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Italischer Gruß

O altital'sche Verse, der Molosser knurrt,
Daß mit des Fingers Geklopf ich euren Rhythmen folge, den

Verstreuten, sie zurückberufe, Bienen gleich,
Welche mit Summen sich schar'n, wenn man ans Kupfer dröhnend schlägt.

Aber ihr fliegt – wie bei dem ersten Zephirhauch
Aus ihrem bergigen Horst die jungen Adler fliegen – aus

Dem Herzen mir. Ihr fliegt und fragt das Murmeln bang,
Das von den julischen Höh'n und von den Höhen Rätiens

Die Winde aus dem grünen Flußbett senden, von
Epischem Zorne erfüllt, vom Heldensange stolz beseelt:

Es weht wie Seufzer auf den Silber-Garda hin,
Tönt wie ein schluchzender Ruf auf Aquilejas öder Flur.

Die Toten um Bezzecca horchen, wartend, auf:
»Wann?« ruft Bronzetti, er ragt gespenstergleich im Wolkenflor.

Die Alten wiederholen traurig sich die Frage: »Wann?«
Einmal begrüßten sie dich, Trient, mit schwarzem Lockenhaar.

Mit heißem Beben fragt die Jugend: »Wann?« Sie sah
Lächeln der Adria Blau erst gestern von San Giusto aus.

O eilt zum schönen Meer Triests und zu den Höh'n
Und zu den Geistern im Flug, ihr altital'sche Verse, mit

Dem neuen Jahre: zu San Giustos römischen
Resten enteilt mit dem Strahl, der San Petronio purpurn färbt.

Begrüßt in seinem Golfe Justinopolis
Istrias Perle, begrüßt den grünen Hafen, Muggias Leu;

O grüßt der Adria göttergleiches Lächeln mir,
Bis dort, wo Pola, mit Stolz, die Tempel Rom und Cäsar zeigt!

Wo noch, beschauend, in der Urne, Winckelmann,
Herold der Künste, des Ruhms, inmitten von zwei Völkern ruht,

Im Angesicht des Fremdlings, der bewaffnet auf
Unserem Boden weilt, singt: Italien! Italien!


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