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II.

Die falsche Klinge.

Im Jahr 953 verwüsteten die Scharen Kaiser Ottos des Großen Schwabens blühende Fluren; denn Ottos Sohn, Herzog Luitolf von Schwaben, hatte sich gegen seinen Kaiser und Herrn empört, und des Kaisers Heer zog nun herbei, um die mit Luitolf verbündeten schwäbischen Vasallen zu strafen. Überall im Neckartal sah man den Feuerschein brennender Dörfer und Gehöfte. Da fühlte man sich auch in dem Stutengarten im stillen Nesenbachtal nicht mehr sicher. Um nicht die wertvollen Tiere den Feinden in die Hände fallen zu lassen, beschlossen der Aufseher und seine Knechte, sich mit den Pferden in einer tiefen Schlucht, die sich gegen das heutige Rohracker hin öffnet, zu verbergen. Ein Blockhaus wurde errichtet und der untere Ausgang der Schlucht durch einen Zaun verschlossen. Die Steilheit der Seitenwände machte eine weitere Einzäunung unnötig.

Eine bleierne Schwüle lag in der Luft, als die Knechte mit den Pferden in die Schlucht hinaufzogen. Kaum waren sie dort angekommen, als ein fürchterliches Gewitter ausbrach. In der engen Schlucht hallte der Donner doppelt schauerlich, und mehrmals schlug der Blitz in die umstehenden Bäume. Ungeheure Wassermassen entströmten den Gewitterwolken, und die Wasser ergossen sich von allen Seiten in die Schlucht hinein, große Steine mit sich wälzend. Die Pferde rissen sich los und rannten wild umher. Es entstand eine ungeheure Verwirrung. Nur einige der kräftigsten Knechte konnten sich retten; die andern fanden samt den Pferden ihren Tod in der Schlucht.

»Falsche Klinge« heißt seitdem diese Schlucht, in der die Knechte Schutz vor Menschen gesucht und dafür den Tod durch Naturkraft gefunden haben.

Nach K. Pfaff.


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