Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Die beiden Menschengrößen.

Menschengrößen giebt es zwei hienieden,
Eine jede kleidet ihren Mann.
Das Verdienst webt beide, doch verschieden
Sind die Fäden und die Farben dran.
Eine hüllet sich in eitel Licht,
Wo die andre sanfte Farben bricht.

Wie die Sonne glänzt und strahlt die eine,
Welten wärmt und brennet ihre Glut;
Und die andre gleicht dem Mondenscheine,
Der nur Nachts im Stillen Gutes thut.
Jene blendet mit zu vielem Licht,
Diese leuchtet, aber blendet nicht.

Wie ein Bergstrom über Felsenstücke,
Rauschet jene, laut und fürchterlich;
Diese windet, unbemerkt dem Blicke,
Wie ein Bach durch die Gesträuche sich.
Jene brauset und verheert die Flur,
Diese tränket und erquickt sie nur.

Jene baut sich Ehrenmausoleen
Aus den Trümmern einer halben Welt;
Diese fühlt sich reicher an Trophäen,
Wenn sie Thränen regen Dankes zählt.
Jene hauet ihren Ruhm in Stein,
Diese gräbt ihn in die Herzen ein.

Jene läßt mit lautem Ruhm sich lohnen,
Und ihr Aufenthalt sind Thronen nur;
Diese sieht man auch in Hütten wohnen,
Und ihr Lohn ist Segen der Natur.
Jene kann ein Kind des Glückes sein,
Diese dankt ihr Dasein sich allein.

Größe lauten Ruhmes! deiner Schwingen
Breite gleicht dem Himmelsfirmament;
Aber deinen Standort zu erringen
Ist nur wenig Sterblichen vergönnt;
Stille Größe! dich nur bet' ich an,
Dich nur, denn du bist für jedermann.

*


 << zurück weiter >>