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Mein Dank an Stoll.

Dies Leben, das uns geist- und weltliche Chikane
Oft zu verleiden sich so sehr bemüht,
Und das uns Armen doch zu schnell entflieht,
Das man, getäuscht von einem süßen Wahne,
Bald tropfenweis vom Nagel schlürft,
Und bald als eine Bürde von sich wirft,
Dies Leben, das du bloß der Menschheit lebest,
Und Jedem, der mit flehndem Blick
Dir an sein Bette winkt, mit einem Stück
Des Deinen zu verlängern strebest,
Dies süße Leben, das auch mir
Noch werth ist, dank' ich, Theurer, dir!
Dir und den Edeln, Hr. Hunczovsky, Professor der Wundarzneikunst an der K. K. Militär-Akademie, Herr Karl von Mertens, der Arzneigelehrsamkeit Doktor, und Hr. Jakob Reinlein, Professor der praktischen Arzneiwissenschaft für Wundärzte, denen sich der Verfasser gedrungen fühlt, für ihren edelmüthigen Beistand hiemit öffentlich zu danken. deren Freundeshand
Mich dem gewissen, nahen Tod entwand.
Und schätzt' ich diese sonst zweideutige Gabe
Des Lebens gleich vordem nicht sehr,
So freut es mich doch jetzt um so viel mehr,
Da ich von dir als ein Geschenk es habe.
Du, Theurer, hast die Achtung mich gelehrt,
Die ich von nun an für mein Leben hege:
Denn ach, du fandst es ja so vieler Pflege,
So vieler Müh', so vieler Sorge werth.

Wenn also meine Denk- und Schreibmaschine
Im Gang noch bleibt, und ich damit bald der Vernunft
Zum Herold, bald der Frömmlerzunft
Zum Aerger und Spektakel diene,
Wenn mein Aeneas noch mit seiner Schafkopfsmiene,
Mit der er über Narr'n und Schurken lacht,
So manchen Prediger aus seiner Bühne
Und manches Zwerchfell noch ertönen macht,
Und wenn am Ende Rom, durch so viel Lob gerühret,
Mich etwa gar kanonisiret,
So ist's dein Werk! Denn ohne dich
Wär' ich, o Theurer, sicherlich
Trotz dem Verbot, aus Oestreich emigriret,
Und hätte dort in jener Welt
Virgilen schon bereits erzählt,
Daß, so wie Rom sich metamorphosirte,
Ich auch das Bild von seiner Hand,
Das längst kein Mensch mehr ähnlich fand,
Nun in ein and'res travestirte,
Und ich daher im Grunde nichts gethan,
Als was der gute, brave Mann
An meiner Stelle selbst – ich wette –
Gewiß nicht unterlassen hätte.

Du aber führtest mich zurück in diese Welt,
In der es mir, trotz all' den Plagen,
Die unsere Geduld parforcejagen,
Noch immer ziemlich wohl gefällt.
Tu bist, o Theurer, all den Kranken,
Die ihres Daseins Dau'r, wie ich, dir danken,
Nicht bloß der Arzt, der Arzenei verschreibt,
Und ungerührt bei ihren Leiden bleibt,
Du bist zugleich ihr Freund, und theilest
Mit ihnen redlich jeden Schmerz,
Und wenn du sie von ihren Plagen heilest,
So heilest du zugleich – ihr Herz.
Schön ist's und groß, so vieler Menschen Leben
Zu retten, doch noch schöner, wenn daneben
Der Arzt zugleich, als seines Kranken Freund,
Auch seine Mitleidsthränen weint –
Und kommt zu Schmerzen, die im Körper wühlen,
Erst noch ein Seelenleid hinzu,
O wer versteht dann so, wie du,
Der kranken Seele selbst den Puls zu fühlen?

Drum nimm, o edler, theurer Mann!
Hier meinen Dank für deine Sorgfalt an;
Und wenn ich von der Nachwelt je gelesen
Zu werden mir gewünscht, so seis ob diesem Blatt,
Worauf ich kund den Zeitgenossen that,
Daß Stoll mein Retter und mein Freund gewesen.

*


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