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Roma

In deine Lüfte, Rom, werf zum stolzen Flug ich die Seele:
Nimm meine Seele, Rom, und überflut' sie mit Licht.

Nicht aus kleinlicher Neugierde komm' ich: unter des Titus
Bogen eilt man vielleicht, haschend, dem Schmetterling nach?

Kümmert's mich, ob der gesträubte, gespenstische Weinmann Stradellas
Seine Allobrogerwitz' Montecitorio erzählt?

Ob der Weber Biellas, von ferne wirkend (vergeblich
Lockende Spinne), sich fängt in seinem eigenen Netz?

Mit deiner Bläue umhülle mich, Rom, erleucht' mich mit Sonne:
Göttlich die Sonne strahlt durch dein unendliches Blau.

Des Vatikanes Schatten, des Quirinals Schönheit, des alten
Heiligen Kapitols trümmerumstandenen Bau

Segnet sie. Rom, von den sieben Hügeln streckst du die Arme
Nach der Liebe, die rings leuchtet in heiterer Luft.

O gewaltiges Brautbett, du einsam wüste Campagna!
Grauer Sorakte du, Zeuge für ewige Zeit!

Singet, ihr Berge Albas, o singet lächelnd das Brautlied,
Singet: Tusculum, grün, Tivoli, wasserumspült;

Während ich, vom Janiculum aus, das Stadtbild bewund're:
Das zur Herrschaft der Welt eilende, riesige Schiff.

Schiff, das mit seinem Gat das endlose Weite berühret,
Führ' meine Seele hinab zu dem geheimen Gestad'!

Da in opalener Weiße die Abenddämmerung leuchtet
Langhin und ruhevoll auf dem flaminischen Weg,

Möge die Todesstunde mit schweigsamem Flügel die Stirn mir
Streifen, daß unbekannt ich wandle zur heiteren Ruh',

Zu den versammelten Schatten, daß ich der Vorfahren große
Geister am heiligen Fluß seh', in Gespräche vertieft.


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