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Der Freier aus Religionsgründen.

Hinweg von mir, ihr Furien,
Ihr sieben Katechismus-Sünden!
Ein junges Weibchen, fromm und schön,
Soll mir euch helfen überwinden.

Du schnöde Hoffart trolle dich,
Sie wird in Demuth dich verkehren,
Und wie ihr kleines Möpschen mich
Gehorsam apportiren lehren.

Du, hellerkarge Filzigkeit,
Sollst mich nun länger nicht bethören:
Mein Weib wird mich Freigebigkeit
Für Modekrämerinnen lehren.

Du, Trieb des Fleisches, magst dich bläh'n;
Sie weiß ein Mittel, dich zu dämpfen,
Sie wird zum Nimmerauferstehn
In Kurzem dich zu Boden kämpfen.

Du, böser Neid, flieh' Augenblicks,
Du sollst mich nimmermehr betrüben;
Sie wird mich lehren, fremden Glücks
Mich freu'n, und meine Schwäger lieben.

Vergebens bist du auch bemüht,
O Völlerei, mich zu verführen;
Sie wird mir schon den Appetit
Bei Tische wegmoralisiren.

Du, Zorn, sollst künftig weder Kinn
Noch Augenbrauen mir verschieben:
Mein Weibchen wird sich schon bemüh'n,
Mich stets in der Geduld zu üben.

Auch dein, o Trägheit, lach' ich dann;
Sie wird für meinen Fleiß schon sorgen,
Und mehr, als ich verdienen kann,
Für Spitzen, Hauben, Bänder borgen.

So wird sie mich vor Sünden hier,
Und vor der Hölle dort bewahren.
Und – leb' ich länger noch mit ihr –
Mir auch das Fegefeu'r ersparen.

*


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