Ludwig Thoma
Satiren
Ludwig Thoma

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Friedrich Wilhelm Käsebier an Frau Auguste Krause in Berlin NW, Lessingstraße.

Florenz, 27. Februar.

Liebe Juste!

Du hast wohln Keber gehabt, dass du meiner Droomsuse ihre ganze Brillantinenausstattung geschickt hast, und wenn se dir auch telegrafisch darum gebeten hat, denn hättest du doch bei mir anfragen können, ob sie nich 'n bisschen schwach im Koppe jeworden ist. Und ich hätte dir dann schon uffgeklärt.

Seit ein paar Tagen war sie reineweg voller Grandezza, ich war ihr schon zu jemischt und sie quasselte bloß mehr von Strozzi und Orsini und Einladungen und Gesellschaften und habte sich so und tat sich dicke, als wenn sie 'ne geborne Hohenzollern wäre und mal ein bisschen die italienischen Fürstens bemuttern müsste. Na, ich dachte mir, sie war ja immer nich janz unwohl und hat mal wieder 'n jroßen Traller, aber das dicke Ende kam nach und wäre nachgekommen, wenn nich gerade noch die Polizei Vorsehung gespielt hätte.

Gestern ufn Abend geht in unserm Hotel ein Mordsradau los, denn im Zimmer von 'ner Amerikanerin war 'ne Tasche mit Schmuck un Jeld jemaust worden und er kam gerade dazu, wie der Kerl aus dem Zimmer flitzte, und nu scheste er los, ein, zwei Treppen runter, den Korridor lang und rin ins Klosett, aber mein Amerikaner immer hinterher, und wie er'n hatte im Doppelnull, schreit er nach Kellner und Hausknecht und denn is auch gleich das halbe Hotel vor dem Geheimkabinett, und wie sie die Türe aufbrechen wollen, kommt der Kerl heraus, als wenn nischt wäre, und wer is es? Der elegante, todschicke verflossene Attaché, Conte Bonciani! Hat sich aber was mit dem Conte weil ihn die Polizei schon kannte, und er is bloß von der serbischen Hautevolee, 'n geprüfter und approbierter Hoteldieb aus Belgrad, so 'n Petrowitsch Gregorowitsch Lumpowitsch.

Er hatte doch die liebe Mathilde so schön betimpelt, und wenn er man bloß bis heute hätte warten wollen, denn konnte er mit Brillanten beladen abschwimmen und deine seelensgute Schwägerin hätte keinen Ton gesagt, weil se doch viel zu vornehm is und von wejen der hohen Verwandtschaft, die der Mussiö Lumpowitsch mit die Orsinis hat.

Nee! Ich denke, der Affe laust mir, wie sie mir im ersten Schrecken das Geständnis machte, dass sie heute bei Fürstens Tee schlabbern wollte und sich den Schmuck bestellte, den ihr det Aas dann geklaut hätte.

Ich habe ihr aber 'n Licht uffjesteckt. Mathilde, sagte ich, so Leute wie dein verewigter Conte sind Menschenkenner und nun kannst du dir an die Finger abklawieren, warum er gerade dir seine Vornehmigkeit präsentiert hat. Der kennt dem lieben Jott sein Reitpferd und weiß Bescheid und so was kommt immer von so was.

Nun tu mir den einzigsten Gefallen, Auguste, und schicke uns nicht 'n ganzen Möbelwagen nach, wenn wir vielleicht noch näher mit dem italienischen Adel bekannt werden, und grüße mir deinen Karl, der sich 'n Ast lachen wird.

Herzlich

dein Bruder Fritze.


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