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Auf dem St.-Petronius-Platz

Finster im klaren Winter erhebt sich, betürmet, Bologna;
Und es lacht, weiß von Schnee, drüber der Hügel herab.

's ist die friedliche Stunde, da, sterbend, die Sonne die Türme
Und deinen Tempel, o heil'ger Petronius, begrüßt;

Jener Türme Zinnen, die manches Jahrhundert umrauschte,
Und des erhabenen Doms einsamen, ragenden First.

Diamantgleich glitzert der Himmel mit kaltem Gefunkel,
Und wie ein silberner Flor breiten die Lüfte sich aus

Über das Forum, zart um der Bauten Masse verfliegend:
Finster hob sie der Arm eiserner Ahnen empor.

Auf den gewaltigen Giebeln verzögert sich scheidend die Sonne,
Blickt sich violengefärbt schmachtenden Lächelns noch um,

Das in dem grauen Gestein, in dem düsteren, purpurnen Ziegel
Scheint der verflossenen Zeit Seele zu wecken aufs neu;

In der eisigen Luft erweckt sie die schmachtende Sehnsucht
Nach den Frühlingen, rot, Abenden, duftend und mild,

Als auf dem Platz noch tanzten die adligen Damen, und mit den
Königen, die sie besiegt, kehrten die Konsuln zurück.

So begrüßt auch die Muse mit Lächeln, entfliehend, den Vers, in
Dem ein vergeblicher Wunsch zittert nach klassischem Reiz.


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