Christoph Martin Wieland
Der goldne Spiegel
Christoph Martin Wieland

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»Sire« (war Danischmends Antwort), »Ihre Hoheit ziehen mich in diesem Augenblicke aus keiner geringen Verlegenheit. Ich fing eben an gewahr zu werden, daß ich mich verirret hätte; und wer weiß was für Wendungen ich hätte nehmen müssen, um mich wieder auf den Punkt zu finden, den ich unvermerkt aus dem Gesichte verlor! Der Kamfalu also, zu welchem Sie mich zurück zu bringen die Gnade haben, war eines von diesen verzärtelten Kindern der Natur, welche sie in einem Anstoß von verschwenderischer Laune mit allen ihren Gaben überhäuft, aber vor lauter Eilfertigkeit die einzige vergessen hat, ohne welche alle übrige mehr gefährliche als vorteilhafte Geschenke sind. Er war von schöner Bildung, und der Bau seines Körpers schien Unsterblichkeit anzukündigen. Er besaß in einem hohen Grade alles was einen jungen Mann zu einem Günstling des schönen Geschlechtes zu machen pflegt, und alles was ihn im Besitz ihrer Gunst erhalten kann. Er war lebhaft, feurig, unternehmend, und niemand hatte die Kunstsprache der Zärtlichkeit, und alle die schlauen Verführungskünste, wodurch sich die Schönen wissend oder unwissend hintergehen zu lassen gewohnt sind, mehr in seiner Gewalt als er. Das Einnehmende seiner Person, ein unerschöpflicher, mit der größten Leichtigkeit in tausend Gestalten sich verwandelnder Witz, und eine natürliche Beredsamkeit, bei welcher ihm, in gewissen Fällen, seine Begierden die Dienste der höchsten Begeisterung taten, machten ihn zum angenehmsten und gefährlichsten Gesellschafter von der Welt. Nichts konnte leichtfertiger sein als seine Grundsätze in Beziehung auf die Gebieterinnen unsers Herzens; aber unglücklicher Weise für das ganze Scheschian waren diese Grundsätze ein Teil des allgemeinen Systems seiner sittlichen Begriffe. Eblis (so nannte sich der Kamfalu), dessen Herz keine Vermutung hatte, daß es eine höhere Art von Wollust gebe als die Befriedigung der Sinne und das eigennützige Vergnügen des gegenwärtigen Augenblicks – Eblis hatte sich ein System gemacht, aus welchem Wahrheit, Tugend, Zärtlichkeit, Freundschaft, kurz, jedes schönere Gefühl und jede edlere Neigung, verbannt waren. ›Alles ist wahr‹, sagte er, ›je nachdem wir es ansehen; von unserer innerlichen Stimmung und von dem Gesichtspunkt, woraus wir sehen, hängt es lediglich ab, ob uns ein Gegenstand schön oder häßlich, gut oder böse scheinen soll. Tugend ist eine Übereinkunft der feinern Köpfe, durch einen angenommenen Schein von Gerechtigkeit, Uneigennützigkeit und Großmut dem großen Haufen Zutrauen und Ehrfurcht einzuflößen. Sie bedient sich dazu einer gewissen hoch tönenden Sprache, gewisser edler Formen und schlauer Wendungen, welche sie unsern Neigungen und Handlungen gibt, um das Ziel unsrer Leidenschaften desto sicherer zu erhalten, je behutsamer wir es den Augen der Welt zu entziehen wissen. Müßige oder bezahlte Pedanten haben diese Sprache, diese Formen in einen wissenschaftlichen Zusammenhang räsoniert. Blöde Köpfe sind einfältig genug gewesen, diese Zeichen für Sachen anzusehen, und unter diesen leeren Formen gleichsam einen Körper zu suchen. Narren haben sich zu allen Zeiten vergebens oder auf Unkosten ihrer Vernunft bemüht, uns die Tugend, von welcher jene schwatzten, in ihrem Leben zu zeigen. Aber ein dreifacher Tor müßte der sein, der einen Freund auf Unkosten seiner selbst glücklich machen, – der den Augenblick, das Einzige was in seiner Gewalt ist, einem Traume von Zukunft aufopfern, – oder für andre leben wollte, wenn er sie nötigen kann für ihn da zu sein!‹ Diese abscheuliche Moral« –

»Ich besorge, Danischmend, es ist die Moral von zwei Fünfteln meiner Rajas, Omras und Mollas«, sagte der Sultan.

»Das verhüte der Himmel«, versetzte Danischmend. »Aber dessen bin ich versichert, daß es, wenn unser Herz uns nicht, wider Willen unsrer Köpfe, zu bessern Leuten machte, die Moral aller Erdenbewohner wäre.«

»Mir deucht«, sprach die schöne Nurmahal, »nichts beweiset besser, wie wahr es ist, daß nur die schönen Seelen der Tugend fähig sind, als der Ton, in welchem Eblis von dieser ihm unbekannten Gottheit spricht. ›Ein dreifacher Tor müßte der sein, der seinen Freund auf Unkosten seiner selbst glücklich machen wollte.‹ Ja wohl, Eblis! ein dreihundertfacher Tor müßt er sein. Aber dies weiß Eblis nicht – denn woher sollt er es wissen können? – daß der Fall, den er setzt, gar nicht möglich ist. Ein Freund kann für seinen Freund nichts auf Unkosten seiner selbst tun, – denn dieser Freund ist er selbst.Siehe den vortrefflichen Diskurs von der Freundschaft in Montaignes Essays, L. I. ch. 27, besonders die Stellen wo er von seinem Freunde spricht. Zum Exempel: »En l'amitié de quoy je parle, les ames se meslent et se confondent l'une et l'autre d'un meslange si universel, qu'elles effacent et ne retrouvent plus la cousture qui les a jointes. Si on me presse dire pourquoy je l'aymois, je sens que cela ne se peut exprimer qu'en respondant: parceque c'etoit luy, parceque c'etoit moy.« Die Freundschaft ist Eine Seele in zwei Leibern, sagt – nicht der schwärmerische Plato, sondern der gründliche, der tiefsinnige, der kalte Aristoteles; und von allem, was dieser große Mann gesagt hat, macht nichts seinem Herzen mehr Ehre als dies. Welchen größern Gewinn konnt er machen als die Glückseligkeit seines Freundes? Er könnte sein Leben für ihn geben, und würde in dem letzten Augenblicke, der vor diesem süßen Opfer vorher ginge, mehr leben als in zwanzig Jahren, die er bloß sich selbst gelebt hätte.«

»Schwärmerin! – komm und gib mir einen Kuß«, rief der Sultan. »Zweiundzwanzig Jahre, seit ich Sultan bin, verhindern mich nicht zu fühlen, daß etwas in dieser Schwärmerei ist, das meine ganze Sultanschaft aufwiegt.«

»Die Grundsätze des verführerischen Eblis fanden in dem Herzen des Prinzen Isfandiar so wenig Widerstand, daß sie sich ohne große Mühe seines Kopfes bemeistern konnten. Eblis hatte das Anstößige, welches sie für eine jede noch nicht ganz verdorbene Seele haben müssen, so geschickt zu verbergen gewußt, daß der Prinz sich mit vollkommner Sicherheit dem Vergnügen überließ, seinen Geist, wie er wähnte, von Vorurteilen zu entfesseln, deren Joch nur diejenigen tragen müßten, welche zum Gehorchen geboren wären. Da er ohnehin eine starke Neigung in sich fühlte, seine Laune zur einzigen Regel seiner Urteile und Handlungen zu machen: so konnt es nicht wohl anders sein, als daß er ein System sehr überzeugend finden mußte, welches ihm, von dem Augenblick an, da er alles können würde was er wollte, die Vollmacht erteilte, alles zu wollen was er könnte.

Die Ungeduld, so viel Jahre als der König sein Vater noch zu leben hätte, zwischen sich und dem Ziele seiner feurigsten Wünsche zu sehen, nahm mit jedem Jahre so stark zu, daß sie bei einem Prinzen, der so wenig gewohnt war seinen Leidenschaften zu gebieten, sich endlich zu deutlich verraten mußte, um dem alten Azor verborgen zu bleiben. Alle Mühe, die sein Liebling anwandte, ihn zu einem klügern Betragen zu bereden, war vergeblich. Isfandiar tadelte alle Maßregeln des Hofes, sprach mit sehr wenig Zurückhaltung von den Schwachheiten seines Vaters, und begegnete der schönen Gulnaze so, als ob er sich vorgesetzt hätte, sie alle Augenblicke zu erinnern daß sie eine persische Tänzerin gewesen sei.

Azor ertrug diesen Übermut mit einer Nachsicht, welche zu sehr die Miene einer Schwachheit hatte, um den Prinzen zum Gefühl seiner Pflicht zurück zu bringen; und in der Tat würde ein strengeres Verfahren zu nichts gedient haben, als ihn die Abnahme seines Ansehens und die Ohnmacht einer zum Ende sich neigenden Regierung desto kränkender fühlen zu lassen. Die seinige war so verhaßt, daß sein Thronfolger schon dadurch allein, weil er sie öffentlich mißbilligte, der Abgott des Volkes wurde. Der Hof des letztern vergrößerte sich zusehens; und man sprach endlich so laut von der Notwendigkeit, den alten König einer Bürde, welche jüngere Schultern erfordre, zu entladen; daß Isfandiar vermutlich nicht länger gezögert haben würde, diese Gesinnungen der Nation zum Vorteil seiner Wünsche anzuwenden, wenn ihn nicht der Tod des Königs wenigstens dieser letzten Stufe seines Verbrechens überhoben hätte.

Niemals sind die Erwartungen eines Volkes stärker betrogen worden, als an dem Tage, da Isfandiar den Thron von Scheschian bestieg. Aber was für Ursache hatten auch die Scheschianer mehr von ihm zu erwarten als von seinem Vater? Wie viele Könige, welche sich durch die heiligsten Gelübde verbinden müssen nur für die Glückseligkeit ihrer Völker zu leben, erinnern sich dieser Gelübde noch, nachdem sie den ersten Zug aus dem Zauberkelch der willkürlichen Gewalt getan haben? In Scheschian mußten sich die Könige zu nichts verbinden. Das Volk schwor ihnen grenzenlosen Gehorsam, und sie – erlaubten, am Tag ihrer Krönung, dem geringsten ihrer Untertanen – den Saum ihres Mantels zu küssen. Was für Erwartungen kann ein Volk auf eine solche Gnade gründen?

Azor hatte vor seiner Thronbesteigung alle Herzen durch Leutseligkeit und Güte gewonnen; man erwartete goldne Zeiten von ihm, und fand sich betrogen.

Isfandiar hatte sich nie die geringste Gewalt angetan, die ungestüme Hitze, die Unempfindlichkeit und das Wetterwendische seiner Gemütsart zu verbergen. Niemand wußte einen Zug von ihm anzuführen, der eine große Seele oder ein wohltätiges Herz bezeichnet hätte. Allein man war der langen Regierung seines verhaßten Vaters überdrüssig; Isfandiar hatte sich öffentlich an die Spitze der Mißvergnügten gestellt; man hoffte, daß derjenige besser regieren würde, der von den Gebrechen der alten Regierung so lebhaft gerührt schien, und so viele Gelegenheit gehabt hatte durch fremde Fehler weise zu werden. Aber man betrog sich sehr. Isfandiar würde sich eben so mißvergnügt bezeigt haben, wenn Azor der beste der Könige gewesen wäre.

Die erste Probe, welche der neue Sultan von seinem Vorhaben ohne Grundsätze zu regieren gab, war die Veränderung, die er bei Hofe und in der Staatsverwaltung vornahm.

In den letzten Jahren Azors hatte man sich durch die äußerste Not gedrungen gesehen, den übermäßigen Aufwand der Hofhaltung einzuschränken, und einige Männer von bewährter Redlichkeit und Einsicht zu den wichtigsten Staatsbedienungen zu berufen. Es war zu spät für die Glückseligkeit von Scheschian; aber noch immer früh genug, um noch größere Übel zu verhüten. Durch die Weisheit und unverdrossene Arbeit dieser ehrwürdigen Alten war die Staatswirtschaft in bessere Ordnung gebracht, und dem Volk, ohne Nachteil der Krone, beträchtliche Erleichterung verschafft worden. Isfandiar zählte vermutlich beides unter die Mißbräuche; denn er setzte seinen Hofstaat auf einen prächtigern Fuß, als er in den glänzendsten Zeiten Azors gewesen war; und die einzigen unter den Staatsbedienten seines Vaters, welche er um jeden Preis hätte kaufen sollen, wurden abgedankt. Sie mußten einem Schlaukopfe Platz machen, der sich durch ein Projekt, die Scheschianer, mittelst eines neu erfundenen Kunstworts, die Luft, welche sie einatmeten, versteuern zu lassen, das Vertrauen Seiner Hoheit erworben hatte.

Isfandiar hatte kaum einige Monate das Vergnügen geschmeckt alles zu tun was ihm beliebte, als er anfing sich seinen Launen mit einer Sorglosigkeit zu überlassen, welche, ungeachtet des jovialischen Geistes, womit er sie würzte, in den Augen der Vernunft eine desto anstößigere Art von Tyrannei war, weil sie bewies, daß er fähig sei, mit kaltem Blut und bei völligem Gebrauch seiner Sinne die unsinnigsten Dinge zu tun. Er schien sich sehr viel damit zu wissen, daß er keine erklärte Favoritin hatte wie sein Vater. Aber dafür hielt er eine ungeheure Menge von Hunden, Jagdpferden und Falken; gab unermeßliche Summen für Gemälde aus, ohne den geringsten Geschmack von der Kunst zu haben, und belohnte mit unmäßiger Verschwendung alle Abenteurer und Landstreicher, die, mit dem Titel witziger Köpfe, Virtuosen und Besitzer seltsamer Kunststücke, an seinen Hof kamen, weil, wie sie sagten, nur der größte der Könige würdig sei, der Besitzer ihrer Talente und Raritäten zu sein.

Ohne irgend eine herrschende Leidenschaft zu haben, hatte er nach und nach alle, und jede mit desto größerer Wut, weil er vorher sah, sie würde bald von einer andern verdrängt werden. Das arme Scheschian gewann also wenig bei seiner Mäßigung in einem einzigen Punkte; einer Mäßigung, wovon der Grund vielmehr in seiner Unfähigkeit zu lieben, als in seiner Weisheit lag, und welche ihn nicht verhinderte, wenn es ihm einfiel, die Einkünfte einer ganzen Provinz an die erste sinesische Gauklerin, die ihn eine Viertelstunde belustigte, wegzuschenken.

Eben dieselbe wunderliche Laune, welche die Regel seines Geschmacks war, regierte ihn bei Besetzung der wichtigsten oder ansehnlichsten Hofämter und Staatsbedienungen. Er machte in einem solchen Anstoß seinen Pastetenbäcker zum ersten Minister, ein andermal seinen Barbier zum Hauptmann über die Leibwache. Der Reichskanzler wurde abgesetzt, weil er ein schlechter Tänzer war, und ein gewisser Quacksalber schwang sich durch die Erfindung einer Pomade in die Stelle des Oberschatzmeisters, der die Verwegenheit gehabt hatte, Seiner Hoheit vorzustellen, daß zehntausend Unzen Silbers eine zu große Belohnung für die Erfindung einer neuen Pomade sei. Keiner von seinen Dienern konnte eine Stunde lang auf seine Gnade zählen; und das schlimmste war, daß man sie durch Wohlverhalten eben so leicht als durch Übeltaten verscherzen konnte. Der einzige Eblis besaß das Geheimnis sich ihm unentbehrlich zu machen, und, ohne einen andern als den Titel seines Günstlings, den Hof und den Staat eben so willkürlich zu regieren als der Sultan selbst. Ich hatte vielleicht unrecht, das Mittel, dessen er sich dazu bediente, ein Geheimnis zu nennen; denn im Grunde kann nichts einfacher sein. Es bestand in der Kunst, sich in alle Launen seines Herrn zu schicken, ihn alles tun zu lassen was er wollte, und für alle seine Unternehmungen, so ausschweifend sie sein mochten, Mittel zu schaffen.«

»Das letzte ist eben so leicht nicht, als du dir einbildest«, sagte der Sultan.

»Sire«, versetzte Danischmend, »nach des Günstlings Grundsätzen und Art zu verfahren konnte nichts leichter sein. Nach ihm hatte der Sultan das Recht zu nehmen, so lange seine Untertanen etwas hatten, das ihnen genommen werden konnte.«

»Und wenn sie nichts mehr hatten?«

»Dieser Fall war, seiner Meinung nach, so bald noch nicht zu besorgen. ›Der Hunger, und die Begierde nach einem Zustande, worin sie müßig gehen können, wird sie schon arbeiten lehren‹, pflegte er zu sagen, ›und so lange sie arbeiten, können sie geben.‹«

»Dieser Eblis fürchtete sich also nicht vor den Folgen der Mutlosigkeit?«

»Das Übel war, daß er dem Sultan eine Philosophie beigebracht hatte, welche die menschliche Natur in seinen Augen verächtlich machte. Er sah die Menschen für nichts besseres als eine Gattung von Tieren an, von welcher sich mehr Vorteile ziehen lassen als von irgend einer andern; und in der Kunst, sie für ihren Gebieter zu gleicher Zeit so nützlich und so unschädlich als möglich zu machen, bestand, nach ihm, das große Geheimnis der Regierungskunst. Man hätte ihm diesen Grundsatz gelten lassen können, wenn er vorausgesetzt hätte, daß der Vorteil des Gebieters und des Staats allezeit einerlei sei. Aber dies war es nicht was er damit wollte.

›Der Mensch‹, sagte Eblis, ›ist aus zwei entgegen gesetzten Grundneigungen zusammen gesetzt, deren vereinigte Wirkung ihn zu dem macht was er ist: Hang zum Müßiggang und Hang zum Vergnügen. Ohne den letztern würde ihn jener ewig in einer unüberwindlichen Untätigkeit erhalten; aber so groß sein Abscheu vor Abhänglichkeit und Arbeit ist, so ist doch sein Hang zum Vergnügen noch stärker. Um beide zu vereinigen, ist ein Zustand von Unabhänglichkeit, worin er alles mögliche Vergnügen ohne einige Bemühung genösse, das letzte Ziel seiner Wünsche. Er kennt keine Seligkeit über dieser. Daher dieser unauslöschliche Hang zum Despotismus, der dem armseligsten Erdensohn eben so angeboren ist als dem Erben des größten Monarchen. In dem ganzen Scheschian ist kein einziger, welcher nicht wünschte, daß alle übrige nur für sein Vergnügen beschäftigt sein müßten. Allein die Natur der Sache bringt es mit sich, daß nur ein Einziger dieser Glückliche sein kann: alle übrige sind durch die Notwendigkeit selbst dazu verurteilt, sich, so lange sie leben, mehr oder weniger zu diesem letzten Wunsche des Sterblichen empor zu arbeiten; und selbst das Glück, ihm nahe zu kommen, kann nur Wenigen zu Teile werden. Was soll nun der Einzige hierbei tun, der, mit dem vergötterten Diadem um die Stirne, oben auf der Spitze des Berges steht, und nichts Höheres zu ersteigen sieht? Soll er sich etwann in dem Genuß seiner Wonne durch albernes Mitleiden mit der wimmelnden Menge stören lassen, welche voll klopfender Begierde sich aus der Tiefe empor zu heben versucht, und, neidische Blicke auf die versagte Glückseligkeit heftend, bei jedem Tritt auf der schlüpfrigen Bahn in Gefahr schwebt, durch das Gedränge ihrer Mitwerber oder ihre eigene Hastigkeit tiefer, als sie empor gestiegen ist, wieder herunter zu glitschen? Soll er vielleicht so höflich sein, einem unter ihnen Platz zu machen? – Wahrhaftig! Sie mögen sehen, wie sie hinauf kommen; dies ist ihre Sache. Die seinige ist, indem sie von Stufe zu Stufe zu ihm empor klettern, sich ihrer Hände zu bedienen, um alle Güter und Freuden der Welt zu den Füßen seines Thrones aufhäufen zu lassen; und wenn ihm der Genuß alles dessen, was die übrigen wünschen, noch eine Sorge verstatten kann, so ist es, zu verhindern, daß von der wetteifernden Menge keiner hoch genug steige, ihn von seinem Gipfel herab zu drängen. Nichts würde dem Einzigen gefährlicher sein, als wenn die Menge alle Hoffnung in einen bessern Zustand zu kommen verlöre. Diese Hoffnung ist die wahre Seele eines Staats; mit ihr versiegt die Quelle des politischen Lebens; eine allgemeine Untätigkeit verkündigt, gleich der Todesstille vor einem Sturme, die schrecklichen Wirkungen der Verzweiflung, unter welchen schon so manche Thronen Asiens eingestürzt sind. Aber nichts ist leichter als diesem Übel zuvorzukommen. Es gibt zwischen dem Tagelöhner und dem Sultan so viele Stufen; und jede der höhern Stufen ist für den, der einige Grade tiefer steht, so beneidenswürdig, daß etliche Beispiele, welche von Zeit zu Zeit die Hoffnung zu steigen in den letztern wieder anfrischen, hinreichend sind, den Staat in dieser Geschäftigkeit zu unterhalten, wodurch alle Glieder desselben, indem sie bloß ihren eigenen Vorteil zu befördern glauben, dem glücklichen Einzigen dienstbar werden.‹

Es ist keinem Zweifel unterworfen, daß nichts seichter sein kann als diese Trugschlüsse des sinnreichen Eblis. Die Grundfeste eines Staats besteht in der Zufriedenheit der untersten Klassen mit dem Stande worin sie sich befinden, und sein Untergang ist von dem Augenblick an gewiß, da der Landmann Ursache hat, den müßig gehenden Sklaven eines Großen zu beneiden.

Die Grundsätze des sinnreichen Eblis hatten drei große Fehler. Sie hingen eben so wenig unter sich zusammen, als sie mit der Erfahrung übereinstimmten; und man konnte sie alle Augenblicke übertreten, ohne an Gründen Mangel zu haben, welche die Ausnahmen rechtfertigten. Aber sie schmeichelten den Leidenschaften eines Fürsten, der keine andre Regel kannte noch kennen wollte, als seine Laune. Isfandiar fand nichts bündiger als die Schlüsse seines Lieblings.

Man konnte schwerlich weniger Anlage zu einer mitleidigen Sinnesart haben als dieser Sultan. Das kleinste Ungemach, das ihn selbst betraf, setzte ihn in die heftigste Ungeduld; aber das Leiden andrer fand keinen Zugang zu seinem Herzen. Wie überflüssig war die Bemühung, einen solchen Fürsten noch durch Grundsätze gefühllos zu machen! Und gleichwohl hatte Eblis nichts Angelegeners, als ihm seine Untertanen bei jeder Gelegenheit in dem verhaßtesten Lichte zu zeigen.

›Das Volk‹, sagte Eblis zum Sultan seinem Herrn, ›ist ein vielköpfiges Tier, welches nur durch Hunger und Streiche gebändiget werden kann. Es wäre Unsinn, seine Liebe durch Wohltaten gewinnen zu wollen. Tausend Beispiele von schwachen Fürsten, welche die Opfer einer allzu milden Gemütsart geworden sind, beweisen diese Wahrheit. Das Volk sieht alles Gute was man ihm erweist für Schuldigkeit an, erwartet immer noch mehr als man zu seinem Besten tut, und hält sich von aller Pflicht der Dankbarkeit losgezählt, sobald es sich in seinen ausschweifenden Erwartungen betrogen sieht. Mit Widerwillen trägt es die Fesseln der Abhänglichkeit; unbeständig in seinen Neigungen, willkürlich in seinen Urteilen, und immer mit dem Gegenwärtigen unzufrieden, dürstet es nach Neuerungen; Unfälle, welche seinen Gebietern zustoßen, sind ihm fröhliche Begebenheiten; und wiewohl es selbst unter allgemeiner Not am meisten leidet, sehnt es sich dennoch nach öffentlichem Unglück, um Gelegenheit zu haben zu murren, und seine Vorsteher mit Vorwürfen zu überhäufen. Wenn eine Gottheit vom Himmel stiege, die Menschen zu beherrschen, sie würde nicht frei von ihrem Tadel bleiben. Der schlechteste unter ihnen hält sich für gut genug die Welt zu regieren, und eben darum weil der Pöbel nichts weiß, glaubt er alles besser zu wissen als seine Obern. Vergebens würd es sein, für die Glückseligkeit dieser Unersättlichen zu arbeiten: man müßte einen jeden von ihnen zu einem Sultan machen können, um ihn zufrieden zu stellen; sie bleiben mißvergnügt so lange noch etwas zu wünschen übrig ist. Nichts ist gefährlicher als sie mit dem Überfluß und den Wollüsten bekannt zu machen; es würde weniger Gefahr sein einen schlafenden Löwen, als die Begierlichkeit dieser Leute aufzuwecken. Sie mit seidenen Banden oder Blumenketten binden zu wollen, wäre eben so viel als eine Hyäne mit Spinneweben zu fesseln. Nichts als die eiserne Notwendigkeit, und die Verzweiflung ihre Ketten jemals zerreißen zu können, ist vermögend sie in ihren Schranken zu halten; und, gleich andern wilden Tieren, müssen sie ausgemergelt werden und den Stock immer über ihrem Rücken schweben sehen, um einen Gebieter dulden zu lernen.‹«

»Danischmend«, sagte der Sultan, »ich gestehe, die Abschilderung, die uns Eblis von dem Volke macht, ist nicht geschmeichelt; aber es ist Wahrheit darin. Ich denke ungern an die Folgen, welche sich daraus ziehen lassen: und gleichwohl würd es, wie Eblis sagt, gefährlich sein, sich selbst in einer so wichtigen Sache täuschen zu wollen.«

»Gnädigster Herr«, versetzte der Philosoph, »ich weiß nicht ob mich meine Gutherzigkeit verhindert hat, den Menschen, den ich seit mehr als fünfundzwanzig Jahren studiere, so zu sehen wie er ist. Es mag wohl zu viel Rosenfarbe in meiner Phantasie herrschen. Aber, wie dem auch sein mag, ich kann mich unmöglich überwinden, die Menschen für so bösartig anzusehen, als sie in der Theorie dieses Eblis sind. Wenn die Erfahrung für ihn zu reden scheint, so spricht sie nicht weniger für mich. Kennen wir nicht kleine Völker, welche im Schoße der Freiheit und der einfältigen Mäßigung glücklich sind? Vergleichen wir einmal diese Völker mit denjenigen, welche unter den Bedrückungen der willkürlichen Gewalt einer harten Regierung schmachten! Der erste Anblick wird uns sogleich einen starken Unterschied bemerken lassen. Jene zeigen uns ein gesundes, vergnügtes, fröhliches Ansehen. Ihre Wohnungen sind weder weitläufig noch prächtig; aber auch die ärmste ihrer Hütten sieht einer Wohnung von Menschen, nicht einem Schlupfwinkel wilder Tiere gleich. Sie sind schlecht gekleidet; aber sie sind doch vor Frost und Nässe beschützt. Ihre Nahrung ist eben so einfältig; aber man sieht ihnen wenigstens des Abends an daß sie zu Mittage gegessen haben. Diese schleichen, als lebende Bilder des Elends, mit gesenkten Häuptern umher, und heften aus hohlen Augen gramvolle Blicke auf die Erde, welche sie – nicht für sich und ihre Kinder – bauen müssen. Überall begegnen unserm beleidigten Auge blutlose, ausgehungerte und sieche Körper; – schwermütige, düstre, von Sorgen abgezehrte Gesichter; – alte Leute, welche sich mit Mühe von der Stelle schleppen, um zur Belohnung einer funfzigjährigen schweren Dienstbarkeit das wenige Brot, das ihr vom Mangel eingeschrumpfter Magen noch ertragen kann, dem Mitleiden der Vorübergehenden durch Betteln abzunötigen; – verwahrloste, nackende, krüppelhafte Kinder, oder wimmernde Säuglinge, welche sich anstrengen, einer hungernden Mutter noch die letzten Blutstropfen aus der ausgemergelten Brust zu ziehen. Halb vermoderte Lumpen, die von den dürren Lenden dieser Elenden herab hangen, zeigen wenigstens daß sie den Willen haben ihre Blöße zu decken: aber was wird sie vor der sengenden Sonne, vor Wind und Regen und Kälte decken? Ihre armseligen aus Kot und Stroh zusammen geplackten Hütten stehen jedem Anfall der Elemente offen. Hierher kriechen sie, wenn die untergehende Sonne sie von der täglichen Arbeit für gefühllose Gebieter ausgespannt hat, ermüdet zusammen, und schätzen sich noch glücklich, wenn sie so viel Vorrat von einem Brote, welches ihre Herren für ihre Hunde zu schlecht halten würden, übrig finden, als sie vonnöten haben, um nicht hungrig auf einem Lager von faulendem Stroh den letzten Trost des Elenden vergebens herbei zu seufzen.«

»Wie du malst, Danischmend!« – rief der Sultan mit einer auffahrenden Bewegung aus, indem er sich zu verbergen bemühte, wie gerührt er war. »Ich schwöre beim Haupte des Propheten, daß ich, ehe der Mond wieder voll sein wird, wissen will, ob innerhalb der Grenzen meines Gebiets solche Unglückliche leben; und wehe dem Sklaven, dem ich die Sorge für meine Untertanen anvertraut habe, in dessen Bezirk ein Urbild deiner verfluchten Malerei gefunden würde! Es ist mein ganzer Ernst, und zum Beweise davon trag ich das Amt dieser Untersuchung dir selbst auf, Danischmend! Morgen, nach dem ersten Gebete, erwart ich dich in meinem Zimmer, damit wir weiter von der Sache sprechen.«

Was der gutherzige Danischmend dem Sultan gesagt haben mag, um ihm im Namen aller, welche bei dieser Aufwallung seines königlichen Herzens interessiert waren, den demütigsten Dank zu erstatten, wollen wir, um uns nicht zu weit von unserm Wege zu entfernen, der Einbildung des Lesers überlassen.

»Gut«, sagte Schach-Gebal, dessen Hitze sich während der Danksagungsrede des Philosophen wieder merklich abgekühlt hatte, »du weißt meinen Willen! Morgen eine Stunde nach Sonnenaufgang, Danischmend! – Itzt will ich noch die Ausführung deiner Einwendungen gegen die Theorie des Günstlings Eblis hören. Laß sehen, wie du dich aus der Sache ziehen wirst.«

»Ich behauptete« (fuhr Danischmend in seinem Vortrage fort), »daß die Erfahrung, auf welche sich Eblis bezieht, um seine häßlichen Gemälde von der Bösartigkeit des Volkes zu rechtfertigen, wenigstens eben so stark für meine als für seine Meinung rede; und ich stellte zu diesem Ende eine Vergleichung an, zwischen einem Volke, welches unter einer freien, oder wenigstens unter einer milden Regierung glücklich ist, und einem Volke, dem ein Tyrann wie Isfandiar, mit Hülfe eines Günstlings wie Eblis, so mitspielt, wie man es von der Vereinigung harter Grundsätze mit einer unempfindlichen Sinnesart erwarten kann. Wenn der Kontrast zwischen dem Wohlstande des einen und dem Elende des andern beim ersten Anblick in die Augen fällt, so wird uns eine fortgesetzte Aufmerksamkeit keinen geringern Abstand zwischen ihrem sittlichen Charakter entdecken lassen. Das glückliche Volk ist zufrieden mit seinem Zustande; es gewöhnet sich mit Vergnügen an ihn, und ist geneigt zu glauben, daß es keinen bessern gebe. Es segnet den guten Fürsten, unter dessen Gesetzen es in ungekränkter Sicherheit der Früchte seines Fleißes und seiner Mäßigung genießt. Weit entfernt Veränderungen zu wünschen, ist es im Gegenteil bereit, Gut und Leben alle Augenblicke für die gegenwärtige Verfassung, für ein Vaterland, worin es glücklich ist, für einen Fürsten, in welchem es seinen allgemeinen Vater erblickt, aufzuopfern. Das unterdrückte Volk, ich gestehe es, sieht dem Bilde sehr ähnlich, welches Eblis unbilliger Weise von dem Volke überhaupt machte. Aber wie sollt es anders sein können? Sollte sich nicht die Menschheit in Geschöpfen, welche ihre natürliche Gleichheit mit ihren Unterdrückern fühlen, gegen solche Kränkungen empören, deren bloßer Anblick alle Gesetze der Natur, der Religion und des gesellschaftlichen Lebens zur Rache aufruft? Ist es zu verwundern, wenn die Vergleichung ihres Elends mit dem wollüstigen und unbarmherzigen Übermut ihrer Herren sie endlich wütend macht? Oder was kann man anders erwarten, als daß anhaltende Tyrannei, Sorglosigkeit für den Staat, Kaltsinn beim Anblicke der allgemeinen Not, und öffentliche Verspottung derselben durch die übertriebenste Üppigkeit, ein Volk, dessen Geduld erschöpft ist, endlich zur Verzweiflung treiben werde?

›Das Volk‹, sagt Eblis, ›ist launisch in seinen Leidenschaften, undankbar für das Gute, das man ihm erweist, ungestüm und unersättlich in seinen Forderungen; es ist neidisch über die Vorzüge seiner Obern, geneigt alle ihre Maßregeln zu tadeln, ungerecht gegen ihre Tugenden, unbillig gegen ihre Fehler; es sieht sie als seine ärgsten Feinde an, und ergetzt sich an allem, was sie kränken und demütigen kann, als an dem angenehmsten Schauspiele.‹ – Aber sollte wohl jemand die Verwegenheit haben können, zu behaupten, die Menschen seien von Natur so bösartige Geschöpfe? Wer macht sie dazu? Was für Gewalt muß der Menschheit angetan worden sein, welche grausame und langwierige Mißhandlungen muß sie erlitten haben, bis sie so werden konnte, wie Eblis sie schildert! Ist es nicht der Gipfel der Ungerechtigkeit, die Menschen dafür zu bestrafen, daß sie die verkehrten Geschöpfe sind, wozu man sie selbst gemacht hat? Mir deucht, die Unterdrücker der Menschheit haben wohl keine Ursache sich zu beschweren. Die unbegreifliche Geduld, womit die meisten Völker des Erdbodens sich zu allen Zeiten von einer kleinen Anzahl von Isfandiarn und Eblissen haben mißbrauchen lassen, ist der stärkste Beweis der ursprünglichen Mildigkeit der menschlichen Natur. Wenn wir von Empörungen, Bürgerkriegen, und gewaltsamen Staatsveränderungen hören, so können wir allemal mit der größten Wahrscheinlichkeit vermuten, daß unleidliche Beleidigungen den Anlaß dazu gegeben haben.«

»Nicht allemal, mein guter Danischmend«, sagte der Sultan: »dein Eifer für die Sache des Volks macht dich vergessen, wie viele Beispiele die Geschichte des Erdbodens uns zeigt, daß auch gute Fürsten, Fürsten, welche wenigstens einige geringe Fehler mit großen Tugenden vergüteten, Schlachtopfer der unbändigen Herrschsucht eines stolzen Priesters, oder der übermütigen Anmaßungen aufrührerischer Emirn geworden sind.«

»Gleichwohl«, erwiderte Danischmend, »würde sich vielleicht in jedem besondern Falle zeigen lassen, daß die Fürsten, auf welche Ihre Hoheit zu zielen scheinen, durch sehr wesentliche Fehler in der Regierung, durch allzu große Nachsicht gegen die Laster ihrer Günstlinge, durch häufigen Mißbrauch einer willkürlichen Gewalt, durch offenbare Ungerechtigkeiten und ein tyrannisches Verfahren sowohl mit dem Volk als mit den Großen ihres Reiches, sich die unglückliche Ehre zugezogen haben, der Nachwelt zu Trauerspielen Stoff zu geben. Ein König gewinne nur die Zuneigung seiner Untertanen, er verdiene sich den glorreichesten und süßesten aller Titel, den Namen eines Vaters des Volks: so wird er gewiß sein können, in ihrer Liebe zu seiner Regierung und zu seiner Person unerschöpfliche Mittel gegen alle Anschläge und Unternehmungen seiner Feinde zu finden. Ich möchte den Priester oder die Emirn sehen, welche die Verwegenheit hätten, sich an einen Fürsten zu wagen, dem die Herzen aller seiner Untertanen zur Brustwehr dienen!«

Schach-Gebal hatte vermutlich einige geheime Ursachen, warum er nicht von sich erhalten konnte, die Gründe seines Philosophen überzeugend zu finden. Indessen schien er doch zu fühlen, daß er den Streit nicht würde fortsetzen können, ohne seinem Gegner Blößen zu geben, die den Sieg nicht lange unentschieden lassen dürften. Er spielte also das Sicherste, und entließ die Gesellschaft für diesmal, indem er zu der schönen Nurmahal sagte: »In der Tat, es fehlt unserm Freunde Danischmend nichts als etwas mehr Kenntnis der Welt, um (für einen Philosophen) ganz leidlich zu räsonieren. Er hat den Fehler aller dieser Herren, gern von Dingen zu reden die er nicht versteht: aber er spricht doch gut, und dies ist, zum Zeitvertreib, alles was ich von ihm fordre.«

Die Achseln des weisen Danischmend waren im Begriff die Antwort auf dieses unerwartete Lob zu geben, als er sich noch zu rechter Zeit erinnerte, daß es nicht erlaubt sei, über irgend etwas, das ein Sultan sagen kann, die Achseln zu zucken. Er begnügte sich also, wie gewöhnlich, seinen ungelehrigen Kopf gegen den Erdboden zu stoßen, und schlich davon.


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