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Widersprüche der Liebe.

Die Tyrannei, die so viele Sklaven
Zählt, als Menschen auf der Erde sind,
Und mit ihren sieggewohnten Waffen
Alles zwingt, ist doch der Freiheit Kind.

Sie, an deren schwerem Siegeswagen
Wir nie anders als gebunden geh'n,
Der nur Zwang und Sklavendienst behagen,
Kann doch ohne Freiheit nicht besteh'n.

Sie, die mit dem Blick die Freiheit tödtet,
Stirbt doch selbst vom kleinsten Hauch der Pflicht,
Sie, die uns so fest zusammenkettet,
Duldet die geringste Fessel nicht.

Sie, die Widerstand nicht überwindet,
Die selbst Elternfluch nicht übermannt,
Flieht vor jedem Schein des Zwangs, und schwindet
Unterm Segen einer Priesterhand.

Sie, die frei im ew'gen Lenze blühet,
Welket über Nacht im Eh'bett' ab;
Sie, die nach Genusse lechzt und glühet,
Findet im Genusse selbst ihr Grab.

D'rum, wozu soll sich der Mensch entschließen?
Soll er ewig fruchtlos Sklave sein?
Soll er lieben, ohne zu genießen?
Oder soll er ohne Liebe frei'n?

*


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