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(»Liebesklänge«. Von F. W. Burton.)
Wir sitzen am Tisch beim Lampenschein
      
 Und sehn in dasselbe Buch hinein;
      
 Und Wange an Wange und Hand in Hand,
      
 Eine stille Zärtlichkeit uns umspannt,
      
 Ich fühle ruhig dein Herzchen pochen:
      
 Eine Stunde schon hat keines gesprochen,
      
 Und keins dem andern ins Auge geblickt.
      
 Wir haben die Wünsche schlafen geschickt.
Hugo Salus.
Komm ich mit dem Gretel mein
      
 Übers Feld gezogen,
      
 Schlägt des Himmels hellster Schein
      
 Um uns seine Wogen.
Goldet Gretels Zöpfe blank,
      
 Schmiegt sich um ihr Mieder,
      
 Schmiegt mit schmeichelndem Gerank
      
 Um uns hin und wieder.
So's dem lieben Gott gefällt,
      
 Frein wir St. Marien.
      
 Wenn sich dann die Sonne hält,
      
 Glbt's ein gutes Blühen!
Gustav Schüler.
Ich kenne ein kleines Rosenhaus,
      
 So recht geschaffen zum Kosen,
      
 Das liegt weit, über die Stadt hinaus,
      
 In einem Garten voll Rosen.
Es ist so klein, ein Zimmer ist drin,
      
 Was sag ich Zimmer, ein Stübchen,
      
 Und der es baute, hatte im Sinn:
      
 Ein Mägdelein und ein Bübchen.
Ja, ja, ihr Leute, guckt nur herum,
      
 Ihr sollt es doch nicht entdecken.
      
 Es ist ein Häuschen schweigsam und stumm
      
 Hinter den Rosenhecken.
Mußt nicht weinen, armes Seelchen,
      
 Wenn dein Liebster dich verraten!
      
 In der Hölle wird er selchen
      
 Oder sieden oder braten!
Oder wenn ihn Gott noch schlimmer
      
 Will bestrafen, – wehe! wehe! –
      
 Gibt er schnell ein Frauenzimmer,
      
 irgend eines, ihm zur Ehe.
Sieh, dann wird im Arm der Guten
      
 Stets der Esel Reue fühlen,
      
 Und vergess'ner Liebe Gluten
      
 Werden seine Brust durchwühlen
Und er wird bei seiner Alten,
      
 Ob sie's noch so zärtlich treibe,
      
 Immer dich – die andre – halten
      
 Für sein »Ideal vom Weibe«,
Ob du gleich (so will mir scheinen)
      
 Auch nicht besser wärst gewesen,
      
 Und als Strafe nur für einen
      
 Andern Simpel auserlesen!
Denn das ist das Hauptvergnügen,
      
 Das der HERR seit Adam trieb:
      
 Nur die Zwei, die sich nicht kriegen,
      
 Haben sich ihr Lebtag lieb.
Zum erstenmal, seitdem sie Mutter ist,
      
 Verläßt sie heut das Bett. Und immer wieder
      
 Vom Kinde, das sie in der Wiege küßt,
      
 Geht sie zum Fenster freudig auf und nieder.
O, wie so glücklich sieht sie heut' hinaus:
      
 Die Straße drunten mit den Krämerfrauen,
      
 Die Werkstatt drüben in dem kleinen Haus,
      
 Nun darf sie alles dieses wieder schauen.
Da sieht sie drüben jenes arme Weib,
      
 Das sie so oft mit bangem Blick gesehen,
      
 Gleich ihr gesegnet an dem jungen Leib,
      
 Mit ihrem Kind am offnen Fenster stehen.
Auch sie schaut her. Sie schau'n sich lange an,
      
 Wie zwei Soldaten nach erkämpftem Siege.
      
 Die Arme grüßt; die Reiche dankt. Und dann,
      
 Dann eilt sie glühend zu des Kindes Wiege.
Sie beugt sich nieder, nimmt ihr Kind hervor
      
 Aus seines Bettchens spitzenreicher Seide,
      
 Zum Fenster eilt sie, hebt es hoch empor:
      
 Wie Priester mit Monstranzen stehn sie beide!
Hugo Salus.
Eben, da mein Schatz gegangen,
      
 Seh ich ihm vom Fenster nach.
      
 Wie die Bäume voller Mondlicht hangen,
      
 Seh ich ihm vom Fenster nach.
      
 In den höchsten Wipfel möcht' ich langen,
      
 Sehen, ob er nicht vom Mondlicht brach. –
      
 Ach, ich möchte, wo die Wälder dunkeln,
      
 Laufen, laufen, daß ich jetzt zur Frist
      
 Wüßte, ob das seltsam fremde Funkeln
      
 Nicht nur Abglanz seiner Augen ist.