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Illusion und Grübelei.

O genießet!
Lernt euch freu'n!
Liebe gießet
Sonnenschein
Auf die Wege
Liebender;
Thut noch mehr:
Spornt das träge
Rad der Zeit,
Macht die Stunden
Zu Sekunden,
Webet Freud'
In das längste
Lebenskleid:
Selbst die bängste
Stunde mischt
Sie mit Freuden,
Und verwischt
Alle Leiden
Aus der Brust.
Wenn den Becher
Ihrer Lust
Sie dem Zecher
Freundlich beut,
Da zerrinnen
Seine Sinnen,
Raum und Zeit
Fliehn von hinnen:
In dem Wahn
Tanzen dann
Mond und Sterne,
Und die Ferne
Hüllet vor
Seinen Blicken
Sich in Flor.
Denn beglücken
Leider! kann
Nur der Wahn.

Auf dem Rücken
Trägst du, Wahn,
Wer dich reiten
Will und kann,
Deinen Mann
Durch die Zeiten
Pfeilschnell fort,
Bringst geschwinder
Und gesünder
Ihn an Port,
Als die Mähre
Klügelei –
Der Chimäre
Conterfei –
Die die Fernen
Mit Laternen
Erst besieht,
Stets im Reiten
Um sich sieht,
Auf die Seiten
Schüchtern schielt,
An dem Flusse
Mit dem Fuße
Prüfend fühlt
Nach der Tiefe,
Jedes schiefe
Trittchen scheut,
Jeden kleinen
Sumpf vermeid't,
Ueber keinen
Graben springt,
Oder springt
Sie in Eile,
Eine Weile,
Nachher hinkt;
Die nicht weiter
Geht und stutzt,
Und dem Reiter
Bäumend trutzt,
Nimmt am Stamme
Eine Flamme
Sie gewahr,
Die, besehen,
Faulholz war;
Die vor jähen
Klüften zagt,
Ueber Klippen,
Nie sich wagt,
Ihre Rippen
Wimmernd klagt,
Wenn ein Steinchen
Diese Beinchen
Je berührt;
Jedes Büchlein
Ernst sondirt,
Eh' die Knöchlein
Sie dem Bächlein
Anvertraut,
Oder lieber
Gar sich drüber
Brücken baut.

Solche Mähren
Sind in Ehren
Ueberall,
Thun gar weise
In dem Stall;
Doch die Reise
Fördern sie
Wahrlich nie.
Du, mein Pferdchen,
Galoppirst
Ohne Gertchen,
Und vollführst
Frisch und munter
Bald bergauf
Bald bergunter
Deinen Lauf.
Wer dich, Blinder,
Reiten will,
Kömmt geschwinder
Und gesünder
An das Ziel.

*


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