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XX.

Gabriele wollte das erste Wiedersehen zwischen Mutter und Sohn nicht stören, und da bereits der schwere, sporenklirrende Schritt Guntram Kraffts auf den Steinstufen der Vortreppe ertönte und sie die Tür der Halle nicht mehr erreichen konnte, ohne von dem Eintretenden gesehen zu werden, blieb sie am Fenster stehen und blickte mit nicht gerade sympathischen Empfindungen dem jungen Mann entgegen.

Wie ungeniert und behaglich hatte man ohne ihn hier gelebt! Nun wird selbstredend ein gewisser Wandel eintreten und das gemütliche Zusammensein beeinträchtigen.

Die Gräfin hat sie bereits sehr liebgewonnen, und das alte Bärennest ist just das, was auf ihr so poetisch veranlagtes Gemüt einen hohen Reiz ausübt.

Mit einem heimlichen Seufzer schlingt sie die Hände ineinander und blickt der hohen Männergestalt entgegen, die voll ungestümer Hast über die Schwelle tritt und mit ausgebreiteten Armen der Gräfin entgegeneilt.

Er hat den weichen Filzhut abgerissen; die blonden Haare fallen, etwas wirr und von dem eiligen Ritt gefeuchtet, in die Stirn, und auf dem heißgeröteten Antlitz liegt ein Ausdruck großer Angst und Sorge, der beim Anblick der Gräfin schwindet und einer beinahe zärtlichen Leidenschaft Platz macht.

»Mutter! Du bist hier! Du liegst, Gott sei Lob und Dank, nicht zu Bett?«

Er ruft es mit halberstickter Stimme, neigt sich über den Sessel und legt die Arme um die Gräfin, zart und behutsam, wie man etwas sehr Zerbrechliches anfaßt. Sein Blick sucht den ihren, und Gundula küßt seine Lippen, streicht über sein Haar und sagt innig: »Du guter Mensch! Bist du den ganzen Weg dahergejagt? Solltest dich ja nicht ängstigen, sondern nur heimkommen!«

Er läßt sich neben ihr auf das Knie nieder, nimmt ihre Hand zwischen die seinen und blickt noch immer besorgt zu ihr auf.

»Was fehlt dir, Mutter? Hast du schon zum Arzt geschickt? War es etwa wieder die Atemnot, wie sie damals nach der Influenza kam?«

Gundula lächelte. »Ich werde alt, Guntram Krafft, und mag nicht mehr allein sein. So treu und lieb Gabriele mich auch hegt und pflegt, gegen die Sehnsucht hat auch sie noch kein Mittel entdeckt.« Die Sprecherin wendet plötzlich den Kopf. »Liebe Gabriele ... wo stecken Sie? Sind Sie noch im Zimmer?«

Das junge Mädchen hat nachdenklich auf das schöne Bild vor dem lodernden Kaminfeuer geschaut.

Jetzt tritt es langsam vom Fenster herzu, reicht dem Grafen sehr gelassen die Hand und sagt zwar freundlich, aber doch sehr förmlich kühl: »Ich freue mich, Sie wiederzusehen, Graf Hohen-Esp, und hoffe, Sie gönnen mir ein Plätzchen an der Seite Ihrer Frau Mutter.«

Sie versucht sogar zu scherzen und ist ein wenig überrascht, daß Guntram Krafft nicht mit entzücktem Lächeln quittiert. Der aber berührt kaum ihre Hand zu flüchtigem Gruß, verneigt sich sehr tief, ohne sie anzusehen, und sagt so fest und ruhig, wie sie seine Stimme noch nie vernommen hat: »Ich danke Ihnen, mein gnädiges Fräulein, daß Sie den Opfermut besitzen, in diese Einsamkeit zu kommen und meiner treuen Mutter Gesellschaft zu leisten. Möchte Ihnen Hohen-Esp nicht allzu eintönig erscheinen!«

Und dann küßt er die Hand der Gräfin und bittet: »Gestatte, Mama, daß ich mich umkleide, der Ritt war eilig und der Weg grundlos. In kürzester Zeit stehe ich wieder zu deiner Verfügung.«

»Selbstverständlich, Guntram! Wir warten mit dem Abendbrot auf dich.«

Er verneigt sich noch einmal kurz und sporenklirrend vor den Damen und schreitet durch die Halle zurück. Nachdenklich blickt ihm Gabriele nach. Welch eine Veränderung ist in der äußeren Erscheinung des Grafen vor sich gegangen! Wie stattlich und markig sah er in diesem etwas verwilderten Reitkostüm aus, so ganz anders als in dem hocheleganten, gräßlichen Frack und in den Lackschuhen, die so geborgt und ungehörig an ihm aussahen.

Währenddessen stürmte Guntram Krafft die gewundene Holztreppe empor nach seinen Zimmern. Er stieß ungestüm ein Fenster auf und atmete wie ein Erstickender die kühle Abendluft. Sein Herz hämmerte zum Zerspringen. Der qualvolle, gefürchtete Augenblick, das Wiedersehen mit Gabriele, war überwunden. Er hatte gezittert vor seiner eigenen Schwäche.

Er glaubte ihren Anblick nicht ertragen zu können und hatte doch ruhig und ernst vor ihr gestanden und zu ihr geredet, ohne mit der Wimper zu zucken. Wie war das möglich gewesen? Weil Gabriele ihm so ruhig, so harmlos, so freundlich-gelassen entgegenkam.

Da zuckte es ihm plötzlich durch den Sinn: Du Narr! Warum erregst du dich? Warum fürchtest du es, ihr in die Augen zu sehen? Gabriele ahnt ja nichts von der Indiskretion, die Thea an ihr begangen hat. Sie weiß es nicht, welche Qualen sein Herz um ihretwillen erduldet hat. Nein, davon ahnt und weiß sie nichts.

Guntram Krafft reckt sich plötzlich empor und drückt die Hände gegen die Brust, als sei ein eiserner Panzer, der sie eingepreßt hatte, jäh zersprungen.

Daß er sich darüber nicht schon früher klargeworden ist! Gabriele kam völlig ahnungslos und harmlos hierher, er braucht weder ihr Mitleid noch ihren Spott zu fürchten.

Um der Mutter willen, deren Herz sie auch schon bezaubert und gewonnen hat, um der armen, einsamen Mutter willen muß er sich in das Unvermeidliche fügen.

Der Bär von Hohen-Esp lehnt sich weit aus dem Fenster und blickt über die blühenden Obstbaumzweige hinweg, über die dunklen, schweigenden Wälder hinaus. Da hinten ... fern hinter den Wipfeln glänzt ein Streifen der See im silbernen Mondlicht.

Wie hat sich Guntram Krafft in den stillen, einsamen Tagen von Walsleben nach ihrem Anblick gesehnt! Voll leidenschaftlicher Innigkeit breitet er die Arme nach dem funkelnden Silberstreifen aus.

» Du bist meine Geliebte, du blaue, herrliche, unergründliche See! Dir habe ich Treue gelobt, und dir halte ich sie!«

Guntram Krafft hob mit finster-trotzigem Blick das Haupt, entzündete eine Kerze und warf bei ihrem Flackerlicht die bespritzten Kleider von sich. Sein Blick streifte die eleganten Anzüge, die er aus der Welt draußen mit heimbrachte. Soll er sie jetzt wieder zu Ehren kommen lassen? Nein! Jene Zeit ist vergangen, und nichts soll ihn mehr daran erinnern. Kam das Fräulein von Sprendlingen in die Bärenhöhle, nun, so mag sie sich auch mit dem bärenhaften Anblick ihres Bewohners abfinden! Und er nimmt die schlichte Düffeljoppe und wirft sie über.

Guntram Krafft begreift es selber nicht, wie es ihm möglich, ist, so ruhig und gleichmütig mit Gabriele zu verkehren.

Sie sehen sich allerdings nicht viel, eigentlich nur während der Tischstunden, und dann vermeidet er es, sie anzusehen, und antwortet ernst und zurückhaltend auf all das, was sie ihn freundlich und unbefangen fragt.

Er sieht und bemerkt es nicht, wie ihr Blick oft voll staunender Befriedigung seine hohe Gestalt streift, die in der derben und praktischen Kleidung so ganz anders aussieht, so viel sicherer und selbstbewußter einherschreitet als damals auf dem Parkett.

Er beobachtet es auch nicht, wie erleichtert das junge Mädchen aufatmet, als sie seine Ruhe und Gelassenheit, die große Gleichgültigkeit im Verkehr mit ihr wahrnimmt. Diese Veränderung scheint ihr eine Wohltat und macht sie fröhlicher und zutraulicher gegen ihn.

Sie redet ihn an, sie sucht ihn ins Gespräch zu ziehen, sie spricht selber lebhafter und heiterer als zuvor, und wenn sein Blick sie hie und da flüchtig streift, so sieht er ihr sonniges Lächeln und die strahlenden Nixenaugen, die zwar nicht mit dem Ausdruck auf ihm ruhen wie ehemals auf dem bewunderten Dragoner, aber doch lange nicht mehr so kalt und abweisend blicken wie damals.

Und gerade dies wird ihm zur Qual und erschwert es ihm doppelt, seine unnatürliche Ruhe an ihrer Seite zu wahren.

Gabriele kehrt aus dem Garten zurück und schreitet über den Hof.

Da sieht sie den alten Anton im Sonnenschein stehen und eifrig an ganz seltsamen lederartigen Kleidern hantieren.

Der Alte lächelt sie beinahe zärtlich an, denn die anmutige Schönheit der jungen Dame hat auch sein Herz im Sturm genommen.

Fräulein von Sprendlingen nickt dem treuen Kammerdiener freundlich zu und tritt mit forschendem Blick näher.

»Ei, was haben Sie denn da für einen wunderlichen Anzug vor, Anton?« lacht sie. »Bei diesem schönen Wetter wollen Sie doch nicht Ihren Regenrock hervorholen?«

Anton freut sich der Gelegenheit, ein wenig plaudern zu können.

»Mein Regenrock? I bewahre, gnädiges Fräulein! Das ist ja das Ölzeug vom Herrn Grafen, das ich mal wieder nachsehen und in den Rettungsschuppen hinabbringen soll.«

»Ölzeug des Herrn Grafen?« Gabriele mustert überrascht den seltsamen Rock, die mächtigen Stiefel und den ganz eigenartigen Hut, »Wozu braucht der Graf diese schwere Kleidung? Zieht er die wirklich an?«

Anton reißt die Augen weit auf. »Das versteht sich! Der Herr Graf muß doch Ölzeug tragen, wenn er in Sturm und Wogenschwall hinausfährt! Bei den Spritzern, die es da setzt, würde er ohne diese Schutzkleidung bald bis auf die Haut durchnäßt sein.«

»Er fährt mit hinaus? Auch bei schlechtem Wetter?«

Antons Arm mit dem Putzlappen sinkt herab. Er starrt die Fragerin ebenso überrascht an wie sie ihn.

»Wissen das gnädige Fräulein nicht, daß unser Graf alle Rettungen und Ausfahrten immer persönlich leitet? Daß er unser kühnster und unerschrockenster Seefahrer ist? Seine Lotsen hat er sich alle allein herangebildet, ebenso wie er jetzt den ganzen Schuppen aus eigenen Mitteln erbaut und ausgerüstet hat. Nun ist er sein eigener Herr, so ein rechter, wahrer Lotsenkommandeur, wie man noch einen zweiten finden soll. Wußten das gnädige Fräulein das wirklich noch nicht?«

Gabriele blickt wie im Traum auf den Anzug in Antons Händen.

»Nein, das wußte ich nicht«, sagt sie mit leiser Stimme. »Ist solch eine Rettung eigentlich gefährlich? Ich kann mir das gar nicht vorstellen.«

»Gefährlich? Gott im Himmel erbarme sich! Der arme Riek ist das letztemal dabei geblieben, und seine Leiche ist bis zum heutigen Tag noch nicht geborgen. Haben das gnädige Fräulein denn nicht von der kühnen Tat des Herrn Grafen und seiner Lotsen ... ich meine im vergangenen Winter ... gehört? Wie sie die Unglückskerle von dem Wrack der ›Sophie Johanne‹ geholt haben? Nein? Na, die Rettungsmedaille haben sie sich alle dabei verdient.«

»Die Rettungsmedaille? Auch der Graf?«

»Nun, der doch in erster Linie!«

Gabriele strich langsam mit der Hand über die Stirn. »Nein, das wußte ich nicht!« murmelte sie.

Bei Tisch war Fräulein von Sprendlingen stiller als sonst; ihr Blick haftete oft sinnend und forschend auf Guntram Krafft, als sehe sie ihn heute zum erstenmal.

Die Gräfin schien ganz mit der Zubereitung des Salates beschäftigt.

»Gehst du heute wieder zum Dorf, Guntram Krafft?« fragte sie plötzlich leichthin, »dann hab bitte die Güte und nimm Fräulein Gabriele einmal mit. Denk dir, sie hat, seit sie hier ist, noch nicht ein einziges Mal die See in der Nähe gesehen.«

Ein finsterer Ausdruck lag auf der Stirn des Grafen.

»Damit würde ich Fräulein von Sprendlingen kaum einen Dienst erweisen; sie liebt das Meer nicht.«

»Nein, ich liebe es nicht und begreife auch nicht, wie man es so schön finden kann«, bestätigte Gabriele harmlos. »Aber gerade darum möchte ich einmal wieder an den Strand gehen, um zu sehen, ob es hier ebenso langweilig ist wie in Heringsdorf.«

Gundula lachte. »Wie habe ich Ihre Aufrichtigkeit so gern, Gabriele!«

»Ich kann Fräulein von Sprendlingen unmöglich zumuten, so lange drunten zu bleiben, wie ich am Schuppen zu tun habe. Ich bitte dich, uns zu begleiten, Mutter, damit Ihr beiden Damen jederzeit heimkehren könnt.«

»Gut. Ich bin gern bereit.« Gundulas Blick streifte das geneigte Antlitz des Sohnes, und sie lächelte abermals.

*

Es war ein außergewöhnlich milder, sonniger Frühlingstag. Kein Lüftchen regte sich. Blau – weit – unendlich lag die See. Voll kristallener Klarheit spannte sich der Himmel darüber aus und verschwamm am Horizont mit der Wasserflut, daß man kaum die zarte Linie unterscheiden konnte, die Himmel und Erde trennt. Der Sonnenglanz lag breit auf dem Wasser, es spiegelte und schimmerte, und die weißen Segel der Fischerboote zogen traumhaft still durch die Ferne. Der Strandhafer knisterte leis unter den Schritten der Nahenden, und über ihnen stiegen zwei Lerchen mit hellem Jubel in den offenen Himmel hinein.

Die Gräfin hatte eine Fischersfrau, die am Strand saß und Steine und Tang aus den Netzen las, angesprochen und blieb neben ihr stehen, um sich nach diesem und jenem zu erkundigen. Gabriele und Guntram Krafft schritten weiter, nahe bis an den festen, hartgewaschenen Sand, über den in graziösen Linien der silberschaumige Saum einer kaum merklichen Brandung spülte.

Der Graf hatte den Hut vom Kopf gezogen und blickte wie verklärt in die sonnige Pracht hinaus. Es lag ein weicher Zug auf dem schönen Antlitz, und Gabriele schaute verstohlen zu ihm auf und fand zum erstenmal, daß dieser Ausdruck doch nicht so unsympathisch sei, wie es ihr im Ballsaal erschienen war.

»Es ist eine köstliche frische Luft hier«, sagte sie nach kurzem Schweigen. »Aber die See liegt ebenso still und trag wie damals in Heringsdorf, und was Sie daran so schön finden, erklären Sie mir bitte, Graf!«

Er sah sie nicht an, aber das Entzücken, das sein Auge widerspiegelte, vertiefte sich.

»Wie kann man eine derartige Schönheit mit Worten nennen«, sagte er leise, »die analysiert man nicht, sondern empfindet sie! Fühlen Sie es nicht mit allen Fasern Ihres Herzens, welch ein Stücklein Gottesfrieden sich rein und unverfälscht hier an der See erhalten hat? Bekommen Sie nicht eine Ahnung von der Unendlichkeit, wenn Sie über diese weite, weite Flut schauen, die ohne Anfang und Ende scheint wie der Himmel uns zu Häupten? Und wenn Sie die Wellen schauen, wie sie in ewig gleicher Weise, Tag und Nacht, Jahr um Jahr, hier gegen den Strand rollen, von keines Menschen Kraft bewegt, geheimnisvoll kommend und gehend, dem ewig weisen Willen eines Gottes gehorchend, für den tausend Jahre sind wie ein Tag?«

Gabriele stand neben ihm, das Köpfchen lauschend erhoben, den Blick wie in staunendem Sinnen geradeaus gerichtet.

»Nein«, sagte sie leise, »diese Gedanken sind mir noch nie gekommen. In Heringsdorf wurde nur gescherzt und gelacht, aber nicht philosophiert.«

»Dies ist keine Philosophie«, lächelte er, »im Gegenteil, hier spricht nicht der Verstand, sondern lediglich Herz und Gemüt, aber gerade die – ich glaube es wohl – kommen überall zu kurz, wo der Lärm der bunten Welt sein Recht behauptet.«

Gundula trat herzu, und Guntram Krafft wandte sich, ihr den Arm zu bieten.

»Ich habe in dem Schuppen einen kleinen Auslug anbauen lassen, wo die Damen hinter sicheren Glasscheiben, gegen Zug und Wind geschützt, ausruhen können. Darf ich dich hinführen, Mutter?«

»Macht es Ihnen Freude, die ›Rettungsstation‹ meines Sohnes zu sehen, Gabriele?«

»Ich bitte darum, denn ich interessiere mich dafür.«

»Dann laß uns getrost gehen, Guntram, und genaue Musterung halten. Wir wissen ja, daß Gabriele keine Phrasen sagt.«

Der Rettungsschuppen trug äußerlich die Form einer großen, massiv gebauten Scheune. Zwei breite Tore gewährten den Eintritt, und unter dem spitzen Dach war das Wappen der Hohen-Esp unter dem roten Kreuz im weißen Feld eingefügt. Alle modernen Errungenschaften auf dem Gebiet des Rettungswesens waren der inneren Einrichtung zugute gekommen. Das Rettungsboot, eine Mischung der gebräuchlichsten Systeme, war aus Stahlblech gebaut und trug den Namen »Guntram Krafft« in goldenen Lettern. Ein fester, sehr dauerhaft und widerstandsfähig gebauter Wagen trug es und diente zu dem Zweck, das Boot bequem zum Strand zu transportieren und es unmittelbar ins Meer zu lassen.

Auch ein Raketenapparat war zu schleunigstem Gebrauch auf dem Wagen montiert. Seitlich und im Hintergrund des Schuppens waren alle erforderlichen Apparate und Gegenstände aufgestellt oder an Gestellen aufgehängt.

Gabriele konnte kaum so schnell schauen, als der junge Lotsenkommandeur an ihrer Seite mit blitzenden Augen erklärte und beschrieb, und während sie seinen Worten lauschte, streifte ihr Blick sein lebhaft erregtes Antlitz, und sie begriff es nicht, daß es dasselbe war, das vor wenigen Augenblicken noch in träumerischem Schwärmen hinaus auf die blaue See geblickt hatte, dasselbe, das im Ballsaal so weibisch-schüchtern errötete und mit beinahe blöden Augen um sich schaute. Hier reckte und dehnte der Bär von Hohen-Esp die kraftvollen Arme, hier hob er schwere Lasten wie eine Feder hin und her, hier schritt er fest und selbstbewußt in den schweren Fischerstiefeln über den Grund und Boden, dem er aus eigener Kraft eine edle und hohe Bedeutung gegeben hatte.


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