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XX

Lieder des Leierkastenmannes

Ich hatte ein Mädchen
und hatte es lieb
und hab es nicht geküßt ...
und die Leute lachen mir ins Gesicht
und glauben es nicht.

Braunblond und jung,
o ein herziges Ding,
zierlich und fein
wie ein Schmetterling!
und wo es war,
war aus und ein
die ganze Welt
voll Sonnenschein!

Es brach mir die rotesten
Rosen vom Strauch
und hatte mich lieb,
und ich es auch!

Und ich tat ihm weh und sagte: geh!
wir haben zum Heiraten beide kein Geld
und du sollst ehrlich bleiben
vor Gott und Welt!
drum geh lieber, geh!

Und die Leute lachen mir ins Gesicht
und glauben es nicht!

Und wenn ich wieder ein Mädchen so hab,
dann frag ich den Kuckuck danach!
geschehe, was gescheh!
ich küß es, so viel ich will und mag
und sage nie mehr: geh!

Und wenn man kommt
und Geschichten macht,
bin ichs der lacht! bin ichs der lacht:

Was heißt bei euch denn Ehr?!
ich kenn euch jetzt und rat euch sehr:
nehmt euch in acht!
ihr habt mich ein Mal dumm gemacht,
ein zweites Mal nicht mehr!

Ich dank euch für die Lehr!

*

Woher ich die Falten all im Gesicht
und was mich so grau gemacht?
fragt lieber nicht!
doch sagt auch nicht: ich hätte zu viel
im Leben gelacht und geküßt!
es wär ein wenig lustig Lied,
das ich dann singen müßt!

Weiß Gott, ich wollt: ich hätts so getrieben!
ich wollt, es käme von Leben und Lieben
und Lachen und Lärmen und Lustig-sein!
ich gäb sonst was dafür!
und komm ich noch mal auf die Welt,
dann mach ichs auch wie ihr!

Dann ist mir all das einerlei,
so einerlei als zwei mal zwei,
weswegen ich nicht gelacht
und was mir die Falten ins Gesicht
und was mich so grau gemacht!

*

O komm, ja komm! ich wart auf dich!
O komm, ja komm und küsse mich
und sag mir immer wieder:
ich hab dich lieb!
ich hab dich lieb!
und was ich bin und sinn, ist dein!
sei mein, sei mein!
ich hab dich lieb! ...
o sags mir immer wieder!
ich lasse dir keine Ruh
und sagst du es hundert und tausendmal,
ich höre immer noch zu!

Ich weiß es nicht, warum, woher ...
mir ist das Herz so schwer, so schwer
die ganze Zeit, so gram und leid
so lahm und leer,
als ob etwas verloren wär!
Ich habe nie den Mut gehabt,
ich habe nie dir was gesagt
und hab nichts anderes doch gedacht
Tag und Nacht
und müd und einsam mich gemacht!

Doch nun, doch nun ... ich kann nicht mehr,
ich trags nicht mehr, ich mags nicht mehr!
und würde Not und Qual daraus,
ich jauchz es in die Welt hinaus:

O komm, ja komm! sei mein, sei mein!
und laß uns lachen und glücklich sein!
Ich hab nur dich und will nur dich
und wart auf dich und verzehre mich:
o komm, o komm und küsse mich
und mach mich still und mach mich gut
und gib mir Glauben wieder und Mut
und sag mir immer wieder:
ich hab dich lieb!
ich hab dich lieb!
und was ich bin und sinn, sei dein!
sei mein, sei mein! ...
o sags mir immer wieder!
ich lasse dir keine Ruh
und sagst du es hundert und tausendmal
ich höre immer noch zu!


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