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Der Fels von Quarto

Es streckt der kurze, steinige Streifen sich
Hinaus ins stille Meer und von rückwärts strömt
Aus blätterreichen Lorbeerhainen
Abendlich Wohlgeruch und Gemurmel.

Vorne erstrahlt in schneeigem Glanze klar
Und breit der Mond; es lächelt in seiner Näh'
Der Stern der Venus und sein lichter
Zitterschein färbet den Himmelsbogen.

Es scheint, als sollte aus diesem Friedensnest
Der Mann, geheim, zum Liebesgespräche zieh'n
In kleinem Kahn, gewiegt von Zephir,
Während die Herrin zum Venussterne

Mit unentwegten Augen emporblickt. O
Italien, der Jahrhunderte Herrin, du,
Der Sänger und der Dulder Herrin,
Schmerzengeweihte, erhab'ne Witwe!

Von hier durchzog die Meere dein Treuer, dich
Suchend. Geschlungen um seinen Löwenhals
Den Poncho, hoch auf seiner Schulter
Tragend den Säbel des Römerfeldzugs,

Stand Garibaldi. Schweigend sich näherten
Zu fünf, zu zehn, verschwanden im Schatten dann
Die dunklen Schar'n, die tausend Rächer,
Welche das Schicksal erkoren hatte,

Gleichwie Piraten, welche zum Raube ziehn;
Für dich, Italien, zogen sie heimlich aus,
Für dich den Tod erbettelnd von dem
Himmel, vom Meere und von den Brüdern.

Von Licht und Liedern, die in dem Meere fern
Erstarben, glühte Genua herrlich aus
Dem Marmorkreis seiner Paläste
Während der mondhellen Abenddämm'rung.

O Haus, wo ein prophetischer Genius
Dem Pisacane wies die Verhängnisfahrt,
Wo Harold dürstend sich ersehnt das
Heldengewaltige Missolunghi!

In jener Abendstunde des fünften Mai
Umschlang die weißen Zinnen olympisch Licht
Mit einem Strahlendiademe
Und jenes Opfer war Sieg, o Dichtung!

Und du, o Stern der Venus, Italiens Stern
Und Stern des Cäsar, schautest mit Lächeln zu,
Es glänzte nie dein Licht auf einen
Heiligern Italerlenz hernieder,

Seit des Äneas schicksalerfülltes Schiff
Den Tiber aufwärts fuhr unter tiefer Ruh'
Und, bei den Hügeln, die das hohe
Rom sich erheben sah'n, Pallas hinsank.


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