Christoph Martin Wieland
Der goldne Spiegel
Christoph Martin Wieland

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6.

»Die Begriffe« (so fuhr Danischmend in der Erzählung von Tifans Erziehung fort), »welche dieser junge Prinz von dem weisen Dschengis erhielt, konnten nicht anders als auf seinen Verstand und auf sein Herz mit ihrer vollen Kraft wirken, und jenem alles das Licht, so wie diesem alle die Rechtschaffenheit mitteilen, welche sie, vermöge der Natur der Sache, einer unverdorbenen Seele mitteilen müssen. Die Grundsätze –

  1. Alle Menschen sind Brüder, und haben von Natur gleiche Bedürfnisse, gleiche Rechte, und gleiche Pflichten.
  2. Die wesentlichen Rechte der Menschheit können weder durch Zufall, noch Gewalt, noch Vertrag, noch Verzicht, noch Verjährung, sie können nur mit der menschlichen Natur verloren werden; und eben so gewiß läßt sich keine notwendige noch zufällige Ursache denken, welche einen Menschen, unter was für Umständen er sich auch befinde, von seinen wesentlichen Pflichten los zählen könnte.
  3. Ein jeder ist dem andern schuldig, was er in den gleichen Umständen von ihm erwarten würde.
  4. Kein Mensch hat ein Recht, den andern zu seinem Sklaven zu machen.
  5. Gewalt und Stärke gibt kein Recht, die Schwachen zu unterwerfen, sondern legt ihren Besitzern bloß die natürliche Pflicht auf, sie zu beschützen.
  6. Ein jeder Mensch hat, um einen gerechten Anspruch an Wohlwollen, Mitleiden und Hülfe von Seiten eines jeden Menschen zu haben, keinen andern Titel vonnöten, als daß er ein Mensch ist.
  7. Der Mensch, welcher von andern verlangen wollte, daß sie ihn köstlich nähren und kleiden, – mit einer prächtigen Wohnung und allen ersinnlichen Bequemlichkeiten versehen, – ihm, auf Unkosten ihrer Ruhe, Bequemlichkeit und Notdurft, alles nur mögliche Vergnügen gewähren, – unaufhörlich arbeiten um ihn aller Bemühung zu überheben, – sich bloß mit dem Unentbehrlichen behelfen, damit er seine üppigsten Begierden bis zur Ausschweifung befriedigen könne, – kurz, daß sie nur für ihn leben, und, um ihm alle diese Vorteile zu erhalten, jeden Augenblick bereit sein sollten, sich allen Arten des Ungemachs und Elends, dem Hunger und dem Durst, dem Frost und der Hitze, der Verstümmelung ihrer Gliedmaßen und den schrecklichsten Gestalten des Todes für ihn auszusetzen – der einzelne Mensch, der an zwanzig Millionen Menschen eine solche Forderung machen wollte, ohne sich schuldig zu halten, ihnen sehr große und mit solchen Diensten in gehörigem Ebenmaße stehende Gegendienste dafür zu leisten, – wäre ein Wahnsinniger, und müßte seine Forderung an Leute machen, die es noch mehr als er selbst wären, wenn er Gehör finden sollte.

Diese und tausend andre Sätze, welche sich aus ihnen ableiten lassen, fand der junge Tifan gleichsam mit der eigenen Hand der Natur in seine Seele geschrieben. Es waren eben so viele Gefühle, welche ihn der weise Dschengis in Grundsätze verwandeln lehrte, deren überzeugender Kraft seine Vernunft eben so wenig widerstehen konnte, als es in seiner Willkür stand, den Tag für Nacht, oder warm für kalt zu halten. Er fand keine Vorurteile in seinem Gemüte, welche der vollen Wirkung dieser Wahrheiten entgegen gearbeitet hätten. Alles was ihn umgab, weit entfernt sie zu bestreiten und auszulöschen, erläuterte und bestätigte sie: und da sich Dschengis sorgfältig hütete, ihm die unselige und hassenswürdige Nachricht zu geben, daß der größte Teil der Menschen, durch eine beinahe unbegreifliche Verderbnis des Verstandes und Willens, von jeher so gehandelt und sich so habe behandeln lassen, als ob das Gegenteil aller dieser Wahrheiten wahr wäre, so gewöhnte sich seine Seele dergestalt an diese Art zu denken, daß ihm diejenige, welche damals an dem Hofe zu Scheschian herrschte, eben so widersinnig und ungeheuer vorgekommen wäre, als wenn ihm jemand hätte zumuten wollen, den Schnee für schwarz anzusehen, oder sich von der Mittagssonne in einem glühenden Ofen abzukühlen.

Er war schon achtzehn Jahre alt, eh er noch einen Begriff davon hatte, daß man anders denken könne, als die Natur und Dschengis ihn denken lehrte; eh er wußte, was Mangel und Unterdrückung sei, oder sich die mindeste Vorstellung von einer erkünstelten und auf anderer Elend gebauten Glückseligkeit machen konnte. Dschengis hatte sein Gedächtnis mit einer Menge von Erzählungen, und mit Liedern und Sprüchen aus den besten Dichtern in Scheschian angefüllt: aber diese Erzählungen schilderten lauter unschuldige Sitten; diese Lieder waren lauter Ergießungen eines unverdorbenen Herzens, diese Sprüche lauter Gesetze der Natur und der unverfälschten Vernunft; alles war des goldnen Alters würdig.

Der junge Prinz hatte nun die Jahre erreicht, wo die Natur durch die Entwicklung des süßesten und mächtigsten aller unsrer Triebe gleichsam die letzte Hand an ihr Werk, an den Menschen legt, und indem sie ihn durch das nämliche Mittel zum Urheber seiner eigenen Glückseligkeit und der Erhaltung seiner Gattung macht, ihn auf die überzeugendste Weise belehrt, sie habe sein besonderes Glück mit dem allgemeinen Besten dergestalt verwebt, daß es unmöglich sei, eines von dem andern abzulösen ohne beide zu zerstören. Die Liebe, – dieser bewundernswürdige Instinkt, den die Natur zur stärksten Triebfeder der besondern und allgemeinen Glückseligkeit der Menschen bestimmt hat, – gesellt sich itzt auf einmal gleich einem himmlischen Genius zu ihm, um ihn auf den Weg seiner irdischen Bestimmung zu leiten, und diesen Weg mit Rosen zu bestreuen. Durch sie erhält er die ehrwürdigen Namen eines Ehegemahls und Vaters. Sie konzentriert alle seine sympathetischen Neigungen in der Liebe zu einem Weibe, welches die Hälfte seines Selbsts wird, und zu Kindern, in denen er dies Selbst verjüngt und vervielfältiget sieht. Sie wird auf diese Weise die Stifterin der Familiengesellschaften, welche die Elemente der bürgerlichen sind, und von deren Beschaffenheit das Wohl eines Staates dergestalt abhängt, daß die Verblendung der Gesetzgeber, welche für dieses große Institut der Natur weder so viel Ehrfurcht, als sie ihm schuldig waren, getragen, noch alle die Vorteile, die davon zu ziehen sind, daraus gezogen haben, unbegreiflich ist.

Der tugendhafte und weise Dschengis kannte und ehrte die Natur. Mit Vergnügen sah er dem stufenweisen Fortgange der Neigung zu, welche die Schönheit und Unschuld einer jungen Schäferin, deren Eltern seine Nachbarn waren, dem jungen Prinzen eingeflößt hatte. Er besorgte nicht, daß sie seinem Pflegesohn im Wachstum in jeder Tugend und Vollkommenheit seines künftigen Berufs hinderlich sein würde; und der Gedanke, ihr deswegen Einhalt zu tun, weil Tifan ein Prinz und Tili die Tochter eines gemeinen Landmannes war, konnte ihm um so weniger einfallen, weil die Könige von Scheschian sich allezeit mit Töchtern ihrer Untertanen vermählt hatten. Tili war wirklich so liebenswürdig als es eine Tochter der Natur sein kann. Eine besondere Sympathie, welche von ihrer Kindheit an sich zwischen ihnen geäußert hatte, schien der Beweis, daß sie bestimmt seien eines durch das andere glücklich zu sein. Dschengis unterließ nicht sich diese Stimmung seines Pflegesohns zu Nutze zu machen, um die Früchte der eben so einfachen als erhabenen Philosophie, womit er seine Seele bisher genähret hatte, zur Reife zu bringen. Er entwickelte in freundschaftlichen Unterredungen die neuen Empfindungen des jungen Tifan; er zeigte ihm in denselben die Stimme der Natur, die ihn zur Erfüllung eines wichtigen Teils seiner Bestimmung rufe, und unterrichtete ihn in den ehrwürdigen und süßen Pflichten desselben. Tifan wurde Gemahl, ohne weniger Liebhaber zu sein; er wurde Vater, und in dem Augenblick, da er die ersten Früchte einer keuschen Liebe an seine Brust drückte, fühlte er, daß er, selbst in den Armen der schönen Tili, die süßeste Regung der Natur noch nicht gekannt hatte.

Man hat längst bemerkt: der begeisterte Stand, in welchen eine schöne Seele durch die erste Liebe gesetzt wird, erhöhe sie in jeder Betrachtung weit über das, was ein Mensch gewöhnlicher Weise ist; und es scheint, daß einige Weise des Altertums eben dadurch bewogen worden, in der Liebe eine Art von Genius zu sehen, durch welchen gleichsam neue Sinne für das Schöne und Gute in der Seele eröffnet, und eine Art von unmittelbarer Gemeinschaft zwischen ihr und allem was göttlich ist, hergestellt werde. Dies wenigstens scheint gewiß zu sein, daß wir in dieser Art von Bezauberung eine größere Empfindlichkeit für alles Schöne, eine größere Leichtigkeit jede Tugend auszuüben, einen höhern Grad von allgemeiner Sympathie, einen mehr als gewöhnlichen Hang zu erhabnen, weit grenzenden und wunderbaren Ideen in uns erfahren; und daher scheint auch kein bequemerer Zeitpunkt zu sein, um begeisternde Vorstellungen von dem höchsten Wesen in einer jungen Seele hervor zu bringen, als eben dieser.

Der weise Dschengis mußte diese Betrachtung gemacht haben; denn er wählte mit Vorsatz diese Zeit, um seinem Pflegesohn die geläuterten und erhabnen Empfindungen der Religion einzuflößen, welche er für nötig hielt, um der Seele einen unbeweglichen Ruhepunkt, den Leidenschaften ein mächtiges Gegengewicht, und der Tugend die kräftigste Aufmunterung zu verschaffen. Die richtigsten Begriffe, welche wir aus der Quelle der Natur schöpfen können, sind ohne die Idee eines unendlich vollkommnen Urhebers und Vorstehers der Natur äußerst mangelhaft. Welch ein Unterschied zwischen dem engen Kreis, in welchen die tierische Sinnlichkeit eingeschlossen ist, und dem grenzenlosen All, in welches der erstaunte Geist hinaus sieht, sobald er einen Schöpfer der Welt erkennt, dessen wohltätige Macht ebenso unbegrenzt ist als sein Verstand! Dschengis hegte von dem höchsten Wesen eben diese reinen Begriffe, welche die Weisen der ältesten Zeiten einer langen Betrachtung der Natur und vielleicht einem unmittelbaren Umgang mit höhern Wesen zu danken hatten; Begriffe, die sich unter den Philosophen des östlichen Teils der Erde eine lange Zeit erhalten haben, und selbst durch alle Ungereimtheiten des Aberglaubens und des Götzendienstes nicht gänzlich ausgelöscht werden konnten.

›Das höchste Wesen‹, sagte Dschengis zu dem jungen Tifan, ›ist zwar den äußern körperlichen Sinnen, aber nicht dem Geist unsichtbar, der, sobald er reif genug worden ist, Ordnung und Zusammenstimmung, allgemeine Gesetze, wohltätige Endzwecke und weislich gewählte Mittel in dem großen Schauplatze der Natur, der uns umgibt, wahrzunehmen, an dem Dasein einer höchsten Weisheit und Güte, welche gleichsam die allgemeine Seele des Ganzen ist, eben so wenig als an dem Dasein seiner eignen Seele, die ihm nicht sichtbarer ist als jene, zweifeln kann. Die Welt ist in allen ihren uns bekannten Teilen zu unvollkommen, um selbst das höchste Wesen zu sein, und, im ganzen betrachtet, zu groß und vortrefflich, um nicht das Werk eines höchsten Wesens zu sein. Ist sie dieses, so ist unser Dasein, so sind die Fähigkeiten zu empfinden, zu denken, zu handeln, und durch den rechten Gebrauch derselben in einem hohen Grade glücklich zu sein, so sind die Beziehungen der ganzen Natur auf die Erhaltung, das Vergnügen und den Nutzen des Menschen, eben so viele unschätzbare Wohltaten, welche wir dem Urheber der Welt zu danken haben; und so weiset uns das Verhältnis eines allgemeinen Wohltäters den ersten Gesichtspunkt an, aus welchem wir das höchste Wesen zu betrachten haben.

Die Erwägung der wunderbaren Ordnung, in welcher dieses aus einer so unendlichen Menge verschiedener Teile zusammen gesetzte allgemeine Ganze erhalten wird, leitet uns auf den Begriff eines besondern Endzwecks für jede besondere Gattung, und eines allgemeinen Zwecks für das ganze System der Schöpfung. Diese Verbindung zu gemeinschaftlichen Zwecken führet uns auf die mannigfaltigen Verhältnisse der Wesen gegen einander, und aus beiden entwickelt sich der Begriff besonderer und allgemeiner Gesetze der Natur. Der Mensch, der auf dem besondern Schauplatz, auf den er sich gesetzt befindet, keine vollkommnere Gattung erblickt als seine eigene, sieht sich doch bei allen seinen Fähigkeiten und Vorzügen in einer unvermeidlichen Abhänglichkeit von allem was ihn umgibt. Die ganze Natur muß ihre Kräfte vereinigen, um ihn von Augenblick zu Augenblick im Dasein zu erhalten; das elendeste Insekt, das kleinste Sandkorn ist vermögend ihn im Genuß seiner Glückseligkeit zu stören, ihn zu quälen, ja seinem Leben ein Ende zu machen. Es ist wahr, die ganze Natur ist ihm dienstbar: aber er muß sie gleichsam nötigen, es zu sein; und ohne seine Hände, ohne seinen Witz, ohne seinen unverdrossenen Fleiß, würde dieser Planet, der ihm zur Anbauung angewiesen ist, bald zu einer unwirtbaren Wildnis werden. Aber wie sollte der einzelne Mensch einem solchen Geschäfte gewachsen sein? Es ist augenscheinlich, daß die ganze Gattung sich vereinigen muß, um ihre natürliche Herrschaft über den Erdboden zu behaupten, und daß ein jeder seine besondere Sicherheit, sein besonderes Wohlsein, nur in dem vollkommensten und glücklichsten Zustande der ganzen Gattung findet. Daher diese allgemeinen Gesetze der menschlichen Natur, welche durch die Absonderung der Menschen in besondere Gesellschaften zwar verdunkelt und auf mannigfaltige Weise verfälscht worden sind, aber, so lange der Mensch kein Mittel findet sich eine andere Natur zu geben, notwendig allgemein verbindliche Gesetze für die ganze Gattung bleiben. Ein sehr fühlbarer Beweis, daß sie es sind, liegt darin, weil die Menschen für jede Übertretung dieser Gesetze durch die notwendigen Folgen dieser Übertretung gestraft, weil sie in eben dem Grade, wie sie den Pflichten der Natur untreu sind, unglücklich und elend werden. Diese Betrachtung zeigt das höchste Wesen aus einem neuen Gesichtspunkte. Der Urheber der Natur ist auch der Gesetzgeber der Natur; und eben dadurch, weil die Beobachtung oder Übertretung seiner Verordnungen die unumgängliche Bedingung der Glückseligkeit oder des Elendes unsrer Gattung ist, erkennen wir in seiner Gesetzgebung zugleich den Urheber der Natur, den Wohltäter des Menschen und den vollkommensten Verstand.

Aber auch hier steht die Vernunft noch nicht still. Der Mensch erfährt, mitten im Genuß derjenigen Glückseligkeit, welche ihm der weiseste Genuß der Dinge außer ihm geben kann, daß sie unfähig sind ihm die vollkommne Glückseligkeit zu geben, die er wünscht; und seine so oft betrogene Hoffnung erhebt ihre Augen endlich nach einem unvergänglichen Gute, nach demjenigen, welches das Urbild und die Quelle alles Schönen und Guten ist. In ihm glaubt sie das letzte Ziel aller ihrer Wünsche, und in der unmittelbaren Vereinigung mit ihm den höchsten Endzweck des Daseins aller empfindenden Wesen zu sehen. Die Seele fühlt bei diesem großen Gedanken den Kreis ihrer Tätigkeit sich erweitern, und jenseits der Grenzen dieses Lebens (wovon immer nur der gegenwärtige Augenblick wirklich, der zukünftige ungewiß, und alles Vergangene Traum ist) entdeckt sich ihrem verlangenden Auge eine bessere Zukunft. Und so zeigt sich ihr das Wesen der Wesen aus einem dritten Gesichtspunkte, als das höchste Gut und letzte Ziel aller erschaffenen Geister.

Jedes dieser Verhältnisse der Gottheit gegen die Menschen beweiset bis zum Augenschein, daß die Idee des unendlichen Geistes in dem innern System unsrer Seele eben das ist und sein soll, was die Sonne in dem großen Kreise der Schöpfung, der uns umgibt; – daß sie es sein soll, die der Seele Licht und Wärme gibt, um jede Tugend, jede Vollkommenheit hervor zu treiben und zur Reife zu bringen. Jener süße Zug der Sympathie, der uns geneigt macht, uns mit andern Geschöpfen zu erfreuen oder zu betrüben, wird nun etwas ganz anderes als ein bloßer animalischer Trieb. Allgemeine Güte, zärtliche Teilnehmung an den Schicksalen der Wesen unsrer Gattung, sorgfältige Vermeidung alles Zusammenstoßes, wodurch wir ihre Ruhe, ihren Wohlstand verletzen würden, lebhafte Bestrebung ihr Bestes zu befördern und mit dem unsrigen zu vereinigen; alles dies, in dem Lichte betrachtet, welches die Idee der Gottheit über uns verbreitet, sind Gesetze des allmächtigen und wohltätigen Beherrschers aller Welten; Gesetze, von deren Verbindlichkeit uns nichts los zählen kann; Gesetze, von deren Befolgung die Erfüllung des ganzen Endzwecks unsers Daseins abhängt.‹

So waren die Begriffe von Religion beschaffen, welche der weise Dschengis in der Seele des jungen Tifan entwickelte, und solchen Begriffen entsprach der Unterricht, den er ihm von dem Dienste des höchsten Wesens gab. ›Dankbarer Genuß seiner Wohltaten, und aufrichtiger Gehorsam gegen seine Gesetze‹, sagte Dschengis, ›sind der einzige wahre Dienst, den wir einem Wesen leisten können, das unser bloß in so fern bedarf, in so fern es uns zu Werkzeugen seiner großen wohltätigen Absichten erschaffen hat.‹«

»Bewundern Sie nicht auch die mannigfaltigen Gaben unsres Freundes Danischmend?« sagte Schach-Gebal zu der schönen Nurmahal. »Ich sehe daß er im Notfall einen so guten Iman abgeben könnte, als vielleicht jemals einer am Hofe eines Sultans gewesen ist. Aber für heute laß es immer genug sein, Danischmend; und das nächste Mal, wenn von deinem Tifan wieder die Rede sein wird, erinnre dich, daß du mir einen Gefallen erweisen würdest, so bald als möglich auf die Hauptsache zu kommen.«


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