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1.
Der Trödelladen

Wie es sich zugetragen hatte, daß ich mich an diesem Frühlingsvormittag mit nur einigen Pennys in der Tasche auf dem Clarence-Pier in Portsmouth befand, hat mit dieser Erzählung nichts zu tun; wichtig ist nur, daß ich dort war. Ich war in einer sehr unangenehmen Lage, ich hatte niemanden in Portsmouth, an den ich mich wenden konnte, und ich hatte auch keine Ahnung, was ich nun anfangen sollte. Zwei meiner letzten Pennys hatte ich für den Eintritt zum Pier geopfert, denn ich hoffte, vielleicht durch irgendeinen Trägerdienst einen Schilling zu verdienen.

Ein Schilling würde es mir ermöglichen, an den einzigen Mann zu drahten, von dem ich annehmen konnte, daß er mir Geld telegraphisch überweisen würde, er war meine letzte Hoffnung, denn ich hatte schon meinen Überzieher und meine Uhr versetzt. Da ich stündlich eine Geldüberweisung erwartet hatte, die aber bis dahin ausgeblieben war, war ich nicht so vernünftig gewesen, brieflich mein Anliegen vorzubringen, und nun war ich gezwungen, telegraphisch darum nachzusuchen. Vielleicht würde irgendein Passagier der an dem Pier anlegenden Dampfer mir einen Schilling geben, wenn ich seinen Koffer trüge. Eine Stunde war schon vergangen, und ich hatte noch nichts zu tun bekommen. Ich überlegte mir gerade, ob ich nicht mein Glück auf den Bahnsteigen versuchen sollte, als ganz plötzlich der Mann erschien, durch den ich Hals über Kopf in Abenteuer gestürzt wurde.

Er ging gerade von dem Schalter fort, an dem Fahrkarten nach Southampton ausgegeben werden, er hatte eine Fahrkarte in der Hand, man konnte es ihm ansehen, daß er das ganz vergessen hatte. Er war ein großer, breitschultriger Mann, er trug einen dunkelblauen Serge-Anzug und einen etwas sportlich zugeschnittenen Überzieher. Ich hielt ihn für einen wohlhabenden Gastwirt oder Buchmacher. In dem Augenblick schien er nur den einen Gedanken im Kopf zu haben, möglichst rasch irgend etwas vorzunehmen oder irgendwohin zu gehen; denn als er auf die offene Landungsbrücke trat, schweiften seine Augen unruhig umher. Er blickte erst auf die neblige Küste auf der anderen Seite des Wassers, dann auf das Wasser selbst, als ob er den Ryde-Dampfer, der eben auf uns zukam, suchte. Dann blickte er erst über die eine, dann über die andere Schulter, als ob er erwartete oder befürchtete, jemanden zu begegnen.

In seiner Hast oder Unruhe hob er seine dicken, derben Finger an sein Kinn und entdeckte dabei, daß er eine Fahrkarte in der Hand hatte; ich hätte darauf schwören können, daß er vollkommen vergessen hatte, eine Karte gelöst zu haben, und daß es ihm erst in diesem Augenblick wieder einfiel. Nun steckte er sie schnell in seine Westentasche und entdeckte dabei etwas anderes, das er offenbar auch vergessen hatte. Er zog seine Finger aus der Tasche und brachte dabei ein zusammengefaltetes Stück Papier heraus. Es wurde mir jetzt klar, daß der Mann äußerst zerstreut war, denn er starrte den Zettel erst verständnislos an, dann sah er sich verdrießlich um, und man konnte ihm anmerken, daß er etwas Wichtiges und Eiliges zu tun unterlassen hatte. Durch die Entbehrungen der letzten beiden Tage getrieben, sah ich die für mich günstige Gelegenheit und trat ohne weiteres auf ihn zu.

»Ich glaube, Sie möchten das irgendwohin gebracht haben. Kann ich das für Sie besorgen?« fragte ich und zeigte auf das Stück Papier, das er in seinen Fingern um und um drehte.

Er zuckte zusammen, dann blickte er mich durchdringend und mißtrauisch an, aber doch, wie mir schien, sehr erleichtert.

»Wie?« rief er aus und sah mich dabei von Kopf bis zu Fuß an. »Sie? – Suchen Sie Arbeit?«

Ich wußte, was er damit meinte. Ich war anständig angezogen, mein Anzug und meine Stiefel waren gut, sogar meine Wäsche war tadellos. Da das Schiff schon ganz nahe herangekommen war, zögerte ich nicht länger.

»Ich wäre dankbar für die Möglichkeit, ein paar Schillinge zu verdienen«, antwortete ich schnell. »Bin abgebrannt – Sie verstehen. Ich werde diesen Zettel für Sie besorgen, und Sie können mir schon trauen.«

Er hatte sich offenbar schon dazu entschlossen, denn ohne weitere Worte griff er mit seiner dicken, beringten Hand in seine Hosentasche und brachte sie wieder mit Goldmünzen gefüllt heraus. Er nahm einen Sovereign – so gleichgültig, als ob es ein Schilling wäre – und drückte ihn mit dem Zettel zusammen in meine Hand.

»Hören Sie mal zu«, sagte er leise. »Auf dem Zettel steht ein Name – Holliment. Gehen Sie nach der Gegend zwischen High Street und dem Hard – wissen Sie Bescheid? Dann erkundigen Sie sich nach Holliment, Altwarenhändler, jeder kann Ihnen sagen, wo er wohnt. Dann geben Sie's ihm. Gehen Sie jetzt – der Sovereign ist für Sie. Da ist mein Schiff! Sie gehen doch gleich?«

»Ja, sofort«, sagte ich. »Ich werde ihn gleich hinbringen. Bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet.«

»Das ist gegenseitig«, antwortete er und lächelte merkwürdig. Er ging auf das Schiff zu, und ich eilte mit leichtem Herzen, ohne mich nur einmal umzublicken, von der Landungsbrücke fort. Ein Goldstück für einen Spaziergang von zehn Minuten. Ich ging nach der High Street zu mit dem Gefühl, die ganze Bank von England gehörte mir. Als ich um eine Ecke bog, blickte ich zufällig nach dem Meer und sah den Rauch des Dampfers, der in der frischen Brise vorwärtsstampfte. Mit ihm fuhr mein Auftraggeber. Wohin? Und warum in solcher Eile? Sogar in solcher Eile, daß er vergessen hatte, den Zettel, der jetzt in meiner Tasche steckte, abzuschicken – ein Zettel, der offenbar eine so wichtige Nachricht enthielt, daß er ihn um jeden Preis überbracht haben wollte. Da mein Wahrnehmungsvermögen durch Hunger gesteigert war – ich hatte nicht gefrühstückt und auch am vorhergehenden Tag wenig zu mir genommen – hatte ich sofort bemerkt, daß der Mann heilfroh gewesen war, den Zettel loszuwerden, und das Goldstück gern dafür gegeben hatte.

Dieses zerknitterte, zusammengedrehte Stück Papier fing an, mich neugierig zu machen. Wer war Holliment? Was konnte diese wichtige Mitteilung bloß sein? Was hatte das Ganze zu bedeuten? Bevor ich an die High Street kam, siegte meine Neugierde; ich zog den Zettel hervor und drehte ihn ein paarmal um. Ich bemerkte, daß er in aller Eile aus einem Kontobuch gerissen war. Wie ich mir alles überlegte, war an diesem Abenteuer doch etwas Geheimnisvolles, und wo es ein Geheimnis gibt, gibt es auch Gefahr. Ich wollte wenigstens eine Ahnung haben, in was ich verwickelt werden könnte, und so machte ich mir keine großen Gewissensbisse, das Papier aufzufalten und den Inhalt zu lesen.

Ich blieb einen Augenblick auf der Straße stehen und las den kurzen Inhalt – drei Worte, dick unterstrichen:

Er ist entlassen

Das war alles. Kein Name, keine Adresse, nichts. Ich war genau so klug wie vorher. Ich faltete das Blatt wieder sorgfältig zusammen, steckte es in meine Tasche, überquerte die High Street und kam in das schmutzige Stadtviertel, das zwischen dieser Straße und dem Hard liegt.

Es gibt merkwürdige Gegenden in Portsmouth, aber dieser Holliment, wer er auch sein mochte, schien mir in einer der merkwürdigsten zu leben. Er war jedenfalls ziemlich bekannt, und nachdem ich einige Straßen, die mich bald nach links, bald nach rechts führten, gegangen war, sah ich ein schwarzes Schild, auf dem sein Name in schmutzigen weißen Lettern stand, und das sich von der schmutzigen Straße auffallend abhob. Es war über den Fenstern eines einstöckigen Gebäudes mit tief herabhängendem Dach angebracht; das Haus schien halb Laden, halb Scheune zu sein. Daneben stand ein höheres, turmähnliches Gebäude, anscheinend ein Speicher, an dem sein Name auch, allerdings auf einem kleineren Schild und mit kleineren Lettern angebracht war.

Die Tür des niedrigeren Hauses stand nach der Straße zu weit offen, und als ich eintrat, sah ich sofort, daß Holliment mit allem möglichen handeln mußte. Eine derartige Ansammlung von alten Sachen hatte ich noch nie gesehen, es schien ein richtiger Abladeplatz für allerlei Gerümpel zu sein; so ziemlich alles, von einst bemalten Bugfiguren bis zu rostigen Nägeln, lag dort herum.

Das einzige, das noch etwas neu aussah, war ein frischgemaltes Schild, das an dem Fenster einer Art Büro hing, und auf dem stand, daß dort Bestellungen für Kohlen entgegengenommen würden, und das auch die Tagespreise angab. Aber niemand war in dem Büro, noch im Halbdunkel des scheunenartigen, überfüllten Raums zu sehen, und ich hatte schon einige Minuten gewartet und geklopft, bis endlich ein Mann erschien und auf mich zukam. Er war ein kleiner, dicker Mensch in Hemdsärmeln. Er sah mich neugierig an, als ob er wissen wollte, was ich bei ihm suchte. Ich zog den Zettel hervor.

»Mr. Holliment?« fragte ich.

»Das bin ich«, erwiderte der Mann.

»Ein Herr, dem ich auf dem Clarence-Pier begegnete, und der es eilig hatte, das Schiff zu erreichen, bat mich, Ihnen dieses zu bringen«, fuhr ich fort. »Ich bin sofort hierher gekommen, denn es schien ihm viel daran zu liegen, daß Sie es gleich bekämen.«

Ich legte den Zettel in seine sehr schmutzige Hand und stand neben ihm und beobachtete ihn scharf, als er ihn ungeschickt aufmachte. Ich bin davon überzeugt, daß er für gewöhnlich seinen Gesichtsausdruck beherrschen und seine Gefühle gut verbergen konnte, aber dieses Mal gelang es ihm nicht, denn es traf ihn zu unvorbereitet. Sein dickes Gesicht wurde fahl – ich mußte unwillkürlich an Kalbsköpfe in einem Fleischerladen denken – aber als er sich etwas erholt hatte, blieb sein Gesicht doch noch grau. Seine Hände zitterten plötzlich, und er konnte einen Ausruf nur halb unterdrücken. Ich drehte mich um und tat, als ob ich nichts merkte. Mit einemmal fühlte ich, daß er mich beobachtete.

»Kennen Sie den Mann, der Ihnen dies gab?« fragte er schnell.

»Überhaupt nicht«, sagte ich. »Er war mir, und ich ihm vollkommen fremd. Ich suchte nämlich nach irgendeiner Arbeit und merkte, daß er diesen Zettel besorgt haben wollte, und da bot ich ihm an, es für ihn zu besorgen.«

»Gab er Ihnen was?« fragte er und sah mich dabei, ähnlich wie der andere, vom Kopf bis zum Fuß an.

»Ja, wenn Sie es wissen wollen, einen Sovereign«, antwortete ich.

Er schien nicht erstaunt zu sein. Er holte sich seine Jacke, die an einem Nagel in der Nähe hing, und fing an, sie anzuziehen.

»Hören Sie mal«, sagte er. »Ich muß fortgehen – geschäftlich! Deswegen!« Er zeigte auf das Stück Papier, das er zerknüllt zu Boden geworfen hatte. »Ich muß auf ein paar Stunden fortgehen – es ist unvermeidlich. Sie sagten doch, Sie suchten Arbeit. Bleiben Sie hier und hüten Sie den Laden, bis ich wiederkomme, das wird heute abend sein. Ich werde Ihnen auch einen Sovereign geben, und es gibt nichts Wichtiges zu tun.«

»Was muß ich tun?« fragte ich. »Kann ich es auch?«

»Es ist weiter nichts, als hierzubleiben«, antwortete er rasch, »und auf den Laden achtzugeben. Wenn jemand etwas von diesen alten Sachen haben will, dann lassen Sie ihn es ruhig mitnehmen, und schreiben Sie die Namen und Adressen der Kunden, und was sie mitgenommen haben, auf. Wenn jemand Kohlen bestellt, tragen Sie's in dieses Buch ein. Ich werde gegen sechs oder sieben Uhr zurück sein, und dann sollen Sie Ihr Geld bekommen.«

Ich zögerte kaum einen Augenblick, schließlich waren, um den Laden für ein paar Stunden zu hüten, zwanzig Schillinge eine anständige Bezahlung.

»Einverstanden«, sagte ich. »Ich bleibe hier, bis Sie zurückkommen. Aber, da ist noch etwas …«

»Nun?« sagte er, indem er offenbar ungeduldig schon zur Tür ging. »Was denn?«

»Mittagessen«, sagte ich. »Wie soll ich denn das machen?«

»Das ist in Ordnung«, antwortete er. »Ein Mann bringt meins Punkt ein Uhr – essen Sie das, es wird Ihnen schon schmecken. Also, auf heute abend.«

»Ich werde auf alles aufpassen«, versicherte ich ihm. Ohne weitere Worte ging er zur Tür, aber bevor er auf die Straße hinaustrat, sah er erst vorsichtig nach beiden Richtungen; es war klar, daß er sich fürchtete. Dann ging er sehr eilig fort, und ich blickte ihm nach, um zu sehen, wo er hinging. Es regnete nicht, aber er schlich vorsichtig über die Straße und drückte sich so an die Mauer, als ob es Bindfaden regnete. Sein gebeugter Kopf, der weiche Hut, den er über die Augen gezogen hatte, und seine ganze Haltung verrieten, daß er nicht erkannt werden wollte. Plötzlich schlüpfte er in eine der engen Gassen, deren es so viele in dieser Gegend gibt, und ich sah ihn nicht mehr. Aber ich hatte genug gesehen, um davon überzeugt zu sein, daß, wenn der Absender des geheimnisvollen Zettels schon höchst beunruhigt war, der Empfänger sich in einem Zustand befand, der an äußerste Furcht grenzte, und ich wunderte mich, was wohl der Grund sein mochte.

Was konnte denn heute früh vorgefallen sein, daß beide Männer in verzweifelter Hast irgendwohin eilten? Etwas, selbstverständlich – aber ich konnte es selbst mit dem schärfsten Nachdenken nicht erraten. Einstweilen war ich dort, hatte einen alten Trödelladen zu hüten, den Nachmittag auszuhalten und nochmals zwanzig Schillinge dafür zu erwarten. Dies war jedenfalls, obwohl das Abenteuer merkwürdig genug war, besser, als in Portsmouth herumzuwandern und mir Gedanken zu machen, was ich tun sollte, wenn die ersten zwanzig Schillinge ausgegeben waren.

Es war schon nach zwölf Uhr, und bis ein Uhr geschah gar nichts. Ich saß in dem kleinen Büro und las die Zeitung. Keine Kunden kamen, es kam niemand. Aber pünktlich um ein Uhr kam ein Mann herein, sicherlich der Kellner eines in der Nähe liegenden Gasthofs. Er trug ein Tablett, das mit einem Tuch zugedeckt war. Darunter waren verschiedene mit Blechtellern zugedeckte Schüsseln, ein knusprig aussehendes halbes Laib Brot und ein Krug mit schäumendem Bier. Ein schöner Duft stieg von dem Tablett auf und machte mir schon den Mund wässerig. Er starrte mich erstaunt an, und ich beeilte mich, ihm zu sagen, warum ich hier sei.

»Mr. Holliment ist heute fort«, sagte ich. »Er hat mich als seinen Vertreter hiergelassen, und ich soll sein Mittagessen bekommen.«

»Dann ist die Sache in Ordnung«, antwortete er und stellte das Tablett auf einen Tisch in der Nähe. »Es ist ein feines Mittagessen, und ich wünsche Ihnen recht guten Appetit.«

»Gleichfalls«, gab ich höflich zurück.

Er lächelte verständnisvoll und ging fort; und ich hatte Tuch und Deckel vom Tablett heruntergerissen, bevor noch sein schwerer Schritt auf der Straße verhallt war. Es gab Schweinebraten mit Kartoffeln und Gemüse, einen Pflaumenkuchen mit Eierstich und ein großes Stück Käse. Dazu noch einen ganzen Krug mit gutem schäumenden Bier. Herr Holliment, dachte ich, scheint Wert auf ein gutes Mittagessen zu legen.

Ich fühlte mich wie neugeboren, als ich sein Mittagessen gegessen hatte. Schließlich schien das Abenteuer für mich günstig zu verlaufen. Ich hatte tagelang nicht so gut gegessen, und dabei hatte ich zwanzig Schillinge in der Tasche und durfte noch weitere zwanzig erwarten. Ich würde die Nacht in einem guten Logis unterkommen können und am nächsten Tag, statt zu Fuß hinzugehen, mit der Eisenbahn nach London fahren. In dem Augenblick erschien mir alles in rosigem Licht. Da ich eine Kiste mit recht guten Zigarren auf dem Schreibtisch im Büro fand, zündete ich mir eine an und sah den geschäftlichen Anforderungen des Nachmittags mit Ruhe entgegen.

Als ich die Zigarre zu Ende geraucht hatte, fing ich an zu denken, daß Holliment, statt den Laden meiner Aufsicht anzuvertrauen, ihn ebensogut hätte abschließen können. Es war schon nach zwei Uhr, und kein Mensch war seit Holliments Fortgehen über die Schwelle getreten, ausgenommen der willkommene Kellner. Ich fing an, mich zu langweilen. Um mich zu beschäftigen, sah ich mich im Laden um und untersuchte ihn und das Gerümpel.

Ich konnte mit einem Blick das niedrige, scheunenartige Gebäude mit den Haufen von Eisen, Seilen und Trödelware übersehen; hier war nichts weiter, das mich interessierte. Aber das höhere Gebäude nebenan schien mehr zu versprechen. Es stellte sich heraus, daß es ein hoher, halbdunkler Raum war, dem Inneren eines Kirchturms nicht unähnlich, und auch genau so schlecht beleuchtet. Welchem Zweck es gedient hatte, konnte ich nicht herausbekommen; der Boden schien mit altem Trödelzeug bestreut zu sein, und die Wände waren mit einer dicken Schicht von Spinngeweben und Staub bedeckt. Eine schmale, wackelige Treppe führte hinauf, man konnte die Windungen und Treppenabsätze weit hinauf verfolgen, bis sie sich in der dichten Finsternis hoch oben verloren. Ich konnte mir nicht erklären, warum eine Treppe überhaupt da war; auf den drei oder vier Treppenabsätzen waren keine Türen zu sehen, auch war keine Spur von früher dagewesenen Stockwerken festzustellen.

Aber, als meine Augen sich nach einiger Zeit an die Dunkelheit gewöhnt hatten, entdeckte ich hoch oben, wo die Treppe aufhörte und die Dachziegel begannen, eine Tür oder jedenfalls einen dunkeln, höhlenartigen Eingang.

Ich überlegte mir gerade, was wohl dahinterläge, und wo hin sie führen mochte, als ich jemand in den Laden hereinkommen hörte, der laut auf den Boden pochte und nach dem Besitzer rief.


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