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Märzgesang

Wie ein schwangeres Weib, welches der schattende
Schlummer schmachtend umhüllt und es umfangen hält –
Und es liegt auf dem Bett zitternd und aufgelöst;
Abgebrochene Laut', Seufzer zum Mund empor
Steigen; um das Gesicht plötzliche Röte eilt –

So die Erde: es flieh'n Schatten von Wolken in
Flecken über das Grün, unter der bleichen Sonn';
Feucht beweget ein Wind Pfirsich- und Mandelbaum,
Weiß und rosig umblüht, Blüten herniederziehn;
Und die Scholle verhaucht aus ihren Por'n ein Lied:

»Himmelskühe, die ihr Weiden des Meers entsteigt,
Grau und weißes Gewölk, schüttet aus strotzenden
Eutern euere Milch nieder auf Feld und Höh'n,
Die ein grünendes Kleid lächelnd umschlungen hält,
Auf die Waldung herab, welche verjüngt erblüht.«

So, vom Schlafe erwacht, singen die Blumen; so
Singen Keime, die sich regen und Wurzeln, die,
Heiß von Sehnsucht erfüllt, strecken die Arme aus;
So, aus Toter Gebein, singen im Erdengrund
Lebenskeimlinge und Keime der Geisterwelt.

Sieh', das Wasser erbraust, grollend der Donner dröhnt,
Aus dem feuchtwarmen Stall steckt seinen Kopf das Kalb
Und die Henne bewegt, gackernd, das Flügelpaar
Und der Kuckuck beklagt sich in des Gartens Grund;
Auf der Tenne herum hüpfet die Kinderschar.

Neigt zum Werk euch herab, kräftige Schultern ihr!
Und der Liebe erschließt euch, o ihr Herzen, jung!
Seelenfittiche, schwingt euch zu den Träumen auf!
Brecht zum Kampfe herein, düstere Wünsche ihr!
Was einst war, kehrt zurück, kehrt mit der Zeit zurück.


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