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Die zwei Türme

Asinella.

Unter stürmenden Hymnen entsprang ich dem Herzen Italiens,
Als nebelgleich auf Alpen schwand Barbarenflut
Und die Trompeten alle der heimgekehrten Carrocci
Am pappelreichen Po durchs grüne Land erscholl'n.

Garisenda.

Eingedenk hob ich mich seufzend und auf die Ruinen und Gräber
Die Stirne neigte ich herab. Irnerius
Saß, auf die mächtigen Bücher geneigt, und vom großen Roma
Trug er dem schildbewehrten Volke langsam vor.

Asinella.

Schön war der Tag des Mai, als ich auf der Brücke des Reno
Des Volkes freien Ruhm vorüberrauschen und
Dich, o staufisches Blut, vor dem wallenden, roten Kreuze
Italiens, den blonden Nacken neigen sah. –

Garisenda.

Trauervoll war der Mai, als die Schwerter der Brüder klirrten
Um der Imelda schönen Leib: es wüteten
Vierzig endlose Tage des Bürgerkrieges Entsetzen,
Ins Blutmeer fiel, zerstäubend, hoher Türme Bau. –

Asinella.

Dante sah ich zu uns seine junge Stirne erheben
Und, wie die Wolken fliehen über unserm Haupt,
Sah über seinem Haupt ich die Geister einherziehn, und alle
Jahrhunderte Italiens drängten sich um ihn.

Garisenda.

Unter mir sah ich den Papst und den Kaiser selbander vorbeizieh'n,
Der eine hielt den andern bei der Hand. Weh mir!
Gott in seinem Ratschluß gestattete nicht, daß ich stürzte
Auf Karl den Fünften und Klemens den Siebenten!


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