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VIII

Der Kammerdiener, der im Vorraum in Kniestrümpfen und Eskarpins seines Amtes waltete, nimmt ihnen die Garderobe ab.

Ein Oberkellner, durchaus in englischer Manier, leitet sie zu einer blau-grünen Nische, in der himbeerfarbene seidendamastbespannte Klubsessel stehen. Von oben fällt durch orangefarbene Schleier aus einer Ampel gedämpftes Licht.

Aus dem Nebenraum schmeicheln die Geigen und tränken die Seelen mit Puccini-Melodien und Lehar-Süßigkeiten wie mit einem schweren einlullenden Narkotikum. Dazwischen ein frecher Gassenhauer von Gilbertscher Prägung, oder ein rassiger Kalman-Reißer.

Lilith schlürft gierig ein Glas eiskalten Champagne rose, der wie blutiger Schaum im Glase perlt.

Dieses Schlürfen mit halbgeschlossenen Augen, mit gierig gewölbten Lippen, wirkt aufpeitschend auf Lobositz – wenn er dergleichen noch nötig hätte.

Die Pierre-de-Straß-Spange, die Liliths Kleid über der Schulter hält, ist herabgeglitten. Aber sie merkt es nicht – oder will es nicht merken.

Sein Blick verzehrt die junge Schönheit. Diese herrliche Schulter, diese vollen, kräftigen, durch Sport gestählten Arme, die in so zarte Gelenke verlaufen ...

Er ist nicht mehr der ideale Schwärmer von einst, der nicht um eine Haaresbreite vom Pfade der Korrektheit abgewichen wäre im Verkehr mit einer angebeteten Frau ...

Er weiß jetzt, daß Damen auch Weiber sind. Bei der einen macht es das Geld, bei der anderen die Stellung und bei der dritten das Gefühl. Ob gespielt oder echt – wenn sie nur daran glaubt. Hauptsache, daß man seine Partnerin richtig einschätzt und die Sache dementsprechend anpackt – dann kann der Erfolg nicht ausbleiben.

Und dieses Weib – dieser Weibertypus hat ihn verfolgt – solange er lebt und liebt: unvollkommen in der Mutter, vollkommen in der Tochter, bei der sich beim gleichen Reiz der Erscheinung ein kühnerer und beweglicherer und bestrickenderer Geist ausbreitet.

Lobositz ist zum äußersten entschlossen.

Er hat die Überzeugung: es geht um sein stärkstes Erlebnis. Aber so weit ist er doch Kaufmann geworden und berechnende Natur, daß er sich nicht knabenhaft hitzig vorwagt und bloßstellt. Nicht umsonst hat er zwanzig Jahre harter Schule hinter sich, an der Kaffeeküste im ständigen Verkehr mit geriebenen, skrupellosen Maklern und Händlern von Kaffee und Geld und – Menschenfleisch.

Er ist entschlossen abzuwarten, wie sie das Spiel eröffnet, um sich darnach einzustellen ...

Die Nerven sind zum Zerreißen gespannt. Das gegenseitige Hinhalten und Belauern wird zur Tortur. Die Situation treibt ihrem Höhepunkt zu.

Lobositz ist es, der trotz aller guten Vorsätze zuerst die Herrschaft über die Nerven verliert – er ist offenbar der Überreiztere und Schwächere, von Leidenschaft gedrückt, die sich mit jeder Sekunde tiefer in ihn hineinfrißt.

Heiser wirft er mit schlecht gespielter Gleichgültigkeit, der man das maskierte Gefühl anmerkt und die Begier nach Klarheit, Antwort und Entscheidung, ein paar absichtliche Belanglosigkeiten hin.

»Also, was gibt es? Um was handelt es sich? Hat Ihr Bräutigam noch Wünsche und Bedenken des Geschäftes wegen? Oder Ihre liebe Mutter vielleicht? Oder ist gar Ihr Herr Papa nicht einverstanden? Ich habe ihn leider nicht persönlich kennengelernt ...«

Lilith zuckt unter diesen kalten Worten wie unter Rutenschlägen und sieht Lobositz vorwurfsvoll an. Ihre Augen schwimmen, ihr halbgeöffneter Mund saugt die Luft lechzend in sich, wie wenn sie den Kuß eines Gottes aus der Wolke zu sich herabziehen wollte, ihr ganzes Wesen ist Hingabe, Verlangen, Selbstauflösung ...

Lobositz erbebt bis ins Innerste. Aber noch einmal rafft er sich, ehe er den ersehnten Sieg an sich reißt, zu einer scheinbar gleichgültigen Wendung auf:

»Sollten Sie selbst vielleicht Bedenken gegen die Heirat oder das Geschäft oder gegen die Vertrauenswürdigkeit Ihres Bräutigams bekommen haben?«

Mit Liliths Kraft ist es zu Ende, sie schreit es ihm förmlich ins Gesicht:

»Ich hasse diesen Menschen, diesen sogenannten Bräutigam! Ich will ihn nicht heiraten! Ich will überhaupt nicht heiraten! Ich will nicht eingepfercht werden in dieser stickigen bürgerlichen Enge! In die weite Welt will ich hinaus! In die Welt mit aller Schönheit und – mit aller Gefahr ...«

»Und Ihre Eltern ...? Was würden die dazu sagen, wenn Sie das täten?«

»Was habe ich gemein mit meinen Eltern? Wie komme ich zu ihnen, und wie kommen sie zu mir? Eine Welt, ein Abgrund trennt uns! Ich verabscheue sie, und sie fürchten sich vor mir. Ich bin ihnen fremd und unheimlich. Sie sind erbärmlich mit ihrer ewigen Lebensangst. Wie wird es weitergehen? Was wird morgen sein?! Sie haben nicht den Mut zum Leben und nicht den Mut zu sterben! Sie sind feig – alle beide. Mein Vater ist ein armseliges Lasttier, das unter seinem Chef seufzt und vor meiner Mutter und ihren Vorwürfen zittert ... Aber ich liebe das Leben, das heiße, wilde Leben, voll Schönheit und Gefahr. Ich liebe das Spiel im Leben und Tod – das Hochhinaufsteigen, mit allen Möglichkeiten tief herabzustürzen und den Hals zu brechen ... Nehmen Sie mich mit in die Welt hinaus! Sie brauchen mich nicht zu heiraten ... Machen Sie mich zu Ihrer Geliebten! Ich zahle mit meiner Jugend, mit meiner Schönheit, mit meiner Leidenschaft!«

Ein ironischer Blick Lobositz' jagt sie noch schärfer aus sich heraus:

»Jawohl, Leidenschaft! Ich bin nicht das Mädchen, das für grüne Jungen etwas übrig hat! Ich brauche einen reifen Mann, der das Leben kennt und die Weiber kennt, der mich lehrt, das Leben anzupacken und die Liebe zu genießen ... Wollen Sie? Ja – oder nein?«

Es arbeitet furchtbar in ihm.

Noch einmal bäumt sich in Lobositz die angeborene, im Blute sitzende Anständigkeit in Familien- und Liebes- und Ehesachen empor: ich kann das diesen Leuten aus achtbaren Kreisen, dieser Mutter, dieser Jugendgeliebten, nicht antun, daß ich nach Deutschland komme und ohne Rücksicht, ganz einfach ihre Tochter mitnehme, unbekümmert um Sitte, Anstand und Gezeter. Die Mutter wollte ich zu meiner Frau machen – und die Tochter mache ich ganz einfach zu meiner Geliebten.

Lilith sieht seinen Kampf, ohne ihn ganz zu verstehen. Sie sieht sich im Geiste schon verschmäht und ironisiert und verliert den letzten Rest von Überlegenheit. Wie ein trotziges Kind wirft sie hin:

»Also gut! Ich kann ja meinem Bräutigam durchgehen – auch ohne Ihre Hilfe. Es gibt einen Weg über Bars und Nachtlokale, auf eigene Faust durch dick und dünn ... auf Biegen oder Brechen ... Man gibt sich dem Nächstbesten hin, der einem in den Weg kommt, um endlich einmal dieses leidige Mädchentum loszuwerden, dieses Bleigewicht der Anständigkeit, das einem wie eine Kettenkugel an den Füßen nachschleift und einen bei jedem Schritt hindert ... Wenn Ihnen das lieber ist ... Wenn Sie das als sogenannter Freund vorziehen ... Allerdings Verantwortung tragen Sie dann keine! Sie können dann sagen: Mein Gewissen ist rein ... ich habe keinen Teil an diesem Schicksal ...«

Es hätte dieser weiblichen Schlauheit, die mitten in der Erregung wie ein zierliches Schlangenhaupt aus Blumen hervorschoß, nicht bedurft.

Lobositz war mit sich im reinen. Der Mann der guten Tradition trat zurück vor dem Mann der Leidenschaft und der mühsam erworbenen amerikanischen Skrupellosigkeit.

Das Blut schießt Lobositz in die Augen. Er hat keine Wahl, er hat keine Entscheidung mehr – selbst wenn er wollte. Sein Urtrieb ist stärker als alles, was sich dagegenstemmen konnte ... Leben, leben, leben ... hämmert es in seinen Schläfen.

»Komm mit, Lilith, komm mit! Ich bin ja krank vor Sehnsucht nach dir! Es war Anständigkeit oder Dummheit – wie du es auffassen willst, daß ich dich dem kleinen Krämer in den Rachen werfen wollte, Respekt vor dem Begriff Ehe, selbst wenn sie nur eine Parodie darauf geworden wäre. Ich will dich! Du bist die Frau, auf die ich gewartet habe, solange ich lebe! Deine Mutter war nur der vorausgeworfene Schatten – die Erfüllung bist du!«

Und er preßt ihre Hände über den Tisch, daß sie weiß werden.

»Mir gehörst du ... mir ... unabänderlich und unwiderruflich ...!«

Mit geschlossenen Augen sank Lilith in ihren Sessel zurück. Eine ungeheuere Erschlaffung kam über sie. Die Überreizung war zu groß gewesen. Sie fühlte sich wie zerschlagen. Wie ein dunkler Schleier sank es über ihr Gehirn. Sie konnte nur mehr denken: es ist entschieden! Ich gehe mit ihm! Mit meiner Familie ist es aus ... aus ... aus ...!

So lag sie ein paar Sekunden mit geschlossenen Augen, die Hände auf die Armlehne des Sessels gestützt.

Ganz von fern hörte sie die besorgte Frage Lobositz':

»Ist dir etwas, Lilith? Fehlt dir was?«

Sie bewegte nur leise verneinend den Kopf. Und langsam kehrte Kraft und Bewußtsein wieder, und sie tritt von neuem über die Schwelle des Lebens. Eine Verwandelte, die nichts mehr mit der Lilith, die sie noch vor zwei Stunden gewesen war, gemein hatte. Sie hatte sich selbst gefunden und ihre eigene Natur aus alten Vermummungen und konventionellen Masken befreit.

Mit einem langen Seufzer der Erlösung erhob sie sich und verlangte zu trinken.

Mit einem einzigen Zug leert sie das spitzendünne Glas bis zum Grund.

Dann richtet sie sich steil auf:

»Ich bin bereit zu hören – reden Sie!«

»Nachdem wir also einig sind, müssen wir uns klar werden, wie wir unsere Absichten verwirklichen. Das Wichtigste ist: daß wir ungeschoren und unbelästigt von hier wegkommen. Was wir dann tun werden, wird sich ergeben. Werden wir an der Grenze deinetwegen Schwierigkeiten haben oder nicht? Wird man dich unbehelligt hinauslassen? Man hat mir gesagt, daß man hier in Europa großen Paßscherereien ausgesetzt ist ...«

»Ich habe nichts zu befürchten. Ich besitze einen gültigen Paß für das gesamte Ausland – Rußland ausgenommen ... Wir sollten zu Weihnachten die Verwandten meiner Mutter besuchen, sie wohnen in Wien – was nicht geschehen ist ... Der Paß ist gültig und trägt ein Visum zu einmaliger Ein- und Ausreise. Ich kann morgen früh ohne weiteres mit. Kein Mensch kann mich halten.«

»Das ist ausgezeichnet und erleichtert alles.«

»Der Zug geht um neun Uhr. Wir treffen uns am Bahnhof ...«

»Nein, du kommst um einhalb neun Uhr zum Adlon und steigst mit mir ins Auto. Die zweite Karte lasse ich vom Hotel aus besorgen. Wirst du zu Hause keine Schwierigkeiten haben?«

»Ich gehe frühmorgens weg, wie alle Tage, ja, wie ich bin – ohne ein Wort zu sagen. Unterwegs können wir dann ein Telegramm schicken. Das genügt. Sie sollen sich damit abfinden, wie sie wollen. Ich breche alle Brücken hinter mir ab. Es ist mir völlig gleichgültig, was meine Familie zu meinem Schritt sagen wird. Es interessiert mich nicht einmal! Verbieten können sie mir gar nichts, denn ich bin mündig. Also jede Gewalt ist ausgeschlossen und Geschrei – höre ich nicht.«

»Lilith, du bist unheimlich mit deiner Entschlossenheit und Klarheit.«

»Fürchten Sie sich vor mir? Oder haben Sie Angst vor den Folgen Ihrer Tat? Sie können ja noch zurücktreten!«

Lilith hat sich halb erhoben.

Die rotbraunen Locken fallen ihr schwer übers Gesicht. Die Augen starren Lobositz an ...

›Medusa‹, denkt er eine Sekunde. Dann springt auch er auf und drückt sie in den Sessel zurück.

»Wahnsinniges Kind! Was fällt dir ein? Glaubst du, ich werde noch einmal mein Glück zurückstoßen, aus Feigheit oder Narretei? Wir gehen zusammen! Also? Abgemacht?«

»Abgemacht! Unwiderruflich!«

Zwei Paar Augen versinken ineinander, die Hände umklammern sich, als wollten sie nie mehr voneinander lassen ...

»Noch eine Flasche gefällig?« fragt der Kellner.

Diese nüchternen Worte bewirken den Umschlag. Sie wissen es jetzt wieder, wo sie sind.

Aus dem Pathos der Leidenschaft wirft sich die Stimmung hinüber in Heiterkeit und Laune. Der Krampf ist gelöst, das Schwere gewichen. Das Gefühl der Befreiung hat die Oberhand.

Unter Lachen und Fröhlichkeit wird noch eine Flasche bestellt.

Erst jetzt kommen sie zum Bewußtsein ihrer Umgebung und daß es ein Nachtlokal und eine Tanzdiele ist, wo sie sitzen, – und wo sie beide den Augenblick erleben, daß eine prachtvolle Leidenschaft sie so hoch emporgehoben über alle großen und kleinen Miseren des Lebens und sie blind gemacht für die Umwelt.

Ihm und ihr war gleichzeitig ein Jugendtraum Wirklichkeit geworden.

Nur daß sich bei ihr der Traum fast augenblicklich – noch im Frühling ihres Lebens – verwirklicht hatte ... während er fast zwanzig Jahre darauf hatte warten müssen, bis sein Wunsch erfüllt wurde, durch das Erlebnis des reifen Mannes im Herbste seines Lebens, durch die Tochter – an Stelle der Mutter.

Lobositz und Lilith waren etwas früh in die Diele gekommen und bis jetzt fast allein im Lokal gewesen. Erst jetzt nach Schluß der Theater kam die richtige Zeit und die richtige Stimmung für diese mondäne Diele von aparter Aufmachung und raffiniertem Geschmack.

Herren im Frack und Smoking, echte und gemachte Vornehmheit, zeigen sich Schulter an Schulter. Menschenaffen und Profitschweine teilen sich mit Kulturgecken und Hyperästheten in die Frauenwelt.

Die Musik hat die Stimmungspose aufgegeben und hackt ausschließlich Shimmy. Die Sektpfropfen knallen, die Männer grölen, die Weiber girren. Halbnackte Frauen tauchen auf und führen den starrenden Zuschauern ihre Verrenkungen und erotische Situationen als Tänze vor.

Eine schwüle Wolke von Parfüm, Frauenfleisch und Havannarauch lagert sich bläulich-grün über den Raum, durch die orangefarben, wie sterbende Abendsonnen durch Herbstnebel, die Lichter der Deckenbeleuchtung glühen.

Lilith trinkt die bunten wechselnden Bilder und die Stimmung dieser trunkenen Nacht, die über ihr Schicksal entschied, selig in sich.

Das Auge ihres Freundes hängt wie gebannt an ihrem Körper, der alle Rhythmen im Sessel lehnend mitzuckt und mitwiegt.

Wie gerne hätte Lilith mitgetanzt. Aber Lobositz schien nicht gewillt und schien es unpassend zu finden, sich an diesem Hexenwirbel zu beteiligen.

›Ich werde ihn mir schon erziehen‹, denkt Lilith heimlich. ›Er wird tanzen – früher oder später. Und wenn er nicht tanzen will – dann wird er eben dulden müssen, daß ein anderer mit mir tanzt. Denn ich gehe nicht mit, um irgend etwas zu entbehren, oder um auf irgend etwas zu verzichten. Mein Lebenshunger kennt keine Grenzen und scheut vor nichts zurück‹.

Mit halb gespielter und halb echter Hingabe erwiderte sie die heißen Blicke ihres Freundes, die sie trafen.

Mit einem Male war sie sich der furchtbaren Macht bewußt geworden, die sie über diesen Mann besaß, der seelisch ausgehungert nach Europa gekommen war, seine verlorene Jugend zu suchen – und sie gefunden hatte, oder es wenigstens glaubte.

Die blaue Stunde dämmerte schon herauf – es war drei Uhr früh geworden, als Lobositz endlich zum Aufbruch drängte.

Das letzte Mal sollte Lilith für ein paar Stunden in das Elternhaus zurückkehren, ehe sie vermutlich für immer davonging.

Im Auto konnte sich Lobositz nicht länger zurückhalten. Er riß Lilith an sich und erstickte sie mit endlosen durstigen Küssen, die sie wehrlos und atemlos, wie ein Ungewitter, das über sie hinbrauste, ertrug.

Dieses Temperament hatte sie von diesem Mann, der ihr Vater hätte sein können, nicht erwartet. Es war eben doch eine andere Rasse als die zahmen Haustiere ihrer bisherigen Welt.

Wie das dumpfe Grollen eines Raubtieres klang sein: »Mein bist du! Mein bist du!«, mit dem er sie immer wieder an sich riß.

»Zum letzten Male gebe ich dich für ein paar Stunden her – aber von morgen ab ...«

Die Heimfahrt Liliths hatte nur wenige Minuten gedauert, und schon war sie zu Hause.

Leise schlich sie sich in ihre enge Kammer.

Sie hatte keinen Schlaf – sie war viel zu erregt.

Vorsichtig verbrannte sie im Ofen kleine Andenken und Briefe, überblickte ihren armseligen Kram, den sie zurückließ. Es war nichts darunter, woran ihr Herz hing. Leicht und frei und unbelastet konnte sie in ihr neues Leben hineingehen. Um es nicht auffällig zu machen, legte sie sich ins Bett. Es war üblich, daß die Mutter mit einer Schale Kakao kam und sie weckte. Sie sollte keinen Unterschied gegen sonst merken.

Die frische Kühle ihres Bettes tat ihr wohl. Sie hatte noch drei Stunden Zeit. Warum sollte sie diese drei Stunden nicht schlafen?!

Und wirklich, nach wenigen Minuten schlief sie sanft und ruhig mit gutem Gewissen, wie ein braves Kind.


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