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XXXXVII

Sing ihm ein Lied, Mandolinchen! dein Herr ist traurig.

 

Er war dem Frühling entgegengegangen, durch den Park, am Bach entlang, wo die Weiden stehen, und hanghinauf an dem verfallenen Mutter-Gottes-Kapellchen vorbei ...
an allen Hecken trieben Knospen und die Luft war weich und warm, als obs schon Mai wäre ...
und oben auf der Höhe setzte er sich ... wo der alte steinerne Roland steht, als Hüter des Tals ...
und es lag da zwischen seinen Bergen in wartender Stille, von silberigen Sonnenfäden übergittert ...
und das Herz wurde ihm so groß und weit, in Freude und Glauben, und er breitete die Arme: die Sonne ist wieder da! es wird Frühling! ich grüße dich!
aber Leute aus dem Tal traten ihm entgegen und klagten ihm ihr Trübsal und ihre Hilflosigkeit, und er ging zurück mit ihnen, sie zu trösten und sie wieder froh zu machen ...
und sie freuten sich und sagten: sie wollten tun, wie er sie geheißen! und nicht mehr mutlos sein und an den Frühling glauben!
doch tagsdarauf hatten sie alles vergessen und verworfen und saßen in ihren finsteren Häusern, wie immer, und zankten sich, wie immer, und machten sich das Leben schwer um Nichtigkeiten ... wie immer, wie immer!

 

Sing ihm ein Lied, Mandolinchen!
das kleine Lied, das du immer singst, wenn du glaubst, daß es niemand hört! das du sangst, als ich dir begegnet eines Abends ... auch da oben ... als du standest und einem Zug Wandervögel nachsannst, der nach Süden zog.

*

Nein, ach nein, nicht hier in dieser düstern
Bergeinsamkeit ...
drang und dränger immer wird meine Sehnsucht,
lauter und lauter mein Leid!

wie ein verflogenes Vöglein sucht
meine Seele sich müd!
bang und bänger immer wird mein Glaube,
leiser und leiser mein Lied!

Alles hier ist trüb und traurig,
ohne Klang und Schein!
und mein Herz wird immer und immer
fremd hier und einsam sein!


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