt auf die steile Schlucht, in der der Soldo entspringt, auf den See bis zu den grünen Buchten der Birosni und des Doi und fern hin bis zu lachenden Tälern jenseits von Caprino und von Gandria.

Herr Rigey, aus Mailand gebürtig, Sohn eines französischen Vaters, war im Institut von Madame Berra Professor der französischen Sprache gewesen, hatte seinen Posten und einen großen Teil seiner Privatstunden verloren, weil er in den Ruf eines irreligiösen Menschen gelangte, hatte das Häuschen im Jahre 1825 gekauft, um sich von Mailand dorthin zurückzuziehen und in Ruhe möglichst billig zu leben, hatte die Schwester des Ingenieurs Ribera geheiratet und war im Jahre 1844 gestorben, seiner Gattin ein Töchterchen von fünfzehn Jahren und außer dem Hause ein paar tausend Zwanziger hinterlassend.

Kaum hatte der Ingenieur, nicht allzu leise, an die Tür geklopft, so hörte man leichte Schritte im Gang, es wurde geöffnet, und eine Stimme, nicht gerade fein und silbern, aber unaussprechlich wohlklingend, flüsterte:

»Was für ein Lärm, Onkel!«

»O je!« meinte vertraulich der Ingenieur. »Ich soll wohl mit der Nase anklopfen?«

Die Nichte hielt ihm mit der einen Hand den Mund zu, zog ihn mit der andern herein, begrüßte anmutig Herrn Giacomo und schloß die Tür; alles das in einem Augenblick, während derselbe Herr Giacomo atemlos stammelte:

»Mein allerverehrtestes Fräulein ... ich bin wahrhaftig glücklich ...«

»Danke, danke,« sagte Luisa, »gehen Sie, bitte, voran, ich muß dem Onkel ein Wort sagen.«

Das Männchen ging voraus, seinen Hut in der Hand, und das junge Mädchen umarmte zärtlich ihren alten Oheim, küßte ihn und legte ihr Gesicht an seine Brust, während sie ihre Arme um seinen Hals schlang.

»Nun, was ist's?« fragte der Ingenieur, sich fast ihrer Liebkosungen erwehrend, denn er fühlte eine Dankbarkeit heraus, die er, in Worte gekleidet, nicht ertragen hätte. »Ja, ja, genug. Wie geht's der Mutter?«

Luisa antwortete nur mit einem neuen Druck ihrer Arme. Der Oheim war ihr mehr als ein Vater, er war die Vorsehung des Hauses, obschon er sich's in seiner großen, einfachen Güte nicht einmal träumen ließ, daß er das geringste Verdienst Schwester und Nichte gegenüber habe. Was hätten die armen Frauen wohl ohne ihn beginnen sollen, mit den mageren von Rigey hinterlassenen zwölf- oder fünfzehntausend Zwanzigern? Er hatte als Ingenieur am öffentlichen Bauamt ein gutes Einkommen. Er lebte in Como anspruchslos mit einer alten Haushälterin, und seine Ersparnisse flossen ins Haus Rigey. Zuerst hatte er offen und feierlich gegen Luisas Neigung zu Franco protestiert, da es ihm eine zu ungleiche Verbindung schien. Aber da die jungen Leute fest geblieben waren, und seine Schwester ihre Einwilligung gegeben, hatte er seine Meinung für sich behalten und hatte ihnen, soviel es in seiner Macht lag, geholfen.

»Die Mutter?« wiederholte er.

»Sie fühlte sich heute abend so beruhigt und wohl; aber jetzt ist sie erregt, weil vor einer halben Stunde Franco gekommen ist und erzählt hat, daß er eine Art Szene mit seiner Großmutter gehabt hat.«

»Ach, ich Ärmster!« rief der Ingenieur, der die Gewohnheit hatte, wenn er von den Ungelegenheiten andrer Leute hörte, sich selbst mit diesem Ausruf zu bemitleiden.

»Nein, Onkel, Franco ist im Recht.«

Luisa sprach diese Worte mit plötzlichem Stolz. »Ja, ja!« rief sie, weil der Onkel ein langgezogenes »hm!« von sich gegeben hatte. »Er hat hundertmal recht! Aber,« fügte sie leise hinzu, »er sagt, daß er in einer Weise von Hause fortgelaufen ist, daß die Großmutter höchst wahrscheinlich alles entdecken werde.«

»Besser so,« sagte der Onkel, auf die Terrasse zuschreitend.

Der Mond war untergegangen, es war dunkel. Luisa flüsterte: »Die Mutter ist da.«

Frau Teresa, von Atemnot gepeinigt, hatte sich in ihrem Lehnstuhl auf die Terrasse tragen lassen, um ein wenig Luft, ein wenig Erleichterung zu finden.

»Was meinst du, Piero?« sagte eine Stimme, die in der Klangfarbe Luisas ähnlich war, aber sanfter und milder; die Stimme eines weichen Herzens, dem die Welt viel Bitternis bereitet und das jeden Widerstand aufgegeben hat. »Was sagst du dazu, daß all unsre Vorsicht zu nichts dient?«

»Aber nein, Mama, das weiß man noch nicht, das kann man nicht sagen!«

Während Luisa so sprach, kam Franco aus dem Salon, wo er mit dem Pfarrer geweilt hatte, um den Onkel zu umarmen.

»Also?« sagte dieser, ihm die Hand reichend, denn Umarmungen waren nicht nach seinem Geschmack. »Was ist vorgefallen?«

Franco erzählte den Hergang, wobei er die für die Familie Rigey allzu beleidigenden Ausdrücke der Großmutter milderte, die Drohung, ihm keinen Soldo zu hinterlassen, gänzlich verschwieg, fast mehr seine eigne Empfindlichkeit als den Hochmut der Alten beschuldigte und zum Schluß gestand, er habe absichtlich seinen Entschluß, die ganze Nacht auszubleiben, zu erkennen gegeben. Dies mußte aber wohl oder übel die Großmutter dahin bringen, alles sofort zu entdecken; denn sie würde ihn über seine Abwesenheit ausfragen, und lügen wollte er nicht; schweigen aber kam einem Bekenntnis gleich.

»Höre!« rief der Oheim mit dem starken Ton und dem aufleuchtenden Gesicht des Biedermanns, der, in einem Wust von Verstellung und Heuchelei fast erstickend, mit zwei festen Ellbogenstößen dazwischen fährt, sich daraus befreit und aufatmet: »Ich finde, daß du unrecht gehabt hast, deine Großmutter zu reizen, denn, meiner Treu, man muß die Alten ehren, selbst in ihren Irrtümern; ich verstehe, daß die Folgen üble sein werden; aber mir ist's lieber so, und noch lieber wäre es mir, wenn du deiner Großmutter klar und rund herausgesagt hättest, wie die Dinge stehen. Dieses Geheimnis, dies Sichverstellen und Verstecken hat mir niemals gefallen können. Meiner Treu! Ein rechtschaffener Mann sagt das, was er tut. Du willst dich gegen den Willen deiner Großmutter verheiraten. Nun wohl, so betrüge sie wenigstens nicht!«

»Aber Piero!« rief Frau Teresa, die mit einem feinen Empfinden für das Leben, wie es eigentlich sein sollte, einen geschärften Sinn für das Leben, wie es wirklich ist, verband, und der es vermittels ihrer religiösen Übungen und der daraus resultierenden Familiarität mit Gott viel leichter als ihrem Bruder gelang, sich einzureden, sie habe von ihm zugunsten eines greifbaren Gutes einen Nachlaß in der Form erlangt.

»Aber Piero! Denke doch nach!« (Frau Teresa sprach als die viel jüngere immer in respektvollem Ton zu ihrem Bruder.) »Wenn die Marchesa auf solche Weise von der Ehe erfährt und dann natürlich nichts davon wissen will, Luisa ins Haus zu nehmen, was sollen die jungen Leute dann machen? Wohin sollen sie gehen? Hier ist kein Platz, und wenn auch Platz da wäre, so ist doch nichts vorbereitet. In deinem Hause ebensowenig. Man muß überlegen. Wenn wir die Sache einen oder zwei Monate geheim halten wollten, so war es wirklich nicht, um zu betrügen; es war, um Zeit zu haben, die Großmutter zu gewinnen und, falls die Großmutter nicht nachgeben würde, ein paar Zimmer in Oria einzurichten.«

»Ach, ich Ärmster,« sagte der Ingenieur. »Zwei Monate braucht man dazu! Das scheint unglaublich!«

In diesem Augenblick erinnerte ein gedehntes Schnauben im Schatten an Herrn Giacomo, der in einem Winkel an der Mauer stand und sich der Dunkelheit wegen nicht weiter getraute.

Frau Teresa hatte ihn noch nicht begrüßt.

»O Herr Giacomo!« sagte sie eiligst. »Entschuldigen Sie. Ich bin Ihnen ja so dankbar. Treten Sie näher. Sie haben gehört, um was es sich handelt! Sprechen Sie auch: was denken Sie davon?«

»Ihr Diener,« sagte Herr Giacomo aus seinem Winkel. »Ich traue mich wahrhaftig nicht weiter, mit meiner Kurzsichtigkeit.«

»Luisa!« rief Frau Teresa. »Bring ein Licht heraus ... Aber Sie haben gehört; was meinen Sie? Sprechen Sie.«

Herr Giacomo tat drei oder vier eilfertige kleine Schnauber, die bedeuteten: o weh, das ist eine Verlegenheit.

»Ich weiß nicht,« begann er zaghaft, »ich weiß nicht, ich sage jetzt, wenn ich im Dunkeln tappe ...«

»Luisa!« rief von neuem Frau Teresa.

»Ach nein, Frau Rigey, ach nein. Ich verstehe unter dem Dunkeln allerlei, was ich nicht weiß. Ich will sagen, daß ich in meiner Unwissenheit keine Meinung äußern kann. Aber, sag' ich, ich meine, man könnte vielleicht ... jetzt, sag' ich, bin ich hier in Ihrem und der verehrungswürdigen Familie Dienst, wenn schon es mich keineswegs wundern würde, wenn der Kaiserlich Königliche Kommissär, der beste Mensch, aber argwöhnisch ... schön, schön, reden wir nicht weiter, ich bin hier, aber, sag' ich, es würde mir scheinen, wenn man's noch ein wenig hinzögern und unser edler Herr Don Franco inzwischen vielleicht mit guten Worten und ... Schön, schön, schön, was mich anbetrifft, wie Sie befehlen.«

Es war der heftige Widerspruch von seiten Francos, der so plötzlich Herrn Giacomo eine andre Richtung einschlagen ließ. Luisa unterstützte ihn lebhaft, und Frau Teresa, die vielleicht auch einer Verschiebung nicht abgeneigt gewesen wäre, wagte nicht zu widersprechen.

»Luisa, Franco,« sagte sie, »bringt mich in den Salon zurück.«

Die beiden jungen Leute, vom Onkel und von Herrn Giacomo gefolgt, schoben gemeinsam den Lehnstuhl in den Salon.

Als sie die Schwelle überschritten, beugte sich Luisa, küßte die Mutter auf das Haar und flüsterte: »Du wirst sehen, daß alles gut gehen wird.« Sie glaubte, den Pfarrer im Salon zu finden, aber der Pfarrer hatte sich durch die Küche entfernt.

Kaum hatten Franco und Luisa die Mutter an den Tisch mit der Lampe geschoben, als der Sakristan erschien, um zu melden, daß alles bereit sei. Frau Teresa bat ihn, den Pfarrer zu verständigen, daß binnen einer halben Stunde das Brautpaar in die Kirche kommen würde.

»Luisa!« sagte sie, indem sie die Tochter bedeutungsvoll anblickte.

»Ja, Mama,« erwiderte diese; und mit lauterer Stimme wendete sie sich an ihren Verlobten: »Franco, Mama wünscht mit dir zu sprechen.«

Herr Giacomo verstand und ging hinaus auf die Terrasse. Der Ingenieur verstand nichts, und seine Nichte mußte ihm erklären, daß man die Mutter mit Franco allein lassen solle. Der einfache Mann verstand nicht recht warum; da nahm sie lächelnd seinen Arm und führte ihn hinaus.

Frau Teresa streckte ihre schöne, noch jugendliche Hand Franco entgegen, der niederkniete, um sie zu küssen.

»Armer Franco!« sagte sie sanft.

Sie hieß ihn aufstehen und sich neben sie setzen. Sie müsse mit ihm sprechen, sagte sie; und sie habe so wenig Atem! Aber er würde sie auch mit wenig Worten verstehen, nicht wahr?

Bei diesen Worten lag in ihrer schwachen Stimme eine unendliche Süßigkeit.

»Weißt du,« sagte sie, »das hatte ich dir eigentlich nicht sagen wollen, aber es ist mir eingefallen, als du von dem Teller erzähltest, den du bei Tisch zerbrochen hast. Ich bitte dich, nimm Rücksicht auf Onkel Pieros Stellung. In seinem Innern denkt er wie du. Wenn du die Briefe gesehen hättest, die er mir im Jahre 1848 geschrieben hat! Aber er ist Beamter. Es ist wahr, in seinem Gewissen fühlt er sich ruhig, denn er weiß, daß er seinem Lande und nicht den Deutschen dient, wenn er sich mit Straßenbau und mit dem Wasser beschäftigt; aber gewisse Rücksichten will er und muß er nehmen. Und bis zu einem gewissen Punkt müßt auch ihr sie, ihm zuliebe, haben.«

»Die Deutschen werden nicht mehr lange bleiben, Mama,« erwiderte Franco, »aber sei ruhig, ich werde vorsichtig sein, du sollst sehen.«

»Ach, Liebster, ich werde nichts sehen. Nur noch euch beide vereinigt und von Gott gesegnet will ich sehen. Wenn die Deutschen fort sind, so kommt nach Looch, um es mir zu sagen.«

Die von großen Nußbäumen beschatteten Wiesen, wo der kleine Friedhof von Castello liegt, tragen den Namen Looch.

»Aber über eine andre Sache muß ich noch mit dir sprechen,« fuhr Frau Teresa fort, ohne Franco Zeit zum Widerspruch zu lassen. Er ergriff ihre Hände und drückte sie warm, mit Mühe seine Tränen zurückhaltend.

»Ich muß mit dir über Luisa sprechen,« sagte sie. »Du mußt deine Frau kennen lernen.«

»Ich kenne sie, Mama; ich kenne sie so gut, wie du sie kennst, und besser noch!«

Er glühte und bebte bei diesen Worten in der leidenschaftlichen Liebe zu ihr, die Leben von seinem Leben, Seele von seiner Seele war.

»Armer Franco!« sagte Frau Teresa lächelnd und zärtlich. »Nein, höre mich an, es ist etwas, das du nicht weißt und das du wissen mußt. Warte einen Augenblick.«

Sie brauchte eine Ruhepause. Die Aufregung raubte ihr den Atem und machte ihr das Sprechen schwer. Sie machte eine verneinende Gebärde, als Franco ihr helfen, sie in irgendeiner Weise unterstützen wollte. Ein wenig Ruhe genügte ihr, und die schöpfte sie, den Kopf an die Lehne ihres Armstuhls stützend.

Bald richtete sie sich wieder auf. »Du wirst,« sagte sie, »zu Haus bei dir von meinem armen Manne schlecht haben sprechen hören. Du wirst gehört haben, daß er ein Mensch ohne Grundsätze war, und daß ich ein großes Unrecht getan hätte, ihn zu heiraten. Er war in der Tat nicht religiös, und aus diesem Grunde habe ich lange gezaudert, ehe ich mich entschloß. Man hatte mir geraten nachzugeben, weil ich vielleicht auf ihn, der eine edle Seele hatte, einen guten Einfluß gewinnen könnte. Er ist als Christ gestorben, und ich hoffe sicher, ihn im Paradies zu finden, wenn der Herr mir die Gnade erweist, mich zu sich zu nehmen; aber bis zur letzten Stunde schien es, daß ich nichts erreicht hätte. Nun, ich fürchte, daß Luisa in ihrem Innersten die Ideen ihres Vaters hat. Sie verbirgt sie mir, aber ich verstehe, daß sie sie hat. Ich lege sie dir ans Herz. Beobachte sie, berate sie; sie hat viele Gaben und ein großes Herz; wenn ich nicht verstanden habe, sie richtig zu leiten, so mache du es besser; du bist ein guter Christ, trachte, auch sie dazu zu machen, so recht von Herzen; versprich es mir, Franco.«

Er versprach es ihr lächelnd, als hielte er ihre Furcht für unbegründet und gäbe aus Gefälligkeit ein überflüssiges Versprechen.

Die Kranke sah ihn traurig an. »Du mußt mir glauben,« fügte sie hinzu, »das sind keine Einbildungen. Ich kann nicht in Frieden sterben, wenn du sie nicht ernsthaft nimmst.« Und als der junge Mann, diesmal ohne zu lächeln, sein Versprechen wiederholt hatte, fuhr sie fort:

»Noch ein Wort. Wenn du von hier fortgehst, gehst du nach Casarico zu Professor Gilardoni, nicht wahr?«

»Aber, das war unser früherer Plan. Ich sollte der Großmutter sagen, ich wollte bei Gilardoni schlafen, um dann einen gemeinsamen Morgenspaziergang mit ihm zu machen; du weißt ja aber doch, wie ich nun davongelaufen bin.«

»Geh trotzdem hin. Mir macht es Freude, wenn du hingehst. Und dann erwartet er dich auch, nicht wahr? Schon deshalb mußt du hingehen. Armer Gilardoni, seit jener Dummheit vor zwei Jahren ist er nicht mehr hier gewesen. Du weißt davon, nicht wahr? Luisa hat sie dir erzählt?«

»Ja, Mama.«

Dieser Professor Gilardoni, der als Einsiedler in Casarico lebte, hatte sich vor ein paar Jahren in ganz romantischer Weise in Frau Teresa verliebt und hatte schüchtern und verehrungsvoll sich ihr zum Gatten angetragen, aber mit seinem Antrag ein solch bestürztes Erstaunen erregt, daß er sich seitdem nie wieder vor ihre Augen getraut hatte.

»Armer Mann!« begann Frau Rigey von neuem. »Das war eine große Narrheit, aber er ist ein goldenes Herz, ein treuer Freund, haltet euch den warm. Am Tage bevor er jenen Anfall von Verrücktheit hatte, hat er mir etwas anvertraut. Ich kann es dir nicht wiederholen und bitte dich auch, nicht mit ihm davon zu sprechen, wenn er nicht davon anfängt; aber es ist eine Sache, die unter gewissen Verhältnissen, namentlich wenn ihr Kinder haben solltet, für euch von größter Bedeutung sein könnte. Sollte Gilardoni dir davon sprechen, so denke darüber nach, ehe du Luisa etwas sagst. Luisa könnte die Sache anders auffassen, als sie sollte. Beschließe du, berate dich mit Onkel Piero, und dann erst sprich oder sprich nicht, je nach dem Weg, den du einzuschlagen gedenkst.«

»Ja, Mama.«

Es wurde leise an die Tür geklopft, und Luisas Stimme fragte:

»Seid ihr fertig?«

Franco sah auf die Kranke. »Herein!« rief sie. »Ist es Zeit aufzubrechen?«

Luisa antwortete nicht und umschlang mit einem Arm Francos Hals. Sie knieten zusammen vor der Mutter nieder und legten den Kopf in ihren Schoß; Luisa machte eine übermenschliche Anstrengung, das Weinen zurückzuhalten, denn sie wußte, daß man der Mutter jede allzu heftige Erregung ersparen mußte; aber ihre Schultern verrieten sie.

»Nein, Luisa,« sagte die Mutter, »nein, Liebste, nein,« und sie liebkoste ihren Kopf. »Ich danke dir, daß du mir immer eine gute Tochter gewesen bist; eine so gute Tochter; beruhige dich, ich bin so zufrieden; du wirst sehen, daß es mir besser gehen wird. So geht denn; gebt mir einen Kuß und dann geht, laßt den Herrn Pfarrer nicht warten. Gott segne dich, Luisa, und auch dich, Franco.«

Sie verlangte ihr Gebetbuch, rückte das Licht näher, ließ die Fenster und die Terrassentür öffnen, um besser atmen zu können, und schickte die Magd, die ihr Gesellschaft leisten wollte, fort. Als das Brautpaar hinausgegangen war, kam der Ingenieur, um die Schwester, noch ehe er in die Kirche ging, zu begrüßen.

»Nun also, Teresa.«

»Adieu, Piero! Eine neue Last auf deine Schultern, armer Piero.«

»Amen,« erwiderte ruhig der Ingenieur.

Allein geblieben, lauschte Frau Rigey auf das Geräusch der sich entfernenden Schritte; die schweren ihres Bruders und Herrn Giacomos, die den Beschluß des kleinen Zuges bildeten, übertönten die andern, denen sie mit dem Ohre so lange wie möglich hätte folgen mögen.

Ein Augenblick noch, und sie vernahm nichts mehr. Der Gedanke kam ihr, daß Luisa und Franco sich zusammen in die Zukunft hin entfernten, in die ihnen zu folgen ihr nur noch wenige Monate, wenige Tage vielleicht nur vergönnt war, und daß sie nichts von ihrem Geschick erraten, nichts voraus fühlen konnte. ›Arme Kinder!‹ dachte sie, ›wer weiß, was sich in fünf, in zehn Jahren ereignet haben mag!‹ Noch immer lauschte sie, aber es herrschte tiefe Stille; durch das Fenster nur drang das ferne, ferne Rauschen des Wasserfalls von Rescia, jenseits des Sees. Da nahm sie in der Vorstellung, daß sie nun in der Kirche angelangt seien, ihr Gebetbuch und las mit Eifer.

Doch schnell ermüdete sie; sie fühlte sich verwirrt im Kopf, und auch die Buchstaben des Buchs verschwammen vor ihren Augen.

Ihre Sinne schlummerten ein, ihr Wille war gelähmt. Sie hatte das Vorgefühl einer Vision unwirklicher Vorfälle und wußte doch, daß sie nicht schlief, fühlte, daß sie nicht träumte, daß es ein durch ihr Leiden hervorgerufener krankhafter Zustand sei. Sie sah, wie sich die Tür zur Küche öffnete, und herein trat der alte Gilardoni von Dasio, genannt »Carlin von Das«, der Vater des Professors und Verwalter des Hauses Maironi für die Besitzungen in Valsolda, der seit fünfundzwanzig Jahren tot war. Er trat ein und sagte in natürlichem Tone: »O, Frau Teresa, geht's Ihnen gut?« Sie glaubte zu erwidern: »Ach, ganz gut, Carlin; und Ihnen?« aber in Wahrheit öffnete sie nicht den Mund. »Hier hab' ich den Brief,« begann die Gestalt wieder, triumphierend einen Brief schwenkend. »Für Sie hab' ich ihn gebracht.« Und er legte den Brief auf den Tisch.

Frau Teresa sah deutlich und mit einer Empfindung lebhafter Freude diesen schmutzigen, durch die Zeit vergilbten Brief, ohne Kuvert und mit den Spuren einer kleinen roten Oblate. Es schien ihr, als ob sie sagte: »Danke, Carlin. Und jetzt gehen Sie nach Dasio?« »Nein, Frau Teresa,« erwiderte Carlin. »Ich geh' nach Casarico zu meinem Sohn.«

Die Kranke sah Carlin nicht mehr, aber sie sah den Brief auf dem Tisch. Sie sah ihn deutlich, obgleich sie nicht überzeugt war, daß er dort läge; in ihrem schlummernden Hirn haftete die undeutliche Vision anderer, längst vergangener Halluzinationen, die Vorstellung ihrer Despotin und Feindin, ihrer Krankheit. Ihr Auge war glasig, ihr Atem beschleunigt und schwer.

Der Schall von schnellen Schritten rüttelte sie auf, rief sie gleichsam ins Bewußtsein zurück. Als Luisa und Franco von der Terrasse ins Zimmer stürzten, bemerkten sie bei dem durch einen Lampenschirm gedämpften Licht nicht, wie die Physiognomie der Mutter verzerrt war. Sie knieten vor ihr nieder, bedeckten sie mit Küssen und schoben diesen gequälten Atem auf die große Erregung. Plötzlich hob die Kranke den Kopf von der Lehne des Armstuhls, streckte die Hände aus und blickte und deutete auf irgend etwas.

»Der Brief,« sagte sie.

Die beiden jungen Leute drehten sich um und sahen nichts.

»Was für ein Brief, Mama?« fragte Luisa. In demselben Augenblick bemerkte sie den Ausdruck im Gesicht der Mutter und warf Franco einen Blick zu, um ihn aufmerksam zu machen. Es war nicht das erstemal während ihrer Krankheit, daß die Mutter an Halluzinationen litt. Bei der Frage: »Was für ein Brief?« machte sie: »O!« zog die Hände zurück, bedeckte sich das Gesicht damit und weinte still vor sich hin.

Durch die Liebkosungen ihrer Kinder getröstet, beruhigte sie sich wieder, küßte sie, reichte ihrem Bruder und Herrn Giacomo, die den Vorgang nicht recht verstanden hatten, die Hand und gab Luisa einen Wink, etwas zu holen. Es handelte sich um eine Torte und eine Flasche kostbaren Weines, die ihr mit andern gleichen vorzeiten der Marchese Bianchi, der eine besondere Verehrung für Frau Rigey besaß, geschenkt hatte.

Herr Giacomo, der nicht wußte, wie er entkommen könne, begann sich zu drehen und zu wenden, zu schnaufen und den Ingenieur anzusehen.

»Frau Luischen,« sagte er, als er die junge Frau das Zimmer verlassen sah: »Entschuldigen Sie, aber ich möchte wahrhaftig um die Erlaubnis bitten ...«

»Nein, nein,« unterbrach ihn mit schwacher Stimme Frau Teresa, »warten Sie noch ein wenig.«

Luisa verschwand, und Franco schlüpfte hinter seiner Gattin ebenfalls aus dem Zimmer. Frau Teresa schien von einem Skrupel ergriffen und machte Miene, ihn zurückzurufen.

»Aber was denn!« meinte der Ingenieur.

»Aber, Piero!«

»Aber was?«

Die alten, strengen Traditionen ihrer Familie, ein empfindlicher Sinn für Würde, vielleicht auch ein religiöses Bedenken, weil die Gatten der Brautmesse noch nicht beigewohnt hatten, hinderten Frau Teresa, es zu billigen, daß die jungen Leute sich absonderten, und zugleich auch, sich zu erklären. Ihre Zurückhaltung und des Onkels patriarchalische Gutherzigkeit gaben Franco Muße, sich ihrem Verlangen unwiderruflich zu entziehen.

»Auf ewig!« murmelte sie nach einer Pause, als ob sie für sich spräche. »Vereint auf ewig!«

»Wir andern,« sagte der Ingenieur, indem er sich im venetianischen Dialekt an seinen Kollegen im Zölibat wendete, »wir andern, Herr Giacomo, wir machen keine solchen Narreteien.«

»Immer guter Laune, teuerster Ingenieur,« erwiderte Herr Giacomo, dem sein Gewissen sagte, daß er größere »Narreteien« gemacht habe.

Die Gatten kamen nicht zurück.

»Herr Giacomo,« nahm der Ingenieur wieder das Wort, »für heute nacht kein Gedanke ans Bett.«

Der Unglückliche wand sich, schnaubte und blinzelte mit den Augen, ohne zu antworten.

Und die Gatten kamen nicht zurück.

»Piero,« sagte die Dame, »bitte, ziehe an der Klingel.«

»Herr Giacomo,« meinte der Ingenieur, ohne sich zu rühren, »sollen wir an der Klingel ziehen?«

»Das scheint wahrhaftig Frau Teresas Meinung zu sein,« erwiderte das Männlein, so gut es konnte, zwischen Bruder und Schwester lavierend. »Aber ich sage gar nichts.«

»Piero!« bestand die Dame.

»Aber schließlich,« sagte wiederum der Bruder, ohne sich vom Platz zu bewegen, »Sie, was würden Sie tun? Würden Sie an dieser Klingel ziehen, oder würden Sie es nicht tun?«

»O mein Gott!« stöhnte Puttini. »Erlassen Sie mir doch die Antwort.«

»Nicht im mindesten erlasse ich sie Ihnen.«

Die Gatten kamen nicht zurück, und die Mutter, immer unruhiger werdend, begann von neuem:

»Aber so läute doch, Piero!«

Herr Giacomo, der darauf brannte fortzugehen, und sich doch nicht entfernen konnte, ohne sich von dem Brautpaar zu verabschieden, gab sich, durch Frau Teresas Beharrlichkeit ermutigt, einen Ruck, wurde puterrot und stieß die Worte heraus: »Ich werde läuten!«

»Lieber Herr Giacomo,« sagte der Ingenieur, »ich staune, ich bin überrascht, und ich muß mich wundern.« Warum er, wenn er guter Laune war, und ihm eines dieser Synonyme in den Mund kam, sie gleich alle drei aneinander zu reihen pflegte, war unerfindlich. »Aber,« so schloß er, »läuten wir.«

Und er läutete ganz diskret.

»Höre, Piero,« sagte Frau Teresa. »Erinnere dich, daß, wenn du fortgehst, Franco ebenfalls gehen muß. Er wird um halb sechs zur Messe wiederkommen.«

»Ach, ich Ärmster!« rief Onkel Piero. »Was für Schwierigkeiten! Schließlich, sind sie Mann und Frau, ja oder nein? Schon gut, schon gut,« fuhr er fort, da seine Schwester unruhig wurde, »macht alles wie ihr wollt, schon gut.«

Anstatt des jungen Paares trat die Magd mit der Torte und der Flasche ein und sagte dem Ingenieur, Fräulein Luisina ließe ihn bitten, einen Augenblick auf die Terrasse herauszukommen.

»Jetzt gerade, wo das bißchen Gottessegen kommt, schickt ihr mich hinaus?« sagte der Ingenieur. Er scherzte mit seiner gewohnten Heiterkeit, vielleicht weil er den ernsten Zustand seiner Schwester nicht ganz erfaßte, vielleicht auch aus seiner natürlichen Anlage, dem Unvermeidlichen ruhig entgegenzutreten.

Er ging auf die Terrasse, wo ihn Luisa und Franco erwarteten. »Höre, Onkel,« sagte sie, »mein Mann meint, daß die Großmutter alles sofort entdecken würde, und daß er nicht länger in Cressogno würde bleiben können; wenn nur Mama in besserem Zustand wäre, so könnten wir zu dir nach Oria kommen, aber so ist es ja leider unmöglich. Nun meint er, man könne hier in aller Eile, so gut wie's eben geht, ein Zimmer in Ordnung bringen. Das Arbeitszimmer des armen Papa wäre disponibel. Was meinst du dazu?«

»Hm!« machte der Onkel, dem die Neuigkeit nicht recht gefiel. »Das scheint mir ein sehr überstürzter Entschluß. Ihr macht Ausgaben und kehrt das Haus von oben nach unten wegen einer Sache, die nicht dauern kann.«

Seine fixe Idee war, die ganze Familie in Oria zu haben, und dieser Ausweg mit dem Zimmer schuf ihm Bedenken. Er fürchtete, wenn die Gatten sich einmal in Castello einrichteten, würden sie schließlich dort bleiben. Luisa tat ihr möglichstes, ihn zu überzeugen, daß es nicht anders ginge, daß weder die Ausgaben noch die Unbequemlichkeiten erhebliche wären, daß ihr Mann, wenn er das Haus verlassen müsse, schnurstracks nach Lugano eilen und mit den unumgänglich nötigen Möbeln zurückkehren würde. Der Oheim fragte, ob es anstatt dessen nicht besser wäre, wenn Franco inzwischen nach Oria käme und dort bliebe, bis sie mit der Mutter ihm nachfolgen könne. »Ach, Onkel!« rief Luisa. Wenn sie die Sache mit der Klingel gewußt hätte, würde sie sich noch mehr über einen derartigen Vorschlag gewundert haben. Aber der gute Mann hatte zuweilen solche Einfälle, die seiner Schwester ein Lächeln entlockten. Luisa war unermüdlich, immer neue Gründe gegen Francos Verbannung ins Feld zu führen und sie mit glühendem Eifer zu verteidigen. »Genug,« sagte der Onkel, nicht überzeugt, aber nachgiebig; und er breitete die Arme aus mit der Bewegung eines mitleidvollen, zu zärtlicher Umschlingung der armen menschlichen Kreatur geneigten Dominus vobiscum. » Fiat. Und für alle Fälle,« fügte er, zu Franco gewendet, hinzu, »wie steht's denn mit dem Geldsäckel?«

Franco fuhr zusammen und wurde verwirrt.

»Er ist unser Vater, weißt du,« sagte seine Frau zu ihm.

»Nichts da, Vater,« bemerkte der Oheim immer sanftmütig, »nichts da, Vater; aber was mir gehört, gehört euch, das ist alles; das will sagen, daß ich euch ein wenig nach meinen schwachen Kräften aushelfen werde.«

Und er nahm die gerührte Umarmung seiner Nichte entgegen, ohne sie zu erwidern, fast ärgerlich über eine so überflüssige Kundgebung, ärgerlich, daß sie nicht eine so einfache und natürliche Sache einfacher hinnahmen. »Ja, ja,« sagte er, »laß uns ein Glas Wein trinken, das ist vernünftiger.«

*

Der Wein von Niscioree, rot und durchsichtig wie Rubin, süß und stark, besänftigte und streichelte milde die Eingeweide des ungeduldigen Herrn Giacomo, der in diesen für den Weinbau schlimmen Jahren nur selten die Lippen in unverfälschtem Wein badete und tiefsinnig seinen Grimelliwein verwässerten Andenkens trank.

» Est, est, nicht wahr, Herr Giacomo?« meinte Onkel Piero, als er Puttini das Glas, das er in der Hand hielt, andächtig betrachten sah. »Hier wenigstens läuft man keine Gefahr zu krepieren, wie jener Gewisse: et propter nimium est dominus meus mortuus est.«

»Mir kommt's im Gegenteil vor, als ob ich auferstünde,« erwiderte Herr Giacomo ganz sachte, fast im Flüsterton, immer noch in sein Glas blickend.

»Nun denn, einen Trinkspruch auf das Brautpaar!« rief der andre, sich erhebend. »Und wenn Sie ihn nicht ausbringen, so werde ich ihn ausbringen:

Er soll leben, sie soll leben,
Wir müssen uns nach Haus begeben!«

Herr Giacomo leerte sein Glas, pustete gewaltig und blinzelte heftig mit den Augen, zum Zeichen der verschiedenartigen Gefühle, die auf ihn einstürmten, während das letzte Aroma und der letzte Duft des Weines sich in seinem Munde verflüchtigten; er bot Frau Teresa seine ganze Dienstbarkeit an, seine innigste Ergebenheit der liebenswürdigsten jungen Gattin, seine Ehrerbietung dem geschätztesten Gatten; mit den Armen und mit dem Kopf wehrte er die Danksagungen ab, die auf ihn herabregneten, und nachdem er Hut und Stock genommen, machte er sich, mit aus Vergnügen und Bedauern gemischten Empfindungen, schnaubend, demütig hinter der gewaltigen Masse des teuersten Ingenieurs auf den Weg.

»Und du, Franco?« fragte plötzlich Frau Teresa.

»Ich gehe,« erwiderte Franco.

»Komm zu mir,« sagte sie. »Ich habe euch so schlecht empfangen, meine armen Kinder, als ihr aus der Kirche kamt. Du weißt, ich hatte einen von meinen Anfällen; ihr habt es ja verstanden. Jetzt fühle ich mich so wohl, so im Frieden. Mein Herrgott, ich danke dir. Mir ist, als hätte ich das Haus bestellt, das Feuer gelöscht, mein Gebet gesprochen, und als könnte ich nun schlafen gehen, ganz und gar zufrieden; aber nicht so schnell, weißt du, Lieber, nicht so plötzlich. Ich lasse dir meine Luisa, Liebster, ich lasse dir Onkel Piero. Ich weiß, daß du sie herzlich lieben wirst, nicht wahr? Aber gedenke auch meiner. Ach, mein Gott, wie leid es mir tut, daß ich eure Kinder nicht sehen werde! Ach ja, das schmerzt. Du mußt ihnen jeden Tag einen Kuß für die Großmutter geben. Und jetzt geh, mein Sohn; du kommst um halb sechs wieder, nicht wahr? Leb wohl, und geh jetzt.«

Sie sprach liebkosend zu ihm, wie zu einem kleinen Kinde, das noch nichts versteht, und er weinte still vor sich hin vor Zärtlichkeit und küßte ihre Hände immer wieder, in stiller Freude, daß Luisa dabei war und es sah; denn in seiner unendlichen Zärtlichkeit für die Mutter lag die unendliche Freude, eins geworden zu sein mit der Tochter, und etwas wie eine Begierde, alles, was sein Weib liebte, mit der gleichen Kraft zu lieben.

»Geh,« wiederholte Mutter Teresa, die ihre eigne Rührung fürchtete; »geh, geh!«

Er gehorchte endlich und ging mit Luisa hinaus. Auch diesmal zögerte Luisa lange, ehe sie wiederkam; aber die lautersten Seelen haben ihre kleinen Schwächen, und obgleich die Magd fortwährend von der Küche in den Salon ab und zu ging, sagte Frau Teresa, die von den Zeichen der Liebe, die Franco ihr so reichlich gegeben, tief gerührt war, kein Wort davon, daß sie die Klingel ziehen solle.


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