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Der Marienbrunnen auf dem Burgberg bei Crailsheim.

Unweit der Stadt Crailsheim ragt der schönste Aussichtspunkt des Frankenlandes auf, der Burgberg, auch »fränkischer Rigi« genannt, hier stund auf Bergeshöhe einst ein Kirchlein, der Gottesmutter Maria geweiht. Wie das erbauet worden, erzählt die Sage. Es war ein heißer Tag im Sommer des Jahres 1441. Ein Hirte weidete seine Herde auf dem einsamen Bergkopf des Burgbergs. Da ihn seine Augen schmerzten, legte er sich in den Schatten einer mächtigen Zwieselbuche und versank in Schlummer. Da hatte er einen lieblichen Traum. Er sah einen Engel vom Himmel herniederschweben. Der trat an eine Gabelung der Zwieselbuche und siehe, dort schöpfte er Wasser. Mit diesem benetzte er die kranken Lider des Hirten, also daß sie sofort gesundeten. Und zum Hirten sprach der Bote Gottes: »Gehe hinab den Berg und suche dir Steine. Fülle damit dreimal deine Hirtentasche und trage sie zu dieser Stelle. Dann hebe alsobald an, eine Kirche zu bauen, denn Gott der Herr will geehrt sein auf der Zinne dieses Berges.« Damit verschwand die seltsame Erscheinung und der Hirte erwachte. Aber die Worte des Engels bewegten sein Herz, und er tat wie ihm befohlen, ging und holete drei Taschen voll Steine. Darnach zog er aus, Maurer und Zimmerleute zu dingen. Doch als die Werkleute das winzige Häuflein kleiner Steine erblickten, wollten sie im Unmut über den Hirten herfallen, vermeinend, er habe sie zum besten halten wollen. Aber während sie sich herumstritten, waren die Steinchen zu großen Steinen und Quadern geworden, und überwältigt von diesem Wunder des Herrn baueten Maurer und Zimmerer unentgeltlich ein stattlich Kirchlein auf Bergeshöhe mitten im tiefen Burgbergwald. Und alsobald kamen der frommen Waller viele von weit und breit und die wundertätigen Wasser aus der gezwieselten Buche sollen manchem Augenkranken Heilung verschafft haben, und viele seien mit Loben und Wanken heimgezogen von der Marienkapelle auf dem Burgberg.

(C. Schnerring-Crailsheim.)


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