Armand (Friedrich Strubberg)
Saat und Ernte
Armand (Friedrich Strubberg)

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Fünftes Kapitel.

Eines Morgens kam Serrado mit der Nachricht, daß auf einer zehn Meilen weit im Lande gelegenen Kaffeeplantage einige zwanzig ganz vorzügliche Sklaven billig zu kaufen wären, welche sämmtlich nur noch ein bis zwei Jahre zu dienen hätten. Es wurde beschlossen, sogleich hinauszufahren, und nach einer halben Stunde saß Harry mit Serrado in einem gegen die Sonne geschützten Cabriolet und trieb den flüchtigen Traber gegen den erfrischenden Morgenwind, der kühl und labend von den purpurblauen Bergen herab ihm entgegenwehte. Hin und her lag der Weg zwischen den reizendsten Villen und Ansiedelungen, deren hohe Einzäunungen von roth blühenden Granatbüschen sie wie feurige Wolken umgaben und über denen hundert Fuß hohe schlanke Königspalmen ihre graziösen Wipfel in der Morgenluft wiegten, während dichte Orangen- und Citronenhaine, aus deren Dunkel die goldigen Früchte glühten, ihren gewürzigen Blütenduft um sich her aushauchten.

Harry athmete die erquickende Luft mit tiefen Zügen ein, er fühlte sich so frisch, so lebenskräftig, und es schien ihm, als ob, wohin er blicke, die Welt ihm zulächele. Es war aber nicht die Schönheit der Natur, die sich in dem Paradiese um ihn vor seinen Blicken entfaltete, es war nicht die heitere, bezaubernde Stimme der Schöpfung, welche seine Seele erhebend erfaßte; was ihn so hoch begeisterte, was ihn so thätig belebte, war der unabsehbare Gewinn, den er daraus ziehen wollte, aus Sklaven, welche in kurzer Zeit freie Männer sein mußten, Sklaven für Lebenszeit zu machen. Das Glück schien seine übervolle Schale über ihn ausgießen zu wollen, denn es war außer Zweifel, daß er die zweihundert Sklaven für einige zwanzigtausend Dollars erstehen würde und daß er dem alten Dandon die doppelte Summe dafür in Rechnung bringen könne, und daß er es thun wollte, darüber war er vollkommen mit sich einig. War es denn nicht auch billig, daß ihm ein größerer Theil des Gewinns zufalle als dem Alten? War denn nicht die ganze Speculation aus seinem eigenen Kopfe hervorgegangen? Dandon konnte ja sehr froh sein, daß er ohne die geringste Mühe so viel Geld verdiente!

Unter solchen Betrachtungen und Berechnungen langte

Harry bei der Plantage des Don Bermudez de Oleary an und fuhr durch die lange Palmenallee zwischen der reizenden Kaffeepflanzung hin dem eisernen Gitterthor zu, welches durch die hohe Hecke von niedriggehaltenen, bis auf den Boden belaubten und mit Früchten und Blüten übersäeten Citronen- und Orangenbäumen führte. Innerhalb dieser Einzäunung erhob sich, von Palmen und Bananen umgeben, die Wohnung des reichen Besitzers, ein prächtiges, wenn auch aus Holz aufgeführtes zweistöckiges Gebäude.

Don Oleary empfing Harry mit großer Zuvorkommenheit und Artigkeit, führte ihn in einen prächtig decorirten kühlen Saal und stellte ihn dort seiner Familie vor. Es wurden ihm Erfrischungen gereicht, dann versahen sich die Damen sowohl wie die Herren mit Cigarren, und nun begab man sich unter die Veranda, um das Geschäft, welches Harry hierher geführt hatte, vorzunehmen.

Fünfzehn kräftige junge Männer, so schwarz wie sie Afrika liefern konnte, und sieben schöne gesunde Negerinnen harrten bereits des kauflustigen Fremden und begrüßten ihn sämmtlich mit sorgloser Heiterkeit.

»Ihr wißt, meine Kinder«, hob Don Oleary an, »Weshalb ich Eure kurze Dienstzeit gern einem andern Herrn verkaufen möchte; ich habe der Arbeiter zu viele.

Ihr wißt aber auch, daß ich Euch bei Eurer Ankunft in diesem Euch fremden Lande nur aus Mitleid kaufte, damit Ihr nicht getrennt werden möchtet, und nur unter dieser Bedingung werde ich Euch einem andern Herrn überlassen. Der Herr hier hat eine bedeutende Besitzung unweit Trinidad de Cuba und will dort mit einigen hundert Arbeitern eine Kaffeeplantage einrichten, wobei Ihr ihm sehr hülfreiche Hand leisten könnt. Daß Ihr es dort ebenso gut haben werdet und vielleicht besser wie bei mir, könnt Ihr versichert sein.«

Harry hatte, während Don Oleary redete, mit überaus wohlwollendem, freundlichem Lächeln die Schwarzen angeblickt und nahm nun das Wort, indem er zu ihnen sagte:

»So gut sollt Ihr es haben, meine Freunde, wie es in meinen Kräften stehen wird, es Euch zu geben; ich hoffe ja darauf, daß Ihr, wenn Eure Dienstzeit abgelaufen ist, bei mir bleiben und für Lohn für mich arbeiten werdet. Ueberlaßt Euch mir mit unbedingtem Vertrauen, ich werde für Eure Zukunft sorgen.«

Bei diesen Worten war Harry zu den Sklaven getreten und reichte allen mit Herzlichkeit und Wohlwollen auf seinen Zügen die Hand.

»Und Sie dürfen sich auch auf uns verlassen, Herr«, nahm einer der Neger das Wort. »Don Oleary wird uns sicher ein gutes Zeugniß mitgeben.«

»Gewiß thue ich das, Francisco. Ihr seid brave, fleißige Menschen, und wenn ich nicht der Arbeiter zu viele hätte, so würde ich Euch nimmer von mir gehen lassen«, antwortete Don Oleary und wandte sich dann an Harry, indem er sagte:

»Diese Leute wurden vor etwa acht Jahren durch eins unserer Kriegsschiffe, welches sie auf hoher See einem Sklavenhändler abgejagt hatte, hierher gebracht und auf zehn Jahre meistbietend verkauft. Sie flehten so innig und dringend, man möge sie nicht trennen, weil sie in ihrer Heimat zusammengelebt hätten, daß ich mich entschloß, sie sämmtlich zu kaufen, obgleich ich sie nicht nöthig hatte. Einzeln hätte ich sie nun schon oft verkaufen können, ich hatte es ihnen aber einmal versprochen, sie nicht zu trennen, und so blieben sie bei mir. Bessere Diener und bessere Arbeiter bekommen Sie auf Cuba nicht, Herr Williams.«

Harry reichte darauf den Sklaven noch einmal die Hand, sagte ihnen, daß er sich freue, so biedere Diener zu bekommen, und daß er es ihnen wissen lassen werde, wenn er die Schiffe bereit habe, um sie nach Trinidad de Cuba fahren zu können. Darauf entfernten sich die Sklaven und Harry schloß nun den Handel mit Don Oleary für die geringe Summe von dreitausend fünfhundert Dollars für die zweiundzwanzig Menschen ab, während er frohlockend daran dachte, daß sie ihm in Texas als lebenslängliche Sklaven zweiundzwanzigtausend Dollars werth sein würden.

»Ich bin ein abgesagter Feind der Sklaverei«, sagte er, sich nach abgemachtem Geschäfte an die Damen wendend, »darum kaufe ich jetzt nur solche Neger, welche binnen kurzer Zeit zu ihrer Freiheit gelangen. Ich werde während dieser Zeit mit ihnen und sie werden mit mir bekannt, und wenn wir uns dann gegenseitig zusagen, so behalte ich sie gegen Lohn bei mir, sodaß ich in einigen Jahren nur freie Arbeiter um mich habe.«

»Das ist ein sehr lobenswerther, sehr weiser Grundsatz, Don Williams«, sagte Donna Oleary. »Auch mir ist das Eigenthum an einem Menschen kein angenehmes, wir suchen aber durch unsere Handlungsweise gegen die Sklaven das Unrecht gut zu machen, welches in ihrem Besitze liegt.«

Harry mußte zum Essen bleiben und wurde dann von seinen freundlichen Wirthen mit der Bitte entlassen, sie während seines Aufenthalts in Havanna noch recht oft mit seinem angenehmen Besuch zu erfreuen.

Nach Verlauf von einer Woche hatte Harry die festgesetzte Zahl von zweihundert Sklaven gekauft und mit wenig mehr als dreißigtausend Dollars bezahlt, worauf er an Dandon nach Neuorleans schrieb, daß er die

Neger in der vorzüglichsten Qualität, wenn auch zu unerwartet hohen Preisen erstanden habe. Die gesammte dafür gezahlte Summe gab er auf fünfundvierzigtausend Dollars an und bat, die beiden gemietheten Schiffe sofort herüberzusenden.

Die Hauptarbeit für die Unternehmung war nun gethan und zwar für Harry schon mit dem ansehnlichen Gewinn von fünfzehntausend Dollars. Die Nachrichten von Texas, welche er in den amerikanischen Zeitungen fand, lauteten überaus günstig, denn das ganze Land blieb im Aufstand und das Vernehmen zwischen Mexico und dem Kabinet in Washington hatte seine freundliche Stimmung verloren. Nach den letzten Berichten war Austin im Begriff, gegen San-Antonio vorzurücken, und wenn das Glück es gab, daß Harry mit seinen Ladungen Menschen gerade während entscheidender Lebensfragen in der neuen Republik anlangte, so war er sicher, daß sich Niemand um solche Nebensachen wie das Einführen von einigen hundert Negern kümmern werde, zumal da Arbeitskräfte ein Haupterforderniß für das junge Reich waren. In dem triumphirenden Gefühl, eine der großartigsten Speculationen so weit glücklich ohne eigene Mittel, nur mit dem Kapital seines geistigen Vermögens durchgeführt zu haben, trat ihm sein Lehrmeister Holcroft wiederholt vor die Erinnerung und seine Eitelkeit wünschte denselben oftmals zur Stelle, um ihm zu zeigen, welchen gelehrigen Schüler er an ihm gehabt habe; denn unter allen Unternehmungen, die ihm von dem Sklavenhändler bekannt waren, konnte sich doch keine mit seinem Compagniegeschäft mit Dandon messen.

Harry hatte nun einige Wochen Zeit auf seinen bis jetzt errungenen Lorbeeren zu ruhen, da er vor Ankunft der Schiffe nichts weiter in dem Geschäfte thun konnte, und so gab er sich denn den Freuden, den Genüssen hin, welche ihm Havanna, die Stadt des Ueberflusses, der Ueppigkeit und des schnellen Lebens bot. Durch seine Empfehlungen in den ersten Gesellschaften eingeführt, wurde er mit den Schönen andalusischer Abkunft bekannt und brachte die Vorzüge seiner persönlichen Erscheinung zur Geltung. Er trat als Mann von ungeheuerem Vermögen auf, erweckte Hoffnungen, wo sich ihm die Gelegenheit dazu bot, und schwur Liebe und Treue, wo ihm ein paar feurige spanische Augen lächelten, ein schwirrender Fächer ihm winkte. Er begleitete die schöne Welt abends auf den Promenaden, wenn die erfrischende Seeluft belebend über die Insel zog und das Silberlicht des Mondes sich auf den schwarzen Augen, auf den schimmernden Brillanten der Spanierinnen spiegelte, er saß mit ihnen in der Oper, in den Concerten, pries in glühenden Worten ihre Reize, ihre Liebenswürdigkeit, stand in stiller

Nacht unter ihren Balkonen und wechselte mit ihnen Worte der Liebe, der Sehnsucht.

Zu schnell verstrichen Harry die Tage, deren jeder ihm neue süßere Freuden brachte, und die plötzliche Ankunft der beiden Schooner weckte ihn aus dem Taumel, in den ihn Lustbarkeiten und Genüsse aller Art gewiegt hatten. Der Gewinn, die Reichthümer, die er an sich reißen wollte, erfaßten wieder sein ganzes Sein und mit aller Eile und Umsicht traf er Anstalten zur schleunigen Einschiffung der gekauften Menschen.

Wenige Tage reichten hin, Alles zur Abreise fertig zu machen, er selbst geleitete in der zutraulichsten, sorgsamsten Weise die Sklaven an Bord, bedauerte unendlich, daß der Raum für sie so sehr beschränkt sei, tröstete sie aber, daß die Reise ja nur kurze Zeit dauern werde, und ließ sie aufs beste bewirthen. Mit Lust und Freude drängten sich die Schwarzen zusammen, sie sangen und tanzten auf den Verdecken und ließen ihren neuen Herrn hoch leben.

Der Morgen vor dem zur Abreise bestimmten Tage erschien und Harry wollte sein Hotel verlassen, um die letzten Geschäfte hier am Ort abzumachen, als er durch das Fenster des Gastzimmers bemerkte, daß die Straße sich ganz ungewöhnlich belebte.

Er wandte sich an einen Kellner mit der Frage nach der Veranlassung dieses Volksauflaufs, worauf ihm derselbe bemerkte, daß ein Pirat gehangen werden solle, welchen eins der königlichen Kriegsschiffe gefangen und hier den Gerichten übergeben habe.

»Da bringen sie ihn schon. Treten Sie nur an das Fenster, er kommt hier vorbei«, sagte der Kellner zu Harry und dieser sprang schnell vor, um den Verbrecher auf seiner letzten Fahrt zu sehen.

Wer beschreibt aber den Schreck, das Entsetzen Harry's, als er Holcroft, seinen Freund, seinen Lehrmeister, vom Henker geleitet, auf dem Karren sitzen sah! Wie erstarrt wankte er vom Fenster zurück, um dem Blick seines Kumpans zu entgehen, Holcroft's Falkenauge aber hatte ihn erkannt und mit einem eisigen Lächeln winkte er ihm sein Lebewohl zu.

Der Henker, die Begleiter des Karrens und das Volk in der Straße folgten mit ihren Blicken dem Gruße des Verurtheilten nach dem Fenster, hinter welchem Harry sich zurückzog, und der Kellner sah ihn erstaunt an, er aber verließ den Saal und begab sich auf sein Zimmer.

Harry war tief erschüttert. Sein Lehrmeister, von dem er sich mit Stolz gesagt hatte, daß er ihn übertroffen habe, war auf dem Wege, sein Leben an einem Strick zwischen Himmel und Erde zu beschließen! Harry schauderte zusammen; er war im Begriff, eine That zu begehen, vielleicht noch viel strafbarer als die, für welche Holcroft aufgehangen wurde, denn er wollte zweihundert Menschen mehr als das Leben, er wollte ihnen ihre Freiheit nehmen. Er schritt mit den Händen in den Taschen im Zimmer auf und nieder und dachte sich in die Stelle Holcroft's. Dann aber begann er Vergleiche zu ziehen zwischen dessen That und der, welche er begehen wollte; die seinige kam ihm nicht so strafbar vor, das Gesetz wenigstens würde ihn nimmer dafür zum Tode verurtheilen, es war ja nur ein Geschäft, eine Speculation, wofür ihn am Ende die Welt noch preisen würde. Außerdem drohte ihm ja nirgends Gefahr; hatte er die offene See erreicht und steuerte statt nach Trinidad de Cuba nach der Küste von Texas, so hatte ihn Niemand darüber zur Rede zu stellen, und dort war im Augenblick Alles Recht. Er trat vor den Spiegel, ordnete sein Haar, setzte seinen Hut auf und eilte aus dem Hause, um seine Geschäfte zu besorgen.

Am Abend besuchte er nochmals eine hochangesehene altspanische Familie, mit deren ältester, reizend schöner Tochter er sich verlobt hatte, nahm den zärtlichsten Abschied von ihr und versprach alsbald zurückzukehren, wenn er auf seiner neuen Besitzung die nöthigen Einrichtungen zu ihrem Empfang gemacht haben würde.

Der Abschied in Gegenwart der ganzen Familie aber genügte den beiden glücklichen Liebenden nicht, die traute Stunde der Nacht führte sie abermals zusammen, um noch einmal die Schwüre ewiger Liebe, ewiger Treue auszutauschen.

Der Morgen graute, als Harry in sein Gasthaus zurückkehrte, schnell seine Rechnung zahlte, sein Gepäck an Bord des einen seiner beiden reich beladenen Schooner bringen ließ und Havanna Lebewohl sagte.

Die Segel blähten sich im frischen Morgenwind über den schlanken Schiffen, leicht und eilig glitten sie hinaus aus dem prächtigsten Hafen der Welt, und die Jubel- und Freudenrufe der zweihundert schwarzen Menschen, die einem frohen Leben entgegenzuziehen glaubten, wogten nach der Küste von Cuba zurück.

Stephen Austin stand um diese Zeit mit ungefähr tausend Texanern vor der Stadt San-Antonio und hatte sie so eingeschlossen, daß keine Zufuhr hinein- und keiner der dreitausend mexicanischen Soldaten, die sie vertheidigten, herauskommen konnte.

Obgleich die Belagerer durch mexicanische Cavallerie, welche von der Westgrenze herüberkam und das Land durchzog, fortwährend beunruhigt wurden, schlossen sie dennoch ihren Kreis um die Stadt täglich enger und drängten die Besatzung nach mehreren Wochen in das alte spanische Fort, in die Alamo hinein. Bald darauf ergab sich die Besatzung und erhielt von den Siegern freien Abzug ohne Waffen.

Nun zog Austin mit seinem täglich wachsenden Heere nach der Festung Goliad hinab und ließ derselben gleiches Schicksal widerfahren.

Texas war jetzt von all und jeder mexicanischen Beherrschung frei, seine Häfen waren dem Handel geöffnet und seine Verwaltung wurde durch den Congreß in San-Felipe eingerichtet.

Niemand war aber so kurzsichtig, zu glauben, daß es nun in Ruhe und Frieden seiner Entwicklung als selbstständiges Reich entgegengehen könne, man wußte nur zu gut, daß Mexico seine aufrührerische Provinz Texas nicht so ohne weiteres von sich scheiden lassen werde, und man kannte Santa-Anna besser, als daß man denken konnte, er würde die Schmach, die man seinen Truppen angethan hatte, ungestraft und ungerächt hinnehmen. Darum rief Burnet, der Präsident von Texas, zu den Waffen und brachte in wenigen Wochen ein Heer von zweitausend Mann zusammen, dessen Obercommando er dem General Samuel Houston übertrug.

Was wollten aber zweitausend Mann Freiwillige gegen eine geregelte Heeresmacht sagen, wie sie Mexico im Stande war ins Feld zu stellen!

Kaum hatte Houston den Befehl übernommen, als die Nachricht eintraf, daß Santa-Anna sich selbst an die Spitze einer Armee von zwanzigtausend Mann gestellt habe und sich in Eilmärschen nahe, um die ganze Bevölkerung von Texas von der Erde verschwinden zu lassen; denn: »Keine Gnade!« war der Ruf, der diesen grimmen, rache- und blutdürstigen Wüthrichen voranging.

General Houston legte fünfhundert Mann unter Albert Randolph in die Stadt San-Antonio und achthundert Mann unter Colonel Fannin in die Festung Goliad, er selbst aber nahm mit siebenhundert Streitern am San-Antoniofluß eine solche Stellung, daß sich alle drei Abtheilungen gegenseitig unterstützen konnten.

Da standen die Männer von Texas, wie sie den Pflug und die Axt verlassen hatten, und sahen dem nahenden Ungeheuer entgegen, das sie verschlingen wollte, doch sie bebten nicht, sie wankten nicht, sie standen ja vor ihrem Herd, vor Weib und Kind, und zu diesen ging der Weg nur über ihre Leichen.

Westlich von San-Antonio und Goliad bis an den Rio Grande lagen keine amerikanischen Ansiedelungen mehr, es war eine unbewohnte, zweihundert Meilen weite Wildniß, durch welche nur wenige alte Militärstraßen, hier und dort mit einem einzelnen mexicanischen Wirthshaus versehen, führten. Darum waren die Nachrichten über die Annäherung des Heeres unter Santa-Anna ungewiß und schwankend, und ganz Texas wurde durch diese Ungewißheit, dieses Erwarten in eine fieberische Aufregung versetzt. Die herzlose, unmenschliche Grausamkeit der Mexicaner war zu gut bekannt, als daß man nicht in dem Familienleben mit Bangen den Schreckensscenen entgegengesehen hätte, die ihm bei deren Erscheinen bevorstanden.

Dennoch dachte Niemand an Flucht, die Städte wurden in Vertheidigungszustand gesetzt, jede einzelne Farm wurde befestigt, und auch die Frauen und Mädchen übten sich, entschlossen, dem Feinde die Stirn zu zeigen, im Gebrauch der Waffen.

Während dieser allgemeinen Thätigkeit, dieses Wirrwarrs im ganzen Lande steuerten die beiden von Harry Williams beladenen Schooner über den ruhigen Golf der Sabinebai der äußersten östlichen Grenze von Texas zu, wo Harry einlaufen und seine lebenden Ladungen an dem Sabinefluß landen wollte. Er hatte diesen Fluß gewählt, weil derselbe die Grenze zwischen den Vereinigten Staaten und Texas bildete, und weil er dort, im Falle man ihm von seiten der texanischen Behörden Schwierigkeiten in den Weg legen sollte, für den Augenblick seine Sklaven auf nordamerikanischem Gebiete landen und sie dann weiter oben am Flusse nach Texas hinüberschmuggeln konnte.

Es war Nachmittag und die bewaldeten blauen Ufer tauchten über dem Golf auf, als schweres Gewölk vom Süden her rasch und drohend am Himmel emporstieg und bald darauf ein heftiger Wind die Wogen mit Schaum krönte. Die beiden Schiffe segelten noch einander sehr nahe und Harry rief von dem Verdeck, auf dem er sich befand, dem Kapitän des andern Schooners zu, Alles aufzubieten, um ihm nahe zu bleiben, keinesfalls aber ohne ihn in einen Hafen einzulaufen.

Der Wind steigerte sich von Minute zu Minute, und ehe eine Stunde verging, blies ein Sturm über das Meer und thürmte die Wogen zu Bergen auf.

Die Segel auf beiden Schiffen waren möglichst verkleinert, beide wandten sich in aller Eile von der Küste ab der offenen See wieder zu und suchten einander nahe zu bleiben. Die einbrechende Nacht aber machte dies bald unmöglich und der Sturm und die furchtbaren Sturzwellen ließen die Mannschaften der beiden Fahrzeuge an nichts weiter mehr denken als an die eigene Erhaltung.

Harry stand an den weit über die See hinaus schwankenden Mast angelehnt und folgte entsetzten Blicks und bangen Herzens den an dem Schiffe vorüberjagenden Wogen, deren weiß gekrönte Häupter er durch die Dunkelheit erkennen konnte. Er dachte an die Nacht, in welcher ihn eine solche Welle von der Seite Holcroft's wegriß, und schauderte zusammen, denn er meinte jetzt den Sklavenhändler vor sich zu sehen, wie er im Sturme an dem Strick unter dem Galgen hin und her flog. Dann erinnerte ihn wieder das laute Beten der Sklaven, welches aus dem innern verschlossenen Raume des Schiffes zu seinen Ohren drang, an den unberechenbaren Werth seiner Ladungen, welche er nicht versichert hatte, nicht hatte versichern können. Der Donner jeder neuen, sich gegen das Schiff stürzenden Woge, jeder Pfiff des Sturmes durch das Tauwerk, jedes Aechzen des Mastes ließ ihn erbeben und die Summen aufzählen, die mit den Schiffen für ihn versinken würden. Es war eine schreckliche Nacht, die See drohte jeden Augenblick das Fahrzeug zu begraben, denn sie stürzte sich über sein Verdeck und die Matrosen schlangen Taue um sich, damit sie nicht mit fortgerissen würden.

Endlich graute der Morgen, und wenn auch das Bild, welches er zu beleuchten begann, ein drohendes, ein fürchterliches war, so athmete Harry doch freier als während der Finsterniß der Nacht, wo seine Phantasie ihm noch entsetzlichere Bilder ausmalte.

Mit aller Anstrengung spähte er durch die Dämmerung und durch den fliegenden Gischt der Wogen umher, um den andern Schooner aufzufinden, doch immer blieben seine Bemühungen vergeblich.

Es wurde heller Tag, mit der Helligkeit aber steigerte sich die Gewalt des Sturms, er fegte die Wogen und drückte sie nieder, sodaß sie ihre Häupter nicht mehr erhoben und ihre Schaumkronen nicht mehr tragen konnten. Dabei nahm der Himmel und das Meer ein und dieselbe helle graue Farbe an und die Luft wurde durchsichtig und klar bis in die weiteste Ferne.

Der Wind pulsirte nicht mehr, er kam nicht mehr stoßweise, er strich steif und fest über das gewaltsam niedergedrückte tobende Element und schien den Mast des Schooners, auf dem Harry stand, in die Flut hinabbeugen zu wollen.

»Ist das nicht ein Segel?« fragte Harry den Kapitän, der sich dicht zu ihm neigte, um seine Worte zu hören, und zeigte über die See Hinaus.

»Bei Gott, ja, es ist unser Kamerad«, antwortete der Kapitän. »Er trägt beinahe gar keine Segel mehr und der Mast kann kaum noch in die Höhe kommen. Wenn wir nicht in irgend einen Fluß einlaufen, so sind wir verloren; solchen Sturm habe ich noch nie erlebt.«

»Wie sollen wir aber einen Fluß finden?« sagte

Harry, außer sich vor Angst und Besorgniß um seine Schätze, die unter ihm im Schiffsraum jammerten und beteten.

»Ich kenne die Küste hier wie meine Tasche und die Luft ist so klar, daß man weit sehen kann; wir müssen dem Lande zusteuern, mag es gehen, wie es will«, versetzte der Kapitän.

»So suchen Sie zu unserm andern Schooner zu kommen, damit wir zusammen es wagen«, fuhr Harry fort.

»Den können wir bald erreichen, er treibt ja vor uns im Winde«, sagte der Kapitän und gab dem Mann am Steuerruder Befehl, gerade auf das Schiff zuzusteuern.

Mit fliegender Eile stürmte jetzt der Schooner vor dem Sturme dahin und erreichte bald das andere Schiff, an dem er nun dicht vorüberflog, in welchem Augenblick der Kapitän durch das Sprachrohr seinem Kameraden zurief, ihm zu folgen.

Beide Fahrzeuge jagten jetzt in tollem Sturmlauf dem Lande zu, welches nun bald vor ihnen über der See emporstieg.

»Was soll aber aus uns werden, wenn wir keinen Fluß treffen? Von dem Lande zurück können wir bei diesem Sturme doch nicht segeln?« hob Harry in seiner Angst wieder an.

»Aber lange an der Küste hin können wir steuern, ehe wir hinausgetrieben werden«, antwortete der Kapitän, der dem Schiffe nun eine andere Richtung geben ließ. »Hier sind wir verloren und auf dem flachen Strande können wir vielleicht mit dem Leben davonkommen.«

So standen sie lange Zeit an dem Mast zusammen und spähten nach dem Lande hinüber, wo der Kapitän die dunkeln Waldstreifen, die hier und dort sich über demselben erhoben, zu zählen schien.

»Gott Lob!« sagte er plötzlich, »dort ist Fort Velasco. Nun sind wir gerettet; dahinter der Waldstrich ist der Brazoswald, wir laufen gerade in den Fluß hinein.«

Harry holte tief Athem, es war ihm, als ob eine Centnerlast ihm von der Brust fiele, und schnell sah er sich nach dem andern Schooner um, der in kurzer Entfernung ihnen nachstürmte.

Das hölzerne Fort Velasco trat rasch aus der Ferne hervor, in fliegendem Laufe wandten sich beide Schiffe vor den Wind und nach einer halben Stunde schossen sie in die Mündung des Brazosflusses hinein und ließen wie im Fluge das stürmende Meer hinter sich zurück.

»Gewonnen, bei Gott!« rief Harry frohlockend aus, als die Schiffe auf der trüben Flut gegen den gewaltigen Strom hinanfuhren, zu dessen beiden Seiten der Wald immer höher zum Himmel aufstrebte. »Tausend

Dollars zahle ich Ihnen sowie dem andern Kapitän als Belohnung aus.«

Jetzt wurden die Segel wieder vergrößert und immer weniger konnte die Gewalt des Sturms die Schiffe treffen, während er seine Wuth an den Riesen des Urwaldes ausließ und bald hier, bald dort der Donner stürzender Bäume erschallte. Immer schwerer hatten die Schiffe gegen die zunehmende Gewalt des angeschwollenen Stroms zu kämpfen, und der Tag begann sich zu neigen, als Harry dem Kapitän auftrug, vor Anker zu gehen, da er sich hier nur einige Meilen von Brazoria befände, wohin er sich zu Fuße begeben wolle.

Beide Schooner ließen nun nebeneinander in der Mitte des Stroms die Anker fallen. Harry ersuchte die beiden Kapitäne, Niemand, wer es auch sei, an Bord zu lassen, und ließ sich dann an das Ufer übersetzen.

Im Triumph eilte Harry mit beflügelten Schritten der Stadt zu und suchte mehrere bekannte, ihm ergebene Männer auf, denen er im Vertrauen mittheilte, daß er einige hundert Sklaven auf dem Brazos liegen habe, und sie bat, ihm bei deren Landung behülflich zu sein. Dann bestieg er ein Pferd und jagte im schwellenden Gefühl des errungenen Sieges nach seiner Besitzung am Bernardflusse.

Die Dämmerung war eingebrochen, als er dem athemlosen Pferde nochmals die Sporen in die Seiten stach und seiner Wohnung zusprengte, aus welcher Lucy mit jubelndem Willkommen ihm entgegenflog, ihre Lippen auf seine Hände preßte und unter Freudenthränen der Leitung seines Arms folgte, den er zärtlich um ihren schlanken Körper schlang und sie in das Haus führte.

»Ist Ashmore hier?« fragte er sie beim Eintreten in das Zimmer.

»Ja ja, mein Harry, mein Geliebter, er ist in seiner Stube. Gleich will ich ihn rufen, nur laß mich noch einmal erst in Deine süßen Augen sehen, noch einmal erst Deine Lippen küssen. O wie habe ich mich nach Dir gesehnt, wie hat Deine Lucy nach Dir gejammert!« Dabei schlang sie ihre schönen Arme um Harry's Nacken und preßte ihre schwellenden Lippen in überwältigender Wonne auf seinen Mund. Dann sprang sie fort aus der Thür, und kaum hatte Harry Hut und Mantel abgelegt, als sein Bruder Ashmore freudig überrascht in das Zimmer trat und ihn aufs herzlichste willkommen hieß.

»Hoffentlich bringst Du gute Neuigkeiten mit, denn hier im Lande sieht es, wie Du schon gehört haben wirst, bös aus; es wird einen Kampf auf Tod und Leben geben«, sagte Ashmore, indem er Harry die Hand schüttelte.

»Gute Nachricht bringe ich allerdings. Ich habe zweihundert Neger gekauft, sie schwimmen in zwei Schoonern auf dem Brazos unterhalb Brazoria, und wir wollen sie beim Grauen des Morgens hierher treiben. Du mußt mit mir gehen«, antwortete Harry flüchtig.

»Was sagst Du? Zweihundert Neger? Du scherzest wohl«, versetzte Ashmore, ihn verwundert anschauend.

»Kannst sie ja selbst zählen«, fuhr Harry fort. »Mache Dich fertig, gleich nach dem Abendessen reiten wir fort; wir nehmen unsere Waffen mit für den Fall, daß die schwarzen Kerle sich störrig zeigen sollten. Flinte und Pistole sind die besten Dolmetscher; das Volk versteht kein Englisch.«

»Du sprichst in Räthseln, Harry«, sagte Ashmore immer erstaunter.

»Wirst schon Alles gewahr werden; jetzt lasse uns keine unnöthige Zeit verlieren«, bemerkte Harry und ging dann in die Ecke des Zimmers, wo seine Waffen standen und hingen, um eine Auswahl für sich zu treffen, während Ashmore sich entfernte, um das Nöthige zu dem Ritt vorzubereiten.

Die Nacht war eingebrochen und der Sturm jagte das Gewölk am Himmel dahin, als die beiden Brüder zu Roß nach Brazoria eilten. Dort harrten ihrer bereits acht bewaffnete, durch Harry gedungene Männer, welche mit Kienfackeln versehen mit ihnen zu Fuß den Weg durch den Wald antraten.

Noch immer wühlte der Sturm in den Wipfeln der Bäume und ließ diese in ihren Wurzeln ächzen und knarren, und nah und fern dröhnte von Zeit zu Zeit der Sturz eines Baums durch die Nacht. In dem Grunde des Waldes aber war es still, die rothen Flammen der Fackeln stiegen hoch über den Wanderern empor und ihr Licht drang weithin durch die Oeffnungen zwischen den Gebüschgruppen.

Es war elf Uhr, als Harry mit seinen Gefährten an dem Flusse anlangte, auf dessen Mitte seine beiden reichen Ladungen schwammen. Sogleich sandte einer der beiden Kapitäne ein Boot zu ihm an das Ufer, in welchem er sich nach dem nächstliegenden Schooner begab.

Die Sklaven lagen sämmtlich in den untern Räumen der Schiffe in tiefem Schlafe und erholten sich von der Angst und den Schrecken, welche sie während des Tages ausgestanden hatten. Sie wußten sich ja sicher in einem Flusse unweit Trinidad de Cuba und waren mit dem frohen Gedanken eingeschlafen, daß sie am folgenden Morgen ihr schönes sonniges Cuba wieder betreten würden.

Kaum befand sich Harry an Bord des

Fahrzeugs, als von beiden Schiffen die großen Boote in das Wasser hinabgelassen wurden, eine Anzahl Matrosen sich in dieselben begab und, nachdem die Anker gehoben waren, dem Ufer zurudernd, vermittelst eines Taues die Schooner hinter sich herzog.

Dort wurden dieselben befestigt und der schmale Zwischenraum zwischen Verdeck und Land mit Bohlen überbrückt, während die Männer aus Brazoria zwei große Feuer auf dem Ufer auflodern ließen.

Harry selbst stieg nun mit einer Laterne zu den Sklaven hinab und zeigte ihnen mit freundlichen, liebevollen Worten an, daß er jetzt mit ihnen nach seiner Besitzung aufbrechen wolle, wo sie sich ganz nach Belieben von ihren Strapazen erholen und ausruhen könnten. Mit Jubel wurde die Aufforderung von den Schwarzen begrüßt und freudig sprangen sie aus dem dumpfen engen Raum hervor, in dem sie gegen alles Erwarten so lange hatten aushalten müssen.

Wohl fielen ihnen die bewaffneten Männer auf, wohl kam ihnen der Wald anders vor als die Wälder, die sie in Cuba gesehen hatten, dennoch war nicht ein einziger unter ihnen, in dessen Brust eine Ahnung von der unerhörten That aufgestiegen wäre, die an ihnen vollbracht wurde.

Harry hielt aber auch durch sein zutrauliches, freundliches

Wesen jeden Zweifel fern von ihnen; er nannte sie seine Freunde, fragte sie, ob sie vor ihrem Marsche noch etwas essen wollten, und lachte mit den Männern und scherzte mit den Mädchen.

Alle sprangen guter Dinge mit ihrem Bündel an das Land und harrten auf den Augenblick zum Aufbruch.

Harry nahm Abschied von den beiden Kapitänen mit dem Versprechen, am folgenden Tage wiederzukommen, um mit ihnen abzurechnen, und rief dann den Sklaven lustig zu: »Nun, frisch auf, meine Kinder, laßt uns unsern Marsch mit Gott antreten!« worauf er, von einem Fackelträger begleitet, den Zug eröffnete und die Sklaven ihm guter Dinge, gleichfalls von solchen unterstützt, nachfolgten.

So schritten sie tapfer darauf los, und als sie das Ende des Waldes erreicht hatten, schlug Harry den Weg nicht nach Brazoria ein, sondern nahm die gerade Richtung westlich nach dem Bernardflusse hinüber, weil an dessen Ufern hinauf bis zu seiner Wohnung keine weitere Ansiedelung lag und keine gangbare Straße dort den Weg kreuzte. Dabei mischte er sich bald hier, bald dort in den langen Zug, sprach freundlich und Vertrauen einflößend zu den Sklaven und sagte ihnen, daß sie nun bald das Ziel ihrer mühseligen Wanderung erreicht hatten, wo ihrer ein sorgenfreies, frohes Leben harre.

Und sorglos und voller Hoffnung für ihre Zukunft eilten die schmählich Betrogenen diesem ihrem Ziele zu, wenn sich ihnen auch ein Gefühl des Fremdseins aufdrängte, weil sie bis jetzt von ihren Begleitern außer von Harry noch kein spanisches Wort vernommen hatten. Sie erklärten sich dies jedoch leicht, weil sie wußten, daß ihr neuer Herr ein Amerikaner war, und fanden es natürlich, daß derselbe auch Amerikaner als Freunde bei sich habe. Als der Tag aber graute und die Landschaft sich vor ihren Blicken heller und deutlicher ausbreitete, da überfiel sie unwillkürlich das Gefühl des Fremden; der Wald, an dessen Rand sie hinschritten, war ein nie vorher gesehener, die weite, unabsehbare üppige Grasfläche vor ihnen war ihnen ein ganz neues unbekanntes Bild, und wo waren die blauen, zum Himmel aufstrebenden Berge, die sich in Cuba immer ihren Blicken gezeigt hatten? Dennoch stieg in ihnen noch kein Zweifel darüber auf, daß sie sich unweit Trinidad de Cuba befänden, und alles Neue um sie her erregte nur ihre Verwunderung, ihr Staunen.

Dies wurde noch bei der Annäherung an Harry's Besitzung durch deren Anblick vermehrt, denn auch sie trug ein ganz anderes Ansehen als die Ansiedelungen in Cuba. Da aber der Sturm sich gelegt hatte, das graue Gewölk sich zertheilte und die Sonne heiter und warm vom blauen Himmel niederschien, so begrüßten die Sklaven diese ihre neue Heimat mit freudigem Herzen und zogen jubelnd in dieselbe ein. Mit Lust und Liebe eilten sie schon am selbigen Tage an die Arbeit und begannen unter Ashmore's Leitung Wohnungen für sich zu bauen.


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