Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Zwölftes Kapitel.

Die Sieger.

Nach solchen blutigen Arbeiten zählte der Feldhauptmann des Bundes sein Heer. Mit 18 Fähnlein Holzwart, Handschrift. Bericht des Augenzeugen. hatte er den Feldzug eröffnet, jedes zu 400 Mann. Bei der Vereinigung mit dem Pfalzgrafen und den anderen Herren rechnete man nur 6000 Bündische, ungeachtet der ganze württembergische Adel zu ihm gestoßen war, und die Regierung zu Tübingen reichlich ersetzt hatte, was er an Volk nach Radolphzell abgegeben hatte: es ist klar, daß er von Baldringen bis nach der Böblinger Schlacht wenigstens dritthalbtausend Mann verloren hatte. Die verstärkten und stets erneuerten Beides bezeugen Hunderte von Urkunden in den Bundesakten. 509Fähnlein der Bundesstände hatten von Böblingen bis jetzt wieder so gelitten, daß das Augsburger Fähnlein, welches noch das stärkste war, kaum 300 zählte. Wie mögen erst die pfalzgräfischen und die andern zusammen geschmolzen sein! Diese Zahlen verkünden es laut, daß die Art und Weise des Pariser Moniteur um Jahrhunderte älter ist, als man meint; nach den Berichten der Fürsten hatten sie die Haufen der Bauern ohne Verlust geschlagen!

Am Abend des 5. Juni lagerte das Fürstenheer im Städtchen Heidingsfeld und in den Gärten unten am Main. Bei dem Holzgarten wurden die Geschütze nach Würzburg hinein gerichtet. Es war Pfingstmontag, alle Trommeter bliesen auf, alle Heerpauken wurden geschlagen, denen im Schloß zur Herzensfreude, aber Bürger und Bauern erschracken solchen Spiels. Die im Schloß antworteten, indem sie alle ihre Geschütze dreimal in die Stadt hinab abfeuerten.

Noch in derselben Nacht räumten die Bauern die Tellschanze, wie sie zuvor Heidingsfeld geräumt hatten, und nahmen ihre vier größten Geschütze über die Mainbrücke mit sich in die Stadt. Noch waren gegen 5000 vom Haufen in Würzburg zur Vertheidigung entschlossen, noch keines der Häupter der Würzburger Bürgerschaft entwichen. Noch am 7. Juni, zwei Tage nach der Ankunft des Fürstenheeres, war die ganze rechte Mainseite von den Feinden unbesetzt und offen. Es blieb den Bauern und ihrem Anhang in der Stadt, wenn sie diese gegen das von den Höhen spielende übermächtige Geschütz der Fürsten zu halten verzweifelten, der Abzug durch's Pleichacher Thor in den kaum eine Stunde entfernten großen Gramschatzer Wald, und von da in den Spessart, wo kein Reisiger ihnen folgen konnte, und von wo sie nach allen Seiten schöne Landschaften hatten, daraus sich den Unterhalt zu holen. Aber Bürger und Bauern blieben; kein Rädelsführer; keiner der schwer Betheiligten, außer Bermeter, entwich. Daraus erhellt, daß Bürgermeister und der alte Rath an Bürgern und Bauern zu Verräthern wurden. Sie wußten, daß der Pfalzgraf und der Truchseß sich begnügten, alle Andern gnädig zu strafen, wenn die Anführer ihrer Rache lebend ausgeliefert wurden. Jakob Kühl, der oberste Hauptmann, war bei Zeiten von Ingolstadt nach Eivelstadt entritten; seine Mitbürger hatten ihn dem Rath zu Würzburg ausgeliefert; und dieser ihn, als einen Rettungspreis 510für sich, wie die Meininger mit Schnabel thaten, heimlich in dem grauen Eckardsthurm in Fesseln aufbewahrt. So schlossen sie auch heimlich mit dem Truchseß einen Unterwerfungsvertrag, dessen vier Punkte die Brandschatzungssumme, die Entwaffnung, die Auslieferung der Ursächer des Aufstandes und der Hauptleute, und die neue Huldigung auf das alte Herkommen waren. Auf das hin übersandten Bürgermeister und Rath Abends 4 Uhr am 7. Juni die Unterwerfungsakte. Da die Auslieferung der Häupter der Hauptpreis ihrer Begnadigung war, sie diese aber für sich nicht fahen konnten, so verheimlichten sie vor denselben den wahren Vertrag, und hielten sie durch die Täuschung hin, als wäre mit den Fürsten dahin unterhandelt, daß sie sich nicht auf Ungnade, sondern auf Gnade ergeben. Denn auch jetzt noch, nach Absendung der Unterwerfungsurkunde, verließ weder am Abend, noch in der Nacht auch nur Einer der Führer und Betheiligten die Stadt, und am Morgen waren alle Thore mit reisigen Geschwadern umstellt. Wer an diesem Gange der Dinge zweifelt, dem bleibt bloß übrig zu glauben, daß die Anführer und die Andern sich eben das Schauspiel des prächtigen Einzugs der Fürsten nicht haben nehmen lassen wollen, um dann ihnen dagegen mit ihren Köpfen zum blutigen Spektakel zu dienen.

Am 8. Juni 8 Uhr Morgens zog der Truchseß mit den Fürsten in Würzburg ein. Rings um die Mauern ritten Reisige, damit keiner über die Mauern entränne. Das Thor, durch das sie einzogen, besetzten die Rennfahnen; dritthalb tausend Reisige folgten ihnen in die Stadt. Voraus ließen sie den Befehl gehen, die Bürger Würzburgs sollen sich auf dem Markte, die Bürger aus den Landstädten auf dem Judenplatze, die Bauern auf dem Rennwege aufstellen. Diese drei Plätze umstellten die Reisigen. Zuerst ritten die Fürsten und Herren auf den Markt. Der Truchseß, vier Scharfrichter mit breiten Schwertern neben sich, sprach zu den Bürgern, die »mit entblöstem Haupt und thränendem Aug'« standen, scharf von ihrer Treulosigkeit und ihrem Meineid, und wie sie darum Alle das Leben verwirkt hätten. Da fielen Alle auf die Kniee. Bernhard Wießners, des Kannengießers, hochschwangere Frau drängte sich durch die Reisigen, durch die Menge in den Ring, fiel den Fürsten zu Füßen und flehte um das Leben ihres Mannes. Man wies sie ab. 511Die Fürsten gingen hinweg in die Kanzlei und beriethen sich gegen eine Stunde. Dann schickten sie dem Truchseß einen Zettel. Diesem gemäß ließ der Feldherr den obersten Hauptmann Jakob Köhl aus dem grauen Eckard holen und enthaupten. Der Zweite, der aus den Bürgern erfordert wurde, war Bernhard Wießner; der Dritte Philipp Dittmar, der Sohn des Bildhauers: der Alte war entwichen; der Vierte Hans Leminger, der Bader zum Löwen; der Fünfte Hans Schiller, der Rothschmied; auch ihre vier Häupter fielen. 70 Bürger wurden in die Gefängnisse abgeführt; 13 davon später enthauptet, die Andern schwer an Geld gebüßt.

Vom Markte ritt der Truchseß auf den Judenplatz, wo die Fähnlein aus den Landständen hielten. Er ließ die Hauptleute, Fähndriche und Waibel, und »die, welche den Aufruhr gemacht im Lande zu Franken« vorfordern: 24 sollten mit dem Schwert gerichtet werden. Schrauttenbach aus Carlstadt bot 2000 Gulden für sein Leben, wie jener zu Königshofen, auch er mußte sterben. Dann zog der Truchseß hinaus auf den Graben, wo die Bauern im Ring hielten. 70 wurden ausgefordert, die in Aemtern beim Haufen gewesen waren. Davon wurden 37 enthauptet, die Andern wurden von den Edeln frei gebeten. Daß die, welche bei Königshofen und Ingolstadt keinen Pardon gaben, hier so gnädig sind, hat seinen Grund. Es waren wohl die eigenen Herren, die hier ihre Bauern sich erbaten, und zu Königshofen hatten sie etliche solche vor sich, die noch außer der Weinsberger That durch Anderes den Grimm des Adels gereizt hatten. Sebastian Frank sagt, sie haben in den Schlössern Weib und Kind geschändet; und in den Heilbronner Untersuchungsakten findet sich die Frage: »Wer der Erste gewesen an der Kammer zu Krautheim über Marx Stumpfen Weib.« Fasc. 99 a. Nro. 31. Beilage. Es waren im Ganzen 200 zum Tode bestimmt gewesen. Auf dem Schloß wurde auch ein Bürger und ein Jude enthauptet: so waren es 81 Gerichtete. Hans Lutz und der Augenzeuge stimmen in den Zahlen genau überein. »O weh, rief ein junger Bauer aus, als er zum Nachrichter geführt wurde; o weh, ich soll schon sterben und habe mich mein Leben lang kaum zweimal an Brod satt gegessen!« Ein Bäuerlein, das nicht ausgezählt worden war, drängte sich neugierig durch die Reiter auf den Platz, und wollte schauen, wie es seinen Gesellen ging; »den erwischt ein Henkersknecht, führt ihn zum Meister, 512wurd' enthauptet.« Unter den ausgesonderten Bauern stand ein starker junger Geselle, dachte, weil ich doch sterben muß, mag ich den Jammer nicht mehr sehen, drang dem Meister zu und ließ sich enthaupten: er war in der letzten Reihe gewesen und wäre erbeten worden. Hans Lutz, der dabei war. Seidler (zeilische) Handschrift. Friese. Zweifel. Bericht des Augenzeugen. Die Fürsten hatten den Hinrichtungen mit zugesehen und nahmen, nach dem Schauspiel einen Trunk.« Den andern Bauern wurden ihre Wehren und Harnische genommen, weiße Stäblein in die Hand gegeben, und sie vor Nacht aus der Stadt gewiesen. Viele hatten des Morgens versucht zu entrinnen und waren aus der Stadt gefallen, aber von den Reisigen draußen erstochen worden. Viele wurden auch jetzt, im friedlichen Heimzug, erschlagen. Zwischen Würzburg und Heidingsfeld fand man in den Weinbergen und in den Gräben viele todte Körper, erschossen und erstochen. Stadt und Landschaft wurden entwaffnet, überall die alte Kirche hergestellt; Würzburg selbst mußte 8000 Gulden an den Bund zahlen; der Bischof behielt sich seine Strafe vor, »die er auch nachmals in keinen Vergeß gestellt.« Er nahm für sich, Geistlichkeit und Adel des Stifts 218,175 Gulden. Acht Tage lang brandschatzten die Fürsten die Umgegend. Am eifrigsten war Markgraf Casimir in seinen Landen. Als er an Mertisheim vorbei zog, waren 2 Bauern auf einen Baum gestiegen, den Zug des Heeres mit anzusehen: sie waren zuvor mit ihrer Gemeinde aus Gnade und Ungnade angenommen worden. Jetzt ließ Casimir diese zwei Neugierigen greifen und enthaupten. Am 7. Juni zog er in Kizingen ein, das drei Fähnlein zum Haufen entsendet hatte; 52 Bürger entwichen kurz vor seinem Anzug; die Stadt hatte sich auf Gnade ergeben, der Markgraf dem Rest der Bürger das Leben gesichert. Um Jedermann alle Besorgniß zu nehmen, ließ er ausrufen, bei Leibesstrafe solle Keiner seines Kriegsvolks einen Einwohner beleidigen oder belästigen. Dann ließ er am andern Tage, den 8. Juni, Abends, fünf Bürger, die er aus Burg-Bernheim mit sich führte, auf dem Markte enthaupten; darauf die Kizinger zusammenrufen, über 100 aussondern und die Nacht durch in einem großen Keller, nicht weit vom Leidenhofe, verschließen. Am andern Morgen ließ er sie 513herausholen, Vielen die Finger abhauen, 62 die Augen ausstechen. Hans Lutz: 63. Holzwart: 70. Die Thatsache bestätigen die Anspacher Akten 105 b und Michael Groß von Trockhaw, Anzeiger des German. Museums 1855. S. 115. 62 hat das Tagebuch des Scharfrichters. Die Meisten baten, lieber sie zu tödten. Allein Casimir war unerbittlich. »Ich weiß, sagte er, daß ihr geschworen habt, ihr wollet mich nicht mehr ansehen; so will ich euch vor Meineid bewahren.« Holzwart, Handschrift. Zugleich gebot er, daß sie Niemand führe, Niemand heile, bei schwerster Strafe. Niklas Thomann, Handschrift. Auf 10 Meilen weit von Kizingen verbannte er die Augenlosen. Zwölf starben bald daran, die Andern sah man noch lange an den Landstraßen betteln und den Markgrafen verfluchen.

Er aber begab sich zu den andern Fürsten nach Würzburg, um mit dem Truchseß die Blut- und Brandreise gemeinschaftlich zu machen. Bei ihm sein Henker, Meister Augustin, den die Kizinger »Meister O weh« getauft hatten. Schweinfurt machte Miene zur Gegenwehr, ergab sich aber mit den Bauern darin gleich darauf an die Beiden und den alten Henneberger. Zwei der Führer waren entronnen, 5 Häupter fielen durch den Nachrichter, 10 Gulden mußte jeder Bürger zahlen. Es ging auf Hallstatt, nach Bamberg. Rechts und links plünderten die Kriegsknechte die Dörfer, dann zündeten sie sie an, oft muthwillig, ohne besondern Befehl. Der Bischof von Bamberg hatte nach Würzburg an den Truchseß einen erbärmlichen Brief geschrieben, wie er von seinen Unterthanen bedrängt und belagert sei; er wisse nicht, wenn er und seine Domherren lebend oder todt wären; er bat ihn, zu eilen, zu retten, zu strafen.

So brach er den eben geschworenen Vertragseid. So war's mit den Verträgen, von denen Luther und so viele Kurzsichtige Alles erwarteten, unbelehrt durch die Lehre aller Zeiten, daß Verträge im Parteikampfe nur dauern, wenn sie mit dem Blute der einen Partei gesiegelt sind, und daß das unzeitig aus der Hand gelegte Schwert für die Halben zum Fallbeil wird. Ernst erklärten die Nürnbergischen Gesandten, es sei ohne Noth, das Kriegsvolk ins Stift zu führen; der Bischof sei mit seinen Unterthanen vertragen, die Bauerschaft habe sich ruhig zertrennt. Der Truchseß ging dennoch vor.

514

Sein Name und sein Schritt waren so furchtbar geworden, daß die Bauern in die Wälder vor ihm flohen, und wie ein Zeitgenosse Sebastian Franke. sagt, »die Reiter ihnen eitel stählern dünkten; es war, als ob Gott den Bauern auf dem Nacken säß' und ihnen das Herz nähme; sie flohen oft, so ihnen Niemand nachlief, und so sich nur ein Vögelein rührte oder ein Blatt von einem Baum fiel, meinten sie, es wäre ein Reiter; so groß und gräulich machte Gott die Reiter in ihrem Angesicht.« 500 Bürger flohen aus Bamberg nach Nürnberg; auf der Nürnberger Warnung später weiter.

Jetzt von den Waffen des Bundes umleuchtet, hatten die Stiftsherren großen Muth und im Munde große Worte. Ebenso hatten sich die Deutschherrischen zuvor überall gezeigt. Zu Heilbronn ging der Bruder des Commenthur vor den Laden des Seilers Koberer, eines vom Ausschusse. Wo ist dein Vater? fragte er dessen Knaben; ich will ihm einen Strick abkaufen, daran man ihn henken muß. Auf das ging Peter Koberer mit seinem Knaben eine Weile abwegs, nach Straßburg. Bundesakten: Peter Koberers Urgicht, Fasc. 99 b. Die mergentheimischen Herren freuten sich darauf, wie wir sahen, »mit Köpfen zu kugeln, wie die Knaben mit Schießkerlen spielen.« Schreiben des Sekretärs Spieß an den Deutschmeister bei Oechsle. Die Bamberger geistlichen Herren sprachen: Wir wollen ihnen allein darum, daß sie schon vorlängst der Lutherei anhängig gewesen, dermaßen zusetzen, daß sie die Zech mit den Köpfen bezahlen sollen. Müllner, Handschrift.

Ohne alle Gegenwehr rückte der Truchseß in Bamberg ein. Zwölf ergriffene Hauptleute und Anfänger in der Bauernsache wurden sogleich enthauptet, darunter zwei vom Rath. Hans Lutz, Handschrift. Ebenso 12 Bauern; zweien wurden die Augen ausgestochen. Als der Nachrichter nach dem 13. Bauer, den er enthaupten sollte, sich umsah, war er fort aus dem Ring. Die Gefangenen waren alle frei und ungebunden im Ring. Als nun die Reihe nahe an ihn kommen wollte, hatte er sich geneigt und gesagt: »Ich habe mir des Dings bald genug gesehen; ich will dafür heimgehen.« Damit schlüpfte er unter ein Roß, und hinaus, 515kam mit diesem Schwank vor den Augen der Umstehenden davon, und blieb verschwunden. Michael Groß von Trockhaw, Brandenburg. Oberst, Augenzeuge, im Anzeiger des germanischen Museums 1855, S. 116.

Neun der reichsten Bürger, die, wie allbekannt, den Bischof vor Vielem, die Altenburg vor der Plünderung und Zerstörung bewahrt hatten, die aber der neuen Lehre zugethan und die reichsten waren, ließ der Truchseß in den Thurm werfen, verschenkte ihre Güter, wie er auch in Heilbronn, aber ohne Erfolg, that, an seine Diener, und wollte sie dem Bischof zu Lieb richten. Nürnbergs Einsprache allein rettete sie. Der Vertrag mit dem Bischof wurde für » erzwungen« erklärt und zerrissen: dem Stift ein Schadenersatz von 170,000 Gulden für Bischof und Adel auferlegt, Hallstatt bis auf wenige Häuser vom Boden weggebrannt.

Das abziehende Bundesheer ließ, wie überall, fürchterliche Spuren: Roß und Troß, lange Heerden geraubter Schafe und Rinder, die es nachschleppte, zerfraßen und verdarben Wiesen und Felder. Durch Nürnberg wurde ihm der Durchzug vergönnt, aber nur durch die Hauptstraße: alle Häuser derselben zur Seite, sowie alle andern Straßen, waren mit Ketten gesperrt, und 400 Pferde im Sold des Raths und alle Bürger standen in Waffen und alles Geschütz war aufgefahren. Bericht des Augenzeugen, Hans Lutz und Holzwart. Darauf wurde das Ries schwer gebrandschatzt. In Nördlingen mußten 100 Häuser, jedes 6 Gulden zahlen; der neue Rath wurde ab- und der alte wieder eingesetzt; es wurden Einige enthauptet, Einige verwiesen: Seidler, Handschrift. Bericht des Augenzeugen. und doch war es, trotz der Neuerung, so geordnet in der Stadt hergegangen, daß die Nördlinger Messe, wie gewöhnlich, gehalten und viel besucht worden war. Deiningen wurde niedergebrannt. Vier Tage wüstete das Heer um Nördlingen her; doch kam es nicht in die Stadt. Dann eilte der Truchseß ins oberschwäbische Land.

Casimir war mit der Brandfackel und dem Richtschwert in sein eigenes Land zurückgekehrt. Zu Neustadt an der Aisch, das nach dem Abzug der Bauern um Gnade bot, zogen Männer und Weiber mit brennenden Kerzen in der Hand, ihm entgegen und warfen sich 516ihm zu Füßen. Anspacher Archiv V. 76. 18 ließ er enthaupten. Bernbeck, der oberste Hauptmann, rettete sich durch 700 Gulden Geldbuße; Moriz Wild, der Wirth und Anfänger des Aufstandes zu Erlbach, bei dem Casimir gewöhnlich herbergte, ging frei aus: der Markgraf meinte, sie wollen gegenseitig sich ihre Zeche auslöschen. Ueberall hin schickte er Befehl, »die Aufrührer in seiner Halsgerichtsordnung aufs Höchste zu bestrafen, ohne Schonung die Köpfe abzuhauen.« Anspacher Akten I. 291. Zu Markt Bürgel, wo er beim ersten Vorübergehen nur gebrandschatzt hatte, ließ er jetzt aus den Sichergewordenen 43 enthaupten, und alle Bauern mußten knieend, mit rothen Kreuzen auf der Brust, um Gnade flehen. Windsheim, die freie Stadt, wurde nur durch Nürnbergs Schutz vor seiner Rache gerettet. Zu gleicher Zeit war sein Bruder, Hans Albrecht, der Coadjutor von Magdeburg, auf seinen Befehl im Gebirge, wo es doch fast nur bei bloßen bösen Worten geblieben war, mit Folter und Blutgericht so thätig, daß, als er heimzog, die Wittwen und Waisen der Hingemordeten auf den Straßen ihm nachliefen, ihn verfluchten und ihm nachriefen, »ob denn schon alle Bauern geschlachtet seien?« – Ueber zweimalhunderttausend Gulden Strafgelder erpreßte Casimir, indem er zwei Jahre lang die armen Leute mit Inquisitionen fort quälte; bis die eigene Ritterschaft, Hans von Waldenfels an der Spitze, sich dagegen setzte. »Gnädiger Herr, schrieb ihm dieser, es sind nichtswürdige Dinge, um die man jetzt noch die armen Gefangenen quält; vergeßt einmal das Vergangene und neigt zur Barmherzigkeit euer Herz.«

Rotenburg, die freie Stadt, hätte der Truchseß gern selbst heimgesucht; da er anders wohin ziehen mußte, wurde die Freude, die Stadt zu strafen, dem Markgrafen. Die Stadt büßte jetzt ihre Halbheit, ihren Eigennutz. Als im Namen der am Endseerberg Versammelten, Andreas Rösch, der Pfarrer von Tauberzell, sie um Geschütze anging, »den grausamen Tyrannen, den Markgrafen, zu schlagen:« da hatte der Rath sie geweigert. Nach der Königshofer Schlacht versuchten Caspar Christian, der Commenthur, Stefan Menzinger und die andern Volksmänner, die Stadt zu ermuthigen, daß sie sich vertheidige: sie zog es vor, um Gnade zu bitten. »Ei, kommt ihr? kriecht 517ihr zum Kreuz?« rief man in Heidingsfeld den Gesandten entgegen. Viele Bürger entwichen jetzt aus der Stadt. Sie hatten den Plan, die Landwehr noch einmal in die Waffen zu bringen, die Stadt zu besetzen und sich gegen den Bund zu vertheidigen. Mit dem Franciskanerkloster, das an die Stadtmauer stieß, waren sie im engsten Zusammenhang. Der Rath erfuhr es, verlegte die Brüder mitten in die Stadt und besetzte das Kloster. Am Kirchweihsonntag, 18. Juni, standen Menzingers Pferde gesattelt; er selbst hörte noch, ehe er entweichen wollte, die Predigt. Im prächtigen schwarzen Kamlottmantel lehnte er nach dem Gottesdienst an einem Goldschmiedladen, und sprach mit Kilian Etschlich, dem Tuchmacher. Da überfielen ihn die Stadtknechte. »Helft, ihr Bürger, helft, ihr christlichen Brüder! rief der Junker.« Lieber, die Bruderschaft hat ein Ende, entgegnete ein Ehrbarer. Das Stadtvolk, feig, kopf- und ehrlos, ließ ihn abführen, in den festesten Thurm. Um auch die Bauern zu schrecken, ließ die Ehrbarkeit durch Adelige umher mehrere Dörfer plündern und abbrennen. Doktor Deuschlin suchte in der Predigt das Volk für Menzinger zu bewegen: sie sollen Mitleiden haben mit dem gefangenen Bruder und ihn befreien. Aber auch er und der blinde Mönch wurden in den Thurm geworfen: der Commenthur entfloh, ebenso der Barfüßer Melchior, des blinden Mönchs Schwager; Jörg Spelt, Jörg Kumpf und Andere. Herr Ehrenfried, der Altbürgermeister, war früher entwichen.

Am 28. Juni zog Casimir mit seinem Heer ein. Brettheim und Orenbach wurden vom Boden weggebrannt: die Brettheimer versuchten noch Widerstand, und viele wurden erstochen; die Orenbacher hatten sich und all' ihre Habe in die Wälder geflüchtet. 70 Namen von Rotenburger Bürgern standen auf dem Anklagezettel, 30 von der Landschaft. Nur 19 der angeklagten Bürger fanden sich im Ring ein, die andern kamen durch; 5 auch von den Erstern noch durchbrachen mit dem Muthe der Verzweiflung den Ring der Fußknechte und retteten sich. Von den angeschuldigten Bauern fand sich keiner ein, als einer, ein einfältiger Bursche. Von den Bürgern wurden die 14 enthauptet, darunter Meister Bessenmayer, der Schulrektor, und Hans Kumpf, der Priester, der krank herbeigetragen wurde. Auch Stefan von Menzingen mußte durch das 518Schwert sterben, trotz dem, daß sein muthiges Weib Alles für ihn that; trotz dem, daß Casimir ihn und die zwei Prediger gerne gerettet hätte: Der alte Rath ließ um keinen Preis das Blut dieses seines Todfeindes sich entziehen; und Casimir gab seinen treuen Diener preis, der ohnedies zu viel um Casimirs Ränke wußte. Menzinger's Haupt fiel zuerst, dann Doktor Deuschlin's; der blinde Mönch weigerte sich standhaft, zu knieen, und empfing stehend den tödtlichen Streich: aber er sank nur darnieder, und richtete sich wieder auf; erst beim zweiten Schlag fiel sein Haupt. Der Augenzeuge, Michael Groß, Casimirs oberster Hauptmann, sagt: »Diese sind ganz willig zum Tode gewesen; sie haben sich selbst, weil sie ungebunden waren, entblößt, und mit aufgehobenen Händen gebetet: O Herr Jesu, laß uns dem Blutvergießen eine Abwaschung unserer Sünden sein! Sie trösteten immer Einer den Andern, und knieeten mit Freudigkeit nieder. Nur der Menzinger war etwas verzagt; den mußte Doktor Deutschlin stets trösten.« Auch zwei indessen gefangene Hauptleute von Orenbach, Hans Waltmann und Leonhart Reutner, folgten ihnen im Tode; dann Bartel Werder von Hilkertshausen und das Bäuerlein von Endsee. Sie starben alle fest, sich selbst gleich.

Der Markgraf zog heim, und ließ noch unterwegs enthauptete Leichname und brennende Dörfer hinter sich. Zu Feuchtwangen richtete er unter Andern »ein Mönchlein, das im Frauenkloster zu Sülz Meßpriester gewesen und den Bauern etliche Briefe geschrieben. Der erzeigte sich ganz christlich auf der Wahlstatt mit Ermahnung und Beten; und da man ihn enthauptete, fiel der Kopf ins Graf auf den Stumpf, und that den Mund dreimal auf, als schrie er JesusMichael Groß. Anzeiger des germ. Museums, 1855, S. 139. Der alte wieder hergestellte Rath zu Rotenburg nahm es da auf, wo Casimir es hatte liegen lassen: Kilian Etschlich, Fritz Mölkner und zwei Andere wurden nachträglich vom Rath enthauptet; des Tuchscheerers Haus, als das Versammlungshaus der Verschworenen, wurde niedergerissen und mit Salz bestreut, als eine verfluchte Stätte. Brandmarken, Ruthenausstreichen war eine gewöhnliche Strafe. Dem großen Lienhart von Schwarzenbronn gelang es, lange sich verborgen zu halten. Einst im Wirthshaus zu Lendsiedel an den Rath verrathen, sollte er von einer Zahl Reisigen aufgehoben werden; aber 519der starke, riesenhafte Bauernhauptmann wehrte sich verzweifelt, bis er zusammengestochen war. Thomas Zweifel bei Bensen.

Der hochwürdige Fürst-Bischof Conrad von Würzburg, der hochwürdige Coadjutor von Fulda, der sich auf der Buchen als weltlicher Fürst hatte begrüßen lassen, und den die Zaubergesänge der hessischen Nachtigall und des hessischen Hahns Nachtigall und Hahn hießen die zwei größten Geschütze des Landgrafen; er hatte sie als Beute von der Ebernburg Sickingens. so schnell wieder zum Pfaffen umgesungen hatten, und der alte Henneberger zogen wie Scharfrichter und mit Scharfrichtern im Herzogthum Franken herum. Des Tags plünderte der Bischof; er nahm, außer den Strafgeldern, Silbergeschirr, Stiftungen, Freiheitsbriefe, Wein, Bier, Früchte, was sich mitnehmen ließ; Abends wurden 3, 4, 7, 8, 10, 13, 17, 22, je nachdem es sich traf, enthauptet; nach diesem Schauspiel »that er mit seinen Genossen einen Trunk.« Bei solcher Gelegenheit fiel das Haupt des Pfarrers zu Kissingen; es fielen die Häupter Hans Schnabels und Hans Scharrs, der obersten Hauptleute, und das Haupt des wackern Krumpfuß, des Schultheißen der Oberfranken. Im Dorfe Sulzfeld sollten die beiden Ziegler zum Tode geführt werden. Der Eine weinte und sagte: er bedaure nur die Herrschaftsgebäude, weil diese Niemand mehr mit so guten Ziegeln versehen werde. Der Andere, ein kleiner, dicker Mann, lachte laut vor dem Henker. Es komme ihm gar lächerlich vor, sagte er; wo er denn seinen Hut hinsetzen solle, wenn ihm der Kopf abgeschlagen sei? Die Spässe retteten bei den Herren Beiden das Leben. An 256 Hinrichtungen hatte der Bischof seine christlich-fürstlichen Augen geweidet, als er nach Würzburg zurückkehrte und mit 13 Enthauptungen hier seine Blutarbeit beschloß.

So leicht, als der Bamberger, brach der Statthalter des Erzstifts Mainz, Bischof Wilhelm von Straßburg, Eid und Vertrag. Doch Blut schmeckte ihm nicht. Er zog von Würzburg aus mit dem Pfalzgrafen und Herzog Ott Heinrich und dem hochwürdigen Erzbischof von Trier ins Mainzische, das sich ohne Widerstand unterwarf, und zerriß auf dem Markt die Verträge der Landschaft und der Bürgerschaft zu Mainz, als »abgedrungen;« doch vermittelte er, 520in seines Herrn Interesse wie in seinem, vielleicht auch nicht ohne Gefühl der Scham, daß die ganze Landschaft zusammen nicht mehr als 15,000 Gulden zahlen durfte. Nur 4 Hauptleute ließ er enthaupten, 50 strafte er mit Gefängniß. Im Rheingau hatten sie auf die Kunde der Niederlagen ihrer Brüder sich nach Hause begeben und waren stille. Frowen Hutten, der begnadigte Geächtete, kam, als sie an nichts mehr dachten, und ließ 9 zu Eltfeld, 3 zu Bingen richten. Worms, das sich so eben erst den Bauern angeschlossen hatte, unterwarf sich; und wie hier, wurde in Speier der Friede zwischen Bischof und Magistrat hergestellt. Nach Frankfurt waren viele Prädikanten und Bauern vor den siegreichen Waffen der Fürsten mit Weib und Kind und Gut geflüchtet. Die Fürsten verlangten ihre Auslieferung. Der Rath lieferte sie nicht aus, aber verbot ihnen die Stadt. Die Prädikanten geleitete Hans von Siegen und sein Anhang zu Pferd. Eingeschüchtert durch die auswärtigen Ereignisse und die Drohungen der Fürsten ließen die Zünfte ihre Artikel fallen. Auch Doktor Westerburg verließ die Stadt. Durch geworbene Knechte hielt der Rath das Volk im Zaum. Durch Geld, das er heimlich an die Fürsten und ihre Diener zahlte, hielt er das Heer von der Stadt fern. Gestraft wurde für Jetzt Niemand, wohl aber später: jener Kunz Haas wurde im Jahre 1527, auf rechtliche Verurtheilung, durch seine Todfeinde in den Main geworfen.

Ein großer Theil der Rheinfranken stand in Waffen: des Pfalzgrafen Vertragsbruch und blutiges Verfahren hatte sie aufgeregt, während er nach Würzburg zog. Dazu waren die Boten der Ostfranken, ihrer Brüder, gekommen, die sie aufmahnten, über des Rhein zu gehen und sich mit ihnen zu vereinigen; sie wollten jenen wenigstens eine Diversion machen. Gegen 8000 waren sie in der Rheinpfalz wieder versammelt, ein Zusammenfluß aller früheren Haufen. Sie waren so verbittert, daß sie den Pfalzgrafen und alle die Seinen zu erwürgen drohten. Sie hatten das Schloß Dirmstein erstürmt, und weil sich der Amtmann von Zell, der mit fünfzehn Anderen darin lag, nicht ergeben hatte, alle erstochen und ihre Leichname zum Schloß hinaus geworfen; dann die Burgen Bolanden, Staufen, Westerburg und Neuleiningen ausgebrannt; ebenso Altleiningen und viele Schlösser am Donnersberg herum; Kirchheim 521eingenommen, das Kloster Heningen geplündert, die Gräfin von Westerburg gezwungen, ihnen zu kochen und das Essen auf den Tisch zu tragen. Sie waren im Zug auf Oppenheim, als das Fürstenheer herankam. Die Fürsten hofften sie vor dem Schloß Gentheim im freien Feld zu betreten: aber in der Nacht gingen sie rückwärts von Dalheim nach Gundelsheim und weiter nach Pfedersheim, das ihnen, obwohl 300 Mann Besatzung darin waren, die Thore öffnete. Als sie nur einen kleinen Theil der fürstlichen Reisigen vor sich sahen, fielen sie heraus mit ihrem ganzen Haufen, ihren Wagen und ihrem Feldgeschütz. Damit er sie zum Auszug reize und bewege, hatte der Pfalzgraf nur 7 Fähnlein Knechte und 700 Pferde vorgehen lassen, er selbst mit dem ganzen Heere sich in Hinterhalt gelegt. Als sie eine Strecke heraus waren, und aus einem Weinberg mit ihrem Geschütz beim ersten Schuß hart neben dem Pfalzgrafen, diesem zu großem Verdruß, seinen Geheimschreiber erschossen, wurden sie von denen im Flecken eilends verständigt, daß sich auf der Höhe noch ein Reitergeschwader zeige und mehr dahinter zu vermuthen sein möchte. Alsbald wendeten sie sich zum Städtchen zurück, die Reiter hieben ein, das fürstliche Geschütz vom Berg bei St. Georgen Kirche herab schoß »redlich« unter sie, während auch der Bauern Geschütz fortspielte. Die Reisigen aber erstachen allein gegen 1500, der Mehrtheil entfloh in die Umgegend und in das Städtchen, Wagen und Geschütz dahinten lassend: wären die Fußknechte in die Weinberge auf die Bauern gefallen, es wären diesen Abend Wenige davon gekommen. Nachts umstellte der Pfalzgraf ringsum Pfedersheim, und in der Frühe des 24. Juni fielen 262 Schüsse aus den Geschützen in die Stadt. Die darin ergaben sich auf Gnade und Ungnade. Der Pfalzgraf befahl sie in 3 Haufen zu theilen, die fremden Bauern, meist pfalzgräfische, besonders, die Besatzung besonders, und die Einwohner besonders. Nachmittags wurden die Fremden zuerst heraus erfordert, vor dem Thore mußten sie ihre Wehren ablegen, und dann durch die Spaliere der Reisigen nach dem St. Georgen Berg oberhalb der Stadt, in den Ring des ganzen reisigen Zeugs sich begeben: hier wollten die Fürsten die Rechtschuldigen ausmustern und ihnen ihre Strafe widerfahren lassen. Im Hinausgehen versuchten die Bauern eines Theils zu entlaufen; die Reisigen, welche die Spaliere bildeten, wollten 522dieses Ablaufen wehren, erritten und erstachen die Entfliehenden großentheils; als dies der auf der Höhe haltende reisige Zeug sah, brach er herab, fiel und hieb in die wehrlosen Bauern allzumal, und in einem Nu waren über 800 Bauern erstochen und zusammengehauen. Der Erzbischof von Trier stach und metzelte mit eigener Hand darein und ermunterte mit Worten zum Gemetzel. Dem Pfalzgrafen, sagte man, sei es leid gewesen: sein ausführliches Schreiben darüber ist kalt, nicht der leiseste Zug darin von einem Leid. Auch dieser sehr leichtsinnige, junge Herr hatte Blut verschmeckt. Nach dem Gemetzel nahm er aus den noch übrigen Bauern und aus denen im Flecken achtzig heraus und ließ allen die Häupter abschlagen. Eigenes, sehr ausführliches Schreiben des Pfalzgrafen an Georg Truchseß vom 26. Juni, in Niklas Thomanns Handschrift. Zu vergleichen ist auch Haarer und die alte Handschrift bei Schunk. Tags darauf verbluteten noch ein Hauptmann und ein Fähndrich aus dem Amt Lautern unter dem Richtschwert; dann verlegte der Pfalzgraf das Blutgericht nach Freinsheim und Neustadt an der Hardt; von hier ins Niederelsaß. Landau ergab sich gleich; Weißenburg, das ganz die Sache der Bauern so eben erst genommen hatte, vertheidigte sich mit Muth. Die Fürsten schossen hinein, die drinnen heraus, und erst als 600 Kugeln in die kleine Stadt gefallen waren, ergab sie sich auf Vertrag am 7. Juli, gab 8000 Gulden und 6 Geschütze an die Fürsten und 3 ihrer Bürger aufs Blutgerüste. Von da zog der Churfürst Erzbischof von Trier heim: in Trier rührte sich jetzt Niemand. Auch in Köln wurde es stille. Drunten in Münster behaupteten sich die Bürger gegen die hohe Sprache des Bischofs mit Würde. Selbst der Erzbischof von Köln, sein Bruder, dessen Waffen er anrief, rieth ihm, um die Bürger gegen sich und die Geistlichkeit nicht noch mehr aufzubringen, den Weg der Gelindigkeit anzuschlagen; und erst im folgenden Jahre ließ die Stadt »dem Erzbischof zu Lieb« ihre Artikel fallen und die Domherren in das Ihre zurückkehren. Pfalzgraf und Churfürst Ludwig aber kehrte nach Heidelberg zurück. Er ließ auf seinem Heimzug noch manchen blutigen Rumpf hinter sich und hatte, der stets um Geld Verlegene, an zweimalhunderttausend Gulden Thomas Zweifel bei Bensen S. 485. an Strafgeldern sich zusammen gemacht. Auf einem Landtag, den er endlich 523am 26. September hielt, versprach er, wenn seine Unterthanen übermäßig beschwert zu sein meinen, ihre Lasten zu erleichtern; und die Landstände antworteten, »das werde Gott angenehm, und, künftiger Empörung vorzubeugen, das beste Mittel sein.« Die Wirthschaft am Hofe Ludwigs und Friedrichs war bisher bis zur Liederlichkeit verschwenderisch gewesen.



 << zurück weiter >>