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Dem Fräulein M*** von B*.

Im Namen eines Freundes, der ihr für einen Kapaun mit Austern ein Exemplar des Meißner'schen Alcibiades verehrt hatte.

Der Freundin, die mir jüngst durch einen köstlichen
Und mit besondrer Kunst bereiteten
Kapaun bewiesen, daß die Ehre
Von einem Thiere, das die Hühnerwelt
Für unschmackhaft und ungenießbar hält,
Bei Menschen noch zu retten wäre,
Wenn man ihm nur mit guter Art den Saft,
Den es verlor, durch Austern wieder schafft,
Der schick' ich für das köstliche Gerichte –
Für den Kapaun aus ihrer Hand –
Hier einen Hahn aus Griechenland,
Der (wie zum mindsten die Geschichte
Von ihm erzählt) so tapfer als galant
In ganz Athen nicht Seinesgleichen fand,
Der stets den schönsten Kamm getragen,
Mit jedem Hahn zur Wette sich geschlagen,
Und darum bei Athens gesammter Hühnerschaar
Beliebt, und überall – der Hahn im Korbe war,
Kurz, den die ekelste der griech'schen Damen,
Die sich um ihn oft in die Haare kamen,
An seiner Art gewiß so schmackhaft fand,
Als ich jüngst den Kapaun aus meiner Freundin Hand,
Den aber, weil er seit so manchem Jahr
Ein bischen alt und zäh geworden war,
Ein deutscher Koch, von dem haut goût geleitet,
Für unseren Geschmack von Neuem zubereitet;
Den schick' ich hier, und gebe dann
Für einen deutschen, gallisch appretirten Hahn
(Zum Dank für die gehabte Mühe)
Ihr einen griech'schen Hahn in einer deutschen Brühe.

*


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