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Amor, als französischer Sprachmeister.

Als Amor jüngst kam aus Paris,
Lehrt' er die schöne Dorilis
Die Sprache aller Sprachen:
Courage, rief er, liebes Kind,
Sie werden unter mir geschwind
Den besten Fortgang machen.

Wie die gesammten Sterblichen
Aus männlichen und weiblichen
Geschöpfen nur bestehen;
So sind auch die Buchstaben all',
Der – Consonant und der – Vokal,
Wie wir im Curas sehen.

Der Consonant, beraubt des Schalls,
Kann ohne Hülfe des Vokals
Nicht ausgesprochen werden.
Drum ist der Mann stets der Vokal,
Das Weibchen aber überall
Der Consonant auf Erden.

Bei jedem Substantivo wird
Nur der Artikel deklinirt,
So wie in mehrern Sprachen,
Und aus dem Singularus kann
Mit einem kleinen Schlängchen man
Leicht den Pluralis machen.

Und jedes noch so männliche
Hauptwort kann durch ein einzig E
Zum Femininum werden;
Die Regel ist sehr general,
Denn durch die Ee wird überall
Der Mann zum Weib auf Erden.

Und wissen Sie dies Alles schon,
Will ich zur Conjugation
Nunmehr Sie weiter führen,
Und da für's erste, merken Sie:
Ganz ohne Hülfswort läßt sich nie
Auf Erden conjugiren.

Nur der Indikativ erkiest
Den Mann, mit dem ihr Mädchen müßt
Den Conjunktivus schließen;
Und aus dem Conjunktivus wird
Dann der Imperativ formirt,
Wie alle Männer wissen.

Und kaum sind oft neun Monden um,
So setzt es ein Gerundium:
Da läßt der Mann sich hören:
Gern wollt' ich die Gerundia,
Wenn nur die Participia
Nicht gar so nahe wären.

Was die Madam la Roche doch
Von Interjectionen noch
Zu guter Letzt uns lehret,
Ist dies: daß man im Brautstand He!
Und Heyda! nur – und in der Eh'
Helas! und Ah! nur höret.

*


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