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Symeon, der neue Theologe, Licht vom Licht.

Hymnen. (Übers. und mit einem Nachwort versehen von Kilian Kirchhoff.) Hellerem: Jakob Hegener 1930. 217 Bl. nach Art eines Blockbuches.

Wenn ein unbekanntes Werk, das durch ein Jahrtausend von uns getrennt ist, deutsch herausgegeben wird, so soll das nicht so geschehen, wie der Franziskanerpater Kilian Kirchhoff es mit der Hymnenfolge »Licht vom Licht« gemacht hat. Ihr Verfasser Symeon, der neue Theologe, ist auch den Gebildetsten kein Begriff, ihre Form auch dem Literaturliebhaber befremdlich, ihr Gehalt auch dem Frommen entlegen. Die ungemeine Sprödigkeit dieser enthusiastischen Betrachtungen entzieht sie auch den Handhaben, die wir in der Kenntnis späterer Mystiker zu besitzen vermeinen könnten. Nein, diese Verzückungen im Geiste des griechischen Katholizismus liegen vom Umkreis unserer religiösen Bildung weit ab. Sie haben aber – nach der vorliegenden Übersetzung zu schließen – auch kaum die Eignung, unser Interesse zu wecken, es sei denn, das Floskelhafte, Leerverstiegene, das uns aus ihnen entgegentritt, wiche dem Gehalt und der Prägung wie sie, vielleicht, uns eine Interpretation erkennen ließe, die diesen Hymnen ihre Stelle im Schrifttum jener Epoche gäbe, uns informierte, worin sie typisch, worin sie singulär sind, nicht zuletzt die polemischen Untergründe, das Wogegen erklärte, ohne das kein bedeutenderes Werk zu verstehen ist. Wie der Übersetzer nicht nur auf all das verzichten, sondern selbst über die Formprobleme der Übersetzung solcher »Hymnen«, wie sie doch wohl nicht umsonst genannt werden, sich ausschweigen konnte, grenzt ans Unfaßliche. Das Nachwort beschränkt sich darauf, eine byzantinische vita des Symeon auszuschreiben. Es muß dem Herausgeber gesagt werden, daß er als Übersetzer solchen Werkes nur erst halbe Arbeit an ihm geleistet hat, und wenn er die andere erklärende Hälfte nicht liefert, so wird – ohne dem Urteil der Philologen vorgreifen zu wollen – auch der Wert jener ersten uns problematisch. Das Werk liegt in seiner neuen deutschen Gestalt kaum erschlossener vor uns als in der Urschrift.


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