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XXV

Laß mich den Kopf dir in den Schoß legen, komm ... und nun ...
weißt du, nun ... wollen wir die Augen zumachen und ganz still sein und träumen ...
wie wir so oft träumten
in regeneinsamen Novembertagen,
uns Mut zu machen:
Wie schön es wäre: so an blauem Meer zu sitzen
hoch auf der Düne
fröhliche Menschen am weißen Strand
und Sonne, Sonne über Meer und Land ...
wie schön es wäre: unbekümmert einmal um morgen
ohne rechnen zu müssen und sorgen
glücklich zu sein
und uns des Augenblicks zu freun! ...

Und dann ...
dann wollen wir ganz schnell die Augen wieder aufmachen und ...
dann ist es so! dann ist es so!
wie im Märchen!
und noch viel schöner! noch viel schöner!
dann sitzen wir da:
hoch auf der Düne
unter rauschenden Föhren
fröhliche Menschen am weißen Strand,
und Sonne, Sonne über Meer und Land!

*

Wir wollen noch einmal so spielen ...
aber anders!

Wir wollen die Augen zumachen und denken: wir wären nicht hier, sondern zu Hause ... jedes für sich, wie immer: Du hättest Schule und kämest heim und dächtest zu mir und ich zu dir und wir möchten bei einander sein und hätten Sehnsucht
und freuten uns die ganze Woche schon auf Samstag Nachmittag, hinaus zu können in den Wald und ...
und ich wäre eben dabei, ein paar Blätter einzustecken, um dir vorzulesen, was ich die Tage über gemacht ...
statt deiner aber käme Annimariechen: du seiest eingeladen und es gehe nicht anders, so weh es dir täte ...
und ich säße und säße: ob wir je noch zu einander fänden, ob wirs je noch einmal haben würden, wie es andere haben ...

 

Und dann ...
dann ... zählst du plötzlich: eins, zwei, drei! Augen auf!
und ich liege in deinem Schoß
und du beugst dich über mich und lachst und küßt mich und sagst: ich hab dich lieb! so, so lieb! und ich schling die Arme um dich und küsse dich wieder und sag: ich hab dich noch viel, viel lieber!
und wir nehmen uns bei den Händen:
es ist am Ende nur Traum?

Aber nein! es ist kein Traum! es ist so! es ist so! wir haben es auch einmal, wies andere haben!
wir sitzen da: unter rauschenden Föhren
hoch auf der Düne
und dürfen unbekümmert um morgen
des goldenen Augenblicks uns freun und ohne rechnen zu müssen und sorgen
fröhliche, selige Kinder sein!

*

Und es gibt Menschen,
die das alles haben,
immer, tagaus und ein
und die doch nicht vergnügt sind
und ohne klagen
aufrecht ihres Weges gehn
und lachend über dem Leben stehn!
o mein Gott!


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