Ulrich von Lichtenstein
Frauendienst
Ulrich von Lichtenstein

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Elftes Capitel.

Das Stechen an der Plat, zu Clemun, und zur Clause.
Die achte Tagereise bis zu Villach.

Mit Freuden zog ich an den Plat, an einer schönen Stelle sah ich Herrn Reinprecht von Murecke halten, er diente vielen genehmen Weiben und lag darum selten allein. Von guter Seide führte er ein Hemde, weiß wie der Schnee, er führte nicht anders Harnisches als Schild, Helm und Speer, so kam er hergestapft, sein Roß war mit Sammt verdecket. Ich bereitete mich schnell in meine weißen Wappenkleid, ich band den Helm auf und nahm ein weißes großes Speer. Er kam her geleisiret, sein Speer war leuchtend von Gold, das schlug er unter seinen Arm, das meine setzte ich auf mein Diech, er stach sein Speer durch meinen Schild, das von der Tyost nur wenig brach, mein Speer neigte sich nicht, und so erging der Tyost beiderthalb ritterlich. Da gab ich dem reichen Mann ein goldnes Fingerlein, er dankte dafür.

Nun bestand mich Herr Herman von Plintenberg, und drei Wahlen, die ritterlich ritten und nicht fehlten. Jeglichem gab ich ein Fingerlein, ich verstach die vier Speere. Darauf zog ich schöne nach Schetzin, wo ich die Nacht bleiben wollte. Da ward ich wohl empfangen, die Fenster waren voll Frauen, die mich alle grüßten. Ich blieb die Nacht da, und als der Tag erschien, hub ich mich wieder gewappnet auf meine Fahrt.

Vor einem wunniglichen Foreis wartete mein der Graf von Görz mit manchem Manne, zwölfe sah ich unter Helmen, da sprach ich zu den Meinen, ich sehe hie Ritter, die Tyostirens begehren. Gleich saß ich auf mein Roß und vergaß des Schildes nicht, den Helm band ich zu Haupt und nahm ein Speer in die Hand. Sie rannten gegen, der Graf verstach ein Speer auf meinem Helm, das meine zerbrach an seinem Halse. Sieben Speer wurden da auf mich verstochen, eilf Speere wurden von meiner Hand da ritterlich verschwendet, fünf Ritter verfehlten mich, denen gab ich auch keine Fingerlein.

Ich band meinen Helm ab. Indeß erhub sich auf dem Felde hier und da mancher Tyost, der Graf von Görz stach einem Ritter seinen Helm ab, ein schönerer Tyost konnte nicht gesehen werden, denn der Ritter blieb kaum sitzen. Wohl hundert Ritter hatten da ritterliche Arbeit, um die Weib und um ihre Ehre.

Die Ritterschaft zerließ sich nun, und sie zogen mit mir an dem Tage bis zu Sanct Ulrich, da wollte ich mein Gemach haben. Am andern Morgen wappnete ich mich schnell und zog mit weißen Speeren auf das Feld: einer war unter den Rittern, von dem hatte ich vernommen, daß er Kleinod von Frauen mit sich gebracht habe, der hieß Herr Otto von Spengenberg, der zog mir nach wohl geziemiret, sein Ziemir gab lichten Schein, um seinen Helm führte er ein Risen. Wir führten beide starke Speer, da wurde der Puneis lang gemacht, denn er wollte mich fällen, ich dachte auch: ich will diesen Mann so treffen, ob er kann sitzen bleiben. Er trieb mit Sprüngen eilig gegen mich, sein Speer war gesenkt, ich warf mein Roß etwas von ihm zurücke, weil ich im Sinn hatte, den Mann zu fällen, dann trieb ich wieder auf ihn, und mein Tyost blieb an seinem Halse, wovon der hochgemuthe Mann beinah einen Fall hätte nehmen müssen: er verstach auf mir ein großes Speer, und von unser beider Speere Krachen sah man die Splittern hoch auffliegen, Zaum und Stegereif entwischte ihm, er faßte den Sattelbogen, dabei richtete er sich wieder auf, sonst wäre er nieder gefallen.

Mit ihm stach ich selbst sechst, daß nie ein Fehler geschah, ich gab ihnen allen Fingerlein, band meinen Helm ab und zog gegen Clemun. Da hatte sich ein Ritter schön gegen mich auf den Plan in einem wonniglichen Gezelt gelegt, der war Herr Mathie genannt, auf Ehre stund sein Sinn: er hatte eine minnigliche Magd gegen mich geschickt, die führte in ihrer Hand ein Speer, ritt ein schönes Pferd und trug sehr gut Gewand. Die Schöne sprach aus rothem Munde: Gott, willkommen Königinne Venus, Herr Mathie hat Euch durch mich entboten, daß Ihr, Frau, ihm auch ohne Streit willkommen seid, denn er sieht Euch von Herzen gerne, er hat Euch durch mich dieß Speer gesandt, daß Ihr es auf ihn verstechen sollt, das hieß er Euch durch mich viel züchtiglichen bitten, nun nehmt es, so lieb Euch alle Frauen sein.

Ich nahm das Speer williglich, dankte der Botschaft und hieß die minnigliche Magd sagen, ich wäre bereit, alles zu thun, was sie mir gesagt. Die Magd dankte und ritt in hohem Muthe von dann.

Da wappnete ich mich und band den Helm zu Haupt, ich nahm Speer und Schild, da kam auch der Ehrengehrende über den Anger gestapft, er führte an seinem Speer ein gutes Risen und ein Schapel auf seinem Helm, das von Gold und Perlen lichten Schein gab, er mochte der wohl zu Diensten leben, die ihm das Kleinod geschenkt hatte. Wir waren jetzt so nahe gekommen, daß es Zeit war zum Buneiz, jeder befließ sich, daß er schöne geritten käme und nicht fehlte, wir trieben nun mit den Sporen zusammen, und die Speere blieben nicht ganz; es geschah ein schöner Tyost, ich stach ihm den Helm vom Haupte, und die Risen an seinem Speer vorn blieb in meinem Schilde, sein Tyost bohrte mir weite Lücken oben, wo des Schildes Rand mir deckte das linke Achselbein.

Sein Helm war ihm schnell aufgehoben, und ich sah noch sechs Ritter geziemirt gegen mich traben, jeglicher führte ein Speer, die wurden von mir angerannt, ich vermißte keinen, ihrer trafen mich aber nur viere. Die zween, die mein da vermißten, waren traurig, der Wirth selb fünfte holte da die Fingerlein. Ich band den Helm vom Haupte und ritt in meine Herberge, wo ich gut Gemach fand.

Am Abend sah man die Ritter mit einem wonniglichen Buhurt kommen, da ward ritterlich geritten vor meiner Herberge, es konnte kein Buhurt schöner sein: da saß ich in einem Fenster und sah die Arbeit der Ritter, ich war wonniglich gekleidet, recht wie eine Königin. Des Buhurts war nun genug, und aus meiner Herberge gab man den Rittern des guten Weines viel, denn nach Arbeit trinkt mancher Mann gern, ich hieß ihnen schenken in Köpfen, in Näpfen und silbernen Schalen, da neigten sie mir alle und fuhren in ihr Gemach.

Da hätte mein Kammerer vier meiner Röcklein zur Wäsche gegeben, das ward eine edle Fraue gewahr, und alsbald sandte mir das schöne Weib ein Röckel, sie gebot der Wäscherin auf ihren Leib, daß sie es verbürge unter meine Röckelein, darin war ein Brief, ein Gürtel und ein Schapel gebunden; so empfing es mein Kammerer, und wurde dessen nicht inne, worüber er nachher Verdruß hatte.

Als der Tag gekommen war, hörte ich Messe, darnach ließ ich mir mein Wappenkleid anlegen, meine Posauner bliesen mit Schalle eine süße Weise, damit thät man den Rittern kund, daß ich bereitet wäre: mancher hochgemuthe Mann wappnete sich, in den Gassen trug man Schilde, Helme und Speere. Da zog ich für die Stadt. Herr Mathie hatte sein Gezelt mir wieder in dem Weg aufgeschlagen, er hielt da vor dem Gezelt schöne geziemirt auf dem Plan, da stapfte ich zu ihm, und er nahm sein Roß mit beiden Sporen, da ward ein Tyost so ritterlich und so wonniglich geritten, daß ich nie es schöner habe gesehen, die Schild kluben sich von der Tyost, und hoch flogen die Splittern von den Schäften.

Da waren auch aus der Stadt wohl dreißig Ritter gekommen, da nahm man die Rosse mit Sporen, und mancher schöne Buneiz ward geritten. Da lag das Feld voll Splittern; mit elf Rittern stach ich, auf welche ich neun Speere verstach, zweie verfehlte ich, darauf band ich meinen Helm ab. Sieben Fingerlein gab ich dahin, die sie wohl verdient hatten, die vier, deren Speer ganz blieben an dem Tage, waren zornig, daß sie mein verfehlt hatten.

So zog ich von Clemun, und mancher Ritter nahm Urlaub von mir mit höflichen Sitten, nur drei ritten mit mir, das war von Liunz Herr Heinrich und zwei Wahlen, deren Nahmen ich nicht kenne, es waren aber zwei biedre Mann.

Zur Clause hätte ich zu Nacht mein Gemach. Am andern Morgen stach ich mit dem von Liunz ritterlich, er und seine Gesellen verdienten drei Fingerlein, das geschah ohne Fehlen.

An dem Tage zog ich bis zum Thor. Dort fand ich keine Ritterschaft, denn der werthe Fürst von Kärnthenland gewann mit seinem Heer in dieser Nacht ein Haus, Golberg, das hieß er ganz zerbrechen.

Am andern Morgen hub ich mich früh von dem Thor, da hatte sich auch der Fürst von Kärnthen schon auf einen grünen Anger gelegt, er lag des Imbiß wegen da, was er immer gern auf dem Grase pflog. Bei ihm lagen wohl hundert Ritter. Da ich ihn so vor mir liegen sah, sagte ich aus hohem Muthe: ich sehe dort Ritterschaft gegen mich liegen, deß bin ich von Herzen froh. Da hieß ich meine Posauner blasen, ihr Blasen erscholl laut und süße. Da der Herzog und die Seinen den Schall von den Posaunen erhörten, sprachen sie: wer zieht da zu uns? Man sagte: die Königin fährt daher, wie ihr ihre Briefe habt gehört. Sie sprachen: die sei willkommen, wir sollen sie hie schöne empfangen.

Der Fürst und seine Gesellen hießen mich willkommen sein, sie riefen: Buge waz primi gralva venus! Sie hießen mich fragen, ob ich tyostiren wolle, ich sprach Ja. Da wappnete sich mancher biedre Mann, und fünfzig waren bald in ihren Harnischen, die alle tyostiren wollten. Der zuerst gegen mich kam, war ein biedrer Mann, er hieß der schöne Herman von Osterwitz, seine Tapferkeit war weit erkannt. Wir beide ritten einen schönen Tyost; weicha. weich! rief man dort und hie: man sah die Speer auf beiden Helmen brechen, und das Feuer sprang aus den Helmen. Man gab mir ein ander Speer, und mein Herr Chol von Finkenstein kam gegen mich, der konnte wohl tyostiren, denn er verstach einen Speer an meinem Helm, das meine zerbrach an seinem Schild.

Fünfzehn Speer wurden da auf mich verstochen, ich verstach achtzehn Speer, worauf ich meinen Helm abband. Ich gab denen funfzehn Fingerlein, die sie verdient hatten, worauf ich mit Freuden nach Villach zog, durch das Rasttal. Der Fürst aus Kärnthenland zog mit mir, und zu Villach ward mancher Speer verstochen.


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